In einer anderen Sphäre

Bo-ehd

Mitglied
Sie setzte sich aufrecht hin und starrte auf den leeren Stuhl gegenüber, presste die Lippen aufeinander und schüttelte, ohne dass sie es merkte, ganz leicht den Kopf. Nichts ist ungerechter in einer Ehe, befand sie, als wenn sich einer der Partner rücksichtslos Sonderrechte herausnahm. Sie hätte einen ganzen Liederzyklus davon singen können. Dabei stand ihre Ehe mit Volker anfangs unter einem sehr guten Stern. Er bekam gleich nach seiner Ausbildung die Stelle eines Werkleiters, trug einen stattlichen Monatslohn nach Hause und hatte so viel Freizeit, dass er sich gleich fünf Hobbys hätte leisten können. Aber die Dinge entwickelten sich in eine Richtung, die nicht einmal er selbst gut fand. Dabei war er der alleinige Profiteur dessen, was in so ungehörigem Maße ihre Ehe traktierte.
Ab etwa dem fünfzehnten gemeinsamen Jahr hatten nämlich seine kleinen Eskapaden den Status eines Rituals angenommen, und von da an wurde die Luft für Dorothea in ihrem kleinen Reich von Küche, Schlaf- und Wohnzimmer immer dünner.
Wenn Volker um halb fünf Feierabend hatte, ging er die vierhundert Meter von seiner Arbeitsstelle nach Hause in dermaßen großen Serpentinen, dass daraus leicht die dreifache Strecke wurde, was ausschließlich daran lag, dass er an genau zwei Wirtshäusern, die nicht zufällig auf seinen Umwegen lagen, nicht vorbeikam. In dem einen spielte er täglich eine Partie Snooker. Mit Revanche und, falls diese gewonnen oder verloren wurde, einer weiteren Revanche. Man kennt das ja, wenn man nicht aufhören will.
Das zweite Wirtshaus lag etwas näher an seiner Wohnung und wies immer ein paar Gäste auf, die zu einer Partie Darts, einzeln oder im Team, bereit waren. Und das hatte unweigerlich zur Folge, dass Volker, wenn alles normal verlief, kaum vor halb acht abends zu Hause war.
Es hatte unendliche Diskussionen darüber gegeben, dass sein Verhalten ihrer Ehe nicht zuträglich sei. Und Volker sah das ein. Er ließ seine Frau zu häufig zu lange allein, was allein schon die Zeit für gemeinsame Unternehmungen, wenn denn überhaupt mal welche angedacht waren, enorm beschnitt. Aber selbst wenn es zu ein paar gemeinsamen Ausflügen gekommen wäre, so gab es für Dorothea immer noch Alleinsein und Warten im Überfluss.
Als die Sache am Überkochen war, ging es ihr schlichtweg nur noch darum, nicht immer nur zu Hause allein herumzusitzen, stundenlang das Essen warm zu halten und nicht in den eigenen vier Wänden zu versauern. So wie er sich täglich Abwechslung gönnte, wollte auch sie aus ihrem achtzig Quadratmeter großen Gefängnis ausbrechen und auch einmal etwas anderes sehen als nur Kochtöpfe und Schmutzwäsche.
Nach jeder Diskussion ging Dorothea als Siegerin hervor und nahm, anfangs voller Hoffnung, später mit größter Gleichgültigkeit, seine Beteuerungen entgegen, sich künftig mehr den familiären Belangen zu widmen. Und das hieß vor allem, ihr Bedürfnis nach gemeinsamen Unternehmungen und Zeitvertreib zu befriedigen. Anfangs hatte sie von Shoppingtouren, Tagesausflügen und dem Besuch von kulturellen Veranstaltungen, jeweils zu zweit oder mit Freunden, geschwärmt, für solcherlei Zeitvertreib sogar seine ausdrückliche Zustimmung eingeholt, die sich allerdings in einer gespielten, gedämpften Begeisterung äußerte. Die Realisierung ging anfangs sehr, sehr zögerlich vonstatten, und anstatt die erhoffte Dynamik zu entwickeln, rückte sie in immer weitere Ferne. Mit jedem Mal.
