In eigener Mission auf See 4. Teil

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Sonja59

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In eigener Mission auf See
4. Teil

28
Jeder der Männer verbrachte die viereinhalb Stunden Flug auf seine Weise. Der eine hörte Musik, der andere sah den angebotenen Videofilm oder las, die meisten jedoch nutzten die Zeit, um sich auszuruhen und versuchten zu schlafen.
Romana sah aus dem kleinen Flugzeugfenster, wo es zunehmend heller wurde. Wolken türmten sich auf wie schneebedeckte Bergkuppen. Sterne funkelten in der Ferne, ihre Geheimnisse vor ihr verbergend. Allmählich tauchte die Sonne am Horizont auf. Sie schien aus dem Nichts zu entstehen und sendete ihre leuchtend hellen Strahlen aus. Ein neuer Tag war soeben geboren.
Nach einer Weile winkte sie eine Flugbegleiterin zu sich und flüsterte ihr etwas ins zu.
Die Frau lächelte freundlich. „Einen Moment bitte, ich sehe mal, was ich da machen kann“, sagte sie und ging Richtung Cockpit. Kurze Zeit später kam sie zurück und winkte Romana zu sich.
Vorsichtig, um Steffen nicht zu wecken, der zu schlafen schien, stand sie auf, schlängelte sich aus der engen Sitzreihe und folgte ihr den Gang entlang nach vorn. Was sie nicht wusste, war, dass neun Augenpaare sie wachsam begleiteten.
Nachdem sie ins Cockpit der Boeing 737–800 eingetreten war und sich die Tür hinter ihr wieder schloss, begrüßte sie den Piloten und Co-Piloten mit einem freundlichen „Hallo“.
Der Pilot drehte sich ihr zu. „Willkommen an Bord. Setzen Sie sich doch, Frau Doktor. Schön, dass Sie auf diesem Flug unser Gast sind.“
Romana nahm auf dem Klappsitz hinter dem Piloten Platz. „Danke, Michael“, sagte sie kurz.
Michael Krüttner stellte sie seinem Co-Piloten als Frau Doktor Veit vor, die vor zwei Jahren seinem damaligen Co-Piloten, nach einem Herzinfarkt während des Fluges, das Leben gerettet hatte. So erklärte er gleich mit, warum er sie, entgegen der strengen Sicherheitsbestimmung, ins Cockpit gelassen hatte.
„Entschuldigen Sie bitte die Störung“, sagte Romana, um Verzeihung bittend. „Und danke, dass Sie mir, trotz des strikten Verbots, erlaubt haben, herzukommen. Sie fliegen Hurghada bei der Landung wegen des stetigen Nordwindes immer aus Süden an. Und dafür fliegen Sie doch eine weite Kehre über das Meer. Stimmt’s?“, fragte sie vorsichtig.
„Meistens, aber nicht immer. Manchmal werden wir auch über die Berge der arabische Wüste geleitet“, gab der Co-Pilot bereitwillig Auskunft.
„Ich hoffe, Sie bekommen dieses Mal die Anweisung, übers Meer die Kurve zu ziehen“, antwortete Romana. „Denn auch deshalb bin ich zu Ihnen ins Cockpit gekommen.“
„Warum? Was wollen Sie denn sehen, Frau Doktor?“, fragte der Pilot neugierig.
„Vielleicht kann ich den Standort meines Forschungsschiffes in der Nähe der Riffe entdecken. Hinten an den kleinen Fenstern hat man nicht so einen guten Ausblick. Schon gar nicht, wenn man auf der anderen Seite sitzt. Und ansonsten reizt mich auch der Anblick der Stadt und der beleuchteten Landebahn“, antwortete sie.
Nach ein paar Sätzen mit dem Fluglotsen vom Hurghada-Tower auf Englisch wandte sich der Pilot wieder an die schöne Frau: „Sie haben Glück, Frau Doktor, wir werden Hurghada, da noch einige Maschinen vor uns landen müssen, in einer ziemlich weiten und niedrigen Schleife übers Meer anfliegen. Also halten Sie Ausschau nach Ihrem Schiff.“
Kurz darauf informierte der Co-Pilot die Fluggäste, erst auf Deutsch, dann auf Englisch, über das beginnende Landemanöver. Der Pilot steuerte das Flugzeug schräg aufs Meer hinaus und flog eine weit ausholende Schleife in der ihm zugewiesenen Flughöhe.
„Ich danke Ihnen, Michael.“ Romana trat an die Konsole, die sich zwischen den Pilotensitzen befand, heran. Sie hielt sich an deren Lehnen fest, während sie ihren Blick über die Wasseroberfläche des Roten Meers von einem weißen Punkt zum nächsten schweifen ließ, um die Blue Sea ausmachen zu können. Noch waren nicht allzu viele Schiffe unterwegs, denn die Touristentaucherboote würden erst später aus ihren kleinen Häfen auslaufen.
Kurz, bevor der Pilot und Co-Pilot die Boeing wieder Richtung Wüste zur Landebahn lenkten, entdeckte sie die >Blue Sea< mit ihren typischen Aufbauten.Voller Freude zeigte sie darauf. „Da ist sie. Können Sie das Schiff sehen?“
„Ja Frau Doktor, wir sehen es, doch Sie müssen sich nun bitte wieder hinsetzen und anschnallen“, wies sie der Co-Pilot an, half ihr beim Anlegen des Fünfpunktsicherheitsgurtes und erklärte: „Wir befinden uns jetzt im direkten Landeanflug.“
Romana genoss den Blick auf das näherkommende Rollfeld und den präzisen Landeanflug. Sie beobachtete interessiert die hektisch erscheinende Betriebsamkeit der beiden Piloten, die nun ständig mit dem Tower in Verbindung standen.
Nach der Landung bedankte sie sich bei Michael und seinem Kollegen und verabschiedete sich herzlich von ihnen. Als sie aus dem Cockpit zurückkam, drängten schon die ersten Passagiere dem Ausstieg zu, obwohl die Anschnallzeichen bisher nicht erloschen waren. Sie kämpfte sich, wie gegen einen reißenden Strom schwimmend, an ihren Platz zurück.
„Wo warst du?“, wollte Ralf wissen.
Auch die anderen interessiert das wohl brennend, dachte Romana, als sie in deren Gesichter sah. „Ich war nur mal vorn im Cockpit, wo sollte ich denn sonst schon gewesen sein“, sagte sie, als wäre es die normalste Sache der Welt. „Ich weiß, wo sich genau jetzt, zu dieser Minute, die >Blue Sea< befindet. Ich habe sie gesehen. Sie macht derzeit keine Fahrt, sondern liegt vor Anker.“
„Da marschiert die Frau einfach mal so ins Cockpit und bleibt über eine halbe Stunde bis nach der Landung dort, obwohl die Sicherheitsbestimmungen das, seit den Ereignissen des 11. Septembers, strengstens verbietet“, stellte Uwe fest. „Und ihr seid noch immer der Meinung, dass diese Person nicht unheimlich ist?“, fragte er seine Freunde mit dem Anflug eines Lächelns. Doch er erntete als Antwort nur Kopfnüsse von allen Seiten.


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Als sie die Gangway betraten und die Stufen hinunterstiegen, drehte sich Romana noch einmal um und winkte in Richtung Cockpit. Eine Hand schob sich durch eine kleine Fensteröffnung an der Seite und winkte zurück. Durch die dicken Scheiben zeichnete sich für alle sichtbar ein freundliches Gesicht ab.
„Ein guter Freund?“, wollte Steffen wissen.
„Nein, eher eine flüchtige Bekanntschaft“, gab Romana, noch immer winkend, zurück. „Ich denke, er war gerade der richtige Mann, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich bin schon einmal mit ihm geflogen und konnte hilfreich sein. Nun hat er uns geholfen, ohne es zu wissen“, fügte sie nachdenklich hinzu.
Sie bestiegen gemeinsam mit den anderen den Bus, der sie zum Flughafengebäude brachte.
Sie nutzten die Zeit, während sich die meisten Passagiere an der Zollkontrolle anstellten und gingen zu unterschiedlichen Bankschaltern, um Euro in ägyptische Pfund zu tauschen. Schließlich hatte kaum einer von ihnen Sommersachen, geschweige denn eine Badehose im Gepäck.
Romana und Ralf kamen auch hier unbeschadet durch die Kontrollen. Bei ihr war es Glück, weil sie ihr Gepäck nicht gründlich durchleuchteten und kontrollierten.
Gleich nach der Zollkontrolle legte Ralf die Armschlaufe zur Entlastung der Schulter wieder um.
Als sie aus dem Flughafengebäude traten, empfingen sie sowohl Sonnenschein und ein kühler Wind aus Norden, der den Sand aufpeitschte. Nach einer kurzen Busfahrt erreichten sie endlich das Hotel und richteten sich in ihren Zimmern ein, die sie jeweils zu dritt belegten. Nur Romana bekam ein Doppelzimmer für sich allein.
Wie zuvor vereinbart, trafen sie sich zum späten Frühstück im Speisesaal des Hotels, wo Steffen einzelne Aufgaben vergab. „Zuerst einmal“, begann er. „Romy, du warst die ganze Nacht wach. Ich bitte dich aber trotzdem, dass du Falko die derzeitige Position der >Blue Sea< auf der Karte zeigst und dich dann noch um Ralf kümmerst.“
Romana nickte.
„Du und Ralf, ihr könnt euch danach noch einmal aufs Ohr legen.“ Dann gab er Instruktionen für die anderen der kleinen Gruppe.
Uwe und Rainer sollten schon voraus zu Sebastians Tauchbasis fahren, um alles mit ihm abzusprechen. Dabei sollten sie unbedingt an den Kompressor und das Aggregat denken und nachsehen, ob sich alles Nötige auf dem Boot befand, was sie brauchen würden.
Claus und Thomas sollten für ordentliche Kleidung sowie genügend Lebensmittel und Getränke für ein paar Tage an Bord sorgen.
Falko und Pitt bekamen den Auftrag, sich darum zu kümmern, dass es sowohl über als auch unter Wasser eine gute Kommunikation zwischen den einzelnen Mitgliedern ihrer Gruppe gab.
Jens und er würden sich nach einem geeigneten fahrbaren Untersatz umsehen, sodass Sebastian sie nicht alle extra vom Hotel abholen lassen musste.
Damit waren die Arbeiten und Aufgaben für diesen Tag verteilt. Am späten Nachmittag würden sie sich hier zum Abendessen wiedertreffen.
Romana ging kurz mit auf Falkos Zimmer und zeigte ihm auf der Karte, wo sie die >Blue Sea< vom Cockpit aus entdeckt hatte.
Er machte ein Kreuz an diese Stelle. „Ich hoffe nur, dass wir sie da noch vorfinden, wenn wir dorthin aufbrechen und sie nicht ihren Standort geändert hat“, meinte Falko. „Denn dort wäre es wirklich ideal. Wir könnten in diesem Gebiet gut unsere Tarnung als normales Touristentaucherboot aufrechterhalten und ungehindert agieren.“
Das hoffte auch Romana. Sie verabschiedete sich und ging kurz in ihr Zimmer, um die Arzttasche zu holen. Damit steuerte sie auf die danebenliegende Zimmertür zu und klopfte an. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat sie ein. Ralf saß auf dem Bett und war dabei, sich sein Sweatshirt auszuziehen.
Er lächelte ihr entgegen. „Na? Müde, Kleines?“, sorgte er sich.
„Ja, eigentlich schon“, gab sie zu. „Aber nun zeig erst einmal, wie du die lange Reise überstanden hast.“ Während sie den Verband entfernte, fragte sie ihn, ob er noch Schmerzen hätte. Ralf konnte das ehrlich verneinen. Sie besah sich die Wunden und war zufrieden mit dem, was sie sah. Als sie ihn erneut verband, meinte sie: „Noch ein paar Tage und du kannst wieder Bäume ausreißen.“
„Oder dir die Sterne vom Himmel holen“, ergänzte er und nahm sie in den Arm. „Romy, du bist todmüde. Lege dich doch gleich hier zu mir und schlafe etwas.“ Er lehnte sich zurück und hielt sie sanft im Arm.
„Und was ist, wenn die anderen hereinkommen?“, fragte sie unsicher.
„Ach was, die sind doch noch unterwegs. Außerdem, was ist schon dabei. Hauptsache, du bekommst endlich eine Mütze voll Schlaf.“
„Okay, aber vorher wische ich dir erst noch das Make-up vom Gesicht und danach versorge ich noch die Platzwunde, die gut zu heilen scheint“, sagte sie und rappelte sich wieder auf. Nach getaner Arbeit legten sie sich müde aufs Bett. Sie fühlte sich wohl und geborgen an seiner Seite, sodass sie schnell einschlief. Ralf deckte sie behutsam, um sie nicht zu wecken, mit einer dünnen Decke zu und schlief mit ihr im Arm ein.

