Inge

Marc H.

Mitglied
Inge


Der Abend, an dem wir Inges Möse sehen wollten, wird wohl auf ewig in meinem Hirn verweilen. Ich bekomme die Erinnerung dort nicht mehr heraus. Hat sich dort festgefressen. Ich saß an dem besagten Abend mit Gunni an der Theke der „Alten Scheune“. Wir tranken und unterhielten uns über unsere vergeudete Zeit in diesem Kaff. Das taten wir jedes Mal, wenn wir ein paar Gläser intus hatten; unfähig an unserer Situation etwas zu ändern. So soffen wir also weiter.

„An jedem Wochenende, derselbe Mist. Wir hocken hier und saufen, wo doch dort draußen die Welt auf uns wartet. Mit all den schönen Weibern. Hier, in unserem Kaff, sehen selbst die Schafe mit vollgeschissenem Arsch schöner aus als die Frauen“.
„Da hast du verdammt recht“, entgegnete Gunni grinsend.
„Aber, die Inge, die hat es faustdick, das sag’ ich dir. Hast mal ihren Gang gesehen? Wie die mit dem Arsch wippt? Inge würde selbst den Heiland vom Kreuz locken, mit ihrem Prachtarsch.“
„Ach, hör auf mit der! Die hat nichts als die Gemeinde in ihrem Kopf“, entgegnete ich. „Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass die weiß, wie ein Pimmel aussieht, geschweige denn, wozu der gut ist, außer zum Pinkeln“.
„Da könntest du recht mit haben. Oder auch nicht. Ich hab da so ein Gefühl, wenn ich die Inge ansehe. Die hat es, Mann, glaub mir“.
„Spricht da etwa deine jahrelange Erfahrung mit Weibern, Gunni?“ Ich grinste ihn spöttisch an.
„Ich mache dir einen Vorschlag. Wir saufen noch etwas weiter und dann finden wir es ganz einfach heraus. Ich weiß, sie schläft nach hinten, zum Park raus. Oft brennt dort noch lange Licht. Wenn wir Glück haben, könnten wir uns ihre Möse ansehen“.
„Also, gegen eine schöne Muschi hätte ich jetzt nichts einzuwenden. Auch wenn ich sie nur angucken darf. Meinst du denn, Inge hat überhaupt eine? Nicht, dass es eine ungewollte Überraschung gibt“, sagte ich lachend.
Wir tranken noch zwei Halbe, zahlten, und machten uns auf den Weg. Angesoffen, torkelten wir die menschenleere Dorfstraße entlang, Richtung Inges Haus. Wir hörten ein Schaf blöken.
„Da, die örtliche Nutte ruft. Lass dir einen blasen“.
„Nicht bevor ich Inges herrliche Fut gesehen habe“, meinte Gunni.
„Herrliche Fut? Du klingst wie de Sade. Hast du den Scheiß auch gelesen?“
„Hab reingelesen. War mir zu extrem“.
„Mir gab der kranke Mist auch nicht wirklich was. Aber die Wortwahl fand ich gut. Beim Herrn! Ich entlade, in Inges göttlicher Fut!!“, schrie ich und lachte.
„Still jetzt!“, flüsterte Gunni mir zu. Wir standen vor Inges Haus.
„Wir müssen nach hinten, da ist ihr Schlafzimmer“.
„Kennst dich aber gut aus, was? Hast ihn dir schon mal gerieben vor ihrem Fenster?“
Er riss an meinem Arm und führte mich durch den Vorgarten am Haus entlang. Ein schmaler Kiesweg führte hinter das Gebäude. Das Knirschen der Steine unter unseren Schuhsohlen tönte ziemlich lautstark in der sonst stillen Nacht. Wir erreichten das noch erhellte Fenster schließlich.
„Verdammt, das ist etwas zu hoch“, flüsterte ich Gunni zu.
„Ja, ich konnte nie wirklich hineinsehen. Nimm mich auf deine Schultern und heb mich auf Sichthöhe“, flüsterte Gunni.