Was blieb, war immer wieder die Enttäuschung. Volker war ein Mann klaren Verstandes und einer gehörigen Portion Anstand und Mitgefühl und hatte daher allergrößtes Verständnis und Einsehen für ihr Klagen und Drängen. Und er war Manns genug, sein Spielfaible als Grund für das drohende Zerwürfnis anzusehen. Aber der Drang, mit Kugeln und Pfeilen zu spielen, war zu groß. Wann immer er ihr versprach, ab dem nächsten Tag pünktlich zu Hause zu sein und noch etwas mit ihr zu unternehmen, ging die Sache für Dorothea tragisch aus.
Da platzte ihr eines Tages der Kragen.

„Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Volker“, begann sie ihre Predigt, „ich frage mich so langsam, was in deinem Kopf vor sich geht. Zum tausendsten Mal hast du mir geschworen, mit dieser Spielerei aufzuhören und pünktlich nach Hause zu kommen, damit wir noch ein paar Stunden gemeinsam verbringen können. Guck mich nicht so an, es ist zum tausendsten Mal!“
„Du übertreibst mal wieder. Jetzt beruhige dich erst einmal.“
„Nein, mein Freund, ich beruhige mich überhaupt nicht. Es sei denn, du gibst dein Lotterleben auf und benimmst dich wie jeder andere Ehemann.“
„Lotterleben! Pah! Du weißt doch gar nicht, was das ist. Du meinst die paar Spiele Darts oder Billard und tust gerade so, als würde ich eine Bummeltour durch die Bordelle der Stadt machen.“
„Deine Rumhängerei in den Kneipen reicht mir, da braucht’s keine Puffs.“
„Ich verdiene die Brötchen, und deshalb habe ich einen Anspruch darauf, mit meinen Kollegen noch eine Stunde nach Feierabend abzuhängen und ein Spielchen zu machen.“
„Willst du es nicht begreifen? Ich bin kurz davor, diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Mit allen Konsequenzen, wenn es sein muss.“ Dorothea schäumte vor Wut.
„Deinen theatralischen Auftritt kannst du dir sparen. Das zieht bei mir nicht mehr.“
„Ich will mich nicht wiederholen, aber du tätest gut daran, das hier als allerletzten Warnschuss anzusehen. Du kannst davon ausgehen, dass ich mich nicht ein einziges Mal mehr von dir hinhalten lasse. Entweder du stehst als Ehemann zu deinem Wort, oder das war’s gewesen.“
Ein letzter Warnschuss? Ich soll ein Mann sein, der sein Wort bricht?, fragte er sich. Und wem will sie überhaupt drohen? Ich ernähre doch diese Familie, oder? Und dann hängte er, zu seinem Unglück nicht still, sondern in sichtlich erregtem Ton hinten an: „Ich glaube, ich muss mal ein paar Weiber aufreißen, damit du siehst, wie harmlos meine Billardspielchen sind.“
Dorothea blieb wie angewurzelt stehen. „Das war jetzt aber heftig, mein Lieber. Wenn du das meinst, das funktioniert bei mir schneller als bei dir. Dessen kannst du sicher sein.“
„Jetzt drohst du mir auch noch. Es wird ja immer schöner. Du und Männer? Machst du jetzt Witze?“
„Dir wird das Lachen schon vergehen, wenn ich ernst mache“, konterte sie.
Damit war das Streitgespräch beendet. Für den Rest des Abends umgab beide eisige Kälte. Während Dorothea mit verheultem Gesicht ins Schlafzimmer ging, sich auf die äußerste Kante ihres Bettes legte und versuchte einzuschlafen, machte es sich ihr Mann im Wohnzimmer auf der Couch bequem, trank im Liegen noch zwei Bier und schlief dann seelenruhig ein.
Die Kälte beider und der über jede Vernunft obsiegende Wille, auf keinen Fall einzulenken, überdauerte den nächsten Morgen. Das erste Mal verweigerte sie ihm das Frühstück, blieb liegen und bequemte sich erst aus dem Bett, als sie die Haustür ins Schloss fallen hörte.