Jens und Steffen kamen als erste zum Hotel zurück. Sie hatten sich einen Toyota-Kleinbus mieten können, wie sie in Ägypten zu Tausenden auf den Straßen unterwegs waren, und stellten ihn vor dem Hotel ab. Schnell liefen sie in die zweite Etage, wo Falko und Pitt dabei waren die Geräte wegzupacken.
„Und, wie sieht es bei euch aus?“, fragte Steffen, kaum, dass er mit Jens das Zimmer betreten hatte.
„Wir haben die Morgans, die Rainer mitgebracht hat, etwas für unsere Zwecke modifiziert. Und die Geräte und Antennen, die wir für eine Satellitenverbindung benötigen, schon getestet und so verstaut, dass wir alles auf einem Haufen haben“, antwortete Falko und zeigte auf die zwei großen Taschen. „Romy konnte uns zeigen, wo sie die >Blue Sea< vom Cockpit aus gesehen hat.“
„Wenn das Schiff dort bliebe, bis wir eintreffen, hätten wir es leichter ranzukommen“, fügte Pitt hinzu.
Steffen und Jens ließen sich die Stelle, die sie angegeben hatte, auf der Karte zeigen und nickten zufrieden.
„Die Kleine ist wirklich gut“, meinte Falko, als Jens und Steffen gerade wieder gehen wollten.
„Ja, ich glaube auch, dass sie unser Team prächtig ergänzt“, gab Jens zu, bevor die beiden Freunde weiter zu ihrem Zimmer gingen. Als sie die Tür des Hotelzimmers öffneten, das sie sich mit Ralf teilten, blieben sie im Türrahmen stehen und grinsten sich an. Denn Ralf und Romana lagen schlafend eng nebeneinander für quer auf dem Doppelbett.
„Und die beiden wollen uns weismachen, dass sie nur gute Freunde und nicht mehr sind“, flüsterte Jens grinsend.
Steffen antwortete ihm ebenso leise, doch ernster: „Ich denke eher, sie sind so naiv und glauben das wirklich.“
Fragend sah Jens seinen Freund an.
„Na ja, weil keiner von ihnen sich selbst, geschweige denn dem anderen gegenüber mehr eingestehen würde. Für gewöhnlich sehen so etwas Außenstehende eh immer eher, als die Betroffenen selbst“, gab Steffen flüsternd zurück.
„In dem Fall sind sie wirklich mehr als nur naiv, so viele Jahre, wie sie sich schon kennen“, meinte Jens.
„Das kann man nicht so sagen. Sie hatten sich doch wieder lange nicht mehr gesehen“, erwiderte Steffen und betrachtete die beiden Schlafenden. „Wer weiß, vielleicht finden sie ja nun besser zueinander und wir erleben noch ein kleines, gut ausgehendes Märchen von den Königskindern“, fügte er in Gedanken versunken hinzu. Er schwieg eine Weile. „Wobei … das im Moment nicht so günstig wäre, denn wir alle, auch die beiden, brauchen einen absolut freien und kühlen Kopf, wenn wir hier wieder heil rauskommen wollen.“
Jens trat ans Bett und versuchte, Ralf vorsichtig zu wecken, damit er nicht aufschreckte und dadurch Romana munter wurde. Denn er war der Meinung, dass sie noch etwas Schlaf nötig hatte, nachdem sie sich die Nacht im Flieger um die Ohren geschlagen hatte, als sie alle, wenn auch mehr schlecht als recht, geschlafen hatten.
Vorsichtig, damit sie nicht aufwachte, zog Ralf seinen Arm unter ihrem Kopf hervor. Er deckte sie noch einmal zu, während sie sich zur Seite drehte. Er griff nach seinem Pulli, der über der Stuhllehne hing, und leise schlichen sich die drei, keine Minute zu spät, aus dem Raum. Denn, kaum auf dem Weg zu Falko und Pitts Zimmer, das eine Etage tiefer lag, klingelte Steffens Handy. Er schaute auf die mitgesendete Nummer und erklärte, dass es Uwe sei, und meldete sich. Er lauschte eine Weile, dann beendete er die Verbindung. „Ich denke, die Jungs werden in einer halben Stunde wieder zurück sein. Wir haben ein Problem mit deinem U-Boot, Ralf. Aber gehen wir erst einmal zu Falko und Pitt.“
Wenig später betraten sie das Hotelzimmer, das sich Pitt, Falko und Thomas teilten.
„Was für ein Problem gibt es denn?“, wollte Ralf wissen, kaum, dass er die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte.
„Uwe hat kein transportables Stromaggregat gekriegt. Zumindest keins, was so klein ist, dass es noch mit aufs Boot passt, aber so viel Leistung bringt, um die leeren Akkus deines Tauchboots schnellstmöglich aufzuladen und dabei gleichzeitig auch den Kompressor mit Energie zu versorgen“, erklärte Steffen. „Und den Kompressor benötigen wir dringend, um die Drucklufttanks, für Atemluft und das Tarieren des U-Bootes zu füllen.“
Eine Weile trat Schweigen ein. Alle wussten, dass sie nicht zugunsten eines zusätzlichen Stromaggregates auf den Kompressor verzichten konnten. Und sie wussten auch, dass der Platz auf der hinteren Plattform des Bootes eh beengt sein würde, bei all den Ausrüstungsgegenständen, die sie benötigten, die aber nicht zu sehen sein dürften, sollten sie neugierigen Besuch bekommen.
Während die vier Männer darüber nachdachten und diskutierten, klopfte es an der Tür und Romana trat, noch etwas verschlafen, ein.
„Guten Morgen, Dornröschen“, begrüßte Jens sie und machte ihr auf einem Stuhl Platz. Steffen erklärte ihr das Problem, über das sie sich gerade unterhielten.
Noch immer nicht richtig wach, blinzelte sie in die Runde. „Na ja, dann geht es eben nicht ganz so schnell mit dem Aufladen, ist doch auch nicht so schlimm“, sagte sie.
Alle vier sahen sie verständnislos an. Aber sie lächelte weiter und erklärte den Männern, wie sie es meinte. „Wir bekommen doch von diesem Sebastian sein größtes Boot, wenn ich das richtig verstanden habe. Für gewöhnlich haben diese Boote einen sehr leistungsstarken Fünfzylinder Dieselmotor, der mit seiner Lichtmaschine unter anderem auch die Elektrik auf dem Boot mehr als ausreichend mit Strom versorgt. Soviel ich weiß, ist es meist ein deutsches Fabrikat von MAN oder Mercedes-Benz. Ralfs U-Boot liegt in einer Tiefe von dreißig Metern unter einem zerstörten Riffdach. Sprich, er muss eh vom Boot aus mit Flasche runtertauchen. Am besten gleich mit einem Doppelpack Nitrox-Gemisch. Danach füllen wir die Tanks so weit mit Pressluft, dass es zum Tarieren für die ›Neptun‹ reicht, um sie in einen Schwebezustand zu bringen und zu halten. Ralf würde die Luft aus seinen Flaschen in der Zeit nutzen müssen. Wenn wir dann das Boot in Schlepp nehmen, was wir ja eh vorhaben, und den Kompressor etwas drosseln, könnten wir zusätzlich Energie vom Motor abziehen, um die Akkus des U-Bootes zu laden. Danach, wenn die Akkus voll sind, stellen wir wieder auf die volle Leistung des Kompressors um und füllen die Tanks komplett auf. Damit entsteht für uns ein Zeitverlust von null-Komma-null.“
Alle sahen sie verblüfft an.
„Ja, das könnte klappen“, meinte Ralf nach einigen Berechnungen, die er schnell im Kopf angestellt hatte. „Nur dafür müssten wir noch etwas basteln. Aber das dürfte kein großes Problem geben.“
Und schon diskutierten die Freunde angeregt und jeder brachte seine Idee mit ein.
Noch vor dem zeitig anberaumten Abendessen trafen sich alle im Zimmer von Thomas und Claus, um die neu gekaufte Kleidung abzuholen.
Auch an Romana hatten sie gedacht und ihr zusätzlich zu den wenigen Sachen, die sie eilig bei sich zu Hause gegriffen hatte, etwas mitgebracht. Alles passte zu ihrem großen Erstaunen, wie angegossen und entsprach sogar ihrem Geschmack.
Sie brachten die neue Kleidung in ihre Zimmer und verstauten sie gleich in dem Gepäck, welches sie mit aufs Boot nehmen würden, bevor sie gemeinsam zum Essen gingen.
Nach dem Abendbrot trafen sie sich, als es schon dunkel geworden war, am hoteleigenen, beleuchteten Pool wieder, wo sich kaum noch Hotelgäste aufhielten. Sie staunte nicht schlecht über die muskulösen und athletischen Körper ihrer neuen Freunde, als sie sie, nur mit Badehose bekleidet, sah. Aber auch den Männern blieben ihre Körperformen unter dem eng anliegenden, schwarzen Badeanzug nicht verborgen. Doch keiner von ihnen ließ sich davon etwas anmerken, selbst Uwe hielt sich mit einem Kommentar zurück, als die strengen Blicke seiner Freunde auf ihn ruhten.
Romana sprang mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser und zog ihre Bahnen im Wechsel in unterschiedlichen Schwimmstilen.
Nacheinander tauchten auch die Männer in den Pool ein, um sich nach dem langen Tag zu erfrischen. Nur Ralf saß im T-Shirt da und sah den anderen neidisch zu.
Fremde, die diese Gruppe von ihrem Balkon aus beobachteten, glaubten, es seien junge Leute, gute Sportler und Freunde, die sich am Abend noch etwas im Pool austobten. Kaum einer bemerkte die ernsten und konzentrierten Gespräche der Männer am Beckenrand, bis diese dann wieder einige Bahnen schwimmend durchs Wasser zogen oder eine längere Strecke mit angehaltener Luft tauchten.
Nach dieser Erfrischung gingen sie auf ihre Zimmer und trafen sich dann in ihrer neuen, leichten Kleidung in der Strandbar des Hotels wieder.
Steffen hatte bereits für sie eine gemütliche Ecke reservieren lassen. Sie bestellten Getränke und fünf Shishas für die Runde. Immer zwei teilten sich eine der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen des Tabaks. Romana und Ralf bevorzugten das Aroma des Apfels und zogen abwechselnd am Mundstück des Schlauches, der zur Shisha führte. Die aufsteigenden Blasen blubberten leise im Wasser des Glaskörpers. Sie sogen danach den angenehmen Duft des Rauches, der entweichen wollte, nochmals genüsslich durch ihre Nasen ein. Keiner der anwesenden Gäste vermutete etwas anderes als nur zehn gute Freunde, die gemeinsam Urlaub machten.
Wenn vereinzelte Wortfetzen vom leichten Wind zu ihnen herübergetragen wurden, handelten diese vom Tauchen. So schlossen sie daraus, dass es sich wohl um Urlaubstaucher handeln musste. Als die zehnköpfige Gruppe zwei Stunden später wieder aufbrach, schauten viele der jüngeren weiblichen Gäste der Frau inmitten der gut aussehenden Männer neidisch nach.


30
Der Speiseraum des kleinen Hotels war so früh am Morgen noch menschenleer, als sich die zehn Freunde zum Frühstück trafen. Nur langsam kamen vereinzelt Gäste dazu.
Romana hatte bereits an der Rezeption Bescheid gegeben, dass sich entschlossen hätten, an einer Tauchsafari teilzunehmen. Damit sie sich das Personal keine Sorgen machten, wenn sie ein paar Tage abwesend wären. Zur Freude aller sah der Hotelmanager kein Problem darin, sondern wünschte ihnen sogar noch viel Vergnügen.
Gerade, als sie ihr Frühstück beendet hatten, fuhr ein blauer Toyota mit Ladefläche vor. Auf der Kühlerhaube erkannten sie das Logo von Sebastians Tauchbasis.
„Kinder, unser Taxi ist da“, machte Uwe darauf aufmerksam und zeigte durch den verglasten Eingangsbereich raus auf die Straße. Eilig erhoben sie sich, gingen zum wartenden Pick-up und begrüßten freundlich den Fahrer. Sie verstauten einiges von ihrem Gepäck auf der Ladefläche. Zwei stiegen mit in das kleine Fahrerhaus ein und die anderen liefen zu ihrem bereitstehenden Kleinbus, der vor dem Hotel parkte.
Hotelgäste, die noch beim Frühstück saßen, sahen durch die große Fensterfront, wie die beiden Fahrzeuge sich Richtung Norden entfernten. Ein ganz normaler Anblick, sowohl für Tauchtouristen als auch Hotelangestellte.
Nach einer halben Stunde bogen sie von der Hauptstraße auf einen schmalen unbefestigten Weg ab und hielten vor Sebastians Tauchbasis. Schnell luden sie ihr Gepäck, das sie in ihrem Bus verstaut hatten, mit auf die Ladefläche des blauen Toyotas.
Jens fuhr den Kleinbus zum Parkplatz der Basis und stieß kurz darauf wieder zur Gruppe, die bereits vom ehemaligen Kampfgefährten herzlich begrüßt wurde.
„Sebastian hat bei einem Einsatz sein Bein unterhalb des linken Knies verloren und musste deshalb aus dem aktiven Dienst ausscheiden“, erklärte Ralf Romana, während sie Sebastian begrüßte.
„Aber ich habe mir trotzdem meinen Traum erfüllen können und hier meine eigene Tauchbasis aufgemacht, die noch dazu super läuft“, gab der Mann stolz und fröhlich zurück. „Schön, euch alle wiederzusehen, Jungs. Wie ich allerdings von Uwe etwas vage umschrieben erfahren habe, ist es nicht gerade, weil ihr nach mir Sehnsucht hattet oder den Urlaub mit mir gemeinsam beim Tauchen verbringen wollt“, witzelte er. „Übrigens kann ich auch mit diesem Bein wieder hervorragend tauchen“, ergänzte er, und klopfte mit einem Schnorchel, den er in der Hand hielt, gegen die Kunststoffprothese. „Und keine Sorge, ich werde nicht weiter fragen. Je weniger ich weiß, desto sicherer ist es für euch.“ Dann wandte er sich Romana zu. „Sie sind also die berühmte Romy, von der wir schon dachten, sie wären nur eine imaginäre Freundin von Ralf, da er uns ja noch nicht einmal ein Bild von Ihnen zeigte. Sie haben also einen gültigen Bootsführerschein für internationale, See- und Binnengewässer? Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, wenn ich doch erst einmal das Patent von Ihnen sehen möchte.“
„Ja, ich glaube, genau diese Romana bin ich“, antwortete sie verlegen und reichte ihm den kleinen Ausweis. Sie konnte die Vorsicht des Mannes gut verstehen, denn seine Existenz würde davon abhängen, wenn er ihnen sein Boot anvertraute.
Sebastian überflog die Zeilen, nickte zufrieden und gab ihr das Dokument zurück. „Das ist Mustafa, der eigentliche Kapitän der >El Warda<“, stellte er den Ägypter neben sich vor. „Es wäre gut, wenn er Ihnen ein paar Details und Besonderheiten des Bootes erklären könnte. Leider kann er weder deutsch noch englisch. Aber ich stehe Ihnen dann gleich als Dolmetscher zur Verfügung“, bot er sich an.
„Oh, danke“, erwiderte Romana höflich. „Ich denke, ich kann gleich mit Mustafa auf das Boot gehen. Ich verstehe und spreche etwas von dem ägyptischen Arabisch, sodass ich klarkommen dürfte.“
Sebastian taxierte die junge Frau von oben bis unten. Als sie mit seinem Kapitän bereits zu fachsimpeln begann, als sie, zum Liegeplatz der >El Warda< unterwegs waren, wandte er sich an seine Freunde. „Wow, eine tolle Frau. Sie weiß genau, was sie will und sogar, wie sie sich in einem islamischen Land zu kleiden und zu verhalten hat. Ist selten geworden. Sonst wäre Mustafa bestimmt nicht gleich, ohne von mir dafür instruiert zu werden, mit ihr Richtung Hafen losgezogen.“
Romana trug lange, weite Hosen, dazu ein T-Shirt, welches die Schultern und die Oberarme bedeckte. Ihre Haare hatte sie unter einem weißen Tuch versteckt, das sie zu einer Art Turban gebunden hatte, und bei dem Wind entschieden besser als eine Baseballkappe auf dem Kopf hielt. Außerdem schützte sie auf diese Art ihr Haar vor Schädigungen durch die pralle Sonne.
Einen Moment schauten die Männer den beiden noch nach, dann wandte sich Steffen erneut Sebastian zu. „Sag mal, Sebi, hast du vielleicht auch Kreislaufgeräte für uns? Ich denke, es wäre von Vorteil, wenn wir uns nicht unbedingt mit unseren Blubberblasen, die wir so bei anderen mögen, verraten würden.“
Sebastian sah in die Runde und grinste vielsagend. „Klar doch, hab ich. Sind ganz neue CCR 100 ST Submatix Rebreather“, verkündete er, voller Stolz. „Nur, für euch alle werden die nicht reichen.“
„Wieso? Wie viele hast du denn? Und wie viele davon kannst du für uns entbehren?“, wollte Jens wissen.
Sebastian hatte vor kurzen sieben Stück, komplett mit Halcyon-Explorer-Jacketts, erworben und wies seine Freunde darauf hin, dass sie erst am Vortag frisch mit Nitrox, Kalk und Sauerstoff gefüllt wurden, waren. Und, was wohl auch für die Freunde von Belang sein würde, war, dass sie nicht die auffällig weißen oder gelben, sondern dunkelgraue Außenschalen besaßen.
Sie gingen gemeinsam in den großen Equipmentraum der Basis. Sebastian suchte ihnen passende halbtrocken 7 mm Tauchanzüge heraus, welche die Männer gleich anprobierten. Dazu legte er Jacketts, Regler mit erster und zweiter Stufe sowie Oktopus, Zweierkonsole mit Finimeter und Kompass, Schnorchel, Schuhe und Flossen bereit, während sich seine Freunde schon passende Tauchermasken aussuchten. Im Büro erhielten sie außerdem Tauchcomputer und Unterwasserlampen.
„Hier Jungs, damit könnt ihr die Lampen auch an Bord der >El Warda< aufladen“, sagte er und schob zusätzlich die Ladegeräte über den Tresen. „Ich denke, eure Kampflanzen, sprich personengebundene Lieblingsmesserchen, werdet ihr wohl dabeihaben, denn damit kann ich hier leider nicht dienen, außer mit meinem eigenen. Ich hoffe, ich konnte euch auch so etwas helfen. Wenn das auch keine Hightech-Ausrüstung ist, wie ihr sie sonst gewohnt seid. Ist eben nur für Urlaubstaucher gedacht. Ich hätte euch gern mehr geboten“, entschuldigte er sich.
„Nö, Sebi, wir sind dir sehr dankbar dafür. Du weißt gar nicht, wie sehr du uns damit hilfst. Wir kommen damit schon klar“, gab Pitt zur Antwort.
Die Männer verstauten alles in große Tauchtaschen und luden diese auf die für sie bereitstehenden Pick-ups.
In der Zwischenzeit füllte sich die Tauchbasis mehr und mehr mit Tauchtouristen.
„Sagt mal, euer Mädchen braucht wohl nichts?“, fragte Sebastian. „Sie kann wohl nicht tauchen? Aber es reicht ja auch schon, dass ihr sie als Bootsführerin und Ärztin dabei habt.“
„Falsch gedacht, Kumpel, die hat ’nen Dive Master und hat auch noch ein paar Sonderbrevetierungen. Nur war sie so schlau, ihr eigenes Zeug mitzubringen“, klärte Uwe seinen Freund auf, der nun erstaunt guckte und den Kopf anerkennend hin und her wog.
„Ja, Kumpel, so hab ich auch geschaut, als ich das alles erfahren habe“, beruhigter Uwe ihn.
„Sorry Jungs, aber es sieht so aus, als wenn ich hier noch etwas zu tun habe, auch wenn mir meine Tauchlehrer und Angestellten vieles abnehmen. Aber ich bin nun mal der Chef“, entschuldigte sich Sebastian, umarmte seine Freunde herzlich und wünschte ihnen viel Glück. Eindringlich sagte er noch; „Und wenn ihr irgendwelche Probleme habt und ich vielleicht auf irgendeine Weise helfen kann, dann tut euch keinen Zwang an und benutzt den Bordfunk oder euer Handy. Wenn ich helfen kann, ihr wisst das, dann tue ich das auch.“ Zuletzt nannte er die Funkfrequenz, auf der sie ihn erreichen würden, drehte sich um und ging an seine Arbeit.
Die neun Männer hievten die Taschen mit dem Tauchequipment zu den anderen Sachen auf die Ladeflächen der beiden für sie bereitstehenden Pick-ups, die sie in den nahen Hafen brachten, wo ihr Boot neben fünf weiteren, etwas kleineren Schiffen lag.
Die >El Warda< war ein größeres Doppeldeckboot mit Taucherplattform und einer Leiter ins Wasser am Heck, so wie es an der Küste Ägyptens gern genutzt wurde.
Gerade, als sie vom Pick-up gesprungen waren und das Gepäck aufs Boot luden, kamen Romana und Mustafa nacheinander aus der Luke des engen Maschinenraums geklettert. Beide waren in ein Gespräch vertieft. Immer wieder nickte sie und ließ ein „eiyoua“ hören, oder sie schüttelte mit dem Kopf und sagte „la“. Dann verabschiedete sich der Kapitän von ihr, wünschte eine gute Fahrt und „atamannä“, viel Glück. Romana bedankte sich mit „schukran“ und verbeugte sich leicht vor Mustafa, der dies mit einem freundlichen Lächeln und „afran“ beantwortete und sich mit „maas saläme“ verabschiedete. Dann kletterte er von Bord, wartete jedoch am Kai, um zusammen mit seiner kleinen Besatzung beim Losmachen der Leinen zu helfen. Danach würde er ein anderes Boot übernehmen, dessen Kapitän ein paar Tage frei hatte.
„Und, Jungs? Alles bekommen?“, wollte Romana wissen.
„Ja, sieht gut aus“, antwortete ihr Thomas kurz, während er einen Teil seines und Ralfs Gepäck unter eine der seitlichen Sitzbänke schob, auf denen die Pressluftflaschen nebeneinander in Halterungen standen und mit Tauen zusätzlich gesichert waren.
„Wir haben sogar noch sieben Rebreather von Sebi mitbekommen“, ergänzte Steffen.
Die Männer hingen ihre Anzüge auf die dafür vorgesehenen Bügel in der Mitte des Decks, damit sie nichts von all den anderen Urlaubstaucherbooten unterschieden, die aus dem Hafen ausliefen. Romana ging nach oben ans Steuer und ließ den Motor an. Rainer und Pitt stellten sich auf die Taucherplattform am Heck der >El Warda< und holten die Leinen ein, die Mustafa und einer seiner Schiffsjungen bereits gelöst hatten.


