inanna (ruba'iyat)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]inanna


mit der göttin der liebe der spiele
schlug sich der mann der die liebe verspielte
gilgamesch wichste all seiner verachtung
rotz in den bitteren brunnen der kühle

blinzelte spitz in die salzflut der augen
die in die ebbe flieht ihn aufzusaugen
suchend versiegt sie in ihm wie so viele
tränen verschwinden in tiamats laugen

das war der sieg den die nanni ihm schenkte
ihm den die milch ihrer schlafkapsel tränkte
ihm den der stachel der reiterin lenkte
in utnapischtims gezeiten versenkte

das war triumph den die göttin verliehen
ihm der als hurengebräu sie verschrieen
durch die trompete gen himmel gespieen
nie ihr verzieh daß sie dies ihm verziehen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine interessante Form mit Reim aaba, ccdc, eeee, ffff.
Am Anfang "normale" Rubais, dann eine spezielle form mit durchgehendem Reim in jeder Strophe.

Hohe Sprache, hoher Stil mit eingestreuten stilbrechenden "niederen" Wörtern, wie "wichste" und "Rotz".

Eine Gilgamesch-Version, die aus einer der längsten literarischen Traditionen ire Wurzel zieht.

So habe ich es noch nicht gelesen. Aber gern.


Eine Literaturempfehlung, falls Du es nicht kennst, den Gilgamesch-Roman von Robert Silverberg.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
gilgameschs frechheit

nun ja, Bernd, natürlich ist es die übersetzung des epos selbst, die jetzt auch bei reclam auf dem neuesten stand ist (seit anfang dieses jahrtausends):

die auseinandersetzung gilgameschs mit ischtar (=inanna) ist nicht nur handlungsachse des epos, sondern findet auch einen hymnischen höhepunkt in dem litanei-artigen spottgesang des helden auf die sumerisch-babylonische venus.

mich bewegt so eine verwicklung, verzahnung, so ein ringen zweier persönlichkeiten miteinander, die wie pole einen planeten oder wie zentralkörperchen eine zelle zwischen sich aufspannen, zur teilung bringen, zu geschichten entfalten.

die frechheit des menschen gegenüber der großen göttin ist mutig, tollkühn bis zum größenwahn, und so konfrontiert sie ihn mit dem tod seines freundes. dieses alte epos mündet mehrfach ins scheitern, das bewegt mich.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
es ist bytheway auch ein lied auf miles davis (bitches brew)
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist schon klar. Ich habe das Epos in der Silverbergversion gelesen und in Übersetzungen der Fragmente im Internet.

Es ist Dir hier eine faszinierende poetische Kurzfassung mit Konzentration auf einen Handlungsstrang gelungen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Miles Davis hätte ich hier nicht erkannt, aber es verband sich, nachdem Du es geschrieben hast. Allerdings kenne ich das spezielle Lied nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
miles davis

doppelalbum, 1969, sein meisterwerk, eine revolution im jazz, "fusion"; das titelstück hat eine art kopfmotiv, wo miles minimalistisch auf einem eizigen ton so was "in den himmel spuckt" wie
bébeppe bépp bebépp bébeppe bépp bebépp (abschwellend, "outfading"), und seinen mitmusikern john mclaughlin, chick corea und keith jarrett und und und viel raum zu kühnen improvisationen läßt. glockenartiges fender-rhodes-piano, hart abgerissene jazzakkorde des jungen mclaughlin ...
 



 
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