„Vergiss es, Alter! Erst bin ich dran! Bück dich, du Luder!“
Mein Kumpel beugte sich herab und ich stieg auf seine Schultern auf.
„Mein Gott, bist du schwer, du fette Sau“, zischte mein Freund und hob mich mit zitternden Beinen hoch.
Ich blickte durch die Maschen der Spitzengardinen in Inges Schlafzimmer. Inge lag auf ihrem Bett. Sie war nackt und wand sich zuckend auf der Matratze.
„Gott, das glaubst du nicht! Inge besorgt es sich gerade, als gäbe kein Morgen mehr! Du hattest recht, Alter, die hat es!“, rief ich erregt zu meinem Freund runter.
„Was treibt sie? Komm erzähl!“
„Sie hat zwei Dildos und besorgt es sich hemmungslos“.
„Gleich zwei?“
„Ja, einer steckt bis zum Anschlag in ihrem Arsch! Ich fasse es nicht!“
„Los jetzt! Lass mich mal gucken. Dein Ständer drückt mir im Nacken. Das ist ja ekelhaft!“, zischte Gunni zu mir hoch.
„Gib mir noch eine Minute, Mann. Gott, ist das ein geiler Anblick“.
Gunni schlug mir auf die Oberschenkel.
„Runter jetzt! Ich bin dran!“
Genervt sprang ich von Gunnis Schultern herunter und landete lautstark auf dem Kies. Ich hockte mich vor die Hauswand und mein Freund stieg mir auf die Schultern. Ich hob ihn langsam an.
„Und? Ist das geil oder was?“
„Alter, da ist ein Kerl in ihrem Zimmer und steht vor dem Bett! Ich sehe gar nichts von Inge. Das ist Pfarrer Ludwig! Der Pfaffe ist bei ihr im Schlafzimmer. Das gibt’s doch nicht!“
Dann hörte ich Inge schreien. Gunnis Oberschenkel verkrampften sich um meinen Hals. Er begann zu zittern und heulte auf, wie ein Kleinkind. Sein ganzer Körper bebte.
„O mein Gott!“, jammerte mein Freund, „Er hat ein Messer! Ein riesiges Messer!“
Gunni schrie noch lauter und seine Finger rissen an meinen Haaren. Seine Oberschenkel pressten sich um meinen Hals und ich bekam keine Luft mehr.
„Er schneidet ihr den Kopf ab!“
Ich hörte Inges Röcheln leise aus dem Raum. Mein Freund weinte und zuckte auf meinen Schultern. Ich sackte schließlich kraftlos zusammen und wir vielen auf den Kiesweg. Gunni heulte immer noch. Das Fenster zu Inges Schlafzimmer öffnete sich lautstark.
„Du wirst dieses elende Balg des Satans nicht gebären, du Hure!“, schrie der Gottesdiener und warf Inges blutigen Schädel vor uns auf den Weg.
Ich löste mich von meinem Freund, stand auf und rannte planlos und panisch davon. Ich hörte schließlich die Sirenen hinter mir tönen. Irgendwann blieb ich stehen und sah mich verwirrt um. Ich hatte die Hauptstraße, die aus dem Dorf führte, erreicht. Ich sank kraftlos zu Boden, kniete mich hin und schrie Richtung Himmel.

Mein Freund Gunni wurde in eine Psychiatrie eingewiesen. Ich besuche ihn hin und wieder, doch er nimmt meine Anwesenheit nicht zur Kenntnis. Der Pastor wurde auch eingewiesen. Allerdings in eine Anstalt, die von der Kirche gefördert wird. Irgendwie scheinen die Gottesdiener es fertiggebracht zu haben, ihre Hand über Pfarrer Ludwig zu halten, trotz des Mordes an seiner Geliebten und seinem ungeborenen Kind.

Ich sitze oft an der Bar in der Alten Scheune, trinke bis ich nicht mehr kann und versuche zu vergessen, wie wir aufbrachen, um Inge zu sehen.
 



 
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