31
Romana steuerte die >El Warda< sicher aus dem schützenden Hafen aufs offene Meer, wo sie ein kräftiger Wellengang begrüßte.
Nacheinander kamen die Männer zu ihr hoch aufs Oberdeck und setzten sich hinter sie auf die seitlichen Bänke.
Zuletzt erschien Steffen. Er hatte noch die Akkus der Unterwasserlampen auf die Ladestationen gesteckt. Leicht tippte er Romana auf die Schulter und musste lauter sprechen, um dem starken Nordwind Paroli zu bieten, damit sie ihn verstand. „Kannst du erst mal eine seichte Stelle aufsuchen, die aber nicht unbedingt von überall eingesehen werden kann?“
„Klar kann ich, aber bis dorthin brauchen wir trotzdem gute zwei Stunden, da wir gegen Strömung und Wind unterwegs sind“, rief sie zurück. „Nach Norden werden bei diesem Seegang bestimmt nicht viele Boote unterwegs sein, und auch die von weiter nördlich werden weiter runter in den Süden fahren. Wie wäre es also, wenn wir bei Sha`ab El Erg an einem gut erreichbaren Ankertau festmachen?“, fragte sie, mit Blick auf den kleineren Ausschnitt einer in Plastikfolie eingeschweißten Seekarte, die ihr der alte Kapitän von diesem Gebiet gegeben hatte. „Von da aus ist es dann auch nur noch ein Katzensprung, ich schätze, noch einmal anderthalb bis zwei Stunden, bis zum Versteck der >Neptun 2<.“
„Warum brauchen wir ein Ankertau?“, wollte Steffen wissen. „Haben wir denn keinen Anker an Bord?“
„Doch, das schon. Aber an diesen Riffen ist das Ankern strengstens verboten. Sonst würde jedes Boot seinen Anker wahllos auswerfen und die Rifflandschaft damit zerstören. Dafür gibt es hier diese Ankertaue, die tief ins Riff eingelassen wurden und bis zu vier Boote an solch einem Ankertau nebeneinander festmachen können“, erklärte Ralf an ihrer statt.
Der kräftige Nordwind schob hohe Wellenberge vor sich her. Romana versuchte, das Boot durch Kreuzen so zur Welle zu stellen, dass es nicht mehr als nötig schaukelte. Sie hoffte, dass die Jungs alles, was nicht niet- und nagelfest war, gut verzurrt hatten.
„Soll ich dich ablösen?“, bot Steffen nach einer Weile an. „Brauchst mir nur die Richtung anzugeben.“
„Danke, aber sorry, das geht leider nicht, wir befinden uns noch im Naturschutzgebiet, wo ständig Kontrollen durchgeführt werden. Du weißt schon, wegen des Bootsführerscheins“, erklärte sie entschuldigend und zeigte auf die eingeschweißte Karte, die vor ihr hinter Glas neben dem Steuer klemmte. Darauf waren extra in Rot die Grenzen der dortigen Schutzgebiete eingezeichnet.
„Übrigens, unseretwegen brauchst du keine Rücksicht zu nehmen, nur weil das Boot etwas schaukelt, also lasse die Nussschale ordentlich über die Wellen reiten und nimm den direkten Kurs. Das spart uns Zeit. Wir müssen so schnell wie möglich in eine geschützte Bucht oder so etwas Ähnliches kommen, um unsere Geräte auf- und anbauen zu können“, dabei legte Steffen kurz seine Hand kumpelhaft auf ihre Schulter.
Romana nickte verstehend.
Als sie sich versichert hatte, dass alle heil die schmale Treppe vom Ober- zum Hauptdeck wieder nach unten geschafft hatten, steuerte sie die >El Warda< auf direktem Kurs in die Wellenberge hinein. Die Gischt so mancher Welle spritzte dabei weit über den Bug des Schiffes, bis zu ihr aufs Oberdeck. Nirgends sonst war ein anderes Boot zu sehen, das, wie sie, Richtung Norden fuhr.
Nach anderthalb Stunden erreichten sie ihr erstes Ziel. Das Riffdach lag sechzig Zentimeter unter der Wasseroberfläche und zeichnete sich als dunkler Schatten ab. Die Wellen brachen sich am nördlichen Rand des Riffes, welches die Form einer übergroßen Sichel bildete. Langsam steuerte Romana die >El Warda< in das seichtere Gewässer des offenen Teils der „Sichel“ und machte zwei der kleinen Ankertaubojen in Größe von Fußbällen aus, auf die sie zusteuerte. Wie zuvor vereinbart, gab sie ein kurzes Hupsignal. Für die Männer war es das Zeichen dafür, am Bug mit einem Enterhaken einen dieser Bälle zu greifen und ein Tau durch die darunter liegende Schlaufe zu ziehen, um die >El Warda< sicher daran zu vertäuen. Mehrmals musste sie rangieren, damit Uwe und Thomas auch die zweite Ankerleine erwischen und das Schiffstau festmachen konnten. Dies sollte dem Boot mehr Stabilität geben und es direkt im Wind halten, um mit den Aufbauten für Windschatten auf dem Hauptdeck zu sorgen.
„Gut gemacht, Kleene“, lobte Ralf, als Romana nach getaner Arbeit in den Salon trat. „Jetzt lege dich erst mal trocken. Du siehst aus wie ne frisch geduschte Maus“, sagte er und reichte ihr ein Handtuch.
„Danke, du hast die Jungs derweil wirklich gut über die Ankertechnik aufgeklärt.“ Sie zog sich das durchnässte T-Shirt aus und schlüpfte in eine dicke Fleecejacke, um sich aufzuwärmen. Sie wickelte den gebundenen Turban auf und flocht ihr Haar mit geübter Hand zu einem Seitenzopf. „Wenn sich das Wetter nicht bald ändert, werden wir ein paar Probleme bekommen. Da wird es schwer, die >El Warda< so nahe wie möglich an das Riffdach zu steuern und dort zu halten, um die >Neptun< ans Schlepptau zu nehmen“, meinte sie mit sorgenvollem Gesichtsausdruck. Ohne ein weiteres Wort ging sie durch den kleinen Salon zu der schmalen Treppe, die nach unten in den Schiffsrumpf führte, und kam einige Minuten später mit einer langen Papierrolle zurück. Schnell rollte sie diese auf dem Tisch aus und beugte sich darüber. „Mustafa hat uns seine anderen Seekarten da gelassen, die er für die normalen Touristenfahrten nicht benötigt. Nur dank des eingeschweißten Kartenausschnittes, der hauptsächlich die betauchbaren Riffe und die Naturschutzgebiete zeigt und oben auf der Steuerkonsole liegt, kannte ich den richtigen Kurs zu diesem Erg. Auf direktem Weg hätten wir das nämlich nicht geschafft“, erklärte sie. Aus den verschiedenen Blättern suchte sie dann eine der Seekarten aus dem Stapel heraus, breitete sie aus und strich sie glatt. Die anderen wickelte sie wieder zu einer Rolle zusammen.
Alle traten an den Tisch heran und besahen sich die Karte.
Ralf erkannte sofort die Stelle, wo sein kleines Unterseeboot versteckt lag, und wies darauf. „Ja, ich denke, Romy hat recht. Bei dem Wetter haben wir wirklich ein Problem, nahe genug an die >Neptun< ranzukommen, ohne auf das Riff aufzulaufen“, meinte er, nachdem er die Karte mit den eingezeichneten Strömungen in unterschiedlicher Höhe studiert hatte.
„Selbst bei ruhiger See wäre das nicht so leicht“, ergänzte Romana und zeigte, zusätzlich für die anderen, direkt auf die Strömungslinien.
„Okay Jungs, machen wir mal nicht den zweiten Schritt vor dem ersten“, brach Steffen das aufgekommene Schweigen. „Kümmern wir uns erst einmal um das Naheliegende. Pitt und Claus, ihr macht euch fertig und bringt am Bauch unserer Rose, nach Möglichkeit nicht sichtbar, unsere kleinen Spielzeuge an, die ihr besorgt habt. Nehmt aber die normalen Pressluftflaschen. Das Nitroxgemisch brauchen wir vielleicht zu anderen Zeiten nötiger. Das können wir hier an Bord nicht wieder auffüllen, die Pressluftflaschen aber schon. ... Falko und Thomas richten die Geräte für Radar und Sonar derweil hier oben ein. Sonar oben beim Steuer, Radar hier unten im Salon. Am besten dort“, sagte Steffen und zeigte in Richtung Bug, links neben die Treppe, die von der rechten Seite aus runter zu den beiden Kajüten führte. „Uwe und Jens, ihr sucht eine passende Stelle und bringt die Antenne fürs Radar und den Satellitenempfang bitte etwas unauffällig an. ... Rainer und ich“, sagte er, dabei sah er ihn an. „Wir kümmern uns um unseren internen Funk, damit wir abhörsicher in der Nähe der bösen Buben kommunizieren und agieren können, hoffentlich, ohne dass die davon etwas mitbekommen. Romy und du“, sagte er an Ralf gewandt, „ihr kümmert euch um das Kabel und den passenden Anschluss, damit wir Saft auf die Akkus deiner Höllenmaschine knallen können. Nehmt das Kabel ruhig etwas länger, als wir zuvor geplant hatten. Wir haben genug davon an Bord gebracht. Der Schlauch vom Kompressor zu deinen Lufttanks ist eigentlich soweit fertig, wäre aber besser, wenn ihr den auch noch mal durchcheckt.“
Damit waren alle Aufgaben verteilt und die Freunde stoben auseinander, ohne einander ins Gehege zu kommen.
Claus und Pitt legten ihre Tauchausrüstungen an und traten nach einem kurzen Buddycheck an den Rand der Taucherplattform. Mit einem Schritt ins Leere landeten sie mit einem Platsch im Wasser. Falko reichte ihnen vorsichtig ein Gerät zu. Dann tauchten die beiden Männer, am Schnellablass ziehend, um die Luft aus den Tarierwesten auszublasen, ab und verschwanden unter dem Bootsrumpf. Thomas baute eine Halterung, um den mobilen Radarschirm zu befestigen, und verlegte das Verbindungskabel nach draußen, wo es Jens und Uwe mit der Antenne verbanden. Falko machte sich am Steuerpult des Bootes zu schaffen und platzierte den kleinen Bildschirm für das Sonar, abgeschirmt vom Kompass, in der mit einer Glasscheibe abgedeckten Steuerkonsole. Das Gerät, das Claus und Pitt in der Zwischenzeit am Schiffsrumpf unter Wasser anbrachten, sollte seine Daten später an den Monitor neben der Konsole liefern. Der unscheinbare Kasten war klein, kompakt und leistungsstärker als herkömmliche, nicht kommerzielle Sonargeräte. Der Anbau ging schnell und unkompliziert vonstatten. Sie hatten bereits gute Erfahrungen mit diesem Gerät gemacht und waren froh, dass Rainer es zusammen mit den Vollgesichtsmasken mitgebracht hatte.
Schon nach anderthalb Stunden waren alle Arbeiten abgeschlossen und es liefen erste Tests.
Zum Abschluss verteilte Steffen kleine, unscheinbare Sprechfunkgarnituren an alle. „Diese Dinger haben eine Reichweite von dreitausend Metern und laufen unter derselben Frequenz wie die Kirby Morgan Masken. Sie sind also kompatibel, sodass wir auch da jederzeit verbunden sein werden“, erklärte Rainer, hauptsächlich an Romana gewandt. Die Männer klemmten routiniert ihre Headsets ans Ohr.
Als Uwe bemerkte, dass sie damit einige Probleme hatte, half er ihr und wies sie kurz in die Bedienung ein.
In der Zwischenzeit war Claus in der kleinen Kombüse verschwunden, in der man sich kaum drehen konnte.
Es war bei Weitem nicht möglich gewesen, alle Lebensmittel und Getränke darin zu verstauen, sodass sie den Platz unter den Bänken im Salon dafür mit nutzten. Er versuchte, sich so gut es ging einzurichten und für die Gruppe die erste Mahlzeit an Bord zuzubereiten.
„Sag mal“, fragte Romana Ralf leise, „warum kümmert sich eigentlich immer Claus so selbstverständlich ums Essen?“
Ralf lächelte ihr zu. „Er ist gelernter Koch und hat sich auch schon von sich aus immer um unser leibliches Wohl gekümmert. Vor allem, wenn wir in längeren Einsätzen waren“, antwortete er ebenso leise und erklärte weiter: „Das heißt aber nicht, dass es sein Spezialgebiet bei unserer Truppe war. Er ist genauso ausgebildeter Kampfschwimmer, wie die anderen Jungs hier auch, und war immer der Beste im Nahkampf bei unserer kleinen Gruppe.“ Als er sah, dass Romana ihn fragend anstarrte, ergänzte er erklärend: „Er kann sich an Leute ran schleichen und sie blitzschnell ausschalten, ohne dass sie erst noch einen Mucks von sich geben können. Und auch seine Kampftechniken, die er sich angeeignet hat, sind nicht ohne. Er hatte es sozusagen zu seinem Hobby gemacht.“
„Sieht man ihm gar nicht an“, meinte sie und nickte anerkennend.
„Was, den leisen Killer oder den guten Koch?“, fragte er zurück.
„Mehr oder weniger beides. Für einen Koch zu schlank und für einen lautlosen Killer zu smart und fröhlich“, zählte sie auf.
„Damit wären wohl nun die schönen, allgemeinen Klischees und Vorurteile gänzlich über Bord gegangen“, stellte Ralf lachend fest.
Romana wusste, dass sie sich auf jeden Einzelnen dieser Männer verlassen konnte, so wie sie sich aufeinander verließen. Ihr war klar, dass sie ihr Bestes geben musste, um bei der Rettung der Besatzungsmitglieder des Forschungsschiffs zu helfen.
Nach dem Essen meldete sie sich zu Wort: „Also, ich habe mir überlegt, wie wir auch bei dem Wellengang und der starken Ober- und Unterwasserströmung an die >Neptun< herankommen könnten.“ Als die gesamte Aufmerksamkeit der Männer auf sie gerichtet war, wurde sie verlegen. „Na ja, ich weiß nicht, ob es wirklich funktionieren würde, aber einen Versuch wäre es wert.“
„Und wie?“, wollte Steffen wissen.
„Ähnlich wie beim Drift-Pick-up-Tauchen“, antwortete sie knapp. Als die Männer sie noch immer fragend ansahen, begann sie zu erklären: „Wir gehen mit dem Boot gegen die Strömung schräg zur >Neptun<. Dort versuche ich die Position bei laufender Schraube zu halten. Ihr taucht dann von der Backbordseite aus runter zur >Neptun< und verbindet die Systeme miteinander. Von Backbord aus deshalb, um nicht mit Kabel und Schlauch, in die Schraube zugeraten. Wobei sie trotzdem die gesamte Zeit über halbwegs straff gehalten werden müssten. Dabei könnt ihr sogar die Strömung für den Weg zum U-Boot nutzen. Und ab hier weichen wir von einem normalen Drift-Pick-up ab. Denn auf dem Rückweg hättet ihr gegen eine starke Strömung anzukämpfen, um zum Boot zurückzugelangen. Wobei ich den Tauchweg verkürzen kann, indem ich noch ein Stück entgegen, näher an die Riffkante heran steuern könnte. Trotzdem wird es schwer, denn ihr habt dann zusätzlich die Seile für die Trossen mitzuführen, welche durch die Schleppringe der >Neptun< gezogen, wieder zurückmüssen. Die Nähe des hoch liegenden Riffdachs und der umgebenden Riffe macht es mir bei der Strömung und dem Wellengang aber unmöglich, den Anker zu werfen, weil dabei die Gefahr besteht, dass wir ihn hinterher nicht wieder freibekommen. Womit wir beim nächsten Problem, dem Ausstieg aufs Boot, wären. Damit ihr auf das Boot zurückklettern könnt, werde ich die Schraube, bei laufendem Motor, immer nur kurz anhalten können. Da uns auf der >El Warda< nur eine schmale Leiter zur Verfügung steht, kann immer nur einer von euch die Leiter hochsteigen. Am besten, wenn das Boot beginnt, in ein Wellental zu stürzen. Sollte derjenige es nicht gleich schaffen, an Bord zu kommen, muss er, sich gut festhaltend, einen Wellenzyklus abwarten und mit dem Schwung, welche die neue Welle gibt, schnell an Bord kommen. Denn ich muss die Schraube kurz vor dem Erreichen des Wellentals wieder anlaufen lassen, damit wir nicht mit der nächsten Welle aufs Riff geschoben werden. Eine zusätzliche Gefahr dabei wäre, dass der Taucher im Wellental gefährlich nahe an die Schraube gesogen werden könnte, wenn er den sicheren Platz auf der Leiter nicht rechtzeitig erreicht. Er würde unweigerlich in den Sog der Schraube geraten, wenn diese wieder anläuft, ja anlaufen muss. Er würde mit all dem Gewicht der Ausrüstung voll im Leeren hängen, bis das Boot wieder über den Wellenberg herüberkommt. Aber das ist noch nicht alles. Denn wenn dann alle wieder sicher an Bord und die Seile gegen die Trossen ersetzt sind, müssten wir dafür sorgen, dass die Nabelschnüre, also das Kabel, der Schlauch und die Schlepptrossen, weit genug aus dem Wasser hochgehalten werden. Das ist notwendig, um das Boot Richtung Nord-Ost zu wenden und die >Neptun< in Fahrtrichtung drehen und wegziehen zu können. Ihr wisst schon, wegen der Sogkraft der Schraube, die dann auf voller Kraft laufen muss. Wenn das geschafft ist, könnten wir beide Boote vorsichtig in einer weiten Wende auf Kurs, nach Süden, bringen.“
Nach diesem ausführlich vorgetragenem Vorschlag von Romana herrschte eine Weile angespannte Stille im Raum. Jeder dachte über diese Idee nach und spielte das Manöver für sich im Kopf durch.
„Klingt kompliziert, ist aber unsere einzige Chance bei dem Wetter. Und, was meint ihr?“, fragte sie dann, noch immer unsicher.
Es würde nicht leicht werden, darüber waren sie sich im Klaren. Doch es war nicht unmöglich. Und keiner von ihnen hatte eine bessere Idee. Nach kurzer Beratung entschieden sie einstimmig, es auf diese Art zu versuchen.
„Okay, Mädels“, meinte Steffen. „Zu alldem gibt es noch einen Haken. Wir können das Ganze erst in Angriff nehmen, wenn es dunkel ist. Doch uns bleibt kaum eine andere Wahl. Hier sind tagsüber für meine Begriffe zu viele Touristenboote unterwegs, die wir nicht als Zuschauer gebrauchen. Außerdem sind wir zu dicht an der Küste. Auch wenn dieser Küstenstreifen nicht bewohnt ist und nur aus einer steinigen Wüste besteht, möchte ich kein unnötiges Risiko eingehen und dabei beobachtet werden, wenn wir an dieser Stelle herum manövrieren.
Klar, das Ganze nachts durchzuziehen, bedeutet ein zusätzliches Risiko. Und auf besseres Wetter können wir auch nicht warten. Die Zeit haben wir nicht.
Wie mir Ralf sagte, wird dieses Gebiet wegen der Riffe, die hier bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen, von den Einheimischen nicht oder nur selten befischt. Bei dem Wellengang werden sie mit ihren kleinen Nussschalen wahrscheinlich auch nicht rausfahren. Wenn aber doch welche zum Nachtfischen unterwegs sein sollten, dann sind sie weiter draußen. Deshalb werden wir auch unsere Positionslichter vor Ort löschen. So verschmelzen wir quasi mit dem Hintergrund der Nacht und der Nordwind mitsamt dem starken Wellengang decken unsere Geräuschkulisse ab.
Also versucht, euch so gut wie möglich zu erholen. Nach dem Abendbrot verteilen wir die einzelnen Aufgaben. Für weitere Vorschläge wäre ich jedem von euch, wie immer, dankbar“, schloss er.
Nacheinander verzogen sich die Männer aus dem Salon. Einige legten sich in die Kojen unter Deck, um etwas zu schlafen, andere sonnten sich in windgeschützten Ecken auf dem Oberdeck und hingen ihren Gedanken nach.
Steffen, Ralf und Romana besprachen unterdessen noch weitere Details der nächtlichen Aktion, um so viele Risiken wie möglich ausschließen zu können.
Steffen wäre es lieber gewesen, wenn die Männer, die Ralf und die Nabelschnüre zur >Neptun 2< bringen müssen, ebenfalls dortbleiben könnten und nicht den gefährlichen Weg zurück aufs Boot nehmen müssten. Doch er wusste, dass die Führungsseile für die stärkeren Taue zurückgebracht werden mussten und für das Wendemanöver an Bord jede Hand gebraucht würde.
Sie dachten über Rückholseile für die Taucher nach, damit sie, gegen die Strömung, von den Freunden zurück zum Boot gezogen werden könnten. Doch diese Option wurde schnell wieder verworfen, da diese Seile ein zusätzliches Risiko und viel mehr an Kraft und Konzentration auf dem Weg zum Unterwasserboot bedeuteten. Die Gefahr, dass diese Rückholleinen in die Schraube geraten könnten und die Taucher damit regelrecht zurück in den sicheren Tod ziehen würden, war zu groß. Nachdem sie alle Eventualitäten durchgespielt hatten, entschied Steffen, dass die beiden sich noch etwas ausruhen sollten. Er selbst ging hinaus aufs Deck, zog sich Füßlinge und Flossen an, schnappte sich Schnorchel und Brille und sprang ins Wasser. Beim Schnorcheln an der Riffkante entlang dachte er noch einmal über alles nach, fand Erholung und die nötige Ruhe, um seine Entscheidungen für den Abend zu treffen. Eine halbe Stunde später hatte er genug und schwamm mit kräftigen Flossenschlägen zum Boot zurück.
Der Wind hatte sich zum Nachmittag wenigstens etwas gelegt, wie er erleichtert feststellte. Doch er war kühl genug, dass es ihn fröstelte. Steffen zog es vor, sein Badehandtuch um den Körper zu legen und sich, windgeschützt, in der Sonne aufzuwärmen.