Als er abends gegen halbneun – gut eine Stunde später als üblich – nach Hause kam, war die Wohnung verwaist. Um Versöhnungswillen zu zeigen, rief er ihren Namen. Aber es war keine Dorothea da, die, wenn auch zögerlich, ja, Schatz hätte erwidern können. Die Wohnung war verlassen wie ein Erdbau nach dem Hochwasser.
Mit hochrotem Kopf drehte er sich suchend um seine eigene Achse, verharrte und starrte die Wand an. Dann streifte sein Blick den Wohnzimmertisch und entdeckte eine handschriftliche Nachricht. Aufgeregt las er sie.
„Die hat sie doch nicht mehr alle!“, schrie er so laut, dass man es bis auf den Flur des Hochhauses hören konnte. Was sollte das denn jetzt?, fragte er sich und las Dorotheas Notiz nochmals, diesmal im Flüsterton:

Ich musste dringend zu meiner Schwester. Sie bekommt wohl – dem Strampeln in ihrem Bauch nach zu urteilen - in den nächsten Tagen ihr Baby. Ich denke, dass ich spätestens in ein oder zwei Wochen wieder zu Hause bin. Ruf an, falls Du meine Hilfe brauchst.
Dorothea


„Unfassbar!“, brüllte er voller Wut in sich hinein. „Ihre Schwester ist im fünften Monat. Da sieht man ja kaum etwas, und die will mir weismachen, dass das Kind gleich kommt!“
Ihm dämmerte, dass es einen anderen Grund geben musste, und er brauchte nicht lange, um ein Motiv für ihre Abreise zu erkennen. Dorothea hatte es satt. Wieder einmal. Aber dieses Mal gab sie sich mit Diskussionen, hängenden Mundwinkeln und seinen runtergeleierten Versprechungen, sich ändern zu wollen, nicht zufrieden. Dorothea hatte die Sache jetzt in die Hand genommen und war ausgezogen. Nur für ein paar Tage, wie sie schrieb. Volker interpretierte das Verreisen folgerichtig als eine Drohung, den letzten Warnschuss und die ultimative Chance, jetzt endlich zu seinem Wort, seinen ewigen Versprechungen, zu stehen.
Betroffen ging er in sich. Und wie er das tat!
Eine sonderbare Unruhe trieb ihn, als er zunächst das Wohnzimmer wie ein Feldwebel durchmaß, der seine Truppe herunterputzen wollte. Kein Wunder, denn er spürte, wie Stille, drohender als ein Gewitter, sich über ihn legte. Eine leere, tote Wohnung! Das hatte er ja noch nie erlebt. Wenn Dorothea das Haus verließ, meldete sie sich immer brav ab, und er hätte die Uhr danach stellen können, so pünktlich war sie wieder da. Aber jetzt?
Sie war nicht nur nicht da, sie war fort. Gegangen ohne persönlichen Abschied, auf unbestimmte Zeit, aus beängstigenden Motiven. Plötzlich war etwas geschehen, das er nicht mehr hatte beeinflussen können: Seine Frau, die ihm stets zu Füßen gelegen hatte, die sein Eheleben lang Befehlsempfängerin war, hatte zu seinem Schaden, ohne seine Erlaubnis, ja, ohne ihn rechtzeitig in Kenntnis zu setzen, einfach ihren Willen durchgesetzt. Das Weib verdient doch mal eine strenge Zurechtweisung, fluchte er vor sich hin. So ging man schließlich in einer Ehe nicht miteinander um.
Er setzte sich, aß, und beruhigte sich. Und dabei kamen ihm Gedanken, die er anfangs, bei bestem Vorsatz, nicht als die seinigen wahrhaben wollte. Doch je länger sie ihn beschäftigten, desto mehr bröckelte seine harte Fassade, und schließlich versetzte er sich in Dorothea und versuchte nachzuempfinden, warum es sie zu dieser Reaktion getrieben hatte.
