In Therapie

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klaatu

Mitglied
"Gestern war es wieder besonders schlimm."

Der Zimmerbrunnen mit Wasserfall plätscherte beruhigend im Hintergrund.

"Stundenlang hat er mich mit seinem Schwachsinn vollgetextet... Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr."

"Wie haben Sie sich dabei gefühlt?"

"Benutzt..."

"Und was hat er geschrieben?"

"Das Schlimmste war:

Ich habe meinen Verstand verloren,
kann ich vielleicht deinen haben?


Ich meine, wer schreibt sowas? Am liebsten hätte ich mich direkt in den Papiermüll geworfen."

"Wieso glauben Sie, hat er das geschrieben?"

"Ich... Ich weiß es nicht... Er schreibt so viel Unsinn, da komme ich einfach nicht mehr mit."

"Haben Sie mal versucht, mit ihm offen darüber zu reden?"

"Natürlich. Ich öffne mich ihm immer und immer wieder. Doch von ihm kommt nur dieses sinnlose Geschreibsel. Ich halte es einfach nicht mehr aus."

"Darf ich fragen, was es mit diesem Fleck dort auf sich hat?"

"Da... Da..."

Mein Notizheft begann zu schluchzen.

"Da hat er eine Mikrowellenlasagne auf mir abgestellt... 1,79 € bei ALDI."

Das Schluchzen ging in ein hemmungsloses Heulen über, das sogar dem hartgesottenen Therapeuten unangenehm war.
 

hein

Mitglied
Hallo klaatu,

schöne Geschichte.

Nur die Zeile

"Am liebsten hätte ich mich direkt in den Papiermüll geworfen."

kommt zu früh. Es verdirbt ein wenig die Pointe.

LG
hein
 

klaatu

Mitglied
Hallo hein!

Du bist einfach zu klug! :D

Ich hatte darauf gehofft, dass die Leser das überlesen oder als merkwürdige Metapher abtun und dann erst am Ende denken: "Ahh… Deshalb Papierkorb!"

LG
k
 

hein

Mitglied
Hallo klaatu,

das mit dem "klug" geht mit warm runter. Aber ich werde es doch lieber in Kontext zum "blinden Huhn" setzen, um späteren Enttäuschungen vorzubeugen.

LG
hein
 



 
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