32
Gegen 18 Uhr rief Claus zum Abendessen.
Anfangs kam es Romana seltsam vor, dass die Männer ausgelassen scherzten und lachten, ohne auch nur mit einem Wort den bevorstehenden Einsatz zu erwähnen. Doch mit der Zeit empfand sie es selbst als angenehm. Ihr war klar, dass diese Männer gelernt hatten, mit der Gefahr umzugehen, ja sogar mit ihr zu leben. Sie machten für sich das Beste daraus. Früh genug würden sie sich voll konzentrieren und alles geben müssen. Sie konnte noch viel von ihren neuen Freunden lernen, stellte sie für sich fest.

Nach dem Essen wusch zur Abwechslung Uwe das Geschirr ab, für mehr Leute war in der kleinen Kombüse ohnehin kein Platz. Als er sich wieder zur Gruppe gesellte, die sich auf dem Oberdeck versammelt hatte, wandte sich Steffen an die Männer. „Also Jungs. Was wir vorhaben, weiß jeder von euch. Romy, Ralf und ich, wir haben uns noch ein paar Gedanken dazu gemacht und wir haben nur eine einzige, wirklich gängige Strategie entwickeln können. Die Sache ist freiwillig, wie alles, was wir hier machen. Keine Befehle, keine Verachtung für den, der meint, dass es ihm zu gefährlich wird. Im Gegenteil, volles Verständnis. Also, seid ehrlich zu euch selbst. Wer aussteigen will, sollte es jetzt sagen, nicht während der laufenden Operation, sonst würde er damit andere gefährden. Aber ich denke, das ist allen noch von anderen Einsätzen bekannt und klar.“
Alle bestätigten es mit einem gelangweilt wirkenden Nicken.
„Nun komm schon zur Sache, was hat dein krankes Hirn wieder ausgebrütet?“, wollte Pitt wissen.
Alle lachten auf, doch schnell zog angespannte Ruhe ein.
Nur das leise, rhythmische Schlagen der schwappenden Wellen gegen den Bootsrumpf war zu hören, bevor Steffen endlich fortfuhr. „Okay Ladys, hier der Plan, den sich mein krankes Hirn mal wieder ausgedacht hat“, sagte er und wandte sich lächelnd an die Kameraden. „Erstens … Ralf wird von Romana sozusagen wasserdicht verpackt, damit er uns auf dem Weg zur >Neptun 2< nicht ausläuft.“
Erneutes Gelächter.
„Zweitens … Ralf, Rainer, Claus, Uwe und ich schlüpfen in unsere körperbetonten Klamotten. Das Ganze mit den Morgans, damit wir untereinander in Verbindung bleiben. Uwe wird den Schlauch gemeinsam mit Claus und Rainer zur >Neptun< bringen. Zusätzlich werdet ihr beide aber noch ein Seil mit euch führen, welches wir durch die Schleppösen des U-Bootes ziehen und dann leider auch wieder mit zurück zum Boot nehmen müssen. Nur passt auf, dass ihr die Seile nicht um das Kabel oder den Druckluftschlauch wickelt, also Position zum Nebenmann einhalten“, mahnte er. Ich selbst werde das Kabel nehmen. Wobei Claus nebenbei ein Auge auf Ralf haben wird und sich im Notfall um ihn kümmern muss, sollte er doch schwächeln. Claus wird also mit dem Seil rechter von dir und Uwe mit dem Schlauch dein linker Flügelmann sein, Ralf. Euch folgen dichtauf Rainer mit dem zweiten Seil und links außen ich mit dem Kabel. Da darf nichts schiefgehen“, beendete er seine Ausführungen.
Die Angesprochenen nickten zum Zeichen, dass sie verstanden hatten.
Daraufhin fuhr Steffen fort. „Jens und Romana, ihr seid bitte beide am Ruder. Bei dieser Aktion sehen vier Augen mehr als zwei und ihr könnt einander ergänzen.“ Er warf einen Blick auf Thomas. „Und du kuschelst dich etwas zwischen Motor und Kompressor und bist auf die Sekunde bereit, um erst den Strom umzuleiten und dann den Kompressor mit halber Kraft anlaufen zu lassen. Pitt, du achtest auf das Abrollen des Kabels. Aber bitte achte unbedingt auch darauf, dass es straff bleibt, ich aber nicht unbedingt Tauziehen mit dir spielen muss. Falko, du übernimmst den Druckluftschlauch. Da gilt logischerweise dasselbe wie beim Kabel. Straff halten, aber kein Tauziehen veranstalten.“ Steffen sah einem jeden eindringlich in die Augen, und erst, als alle durch Zunicken ihre Bestätigung gegeben hatten, verstanden zu haben, sprach er weiter. „Doch damit sind wir noch nicht aus dem Schneider, wie ihr schon von unserem Habicht gehört habt. Wenn wir Ralf sicher in seine Blechbüchse verstaut haben und die Energiezufuhr, wie auch das Aufladen der Lufttanks läuft, müssen wir vier zurückpaddeln, und die Seile für die beiden Schlepptrosse mit zurück zum Boot nehmen. Die See hat sich zwar etwas beruhigt, aber es kann auch wieder schlimmer werden. Ich möchte, dass Thomas und Jens sich dann an der Taucherplattform sichern und uns in Intervallen, während des Ritts auf der Welle, beim Ausstieg aufs Boot helfen. Claus und Uwe werden die erste Gruppe bilden, gefolgt von Rainer und mir. Wie schon gesagt, wenn möglich, dann immer nur einer auf der Leiter. Falko und Pitt lassen so lange, um Gottes willen, die Nabelschnüre zur Neptun nicht aus den Augen. Wir kommen dann sofort mit zu euch und helfen dabei, das Seil durchs Schlepptau zu ersetzen. Danach kümmern wir uns gemeinsam darum, dass sich Trosse und beide Nabelschnüre nicht verheddern können, während Romy den Kahn zu wenden und unser Anhängsel aus dem Dreck zu ziehen versucht.“ Wieder schaute er fragend in die Runde. „Und, alles klar? Will einer von euch aussteigen oder lieber eine andere Aufgabe übernehmen? Dann sagt es jetzt, später ist keine Zeit mehr, etwas umzudisponieren.“ Niemand der Anwesenden ließ dergleichen verlauten.
„Okay, Kinder, es wird Zeit. Dann lasst uns mal spielen gehen“, sagte Jens daraufhin fröhlich. „Ihr fünf schlüpft dann mal lieber hier schon in eure Figur betonende Zweithaut, während Romy Ralf trockenlegt. Außerhalb des schützenden Riffes könnte es dann doch eine etwas wacklige Angelegenheit werden.“
„Wir werden etwa noch anderthalb Stunden bis zum Standort der >Neptun 2< brauchen, also noch genug Zeit, sich etwas auszuruhen und auf seine Arbeit einzustellen“, riet Steffen und folgte Romana und Ralf zurück in den Salon.
Während sie Ralfs Wunden untersuchte und versorgte, um sie mit wasserdichtem Pflaster abzudecken und zusätzlich zu verkleben, wandte sich Steffen besorgt an seinen Freund, wobei er ihm eindringlich ansah. „Ralf, bist du sicher, dass du das alles, so wie geplant, schaffst und uns nicht schlappmachst? … Sonst lassen wir uns etwas anderes einfallen.“
„Nein, ich schaffe das schon. Ich muss es einfach schaffen. Ihr habt mich ja die ganze Zeit in Watte gepackt, dass ich mich gut erholen konnte.“
Steffen nickte seinem Freund zu und wandte sich an die Ärztin. „Romy, kannst du ihm trotzdem irgendetwas gegen eventuell auftretende Schmerzen geben, die seinen kleinen Tauchausflug nicht gefährden, er uns aber auch nicht wegen plötzlich auftretender Schmerzen abtrudelt wie eine bleierne Ente? Würde sich nicht so gut machen, bei der Strömung und der Dunkelheit.“
„Ich kann die Wunden örtlich betäuben, aber mehr ist nicht drin“, antwortete sie. „Ich gebe ihm zusätzlich, für Claus gut erreichbar, eine schon aufgezogene Spritze, wasserdicht verpackt, in der rechten Jacketttasche mit. Entweder ihr könnt sie ihm geben, wenn es nottut, oder aber er kann sie sich im Tauchboot selbst setzen, wenn er der Meinung ist, dass es besser wäre.“
„Okay, das ist ein guter Plan“, meinte Steffen und an Ralf gerichtet, sagte er: „Du kommst dann raus, wenn Frau Doktor mit dir fertig ist. Wir warten da auf dich und helfen dir beim Überstülpen deines Ganzkörperkondoms. Außerdem wollen wir versuchen, dein Jackett im Bereich deiner Verletzungen etwas abzupolstern. Ist eine Anweisung von Frau Doktor.“
Ralf lachte kurz auf. „Ja klar. Ich bin gleich bei euch“, sagte er. Als er Romana ansah, entging ihm ihr besorgter Blick nicht. „Hey, keine Angst, das läuft hier alles wie am Schnürchen, du wirst sehen. Schließlich wissen alle, dass du am Ruder stehen wirst.“
„Ja eben. Das macht mir ja Angst“, erwiderte sie betrübt. Dann setzte sie ein Lächeln auf und drückte dem Freund einen Kuss auf die Wange. „Mach dich endlich raus, die anderen warten schon auf dich. Ich muss hoch ans Ruder.“ Mit diesen Worten schubste sie ihn sanft zur Tür, aufs offene Deck.
Wenig später startete sie den 220 PS starken MAN-Motor, während Pitt und Falko die Ankertaue lösten. Langsam schob sich >die Rose< mit ihren zwanzig Metern Länge und viereinhalb Metern Breite rückwärts aus dem Schutz des Ergs und nahm Kurs nach Nordwesten auf.
Schon kurze Zeit später gesellte sich Jens zu ihr und setzte sich neben sie auf die Bank vor der Ruderkonsole. Er kippte die vor Spritzwasser schützende Glasscheibe etwas an und schob ein Blatt Papier an die noch freie Stelle, die von den Armaturen ausreichend beleuchtet wurde. „Damit du dich nicht wunderst, per Funk sprechen sich die Jungs im Einsatz nur mit ihren Codenamen, auch Skips genannt, an“, erklärte er ihr, als sie ihn verwundert ansah. „Wir sind das einfach noch alle so gewohnt. Deshalb habe ich dir hier vorsichtshalber all unsere Namen in Verbindung mit den Skips aufgeschrieben.“
Romana bedankte sich. Zu selten hatten die Männer diese Namen bisher in ihrem Beisein gebraucht. Sie musste zugeben, dass sie einige hätte verwechseln können. Während sie die kurze Liste durchlas und sich die einzelnen Decknamen in Verbindung mit den Personen einzuprägen versuchte, übernahm Jens das Ruder. Dann hörte sie über ihren kleinen Empfänger im Ohr laut und deutlich Jens‘ Stimme, der neben ihr saß.
„Hier Bussard, Waldkauz ans Radar, benötige genaue Peilung und Entfernung zum Zielgebiet.“
„Hier Waldkauz, sind auf Kurs, Entfernung zum Leuchtfeuer eins-null-acht-sechs.“
„Das bedeutet, wir dürften bald die Ausläufer des Riffes hier auf dem Sonar sehen. Nimm du wieder das Ruder, ich beobachte das Sonar und weise dich so gut es geht ein“, erklärte Jens wieder an Romana gewandt.
Sie nahm das Steuerrad fest in beide Hände und nickte Jens konzentriert zu, während sie das Schiff so ruhig, wie es ihr möglich war, gegen die Welle hielt und sich langsam vorzupirschen begann. Immer wieder änderte sie nach Jens‘ Anweisung leicht den Kurs, auf der Suche nach dem Versteck von dem kleinen U-Boot >Neptun 2<.
„Halt Romy! Dreh längsseits, Bug genau West.“
Sofort riss Romana das Steuerrad herum, ohne dabei die anlaufenden Wellen aus dem Blick zu verlieren.

33
„Hier, Bussard, an alle. It´s showtime. Fliegt los, ihr Vögel. Euer Ziel befindet sich backbord. Drei-null-fünf entfernt. Guten Flug und glückliche Rückkehr“, hörte sie erneut Jens‘ Stimme in ihrem Ohr.
Während sie sich darauf konzentrierte, das Boot durch leichtes Manövrieren an derselben Stelle zu halten, vernahm sie das typische Geräusch, das ins Wasser springende Taucher verursachten.
