In diesem Dorf

Art.Z.

Mitglied
In diesem Dorf

In diesem Dorf mit drei Millionen Seelen
ist man so gut vernetzt – gefesselt schon.
Die Augen ruhen auf versiegten Quellen
und Füße fühlen bebenden Beton.

Die Hunde bellen nicht und beißen aus Gewohnheit
in Kaviar – so schwarz und salzig wie das Meer.
Kein Zwerg muss sich hier strecken und bekommt gleich
die höchsten, reifsten Früchte mit Gewähr.

An Überfluss verschlucken sich die Armen
und tarnen dies mit Tüchern aus Flanell.
Im Winter liegen Herzen stets im Warmen,

doch missen frische Brisen schnell.
Am Rand das Paradies im Strebergarten –
das Glück, mit dem man sich zufriedenstellt.
 
F

Fettauge

Gast
Lieber Art Z.,

ja, solche Gegenden kenne ich auch, aber nur als unbefugter, scharfbeäugter Passant. Der deutsche Spieß, wie man ihn sich als Durchschnitts-Hochhausbewohner aus der Stadt so vorstellt, dein Thema insonderheit die bellenden Viecher, die aber das ganze Elend der "feinen Leute" offenlegen.

Im großen und ganzen thematisch gut getroffen, mir fehlt aber noch ein bisschen Schärfe. Zu bemängeln wären aber die Reimwörter im ersten Quartett: Seelen - Quellen, klappt nicht durch die unterschiedlich langen Vokale.

Besonders im Sonett würde ich auch darauf achten, dass die Kadenzen zumindest der beiden Quartette übereinstimmen, also nicht, wie du es gemacht hast, im 1. Quartett weibliche, im 2. Quartett männliche Kadenzen.

Dein "Strebergarten" hat was, herrlich!

Liebe Grüße, Fettauge
 



 
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