Ich werde die Kneipenhockerei reduzieren müssen, folgerte er in Gedanken. Einmal, höchsten zweimal in der Woche reichen. Und es müssen ja nicht jedes Mal beide sein. Einmal Dart, einmal Snooker, und meine Doro ist wieder glücklich. Bei den anderen funktioniert es ja auch.
Wie ein bereuender Sünder saß er an seinem Küchentisch und beugte sich über das Leberwurstbrot, auf dem die Gurke fehlte. Die Gurken! Wo waren sie nur versteckt? Er suchte in der Vorratskammer, im Kühlschrank, schaute in die letzten Winkel der Küche und fand keine. In diesem Moment wurde ihm bewusst, wie komfortabel sein Leben mit Dorothea war. Wenn er schon die Gewürzgurken nicht fand, wie …
Er wagte nicht, zu Ende zu denken. Er wurde sich seiner Hilflosigkeit bewusst. Das Leben allein würde grausam sein. Sein Entschluss stand nun endgültig fest: Er würde sich bessern, gemeinsam mit ihr etwas unternehmen und mehr Zeit an ihrer Seite verbringen. Sie hatte schließlich nichts anderes verdient. „Ach, Doro, meine Liebste, nun sieh halt zu, dass du deinen Arsch wieder hierherbewegst“, brach es auch ihm heraus. „Ich liebe dich doch!“
Er starrte auf den leeren Stuhl ihm gegenüber. „Doro, bitte, mach keinen Quatsch. Wir können doch über alles reden.“

Doro erhörte ihn nicht, sondern verbrachte einen angenehmen Tag bei ihrer Schwester. Auch am folgenden Tag konnten keine Gedanken an ihren Mann sie erweichen, einfach wieder zurückzufahren. „Er soll mal einen kompletten Tag allein sein“, sagte sie sich zum x-ten Male und ließ das Telefon ausgeschaltet. Erst einen Tag später, entschloss sie sich, wolle sie an den heimischen Herd zurückzukehren. „Es wird ihm eine Lehre sein“, sagte sie vor sich hin. Und wenn nicht, dann weiß ich, was ich zu tun habe.
Dorothea wirkte sehr entschlossen, als sie zum Bahnhof ging. Ihre Schwester wollte sie mit dem Wagen nach Hause fahren, aber sie lehnte ab.
„Warum willst du dir die Mühe machen und den Zug nehmen?“, fragte sie.
„Ich habe doch Zeit. Ich werde mit der Bummelbahn fahren und die langsamste Verbindung für die siebzig Kilometer auswählen, die die Bundebahn zu bieten hat. Ich freue mich schon auf jede Verspätung. Entschleunigung bis zur Haustür. Was meinst du, wie entspannt ich zu Hause ankomme.“
Ihre Schwester ließ sie gewähren, und so buchte sie irgendeine Regionalbahn mit unzähligen Stopps und Wartezeiten auf die Züge, die Anschluss suchten. Nach sechs Stunden inklusive Kaffeepause kam sie auf dem heimischen Bahnhof an, schwang ihre Tasche über den Rücken und ging zu Fuß die zweieinhalb Kilometer bis nach Hause.
Sie drehte den Schlüssel in der Tür, und wie sie das Blatt öffnete, drang ein Geruch von Putzmitteln in ihre Nase. Was zum Teufel war denn jetzt geschehen?
„Volker?“, fragte sie ganz vorsichtig.
„Ja, Schatz“, kam es ebenso zögerlich zurück.
Sie standen sich eine gefühlte Ewigkeit gegenüber und schauten sich an, als hätten sie Schwierigkeiten, sich zu erkennen. Dann nahmen sie sich stillschweigend in die Arme, drückten ihre Körper aneinander und versöhnten sich mit angedeuteten Küsschen auf Wange und Mund.
„Was ist denn hier passiert?“, fragte sie und löste sich aus der Umarmung.
„Ich wollte, dass es blitzblank ist, wenn du wiederkommst.“
„Du hast noch nie in deinem Leben saubergemacht“, stellte sie fest.