„Hier Waldkauz, Übergabe abgeschlossen“, meldete sich Pitt als erster.
„Hier, Sperber, Übergabe abgeschlossen“, drang kurz darauf Falkos Stimme an ihr Ohr.
Danach war Steffen zu hören. „Hier, Steinadler, sind auf dem Weg. Waldkauz, gib mehr Kabel frei.“
Pitt meldete sich kurz mit einem: „Roger.“
„Hier Turmfalke“, erklang Thomas‘ Stimme. „Bin auf Position.“
Nach einer Weile war Rainer zu hören. „Hier Nachtfalke, sind auf neunzehn Metern, Seeadler beginnt zu trudeln, setze mich direkt neben ihn.“
Romana tippte Jens auf die Schulter, übergab ihm das Ruder und bediente ihr Headset. „Hier Habicht. Nachtfalke, bleibe rechts neben Seeadler.“
„Roger, bin rechts von ihm.“
Dann hörte man schweres Atmen und Ralf meldete sich. „Hier Seeadler, die Operation läuft weiter wie geplant, ich schaffe das.“
„Hier Steinadler. Habicht, wir brauchen deine Entscheidung. Abbrechen oder weitermachen?“, kam die Frage von Steffen.
Romana wusste, dass sie diese schnell treffen musste. Ralf hatte schon ganz andere Sachen überstanden. Er würde ihr bittere Vorwürfe machen, wenn sie seinetwegen alles abbrechen würde. Außerdem brauchten die Freunde auf dem Forschungsschiff endlich Hilfe. Sie konnten unmöglich noch länger darauf warten. Trotzdem fiel ihr diese Entscheidung nicht leicht.
„Hier Habicht. Weitermachen“, entschied sie mit fester Stimme. „Nachtfalke, gehe auf Tuchfühlung mit Seeadler, damit du im Notfall seine rechte Jacketttasche erreichen kannst“, sagte sie dann weiter ruhig ins Mikrofon des Headsets.
„Roger, habe ihn beim Flügel genommen“, meldete Rainer.
„Was bedeutet das?“, wollte Romana von Jens wissen.
„Rainer hat ihn an die Buddyleine genommen. Das ist eine kurze Seilverbindung mit Schlingen von seinem zu Ralfs Handgelenk. Damit kann er ihm nicht verloren gehen“, erklärte er schnell.
„Hier Habicht, gut gemacht, Nachtfalke. Seeadler, wie sehen deine Beschwerden aus?“, sprach sie wieder in das kleine Mikro des Headsets.
„Hier Seeadler.“ Ralf atmete schwer. „Habe Probleme mit dem Druck auf dem linken Flügel.“
Wenigstens kann er noch scherzen, dachte sie, und wandte sich wieder an Rainer. „Hier Habicht. Nachtfalke, auf welcher Tiefe seid ihr?“
„Sind auf dreiundzwanzig“, kam die kurze Antwort.
„Hier Habicht“, meldete sie sich nach kurzer Überlegung. „Okay, dann habt ihr es nicht mehr weit und es ist nicht so gefährlich. Also, hole das kleine Päckchen aus seinem Jackett.“
„Okay, hab es.“
„Reiß es auf und drücke die Injektion in seinen Oberschenkel oder irgendeine Stelle, die du erreichen kannst, wo du aber nicht gleich auf den Knochen triffst.“
Eine Weile herrschte Stille.
Dann meldete sich Uwe. „Hier Mauersegler. Könnt ihr etwas mehr Schlauch geben? Wir ziehen hier wie wild und sind bald lahm.“
Nach einer weiteren Weile meldete sich Rainer wieder. „Hier Nachtfalke. Sag mal, Habicht, was war da in der Spritze drin? Seeadler scheint jetzt wirklich zu fliegen.“
Romana atmete erleichtert auf. „Kraftperlen und Mauserhilfe. Aber passe vorsichtshalber auf, dass Seeadler nun nicht durchdreht vor lauter Energie und Freude“, sprach sie lächelnd ins Mikro.
„Roger“, antwortete Rainer kurz.
Er wie auch die anderen der Gruppe fanden die neue, laxe Redensart von ihr gut und mussten schmunzeln. Und sie hatten verstanden, was sie damit meinte.
Romana löste Jens erneut am Ruder ab und steuerte das Boot weiter gegen die wieder stärker werdenden Wellen und Strömung an, um möglichst auf selber Position zu bleiben. Was nicht immer zu hundert Prozent gelang. Sie wusste, dass die Männer unter Wasser mit jeder noch so kleinen Kursänderung ein Stück zurückgezogen wurden und es sich neu erkämpfen mussten. Der sich dadurch ständig ändernde Druck und erneut zu machende Druckausgleich würde den Tauchern schwer zu schaffen machen.
Dann endlich die erste erleichternde Nachricht von Steffen. „Hier Steinadler. Haben Ziel erreicht. Gebt uns ein paar Meter für den Anschluss.“
Fast gleichzeitig ertönte das „Roger“ von Pitt und Falko.
„Okay Turmfalke, gib uns jetzt Saft, damit wir die Schleuse für Seeadler öffnen können.“
Thomas legte den kleinen Hebel am Verteiler des 220-PS-Motors sofort um. „Hier Turmfalke. Der Saft ist bei euch, könnt das Nest vom Seeadler öffnen.“
„Hier Nachtfalke“, meldete sich wenig später Rainer, „der Seeadler kriecht gerade in sein Nest. Nun gebt dem Jungen auch etwas Luft unter seine Flügel.“
Schnell drehte sich Thomas um und schaltete den Kompressor für die Luftzufuhr an. „Roger, hier Turmfalke, bin am kräftigen Pusten.“
„Hier Habicht“, klinkte sich Romana ein. „Seeadler, wie geht es dir jetzt? Können wir dich alleine fliegen lassen?“
Trotz der allgemeinen Anspannung zog über die Gesichter ein kurzes Lächeln.
„Hier Seeadler. Danke der Nachfrage, habe wieder alles im Griff. Können weitermachen wie geplant. Wünsche meinen Begleitern eine glückliche Heimkehr.“
Jeder der Gruppe wusste genau, dass der Rückweg ein gefährliches Unterfangen werden könnte. Denn die vier Taucher würden bis aufs Letzte ausgepowert sein, noch bevor sie zurück an Bord wären.
Romana bemerkte, wie der Mann neben ihr zunehmend nervöser wurde.
„Jens, gehe ruhig schon runter, die Jungs können alle Hilfe brauchen, die sie kriegen können. Ich komme hier alleine klar“, entschied sie. „Aber achtet auf die Wellen. Wir sind verdammt nah am Riffdach“, gab sie zu bedenken. Dann konzentrierte sie sich wieder voll auf ihre Aufgabe. Sie musste die >El Warda< möglichst genau auf Position halten, dass die Nabelschnüre zum U-Boot nicht abrissen. Es würde einige Zeit dauern, bis die vier Taucher mit den beiden Seilen zurück sein würden. Die Zugseile brauchten sie dringend, um damit die Trossen durch die Schleppringe ziehen zu können, dass sie die >Neptun< überhaupt in Schlepp nehmen konnten.
Je nach Bewegung der >El Warda< gaben die Männer an Backbord Kabel und Schlauch nach oder holten sie schnell wieder ein, um zu vermeiden, dass diese in die Schraube gezogen wurden. Keiner von ihnen bemerkte mehr die Kälte und den Wind, die gemeinsam übers nächtliche Meer zogen.
„Habicht, was sagt das Sonar? Wie weit haben es unsere Ausflügler noch?“, fragte Falko kräftig schnaufend.
„Noch gute einhundert Meter, bei einer ungefähren Tiefe von zehn Metern“, antwortete Romana mit Blick auf das Sonar. „Sie steigen langsam auf.“
„Hier Bussard, an die fliegenden Vögel. Ich kann schon den Lichtschein eurer Lampen sehen. Ihr habt es nicht mehr weit, Jungs“, versuchte Jens seine Kameraden anzufeuern, die unter Wasser mit den immer schwerer werdenden Seilen, die sie hinter sich her zogen, gegen die zunehmende Strömung kämpften.
„Hier Habicht“, meldete sich Romana nach einigen Minuten wieder, die ihr und allen anderen wie eine Ewigkeit erschienen waren. „Sie sind etwa zwanzig Meter von Backbord entfernt und tauchen gleich auf. Macht euch bereit, sie rauszuholen. An die badenden Vögel, Achtung, der Wellengang und die Oberflächenströmung haben an Stärke zugelegt. Das Wetter wird immer schlechter. Also beeilt euch, ich kann uns hier nicht mehr allzu lange auf Position halten.“
„Okay. Die erste Gruppe ohne Seile klettert gleich nebeneinander rechts und links auf die Leiter. Wir ziehen euch da gemeinsam raus“, entschied Jens entgegen der vorherigen Absprache.
Er und Thomas eilten sofort zur Taucherplattform, ließen die Leiter herunter und sicherten sich selbst mit Seilen so, dass sie zwar ausreichend Bewegungsfreiheit hatten, aber von den hohen Wellen nicht ins Meer gerissen werden konnten. Sie hielten angespannt Ausschau nach den Unterwasserlampen der ersten beiden Kameraden, denen sie an Bord helfen wollten. Nur wenig später entdeckten sie den Lichtschein. Sie feuerten Claus und Uwe an, näher ans Boot heranzuschwimmen. Die >El Warda< raste gerade in ein Wellental, als die beiden die Leiter erreichten, schnell die Flossen aufs Deck warfen und sich mit letzter Kraft an den Sprossen festhielten. Auf dem höchsten Punkt des Wellenberges hingen sie, sich an die Leiter klammernd, in der Luft. Als das Boot ins nächste Wellental fiel, wurden sie von den Wassermassen regelrecht an Bord gehoben und von Jens und Thomas auf die Plattform gezogen. Schnell rappelten sich die beiden Männer auf und liefen nach hinten, um dort ihre Westen samt Druckluftflaschen und Bleigurten abzulegen. Dann eilten sie zurück auf die Taucherplattform, um dabei zu helfen, Steffen und Rainer mit den von ihnen mitgeführten Schleppseilen an Bord zu hieven.
„Hier Bussard, die ersten beiden Vögel sind gelandet“, vernahmen alle erleichtert die Nachricht.
Im nächsten Wellental, in das die >El Warda< fuhr, tauchte einer der beiden Männer der zweiten Gruppe zu spät auf. Der Sog der wieder anlaufenden Schraube drohte ihn bereits zu erfassen, als er die letzte Sprosse der Leiter gerade noch mit einer Hand zu fassen bekam. Mit der anderen versuchte er, das mitgeführte Seil den Freunden an Bord zuzureichen.
Doch der Sog war stärker als er.
„Habicht, Leerlauf!“, schrien ihr gleichzeitig die Stimmen der Männer über den kleinen Lautsprecher ins Ohr. Sie reagierte sofort, legte den Hebel um und zuckte zusammen, als im selben Moment ein seltsames, grässliches Geräusch, wie das eines Schredders, zu hören war. Sie wurde bleich vor Schreck bei der Vorstellung, was gerade passiert sein könnte. Der Schock ließ sie erstarren.
„Habicht! Weiter!“, hörte sie dann, wie aus weiter Ferne, das Schreien von Jens ihn ihrem Ohrhörer. „Wir haben noch einen Mann da draußen! Los weiter!“
Wie in Trance ließ sie die Schraube wieder an und betätigte das Ruder, um das Boot aus dem nächsten Wellental heraus zu manövrieren und trotzdem so gut wie möglich auf der Stelle zu halten. Am liebsten wäre sie jedoch sofort nach unten gelaufen, um zu sehen, was passiert war, um helfen zu können. Doch instinktiv wusste sie, dass sie am Steuer bleiben musste, bis auch der letzte Mann endlich wieder an Bord war und sie abgelöst würde. Minuten zogen sich für sie zu Stunden, in denen sie sich alle erdenklichen Vorwürfe machte.
Nach einer Viertelstunde, die ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen war, trat Jens neben sie. Sein Gesicht war gezeichnet von der Anstrengung der letzten Minuten, hochrot und nass, von Schweiß und Gischt der Wellen. Er legte seine Hand auf ihre Schulter. „Gut gemacht, kleiner Habicht, ich übernehme. Mach eine Pause.“
Zutiefst erschüttert suchte sie seinen Blick.
Doch Jens‘ Fokus galt allein der Steuerung des Bootes.


