In Gänze

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Vera-Lena,

ein schlichtes, aber sehr schönes Liebesgedicht.

Und wenn er am Ende sagt "Ich liebe dich einfach", dann hat er gottlob das größte aller Rätsel noch nicht entziffert.

Liebe Grüße
Manfred
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Manfred,

hach, wie freue ich mich, dass Du diesen Text erkannt hast. :)

Danke für Deinen Kommentar, der ins Schwarze trifft.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

ein paar Gedanken zu Deinem Bild, das ich sehr interessant finde:

Das Selbstbild des LyrI scheint nicht sehr positiv zu sein:

"[ 4][ 4] ... mich
als einen vielgelesenen
zerknitterten Zettel "


Außerdem wird LyrI "entziffert", was es praktisch zum Objekt werden lässt.

Das LyrDu sagt:

"Wer immer du bist
in deiner Vielfalt,
ich liebe dich
einfach."


und löst damit LyrIs altes Selbstbild ab ...

Ich verstehe den Text so, dass die Liebe des LyrDus für die Befreiung des LyrIs aus seinem unvorteilhaften Selbstbild bzw. aus der Objekthaftigkeit sorgt. Der Preis dafür wird die Abhängigkeit des LyrIs vom Wohlwollen bzw. von der Liebe des LyrDus sein.

Was ich mich nun frage: Wenn dem LyrI Selbstliebe gelingen würde, d.h. wenn es sich in seiner ganzen Vielfalt selbst annehmen könnte, wäre das Ergebnis dann nicht im Grunde dasselbe, allerdings ohne den Nachteil einer einseitigen Abhängigkeit?

Oder anders gefragt: Spricht etwas dagegen, sich LyrI und LyrDu als ein und dieselbe Person vorzustellen? Oder wäre diese Interpretation zu weit hergeholt?

Viele Grüße

NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe NDK,

danke für Deine Auseinandersetzung mit diesem Text! :)

Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich so gerne Lyrik schreibe, weil sie so unterschiedlich interpretiert werden kann und für jeden Leser ist seine Interpretation die richtige und die stichhaltige.

Und deshalb bin ich, unter anderem, auch so gerne in der LL, weil ich hier erfahren kann, wie meine Texte gelesen werden.

Zu dem "Zerknitterten Zettel" habe ich die entgegengesetzte Einstellung wie Du.

Jemand sagte mir einmal:"Auf einem guten Buch muss man sogar gefrühstückt haben, weil man sich nicht davon trennen kann."

Dieser Satz fiel mir ein, als ich mit dem Gedicht begann. Der zerknitterte Zettel unterstreicht für mich nur noch das "vielgelesen".

Da das Lyrdu nicht darauf besteht, das Lyri unbedingt in allen seinen Facetten verstehen zu wollen, sondern es so sein lassen kann, wie es ist, ("nur um die aufgehäuften Rätsel beiseite zu lassen")fühlt sich das Lyri "in Gänze" geliebt.

Den "zerknitterten Zettel" hatte ich außerdem noch gewählt, um deutlich zu machen, wie lange diese Beziehung schon besteht.

Dass das Lyrdu nach so langer Zeit immer noch "gegenwartsmächtig" also voller Faszination auch wegen der ungelösten Rätsel ist, (Wer kann schon einen anderen Menschen gänzlich entziffern, zumal der sich durch ein langes Leben hindurch auch ständig weiterentwickelt) beglückt das Lyri zutiefst.

Insofern ist hier von einer erfüllten Liebesbeziehung für Beide die Rede. (Jedenfalls aus meiner Sicht).

Aber Deine Interpretation finde ich auch interessant.

Dir alles Liebe und liebe Grüße
Vera-Lena
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Vera-Lena,

will mich meinen vorrednern anschließen, schönes gedicht. falls gedichte auch beschwörungen sind, kann in dem fall gelten:
sie mögen wirken :)

lg
die dohle
 



 
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