Innerseelische Weiblichkeit

5,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Hera Klit

Mitglied
Als er am nächsten Tag erwachte, wollten ihn (ach so, wir wollten ja „sie“ sagen, weil die weiblichen Seelenanteile in ihm doch stark überwogen). Also wollten „sie“ starke Reuegefühle befallen, weil sie sich gestern im Wald derartig billig hingegeben hatte, an so viele verschieden Männer. Doch bald merkte sie, es war doch nur ein Traum gewesen. Ein sehr intensiver, fast real wirkender tiefgreifender Klartraum, aber eben doch nur ein Traum. Womöglich ausgelöst, durch die herbe Männlichkeit des neuen, ihr noch fast gänzlich unbekannten Nachbarn, von dem sie aber schon das Recht hatte, anzunehmen er begehre sie,
denn er hatte ihr doch mehr als eindeutige Zeichen gesandt, als er sie beobachtend, am Fenster gegenüber stand und ihr demonstrativ die Fülle in seiner Hose anzeigte.

Kein Mensch konnte nun mehr von ihr erwarten, nicht aufgewühlt und in hitziger Erwartung zu sein. Alles in ihr sehnte sich nach einem überwältigt werden, einem genommen werden, in einen Hinterhalt gedrängt und ungefragt in einen Beischlaf hineingenötigt zu werden, wie es nur richtige Männer zu bewerkstelligen verstehen, die instinktiv wissen, dass das Weibliche in ihrem Gegenüber sich nichts mehr als eben dies ersehnt.

Schon als Heranwachsende hatte sie den Hite Report für Männer schnell beiseite gelegt und den für Frauen intensiv studiert, weil sie sich in den darin beschriebenen, geheimen weiblichen Seelenzuständen total wiederfand. Darin schilderten Frauen anonym ihre geheimsten sexuellen Wünsche. Das Harmloseste waren noch Geschichten, die verheiratete Hausfrauen sich zusammenträumten, von wildfremden, finsteren Typen, die sie in steckengebliebenen Fahrstühlen mit brettharten, großen Penissen total durchpenetrierten. Natürlich in Stellungen, die in normalen bürgerlichen Ehebetten keinesfalls jemals in Erwägung gezogen werden. Wer das gelesen hat, kann niemals mehr daran glauben, dass an den Äußerungen der MeToo-Frauen, auch nur ein Gran Wahrheit enthalten ist.

Männliches will überwältigen und Weibliches will überwältigt werden, das kann durch keine Quotenfrau ad absurdum geführt werden. Man darf freilich nicht davon ausgehen, dass dies überall und jederzeit geschehen muss und geschehen darf, denn es gibt ja auch noch den Alltag im Job und im Haus und auf der Straße, der zivil und ordnungsgemäß erledigt und bewältigt werden muss und soll. Dann gibt es ja auch Eheverträge und andere Bindungen, denen Rechnung zu tragen ist, aber man darf niemals vergessen, dass im Hintergrund dieses beschriebene Naturgesetz stetig lauert und auf Erfüllung drängt, unbeirrbar und folgerichtig, und zwar deshalb, weil die letzte Konsequenz all unseres Handelns die Fortpflanzung ist.

Selbst wenn wir es noch so paradox treiben, auf Arten, bei denen eigentlich eine Fortpflanzung prinzipiell unmöglich erscheint, ist dennoch diese Fortpflanzung das eigentliche Ziel. Darum scheue ich mich nicht hier zu behaupten, dass auch der ausgeflippteste homosexuelle Gangbang nichts als ein Fruchtbarkeitsritus ist.
Warum wären wir sonst so vernarrt in spritzenden Samen? Er ist uns heilig und neben der Eizelle das Kostbarste, was Menschen zu spenden haben.