34
So schnell sie ihre Beine trugen, rannte Romana auf die kleine Treppe zu, ohne auf die seitlichen Schläge durch die Wellen zu achten, die das Boot zum Schlingern brachten. Sie stürzte die Stufen mehr abwärts, als dass sie diese hinunterstieg. In dem Moment nahm sie nicht einmal wahr, dass sie sich dabei bestimmt Prellungen und blaue Flecke zuzog. Ihr erster Blick fiel auf die beiden auf Deck liegende Taucher und erschrak erneut. Doch als sie näher herantrat, hörte sie erleichtertes Lachen.
„Was ist passiert?“, schrie sie, mit noch immer voller Entsetzen geweiteten Augen.
„Unsere liebliche Rose ist wohl eher eine fleischfressende Pflanze“, meinte daraufhin Rainer, schwer atmend, aber noch immer lachend, und deutete auf seine von der Schiffsschraube zerfetzte Flosse an seinem rechten Fuß. „Doch mich hat sie dank dir und den anderen nicht erwischt“, fügte er hinzu.
Romana fühlte einen Stein in Größe eines Felsbrockens vom Herzen fallen. Sie lachte erleichtert auf. „Ihr Blödmänner“, sagte sie dann wieder ernst. „Ich muss wieder ans Ruder. Wir haben die >Neptun 2< noch nicht aus ihrem Versteck raus.“ Sie stieg zurück aufs Oberdeck und gab Jens eine Kopfnuss.
„Hättest wirklich gleich etwas sagen können. Ich wäre hier vor Angst fast gestorben“, maulte sie ihn an, bevor sie ihn am Ruder ablöste.
Er zuckte nur mit der Schulter, grinste sie schelmisch an und ging wieder nach unten.

„Okay Habicht, hier Steinadler“, hörte sie einige Zeit später Steffens erschöpft klingende Stimme im Ohr. „Machen wir Nägel mit Köpfen und ziehen nun die olle Karre da unten aus dem Dreck. Wir sind bereit für die Wende.“
Langsam und mit viel Feingefühl brachte Romana die >El Warda< auf Nordkurs. Sie wartete auf das Okayzeichen der Männer, dass sie damit nachkamen, die Nabelschnüre und Seile sicher umzulegen. Bis sie am Ende nicht mehr Backbord, sondern am Heck der >El Warda< über eine Trosse in die Tiefe verliefen, woran die >Neptun< hing. Und wieder versuchte sie, so gut es ging ihre Position zu halten, denn die Freunde mussten jetzt die Seile durch die Stahltrossen ersetzen, was selbst ohne den hohen Wellengang und ohne Hilfe einer Winde, schon eine Knochenarbeit war.
„Hier Sperber“, hörte sie nach einer halben Stunde Falko. „Habicht, du kannst langsame Fahrt aufnehmen, wir haben den Wal am Haken und sicher am Poller vertäut.“ Romana atmete erleichtert auf. Sie schob den Gashebel gefühlvoll von sich weg, um die Trossen, die zum U-Boot führten, nicht zu schnell zu straffen. Schließlich könnte es durchaus möglich sein, dass sie noch irgendwo festhingen.
„Hier Seeadler, ich fliege“, war wenig später von allen Ralfs Stimme aus den Lautsprechern in ihren Ohren zu hören. Nach diesen Worten hallten die erleichterten Freudenschreie der Besatzung der >El Warda< weit übers Meer.
Endlich konnte Romana mehr Fahrt aufnehmen.
Warm und trocken, eingepackt in dickem Pullover und Jogginghose, kam Thomas zu ihr und löste sie am Ruder ab, als sie die weite Wende beendet hatte und Kurs nach Süden nahm. Dankbar für diese Ablösung übergab sie gern das Steuer und stieg langsam hinunter in den Salon. Als sie eintrat, wurde sie mit dem Beifall der Männer empfangen. Verlegen senkte sie den Blick.
„Was soll das?“, fragte sie und konterte gleich: „Hier hat doch jeder sein Bestes gegeben. Und wenn ich euch so ansehe, muss ich feststellen, dass ihr wesentlich ausgepowerter seid als ich. Also habt ihr den Hauptteil dieser Arbeit geleistet.“ Dann wurde sie ernst und warnte mit funkelnden Augen. „Aber wagt es euch nie wieder, mich so wie vorhin, auf die Nudel zu schieben. Mir ist das Herz fast in die Hose gerutscht.“
Während alle noch über Romanas laxe Wortwahl lachten, die sie ihr gar nicht zugetraut hatten, entdeckte sie in der Ecke neben dem Radarschirm einen zweiten, kleineren Monitor. Auf diesem war Ralf zu sehen, der sich ebenfalls vor Lachen ausschüttete. Sie zeigte auf den Bildschirm und fragte: „Wann habt ihr das denn aufgebaut?“
„Gerade eben“, antwortete Falko. „Wir brauchten dafür nur die Frequenz seiner Bordkamera. Aber wir kommunizieren mit ihm über unsere eigene Funkverbindung, sprich über unsere Headsets.“
„Ralfs Büchse ist jetzt schon so weit austariert, dass wir ihn bedenkenlos durch etwas tiefere Gewässer mitschleppen können, ohne dass die gleich absackt wie Senkblei und ohne dass er sich zu sehr auf die Steuerung konzentrieren muss“, erklärte Steffen erschöpft. „Sprich, der Junge kann sich etwas von seinem Trip in die Tiefen des Ozeans erholen, ebenso wie wir. Wir dürften diese Nacht noch die schützende Rückseite der Giftuninsel erreichen. Das alles durch tiefere Gewässer. Dazu werden wir uns am Ruder alle zwei Stunden ablösen. Was meinst du, wo da der günstigste Ankerplatz ist, wo wir nicht gleich am frühen Morgen gestört werden?“
Romana überlegte: „Wie tief liegt, die Neptun jetzt, während wir sie im Schlepp haben?“
„Auf plus, minus sieben Meter“, warf Rainer ein.
„Gut, dann würde ich Erg Sabina vorschlagen. Das ist ein etwas flacherer Tauchplatz, der bevorzugt erst am Nachmittag, nach einem tieferen Tauchgang am Vormittag, betaucht wird. Außerdem ist er von Hurghada, wenn die Tauchboote gegen 9 Uhr auslaufen, nicht vor 10:30 Uhr zu erreichen. Bis dahin könnten wir längst wieder verschwunden sein. Ich kenne die Tauchplätze hier in der Gegend ziemlich gut. Wir sind oft hier getaucht, wenn wir paar Tage frei und in der Nähe festgemacht hatten“, begründete Romana ihre Entscheidung für diesen Platz. „Obendrein befindet sich dort eine auf zehn Meter dem Riff vorgelagerte Sandfläche, auf der die >Neptun< ohne Bedenken abgesetzt werden könnte.“
„Gut“, meinte Steffen nach einem Blick auf die Karte. „Wir könnten dann hinten raus gleich ins Blauwasser verschwinden und weiter unser Ziel ansteuern, ohne dass erst einer unser kleines Anhängsel bemerkt. Schließlich sollte das unser ganz persönlicher Trumpf bleiben. Aber jetzt ist es Zeit für die Federn, die Rudergänger für die Nacht stehen fest. Erholt euch gut, Mädels.“
„Für dich haben wir die Kajüte und Koje vom Kapitän reserviert“, wandte sich Jens noch an Romana.
„Danke, aber wo schlaft ihr denn alle?“ Dabei schaute sie die Männer besorgt an.
„Wir teilen uns in die anderen Kojen. Wer Wache hat, benötigt ohnehin kein Bett. Ein paar finden hier im Salon Platz und ansonsten weißt du bereits, dass wir auch schon schlechter geschlafen haben“, antwortete Uwe und grinste sie breit an.
Bevor Romana jedoch die Stufen nach unten stieg, sah sie erneut auf den kleinen Monitor, wo sie Ralf, eingemummelt in einer dicken Wolldecke, sitzen sah.
Nur noch wenige Minuten nahm sie das gleichmäßige Klopfen der Motorkolben und das monotone Schlagen der Wellen gegen den Schiffsrumpf wahr. Jetzt, da sie Richtung Süden mit Wind und Strömung fuhren, war das Schaukeln des Bootes nicht mehr so stark, sondern wiegte sie sanft in den Schlaf.