„Aber jetzt tue ich es, und ich höre mit diesen Kneipenbesuchen auf“, kam er gleich auf den Punkt. „Ich will dir nichts versprechen, weil du mir ohnehin nicht glaubst. Ich werde es einfach tun. Lass dich überraschen. Entschuldige, dass ich dich so herausgefordert habe. Ich wusste wirklich nicht, dass es dir so ernst ist.“
Dorothea schaute ihn mitfühlend an und nickte, um ihm zu zeigen, dass sie bereit war, ihm zu verzeihen. Dann räumte sie ihre Reisetasche aus und öffnete den Kühlschrank, der wohlgefüllt war. Er hat sogar eingekauft!, stellte sie für sich fest. Da scheint sich ja wirklich etwas getan zu haben.
Als sie gemeinsam noch eine Kleinigkeit gegessen hatten, setzten sie sich ins Wohnzimmer. Dorothea blätterte in einem Magazin, dass sie sich für die Reise gekauft hatte, und Volker hatte den Fernseher angeschaltet, um eine Sportsendung zu sehen.
„War anstrengend, diese Fahrerei, nicht wahr?“, fragte er, als er sah, wie Dorothea ihre Beine hochnahm und sich in die Kissen sinken ließ.
„Ich habe bei meiner Schwester das halbe Haus geputzt, und heute die lange Fahrerei! Ich dachte, ich käme hier ausgeruht an, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Ich bin hundemüde.“
„Glaube ich“, erwiderte Volker, nur um etwas gesagt zu haben. Dann starrte er wieder auf den Bildschirm. Nach drei oder vier Minuten vernahm er ein Rascheln. Er schaute zu Dorothea und sah, wie die Zeitschrift aus ihren Händen glitt und von ihrem Körper rutschte. Sie schien eingeschlafen zu sein.
Vorsichtig stand er auf, beugte sich über sie und nahm ihr die Brille ab. Tatsächlich! Sie war eingeschlafen. Ihr Kopf ruhte bequem in der Mulde eines großen Rückenpolsters, und ihre Augen waren verschlossen, als seien sie versiegelt. Tiefschlaf!
Volker schaute weiter fern. Der Sportsender übertrug jetzt ein Tennisspiel aus der Vorrunde eines regionalen Turniers. Also nichts, was ihn von den Sitzen reißen konnte.
In den weiteren Minuten schaute er abwechselnd in ihr Gesicht, dann auf den Bildschirm, abermals in ihr Gesicht, dann wieder auf den Bildschirm, und dabei kam ihm ein Gedanke, der zuerst gar nicht in seinem Kopf reifen wollte, sich aber jedes Mal, wenn er in Dorotheas Gesicht blickte, mehr von ihm Besitz ergriff, bis er sich fragte, warum er jetzt in der Wohnung sein musste, während seine Frau schlief. Tief schlief!
Das ist ja auch nicht Sinn der Sache, sagte er sich, dass sie wie ein Murmeltier schläft und ich mir dieses langweilige Match angucken muss. Da reifte in ihm ein Plan, der sich auch gegen die zuvor gemachten Vorsätzen durchaus durchsetzen ließ. Er hatte mit Logik zu tun, männlicher Logik, die eine Frau wohl nie verstand:
Im Schlaf hatte sie nichts davon, dass er zu Hause geblieben war. Sie konnte nicht einmal seinen guten Willen spüren und honorieren, denn sie war ja im Grunde … weg, schlafend und in einer anderen Sphäre. Es würde für sie nicht den geringsten Unterschied ausmachen, ob er dabliebe oder weg wäre. Sie konnte schließlich weder das eine noch das andere wahrnehmen.
Also verließ er die Wohnung, aber nicht ohne sich vorher noch ein Hintertürchen aufzumachen. Er schwebte auf leisen Sohlen zum Kühlschrank und nahm das Sixpack Bier heraus, das er als Reserve für abends eingekauft hatte. Im Notfall, so seine Überlegung, könnte er sagen, das Bier sei ihm ausgegangen und er habe neues geholt, was unverschuldet ein bisschen länger gedauert habe. Kaum hörbar verschwand er aus der Wohnung. Darts oder Snooker – das war jetzt egal.
 



 
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