So passierte es ihr einmal, als sie in ein Papiertaschentuch ejakuliert hatte und danach dieses Taschentuch in die Toilette warf, dass sie kurz meinte, der Ejakulat getränkte Tuchknäuel, das eine gekrümmte Form aufwies, sei ein Embryo. Es war wie eine Offenbarungshalluzination für sie, wobei sie nicht wusste, ob Gott sie loben oder warnen wollte, mit diesem Hinweis auf die tieferen Zusammenhänge des Seins und speziell der Sexualität. So blieb ihr immer eine große Faszination, für den Samen, besonders für den Samen fremder Männer, gemischt mit Ehrfurcht und vielleicht auch mit etwas Angst, ganz tief versteckt in ihrer ziemlich weiblichen Seele.

Manche Transsexuelle behaupteten steif und fest, sie trügen Strapse und High Heels und andere aufreizende Dessous nur um des Tragens willen oder weil sie einfach nur liebe Frauen sein wollten und keinerlei sexuellen Gelüste befänden sich in diesen Momenten in ihrem Innenleben. Wie konnte sie nur schmunzeln über eine derartige Verlogenheit sich selbst oder anderen gegenüber, womöglich auch nur darum zur Schau getragen, um irgendeinen Stempel von einem Vertrauensarzt zu bekommen, der über die geschlechtsangleichende Operation zu entscheiden hat. Dies mochte alles sein, aber die wahren Gründe für ein feminines Verhalten und für ein sich selbst mit den schwersten Waffen der Frau auszustaffieren, nämlich mit zarten, neckischen, lüstern verspielten Dessous, sind nichts anderes, als die Erregung männlicher Beschäler hervorrufen zu wollen und auf die Spitze zu treiben.
Und die Spitze ist in dem Fall immer die eruptive Ejakulation des Herrn, während der Transenorgasmus, ebenso wie der mysteriöse Frauenorgasmus, von völlig untergeordneter Art ist und kaum eine Rolle spielt. Auch hier ist das orgasmuslose, unemanzipierte Verhalten und Dasein von törichten Weibsbildern, das angestrebte Rollenideal für die sinnsuchende Transe. Deswegen kann sie es sich auch gut vorstellen, als Ehefrau einem chauvinistischen Herrn in allen Lebenslagen zu dienen und nützlich zu sein.

Für all jene Schwestern ist doch der, wie eine ritterliche Lanze auf sie eindringende, fast schon bedrohlich wirkende Phallus des nach Begattung drängenden Herrn, der Hauptadressat ihres tuntig, femininen Treibens.

Es war etwas in ihr, das stärker war als sie selbst und das entgegen aller wenn auch geringer noch in ihr vorhandener männlicher Vernunft, ihr Geschick lenkte.
Nennen wir es vielleicht ein Streben nach Unterwerfung, das sie oft im Leben schon hatte Entscheidungen treffen lassen, die unvernünftig waren und die sie in prekäre Situationen führten.

Einmal zum Beispiel, sie war damals recht jung gewesen, hatte sie einen Job angenommen, obwohl der Chef alt und unsympathisch ja sogar bedrohlich auf sie gewirkt hatte. Sie war damals noch ein junger Mann in Jeans und im Hemd, den aber dennoch mancher mit einer Frau verwechselte. Oft kam es vor, dass ein Kunde sagte:, „Frau H. dürfte ich sie etwas fragen?“ und dann schnell nachschob: „ähhh, Herr H... ähhh, Entschuldigung“.

Dies kam oft vor und sie empfand es immer als wohltuend, niemals als Beleidigung.
So fing sie auch bei jenem unsympathischen alten Chef an und war bald in allen Dingen seine rechte Hand und schuftete für ihn und machte Überstunden um Überstunden, wenn er es verlangte und bekam nie ein gutes Wort von ihm. Sie wurde ausgenutzt wie eine dumme alleinstehende Sekretärinnengans, die sich für den Alten aufopfert, ohne sich einem anderen Mann je hinzugeben, weil sie sich für den Chef bereithalten will, sollte diesen einmal das Verlangen nach ihr überfallen, zwischen Aktenbergen und Ordnerstapeln, obwohl sie doch damals eigentlich noch ein Mann hätte sein sollen.