35
Ein Klopfen gegen die Kabinentür ließ Romana auf ihrer Koje hochschnellen.
„Frühstück Romy!“, rief Steffen, während er bereits weiterging und an die andere Tür klopfte.
Noch müde traten sie und die Männer auf den engen Gang hinaus und stiegen nacheinander die wenigen Stufen nach oben in den Salon. Die Taucherarmbanduhr an ihrem Handgelenk zeigte sechs Uhr morgens.
Die beiden länglichen Tische, rechts und links, die in der Mitte nur einen schmalen Weg aufs Deck freiließen, waren bereits gedeckt. Romana ging zuerst zu dem kleinen Monitor, um nachzusehen, wie es Ralf nach der anstrengenden Nacht in dem noch immer kalten U-Boot ging. Mit großen Augen spähte sie auf den Bildschirm. Ralf war nicht zu sehen, stattdessen eine Fächerkoralle, in der sich viele kleine orange und rostfarbene Fahnenbarsche und einige wunderschön gelb gefärbte Maskenfalterfische tummelten.
„Was ist das denn?“, staunte sie und zeigte auf den Monitor.
„Ich würde mal sagen, man nennt so etwas Unterwasserlandschaft“, meinte Jens ironisch, als er neben sie trat und auf den Bildschirm sah.
„Ja, das sehe ich auch“, maulte sie genervt zurück.
Jens erklärte ihr, dass sich in dem Kasten, den sie am Vortag unter dem Boot angebracht hatten, zusätzlich zum Sonar, eine Unterwasserkamera befand, die über Fernsteuerung zu bedienen sei. „Und das, was du da siehst, ist ein kleiner Ausschnitt der Riffwand vor uns. Sieht das nicht superschön aus?“
„Ja, klasse“, sagte sie wenig begeistert. „Und wie schalte ich das Ding wieder um, damit ich ins U-Boot sehen kann?“
„Hier“, zeigte er, deutete auf die Tastatur und drückte zwei Tasten.
Das Bild auf dem Monitor änderte sich. Doch der Sitz des Piloten im U-Boot, den die Kamera direkt erfasste, war verwaist, ebenso wie der gesamte hintere Raum der >Neptun 2<, den sie noch einfangen konnte.
„Aber … aber wo ist Ralf?“, erschrocken sah sie auf den Bildschirm. Die Sorge, die in ihrer Stimme mitklang, war nicht zu überhören.
Steffen, der bereits zu essen begonnen hatte, erhob sich und trat ebenfalls vor den Monitor, auf den Romana noch immer irritiert starrte.
„Was?“, fragte er mit gespieltem Entsetzen. „Der muss doch da sein.“ Dann legte er beruhigend die Hand auf ihre Schulter. „Er liegt unten.“
Ruckartig drehte sie sich zu Steffen um, sodass ihr geflochtener Pferdeschwanz Jens übers Gesicht peitschte, weil er sich nicht rechtzeitig hatte abducken können.
„Wo unten?“, wollte Romana wissen und sah erneut auf den Monitor. „Das müsste die Kamera doch aber auch erfassen. Ich sehe ihn aber nirgends.“
Steffen grinste über das ganze Gesicht.
„Nö, logisch. Wir bespitzeln doch hier nicht unsere eigenen Leute. Außerdem haben wir nicht so viele Kameras, um in jeder Kajüte eine anzubringen.“
Romana verstand nun gar nichts mehr.
„Mensch, Mädchen, der liegt hier unter Deck in der Koje und pennt“, erlöste Thomas sie, weil er sich das nicht länger mit ansehen konnte.
„Als wir vor zwei Stunden vor Anker gegangen sind, haben Pitt und Uwe ihn händchenhaltend sicher hochgeholt“, fügte Jens hinzu. „Die >Neptun< liegt gut vertäut in zehn Meter Tiefe auf der Sandfläche. Genau, wie du vorgeschlagen hattest, dreißig Meter schräg hinter dem Heck. Warum hätten wir ihn da dort unten so allein lassen sollen?“
„Am Ende hätte er sich vielleicht noch gefürchtet und laut nach Mama geschrien“, fügte Pitt hinzu.
Alle im Salon vernahmen ihr erleichtertes Aufatmen und fingen herzhaft an zu lachen. Jens und Steffen nahmen sie in ihre Mitte und führten sie zum Tisch, wo ein reichhaltiges Frühstück auf sie wartete.
Nach dem Essen sprangen einige der Männer ins Meer, um sich zu erfrischen und endlich richtig munter zu werden.
Romana hingegen schlich sich leise in die enge Kabine, in der ein Doppelstockbett stand, wo Ralf auf der unteren Liege fest schlief. Sie legte vorsichtig die Hand auf seine Stirn und fühlte mit der anderen seinen Puls. Im selben Moment trat Steffen, nass und nur mit Badehose bekleidet, in die Kajüte und griff nach dem Handtuch, das auf dem Bett darüber lag.
„Und? Wie geht es unserem Murmeltier?“, flüsterte er, während er sich abtrocknete.
„Temperatur hat er keine und der Puls ist auch normal. Aber wenn er munter ist, müssen die wasserdichten Pflaster runter und erst einmal etwas Luft an die Wunden. Ich hoffe, der Druck vom Jackett mit den beiden Flaschen und der Wasserdruck da unten haben die Verletzungen nicht wieder aufbrechen lassen.“
Steffen nickte nachdenklich: „Romy, wenn du noch eine Runde schwimmen gehen willst, dann beeile dich lieber. Wir wollen nachher gleich los, ehe hier die ersten Touristentaucher aufschlagen und sich über unser kleines Anhängsel wundern und es umringen, wie einen gestrandeten Wal. Dann kommen wir hier nämlich nie mehr weg.“
„Aber … das würde doch heißen, dass Ralf keine Zeit mehr hat und wir ihm gleich wieder die Wunden wasserdicht verpacken müssen?“
„Nein, alles gut. Bevor sie ihn hochgeholt haben, hat er Uwe noch eine kleine Einweisung in die Steuerung gegeben. Also wird nachher Uwe diese Aufgabe übernehmen“, beruhigte er sie. „Viel hat er da nicht zu tun und kann dabei auch nichts falsch machen, da wir die >Neptun< ja weiter im Schlepp lassen.“
„Ihr seid klasse“, stellte sie erleichtert fest, während sie Steffen kurz umarmte. Dann schob sie sich an ihm vorbei, eilte in ihre Kabine und zog flugs den Badeanzug an. Sie stieg die Stufen nach oben, lief geradewegs durch den Salon übers Deck und hechtete von der Taucherplattform aus kopfüber ins Meer. Sie schwamm einige Züge, legte sich dann ausgestreckt aufs Wasser und ließ sich von den Wellen schaukeln. Geschmeidig folgte ihr Körper jeder Bewegung der Wasseroberfläche, sodass es aussah, als wäre sie ein Teil davon. Sie genoss es, bis Pfiffe von Bord der >El Warda< an ihr Ohr drangen, womit Jens sie zurückrief.
Mit wenigen kräftigen Schwimmzügen war sie zurück an der Leiter und kletterte an Deck, wo die Männer, die ziemlich lädiert vom nächtlichen Einsatz aussahen, auf sie warteten. Jede Menge blaue Flecke, Schürfwunden, Schwielen und Blasen zierten ihre Körper.
„Jungs“, äußerte sie zurückhaltend, „ich weiß ja, dass ihr ganz harte Kerle seid. Aber ich habe Salben für diese Art von Verletzungen im Gepäck.“ Dabei zeigte sie auf eine nässende Schramme an Pitts Schulter. „Ich meine ja nur, damit sie sich im Salzwasser nicht erst noch entzünden“, rechtfertigte sie sich. Eigentlich hatte sie mit dummen Heldensprüchen gerechnet und war überrascht, dass die Männer ihr Angebot, ohne zu murren, dankend annahmen.
Schnell rannte sie hinunter in ihre Kajüte, kramte im Verbandszeug. Kurze Zeit später kehrte sie mit zwei Cremetuben zurück und drückte sie Pitt und Thomas in die Hände.
Die Männer versorgten sich erst gegenseitig an Stellen, an die sie selbst nicht herankamen und verteilten sich ansonsten die Salbe auf diverse Kratzer, die sie sich in der Nacht zugezogen hatten.
Romana sah sich in der Zwischenzeit Rainer genauer an. Ein großflächiges Hämatom prangte quer über den vierten und fünften rechten Rippenbogen.
Da hatte er bestimmt voll eine Sprosse der Leiter abbekommen, als er in den Sog der Schraube geraten war, ahnte sie.
„Da hattest du wohl Glück. Die Rippen scheinen heil geblieben zu sein“, stellte sie erleichtert fest, als sie diese gründlich abgetastet und das Hämatom mit Arnikatinktur behandelt hatte.
Nachdem sich alle des kühlen Windes wegen, der von Norden her aufgekommen war, etwas wärmer angezogen hatten, versammelten sie sich im Salon, um die nächsten Schritte abzusprechen.
Es wurde Zeit aufzubrechen, also machte sich Uwe fertig, um zur >Neptun< zu tauchen.
Claus schnürte dem Freund in der Zwischenzeit ein wasserdichtes Päckchen mit trockener Kleidung, damit dieser während der Zeit in der >Neptun< nicht in Decken gehüllt verbringen musste. Denn solange die Batterien des kleinen U-Bootes nicht vollständig aufgeladen waren, würde es dort ungemütlich kühl sein. Dazu packte er Lebensmittel und zwei Flaschen Wasser.
Nachdem Uwe sich von der >Neptun< aus meldete, wurden die Leinen von den Ankertauen losgemacht und Steffen steuerte die >El Warda< aus dem sicheren Schutz des Riffes ins Freiwasser hinaus. Gerade noch rechtzeitig, bevor die ersten Boote mit Tauchtouristen dort eintrafen, die sie in der Ferne bereits kommen sahen.
Falko setzte sich vor den kleinen Radarschirm und beobachtete die gesamte Umgebung.
Thomas stellte mithilfe seines Satellitentelefons eine Verbindung mit Romana’s Laptop her, um ins Internet zu gelangen. Beide machten sich daran, eine neue, verschlüsselte Mail an den Kapitän der Blue Sea zu verfassen. Sie wollten darin nach Neuigkeiten fragen und den aktuellen Standort des Schiffes in Erfahrung bringen, ohne erst lange danach suchen zu müssen.
Jens und Rainer bastelten an ihrer Ausrüstung.
Der Rest der Mannschaft hatte sich zurückgezogen, bis es an ihnen sein würde, die anderen abzulösen. Dabei trugen alle ihre kabellosen Headsets, um stets auf dem Laufenden zu bleiben und, sobald erforderlich, einsatzbereit zu sein.
Am frühen Mittag kam Ralf in den Salon geschlichen und wurde von seinen Freunden begrüßt.
Jens holte ihm aus der kleinen Kombüse etwas zu essen und stellte es vor ihn auf den Tisch. „Ich hoffe, du hast ausgeschlafen“, meinte er, während er den Freund besorgt taxierte. „Was macht deine Schulter?“
„Ich danke dir. Es geht schon wieder“, antwortet Ralf kauend und biss erneut ins Brötchen. „Wo befinden wir uns jetzt eigentlich?“
„Südöstlich von Giftun Soraya, westlich von uns befindet sich Abu Ramada“, kam von Falko, der noch immer das Radar im Auge behielt. Dabei zeigte er hinter sich aus dem Fenster.
„Also haben wir bald die Stelle erreicht, wo Romy das Forschungsschiff vom Cockpit aus gesehen hatte“, schlussfolgerte Ralf.
„Ja, das schon. Nur war das vor mehr als achtundvierzig Stunden“, gab Jens zu bedenken. „Dort ist es nicht mehr. Im Moment suchen wir die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen.“ Er erhob sich. „Ach so, wenn du aufgegessen hast, melde dich doch gleich bei Romy. Sie hat vorhin was davon gesagt, dass sie dir die ulkigen Pflaster da abmachen und dich frisch verarzten muss“, zeigte dabei auf Ralfs Schulter und ging wieder hinaus zu Rainer, um sich weiter um seine Arbeit zu kümmern.
„Wo ist Romy eigentlich?“, wandte sich Ralf an Falko.
„Keine Ahnung, vorhin saß sie erst mit Thomas vorm Rechner, dann stand sie kurz am Ruder wegen des Naturschutzgebiets, das wir durchquert haben, bis sie abgelöst wurde.“
Ralf stieg die Leiter zum Oberdeck hoch, wo Steffen am Steuer saß.
Als dieser den Freund bemerkte, begrüßte er ihn. „Na? Ausgepennt, Schlafmütze?“
Ralf ging auf ihn zu und entdeckte die zahlreichen Blessuren an Steffens Armen. „Danke, der Nachfrage. Hättet mich ja wecken können. Aber mit wem hast du dich wieder angelegt?“, wollte er im Gegenzug wissen und zeigte auf die blauen Flecke.
„Ach das. So sehen wir alle aus. Wir hatten eine Schlägerei mit Mutter Natur und der Leiter von der >El Warda<.“
Beide grinsten sich wissend an.
„Ich habe davon gehört, nur wusste ich nicht, dass die beiden Frauen so zuschlagen und sogar euch ordentliche Beulen verpassen können“, scherzte Ralf. Dann wurde er ernst. „Hat’s Romy auch so erwischt?“, fragte er besorgt.
„Sie wurde am Ruder wohl ebenfalls ganz schön rumgeschleudert. Hat paar blaue Flecke an Armen und Beinen. Jedoch, soweit wir nach dem Frühstück sehen konnten, als sie schwimmen ging, war sonst alles heil und an den richtigen Stellen verteilt. Im Gegenteil, sie hat dann gleich wieder dafür gesorgt, dass unsere Schrammen verarztet wurden. Ist ein klasse Weib, deine Romy.“ Steffen deutete auf Ralfs Pflaster. „Die Dinger sollten doch schon längst runter sein. Warst du denn noch nicht bei Frau Doktor?“
„Nö. Da würde ich aber gern hingehen, wenn ich sie nur finden könnte. Unten ist sie jedenfalls nicht. Ich hoffte eigentlich, sie hier bei dir zu finden.“
„Hast du in ihrer Kabine nachgeschaut?“, wollte Steffen wissen.
„Ja, da war ich als Erstes, noch bevor ich in den Salon gegangen bin, aber Fehlanzeige.“
„Das haben wir gleich.“ Steffen griff an sein Ohr und drückte die Taste seines Headsets. „Hier Steinadler an Habicht. Habicht bitte melden.“
Er bekam keine Antwort.
Dreimal wiederholte er diesen Ruf.
Nichts. Nur Stille.
„Hier Steinadler, Turmfalke melden.“
„Hier Turmfalke“, meldete sich Thomas kurz darauf, begleitet von lauten Geräuschen aus dem Hintergrund.
„Wo steckst du, Turmfalke?“, wollte Steffen wissen.
„Bin im Maschinenraum, versuche, den Motor etwas zu modifizieren, damit das Baby mehr Dampf machen kann, wenn wir es brauchen.“
„Hast du unseren Habicht irgendwo rumflattern sehen?“
„Seit wir die Mail an die Blue Sea abgesetzt haben, nicht mehr. Sie war doch dann am Ruder und wollte danach noch an die frische Luft. Warum?“
Erneut rief Steffen sie über Funk. Doch es kam noch immer keine Antwort von ihr.
Von den vielen Funkrufen, welche alle an Bord mitgehört hatten, beunruhigt, kamen die Männer nach und nach aufs Oberdeck und erkundigten sich, was los sei.
„Wir können Romy nicht finden“, erklärte Ralf besorgt.
„So groß ist doch dieser Äppelkahn nun auch wieder nicht, dass sie sich verstecken könnte“, meinte Claus, „Ich schlage vor, wir teilen uns auf und suchen sie.“
„Genau darum wollte ich euch gerade bitten“, gab Steffen zurück.
„Hier Mauersegler“, meldete sich Uwe aus dem U-Boot. „Was ist los bei euch da oben?“
Mit knappen Worten erklärte Steffen ihm, dass sie Romana nicht finden konnten.
„Also, über Bord kann sie nicht gegangen sein, das hätte ich hier unten in meiner Glaskuppel mitbekommen“, antwortete Uwe, ebenfalls besorgt. „Sie muss also bei euch auf dem Boot sein.“
„Danke Mauersegler“, gab Steffen zurück. „Damit können wir das Schlimmste schon mal ausschließen.“ Er wandte sich an die Männer. „Okay Jungs, macht euch auf die Suche, kehrt das Unterste zu Oberst und reißt jede Blanke einzeln raus, wenn es sein muss. Aber findet Romy.“
Eilig machten sich die Männer auf die Suche. Sie ließen keinen Winkel aus, sahen auch auf den beiden Toiletten und in der kleinen Kombüse nach.
Claus und Thomas durchsuchten die drei Kabinen unter Deck, doch nirgends konnten sie Romana finden.
Pitt und Jens suchten am Bug des Bootes. Pitt gab gerade die Meldung durch, dass sie auch dort nicht aufzufinden sei, als sich Jens plötzlich mit aufgeregter Stimme über Funk meldete.



Fortsetzung folgt
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sonja,

endlich hab ich mal ein bisschen Zeit. Ich mache mal hier weiter.

Kapitel 28:
Die Frau lächelte freundlich. „Einen Moment bitte, ich sehe mal, was ich da machen kann“, sagte sie und ging Richtung Cockpit. Kurze Zeit später kam sie zurück und winkte Romana zu sich. neue Zeile Vorsichtig, um Steffen nicht zu wecken,
begrüßte sie den Piloten und Co-Piloten mit einem freundlichen „Hallo.“ hier muss der Punkt hinter die Anführungszeichen, weil es in diesem Fall ein Zitat ist, keine wörtliche Rede.
Der Pilot drehte sich ihr zu ihr um.

Kapitel 29:
Sie bestiegen,kein Komma gemeinsam mit den anderen,kein Komma den Bus, der sie zum Flughafengebäude brachte. das bremst den Lesefluss unnötig aus.
dass es sowohl über-kein Bindestrich als auch unter Wasser eine gute Kommunikation zwischen den einzelnen Mitgliedern ihrer Gruppe gab.
mit einer dünnen Decke zu und schlief, mit ihr im Arm, ein. auch diese Kommata würde ich weglassen
„Und, wie sieht es bei euch aus?“, fragte SteffenKomma kaum, dass er mit Jens das Zimmer betreten hatte.
„Wenn das Schiff dort bliebe, bis wir eintreffen, hätten wir es leichter,kein Komma ranzukommen“, fügte Pitt hinzu.
Denn Ralf und Romana lagen schlafend,kein Komma eng nebeneinander,kein Komma für quer auf dem Doppelbett.
„Und die beiden wollen uns weiß machen weismachen, dass sie
glaubten, es seien jungen Leuten, guten Sportlern und Freunden, die sich am Abend noch etwas im Pool austobten.
auf ihre Zimmer und trafen sich dann,kein Komma in ihrer neuen, leichten Kleidung,kein Komma in der Strandbar des Hotels wieder.
schauten viele der jüngeren weiblichen Gäste,kein Komma neidisch der Frau inmitten der gut aussehenden Männer,kein Komma neidisch nach.

So erstmal Mittagpause. Später vielleicht mehr.

Liebe Grüße,
 
Hallo Sonja,

weiter geht es mit Kapitel 30:
Damit sie sich das Personal keine Sorgen machten, wenn sie ein paar Tage abwesend wären.
Als sie mit seinem Kapitän schon mit ihm fachsimpelnt bereits zu fachsimpeln begann, als sie zum Liegeplatz der >El Warda< unterwegs waren, wandte er sich an seine Freunde.

Und schon sind wir bei Nr. 31:
Schulter und musste lauter sprechen, um dem starken Nordwind,kein Komma Paroli zu bieten, damit sie ihn verstand.
bis zu vier Boote an solch einem Ankertau nebeneinander festmachen können“, erklärte Ralf an ihrer Statt.
Romana versuchte, das Boot durch Kreuzen,kein Komma so zur Welle zu stellen, dass
Die Gischt,kein Komma so mancher Welle,kein Komma spritzte dabei weit über den Bug des Schiffes,
Rainer und ich“, sagte er, dabei sah er ihn an. „Wir kümmern uns um unseren internen Funk,
„Wir müssen das Ganze aber vorsichtshalber durchziehen, wenn es dunkel ist. Das bedeutet ein zusätzliches Risiko. Doch uns bleibt kaum eine andere Wahl, denn dafür sind wir bei dieser Operation zu dicht an der Küste. dazu die Frage: Ist in der ruhigen Nacht das Motorengeräusch nicht bis an die nahe Küste zu hören? Das würde doch ebenso Aufmerksamkeit erregen.

Kapitel 32:
„Okay, das ist ein guter Plan“, meinte Steffen und an Ralf gerichtet, sagte er: „Du kommst dann raus,
Er kippte die,kein Komma vor Spritzwasser schützende,kein Komma Glasscheibe etwas an und schob ein
auch Skips genannt, an“, erklärte er ihr, als sie ihn verwundert ansah,Punkt „Wir sind

So, das war es für heute.

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Wow, Du bist mir zu schnell, Rainer. Ich bin doch gerade bei Teil acht von Unter Beobachtung um das die Absätze zu korrigieren. Kümmere mich aber dann auch gleich hierum.
Recht herzlichen Dank für das Fehlerfinden.

Liebe Grüße
 
Hi, Sonja,

zu schnell? :DEs war ja nicht mehr so viel, wie zu Anfang. Das ist super. Dann geht es auch schneller und macht noch mehr Spaß.:cool: Außerdem war ich jetzt viele Tage lang gar nicht dran.

Ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,

recht herzlichen Dank für das Durchsehen der Kapitel 30 bis 32 und das Finden meiner Fehler. Ich habe sie soeben korrigiert. Um zu Deiner Frage zu kommen:


„Wir müssen das Ganze aber vorsichtshalber durchziehen, wenn es dunkel ist. Das bedeutet ein zusätzliches Risiko. Doch uns bleibt kaum eine andere Wahl, denn dafür sind wir bei dieser Operation zu dicht an der Küste. dazu die Frage: Ist in der ruhigen Nacht das Motorengeräusch nicht bis an die nahe Küste zu hören? Das würde doch ebenso Aufmerksamkeit erregen.
Es geht nicht um den Motorlärm. Denn ja, der ist gerade nachts gut zu hören. Allerdings nur bei ruhiger See. Aber wegen der Fischerboote sind eigentlich immer Motorgeräusche zu hören. Denn die Einheimischen fischen bevorzugt nachts. Das wäre also nicht das Problem. Das Problem aber wäre, wenn sie sich ausgerechnet dort an dieser Stelle, die eigentlich nicht betaucht wird, mit eben solch einem Touristentaucherboot genau dort so lange aufhalten und manövrieren würden. Das würde Neugierige auf den Plan rufen. Dazu kommt, dass sie einheimischen Fischer ihre Gebiete hervorragend kennen und nicht so nahe an den Riffs fischen würden. Dabei würden ihre Fangnetze hängen bleiben und zerreißen. Also würden sie selbst als getarnte Fischer am Tag an der Stelle auffallen. Die kleinen Fischerboote dort besitzen aber weder Radar noch Sonar, womit die >El Warda< nachts, ohne die Positionslichter, nur sehr schwer auszumachen ist.
Fazit: Nachts ist das Risiko, bei ihrer Operation entdeckt zu werden, geringer.
Wurde mir bei meinen Recherchen zu dem Thema auch so von einheimischen Fischern der Region begründet.
Meinst Du ich sollte diese Begründung in gekürzter Form mit im Text einfließen lassen?

Viele liebe Grüße
 
Hallo Sonja,

so gesehen müssten die Fischer, die ihre Revier rund um dieses bewusste Riff haben, vielleicht eingeweiht sein. Oder sind sie wirklich so weit weg, dass sie die 'El Warda' nicht bemerken? Je nachdem wie der Wind steht, würden doch die Motorengräusche Aufmerksamkeit erregen, weil beim Manövrieren gewiss nicht nur im Leerlauf gearbeitet wird. Haben sie sich diese Stelle vielleicht bewusst gewählt, weil sie wussten, dass da niemand zu nah dran ist?
Okay, nachts ist das Risiko geringer. Bei Tag würden sie mehr auffallen, weil zu viele andere Boote unterwegs sind. Sind die Fischer überhaupt so nah an der Küste unterwegs, oder sind sie deutlich weiter draußen, dass sie die 'El Warda' nicht bemerken würden? Wenn dem so ist, dann wäre das ein Satz, den ich hinzufügen würde: "Die Fischerboote sind in tieferen Gewässern draußen auf See unterwegs. Sie werden uns nicht bemerken. Und sonst sollte eigentlich niemand auf dem Wasser sein. Licht dürfen wir natürlich keines machen."
Wäre das eine Idee?

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,

ich bin schon dran und schreibe da etwas um. Wahrscheinlich werde ich dann aus dem 4. Teil das letzte Kapitel zum Ersten vom 5. Teil machen müssen, weil das dann hier wegen der Zeichenbeschränkung nicht mehr hinpasst. Ich bin also dran und modle alles noch etwas um und zurecht.

Liebe Grüße
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,

Okay, der Abschnitt in Kapitel 31 ist abgeändert. Er lautet jetzt so:


„Okay, Mädels“, meinte Steffen. „Zu alldem gibt es noch einen Haken. Wir können das Ganze erst in Angriff nehmen, wenn es dunkel ist. Doch uns bleibt kaum eine andere Wahl. Hier sind tagsüber für meine Begriffe zu viele Touristenboote unterwegs, die wir nicht als Zuschauer gebrauchen. Außerdem sind wir zu dicht an der Küste. Auch wenn dieser Küstenstreifen nicht bewohnt ist und nur aus einer steinigen Wüste besteht, möchte ich kein unnötiges Risiko eingehen und dabei beobachtet werden, wenn wir an dieser Stelle herum manövrieren.
Klar, das Ganze nachts durchzuziehen, bedeutet ein zusätzliches Risiko. Und auf besseres Wetter können wir auch nicht warten. Die Zeit haben wir nicht.
Wie mir Ralf sagte, wird dieses Gebiet wegen der Riffe, die hier bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen, von den Einheimischen nicht oder nur selten befischt. Bei dem Wellengang werden sie mit ihren kleinen Nussschalen wahrscheinlich auch nicht rausfahren. Wenn aber doch welche zum Nachtfischen unterwegs sein sollten, dann sind sie weiter draußen. Deshalb werden wir auch unsere Positionslichter vor Ort löschen. So verschmelzen wir quasi mit dem Hintergrund der Nacht und der Nordwind mit samt dem starken Wellengang decken unsere Geräuschkulisse ab.


Und, besser so?

Liebe Grüße
 
Hallo Sonja,

das ist ja schon sehr ausführlich formuliert. Aber, ja, so wird dem Leser klar, dass es die richtige Entscheidung ist, nachts zu agieren.

Wenn Du dann noch nicht 'mit samt', sondern 'mitsamt' schreibst, dann passt es.;)

Liebe Grüße,
 
Hallo Sonja,

weiter geht es mit Kapitel 33:
Falkos Stimme an ihr Ohr. neue Zeile Danach war Steffen zu hören. „Hier, Steinadler,
Seeadler scheint jetzt wirklich zu fliegen.“ neue Zeile Romana atmete erleichtert auf. „Kraftperlen und Mauserhilfe.
Stück zurückgezogen wurden und es sich neu zurückerkämpfen mussten.
Sie musste die >El Warda< möglichst genau auf Position zu halten,
bis die vier Taucher,kein Komma mit den beiden Seilen,kein Komma zurück sein würden.

Kapitel 34:
hörte sie, einige Zeit später, Steffens erschöpft klingende Stimme im Ohr. das Übliche: die Kommata sind nicht nötig
Nur langsamer Langsam und mit viel Feingefühl brachte Romana die >El Warda< auf Nordkurs.
Und wieder versuchten sie, so gut es ging,kein Komma ihre Position zu halten
„Was soll das?“, fragte sie und konterte gleich,Doppelpunkt „Hier hat doch jeder sein Bestes gegeben
„Gut“, meinte Steffen nach einem Blick auf die Karte,Punkt „Wir könnten dann

Und noch Kapitel 35:
Also wird nachher Uwe diese Aufgabe übernehmen“, beruhigte der sie.
„Ach so ja, wenn du aufgegessen hast, melde dich doch gleich bei Romy.
Steffen griff an sein Ohr und drückte die Taste seines HeadsetsPunkt „Hier Steinadler an Habicht.
„Danke Mauersegler“, gab Steffen zurück,Punkt „Damit können

Ist doch sehr überschaubar.:)

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,

ach menno, wo ich meine vielen falschen Kommas doch so liebe.:confused:
Stimmt natürlich nicht. ;)Ich habe also wieder alle von Dir angezeigten Fehler im Text ausgebessert. Okay, bei dem:

Stück zurückgezogen wurden und es sich neu zurückerkämpfen mussten.
War ich mir nicht sicher. Also habe ich es lieber auseinandergeschrieben. Aber ja, das sollte wirklich zurück erkämpfen heißen. Hatte ich beim Umschreiben nicht mit bedacht. Wobei ich nun schon wieder eher dahin tentiere, das zurück ganz wegzulassen, denn das wird doch schon durch das neu ausgedrückt. Also lasse ich die da nur neu erkämpfen. Ich glaube, das klingt auch besser.
Somit auch dafür ein dickes Dankeschön, dass Du mich darauf gestoßen hast.

Viele liebe Grüße
 
Hallo Sonja,

sie sind ja nicht immer zwingend falsch, aber sie bremsen zu oft den Lesefluss. Deshalb halt die Empfehlung von mir, sie wegzulassen.

Hm, das 'neu' finde ich eigentlich nicht so schön, wenn ich es mir recht überlege. Ich glaube, ich würde eher 'zurückerkämpfen' schreiben. Aber wird das jetzt getrennt oder zusammen geschrieben?:oops: Da die Autokorrektur es hier, während ich es schreibe, anmeckert, vermute ich eher getrennt. Aber wie wir wissen, macht auch die zuweilen Fehler ...

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hi Rainer,

nein, kein Fehler. Ich habe bei Duden nachgeschaut, wird wirklich getrennt geschrieben.
Mir gefallen beide Varianten, ob neu oder zurück erkämpfen, nicht wirklich. Mal sehen, vielleicht fällt mir da noch was ganz anderes ein. Lass mich da mal eine Nacht drüber schlafen. Ich bin eh gerade beim Umkrempeln von einzelnen Szenen und dem Ende.

Liebe Grüße zurück
 

marcm200

Mitglied
Dieser Teil fokussiert sich auf den Plan, die Neptun zu bergen. Gefällt mir.

Romana hat den Bootsführerschein, kann Ägyptisch und hat zweimal eine Idee,um ein Boots-/Tauchproblem zu lösen - und die ausgebildeten Kampfschwimmer kommen nicht selbst auf eine Idee. Wird Romana auch einmal etwas nicht können?

Die Schwimmer sprechen sich mit Tarnnamen an. Das ist sicherlich in der Realität richtig. Allerdings sind 10 Personen für mich ohnehin schwer zu merken, und dann auch noch Tarnnamen als zusätzliche Komplikation. Mir hätte es das Lesen erleichtert, wenn hier zugunsten von Leserfreundlichkeit auf absolute Realitätsnähe verzichtet worden wäre (ich dachte sofort an manche SciFi-Romane, in denen die Aliens möglichst unaussprechliche Namen haben).

Die Bergungsszene ist eine lange Planbesprechung, dann die Ausführung aus Romanas Perspektive. Hast du mal darüber nachgedacht, eine zweite Perspektive zu nehmen - unter Wasser? Die Besprechung etwas kürzer, und dann geht beim Tauchen etwas schief, und man ist aktiv dabei (ja, ich weiß, ich und meine Action-Szenen-Wünsche. Aber das lese und schreibe ich aktuell am liebsten :) )

Hat Romana die exakten Koordinaten der Blue Sea im Cockpit des Flugzeugs erhalten (GPS)? Oder reicht der visuelle Eindruck mit den Riffen in der Umgebung aus, um es auf der Seekarte zu finden?

Wie weit ist die Neptun aktuell vom gekaperten Schiff entfernt?

Und ein Cliffhanger zum Ende: Romana ist verschwunden? Ohnmächtig? Ist ein Verräter an Bord? Oder wurden sie abgehört - und die Gespräche an feindliche Gruppen gesendet? Oder Romana ist in der Neptun?
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Marc,

Romana hat den Bootsführerschein, kann Ägyptisch und hat zweimal eine Idee,um ein Boots-/Tauchproblem zu lösen - und die ausgebildeten Kampfschwimmer kommen nicht selbst auf eine Idee. Wird Romana auch einmal etwas nicht können?
Ja, das ist eine berechtigte Frage, die sich Uwe später übrigens auch stellt und eine Antwort findet. :D

Die Bergungsszene ist eine lange Planbesprechung, dann die Ausführung aus Romanas Perspektive. Hast du mal darüber nachgedacht, eine zweite Perspektive zu nehmen - unter Wasser?
Das wäre eine Überlegung wert.

Hat Romana die exakten Koordinaten der Blue Sea im Cockpit des Flugzeugs erhalten (GPS)? Oder reicht der visuelle Eindruck mit den Riffen in der Umgebung aus, um es auf der Seekarte zu finden?
Die Rifflandschaft dort ist sehr markant, sodass man sich anhand dessen recht gut orientieren kann, wenn man nicht gerade das erste mal dort ist. Da Romana aber Taucherin ist und noch dazu ägyptisches Arabisch sprechen kann, kann man davon ausgehen, dass sie nicht das erste mal dort ist. Und da sie einige Zeit als Bordärztin auf dem Forschungsschiff war, kennt sie diese Gegend natürlich.

Wie weit ist die Neptun aktuell vom gekaperten Schiff entfernt?
Das waren schon einige Seemeilen. Zeigt dann ja auch die lange Fahrt zum Standort des Forschungsschiffes.

Recht herzlichen Dank fürs Lesen und die neuen Anregungen. Ich bin aber eigentlich noch beim Umschreiben vom 7. und letzten Teil ab dem Kapitel 63, was ich hier auch bald einstellen möchte. Erst danach habe ich den Kopf wieder frei, um hier neue Überlegungen umsetzen zu können.
Naja, und die nächste ... sagen wir Staffel, die von dieser Gruppe handelt, steht ja auch schon halb fertig in den Erzählungen unter dem Titel „Unter Beobachtung“. Anders gesagt: viel Arbeit.

Liebe Grüße
Sonja
 



 
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