Als sie nach Jahren die Firma verließ, aus Gründen die heute keine Rolle mehr spielen, musste sie sich eingestehen, den Job nur gemacht zu haben, um täglich gedemütigt zu werden von einem chauvinistischen alten Typen.

Als Lehre aus diesem Lebensabschnitt zog sie die Erkenntnis, es ist besser sich in kurzen Begegnungen sexuell ausnutzen zu lassen und dabei nicht wenig Spaß selbst zu haben, als sich in Alltagsbegebenheiten mit geringer Freude und mit beträchtlichen finanziellen Einbußen permanent Jahr um Jahr ausnutzen zu lassen.

Chefs wie dieser damals wissen sofort, wen sie vor sich haben und wie sie ihr Opfer für sich einspannen können. Aber auch hier, würde das Opfer nicht in der Situation bleiben, wenn es nicht innerseelischen Gewinn aus jeder noch so kleinen alltäglichen Demütigung zöge.

Noch heute erinnert sie sich lebhaft daran, wie oft sie in der Firma auf der Toilette saß und mit dem Handy auf die Webseite eines spanischen Comiczeichners namens Fidel … surfte, der Szenen zwischen Herren und süßen Trannys zeichnete, die haargenau ihren Fetisch abbildeten. Das, was ihr in der Firma leider nicht geschah, geschah jenen gezeichneten Transen. Dominate Herren stellen ihnen nach und verführten sie und nahmen sie gekonnt und herzhaft mit ihren prächtigen Schwengeln und den Shemales schien es auch irgendwie Spaß zu machen wie Frauen behandelt zu werden -obwohl sie so ein bisschen wirken wollten, als meinten sie vielleicht doch unkorrekter Weise hergenommen zu werden. Und ihre kleinen Schwänzchen zappelten hilflos dabei in der Luft herum, mal steif mal ganz weich, aber immer weiblich wirkend.

Da ihr das in jener Firma, nie wirklich geschah, sah sie sich irgendwann genötigt zu kündigen
und woanders ihr Glück zu suchen. Sollte doch dieser Chef eine andere ärgern und niemals beglücken.

Lasst uns, uns nicht selbst belügen. Alles, was wir tun, sei es zur Wahlurne zu gehen, den Wohnort oder Job zu wechseln, nach Amerika auszuwandern oder nach Australien oder was auch immer, tun wir aufgrund unserer innerseelischen, sexuellen Präferenz.

Und diese wurde in uns zum Teil vorgeburtlich angelegt, aber zum größeren Teil wurde sie durch Ereignisse in unserer frühen Kindheit und Jugend determiniert.

Sie hat heute ein Bild auf ihrem Klavier stehen, das sie kürzlich, bei einem Besuch bei ihren Eltern heimlich aus einem Fotoalbum entwendet hat, um es zu besitzen und immer wieder als Selbstvergewisserung anzuschauen, auf dem sitzt sie, aussehend wie ein heranreifendes liebes Mädel, neben ihrem Onkel auf dem elterlichen Sofa, das noch heute existiert. Harmlos eigentlich, aber ein Detail darauf ist schon interessant. Die eine Hand des Onkels liegt auf ihrem Bein, ganz ruhig und gelassen, als läge sie öfter dort.

Und eben jener Onkel ist ein reifer Herr mit gehörigem Bauch und mit Bart und mit schütterem Haar und damit entspricht er exakt jenem Typ Mann, dem sie unbedingt mit Seele und Leib dienen möchte. Vielleicht ist das nur ein Zufall.
Ansonsten kann sie sich auch an gar nichts erinnern, was oder wie es war mit jenem Onkel, aber wenn sie das Bild nicht gesehen hätte, hätte sie auch nie angenommen, seine Hand hätte jemals auf ihrem Bein gelegen.

Der neue Nachbar glich schon in vielem jenem Onkel und das mochte der Hauptgrund sein, warum sie sich so sehr für ihn interessierte und warum sie in letzter Zeit dermaßen erregt war, wenn sie Nylons ihre schlanken verführerischen Beine hinaufrollte, um diese zu einer unwiderstehlichen weiblichen Waffe zu machen.
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Hera Klit,
zum 'Anfang gleich das offensichtlich Unpassende: Was du schreibst, ist vielleicht Sozialkritik, ein Gedankenspiel über die Aspekte der Weiblichkeit (siehe Titel), vielleicht eine Betrachtung sexueller Tendenzen und Strukturen, eine kritische oder auffällige Bemerkung über dies oder das. Sicher ist nur, dein Text ist keine Kurzgeschichte, in der Rubrik sie aber steht. Ich möchte dir zugutehalten: Es gibt keine Alternative hier im Forum, und deshalb belassen wir es so, wie es ist. Eine Rubrik "Sachthemen" wäre sicherlich wünschenswert.
Was du ansprichst, ist ein glühend heißes Thema, und es gibt da einen Pfad, so schmal wie eine Rasierklinge: Wann ist das aggressive Vorgehen eines Mannes noch gewünscht, und wann ist es die Vorstufe zur unmittelbar bevorstehenden Gewaltanwendung, sprich Vergewaltigung. Dein Bild vom Klartraum (sehr schönes Wort) zeigt diese Problematik gut auf. Du sprichst die Natur an: Männliches will überwältigen, Weibliches überwältigt werden. Das trifft punktgenau ins Schwarze. Es ist schlichtweg die treibende Kraft in der Daseinsfrage. Wenn es nicht so wäre, würden wir diese Texte hier nicht schreiben.
Und da gibt es auch keine Frage nach den Details der Geschlechtsorgane. Du führst die GangBang an - richtig. Du meinst die Transe - auch da trifft es genau. Schuld daran ist evolutionsbegleitend nichts anderes als das Testosteron, die Triebfeder für alle Handlungen auf dieser Welt, nicht nur im sexuellen Bereich.
Gruß Bo-ehd
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe Hera,

Du hast den Bogen raus, heiße Eisen anzupacken und natürlich wird es wieder Kritik hageln.

Aber erst dieser Geschichte den Charakter der Kurzgeschichte zu nehmen und dann auf die 'sachlichen' Bezüge einzugehen, scheint mir doch nachgerade frivoler als der Text zu sein - selbst wenn sie zustimmend sind. Trotzdem mutig!

Ich begreife all diese Äußerungen als Teil der inneren Gedankenwelt und des Erlebens einer Transperson, die sich mit Sicherheit mehr Gedanken über unsere stereotypen Begrifflichkeiten von Geschlechtern macht, als eine CIS-Person, die gar keine Veranlassung hat, dies für sich durchzudeklinieren, weil sie weiß oder zu wissen glaubt.
Dein LyrI stellt Thesen auf, die man hinterfragen könnte, die vielleicht sogar ergänzt werden müssten, aber erst einmal ist es das Erleben dieser Person, und das lasse ich mal so stehen, weil es ihren Erfahrungen entspricht und sie ihr Leben danach lebt.

Grundsätzlich müssten wir alle wissen, wo wir stehen, oder wie wir dahin gekommen sind, wo wir stehen, und welchen Einfluss unsere Sexualität darauf hatte. Aber diese Gedanken macht man sich nicht am Anfang, sondern die kommen später, wenn überhaupt.

Mich beeindruckt, wie ehrlich Dein LyrI mit sich ist, und Du sprichst auch Sachen an, über die ich mir auch schon meine Gedanken gemacht habe - ohne, dass ich das Bedürfnis hätte, sie zu verschriftlichen, oder auch nur zu besprechen - das bleibt den Mutigen vorenthalten, die auch mal die Blechtrommel schlagen und alle aufscheuchen.
Leugnen geht aber gar nicht und die jungen Frauen heute, die Emanzipation als Aushebelung von Naturgesetzen begreifen, werden noch ihr blaues Wunder erleben, wenn sie sich von einem Mann angezogen fühlen, der so gar nicht ihren Vorstellungen eines woken Wesens entspricht, dem sie Leckerlis zuwerfen möchten für angepasstes Verhalten.

Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Petra
 



 
Oben Unten