Karl Feldkamp
Mitglied
Auch Lesungspublikum kann eine Bestie sein.
Kaum hatte ich vor Wochen in einem Literaturcafé die letzte Zeile gelesen und höflichst um Publikumsäußerungen gebeten, folgte jene kaum erträgliche Stille. Dann endlich. Eine Frau, keineswegs unattraktiv, leicht intellektuelles Outfit, Sphinx-Lächeln, stellte die unvermeidliche Frage. „Greifen Sie beim Schreiben auf persönliche Erfahrungen zurück?“
Bei Kennern der Szene gilt diese Frage als indiskret, zumal ohnehin jeder weiß, dass in allen Prosa- oder Lyriktexten offen oder versteckt die Autoren-Persönlichkeit nachwirkt.
Von der leicht erhabenen Position einer kleinen Bühne aus konnte ich erkennen, wie jene Sphinx darauf brannte, ihr ohnehin schon vorgefertigtes Autoren-Psychogramm mit letzten Einzelheiten zu ergänzen.
Mit bemüht gelangweilter Stimme antwortete ich: „Aber natürlich.“
Sie ließ sich nicht entmutigen. „Sie haben da eine, wie ich meine, äußerst erotische, ja, gewagte Liebeszene in Ihrer Geschichte...!“
Der Liebhaber, auf nächtlichem Kurzabenteuer, war ein sympathischer und potenter Eroberer, der meinem Wunsch- und leider weniger meinem wahren Selbstbild entsprach.
Daher entschied ich mich, als Antwort genüsslich zu lächeln.
Sie gab nicht auf. „Ich könnte Sie jetzt fragen, ob Sie auf One Night Stands stehen.“
In der eher entspannenden Atmosphäre des kleinen Literaturcafés begann es zu knistern. Zum Glück meldete sich eine andere zu Wort. „Aus feministischer Sicht, meine ich, benutzt Ihr Casanova die Frauen nur, um sich dabei großartig vorzukommen. Und Casanova, der war bekanntlich ein bindungsunfähiger, sexsüchtiger und an sich zu bedauernder Macho.“
In Zwickmühlen neige ich nicht dazu, wie ein Wasserfall zu reden.
Prompt kam die Sphinx noch einmal auf ihre Eingangsfrage zurück.
Wieder herrschte Stille. Nur diesmal starrten nicht alle verlegen zu Boden sondern äußerst auffordernd zu mir herauf.
Ich versuchte, ihnen in die Augen zu sehen. Räusperte mich. Meine Stimme blieb belegt. „Ich beobachte in unserer Gesellschaft sowohl Sexsucht als auch zunehmende Bindungs-unfähigkeit. Daher habe ich diese Liebesszene als Metapher gemeint. Verstehen Sie?“
Die Feministin nickte anerkennend, meine Sphinx wirkte enttäuscht und direkt vor mir grinsten einige breit und damit weit mehr als nur indiskret.
Kaum hatte ich vor Wochen in einem Literaturcafé die letzte Zeile gelesen und höflichst um Publikumsäußerungen gebeten, folgte jene kaum erträgliche Stille. Dann endlich. Eine Frau, keineswegs unattraktiv, leicht intellektuelles Outfit, Sphinx-Lächeln, stellte die unvermeidliche Frage. „Greifen Sie beim Schreiben auf persönliche Erfahrungen zurück?“
Bei Kennern der Szene gilt diese Frage als indiskret, zumal ohnehin jeder weiß, dass in allen Prosa- oder Lyriktexten offen oder versteckt die Autoren-Persönlichkeit nachwirkt.
Von der leicht erhabenen Position einer kleinen Bühne aus konnte ich erkennen, wie jene Sphinx darauf brannte, ihr ohnehin schon vorgefertigtes Autoren-Psychogramm mit letzten Einzelheiten zu ergänzen.
Mit bemüht gelangweilter Stimme antwortete ich: „Aber natürlich.“
Sie ließ sich nicht entmutigen. „Sie haben da eine, wie ich meine, äußerst erotische, ja, gewagte Liebeszene in Ihrer Geschichte...!“
Der Liebhaber, auf nächtlichem Kurzabenteuer, war ein sympathischer und potenter Eroberer, der meinem Wunsch- und leider weniger meinem wahren Selbstbild entsprach.
Daher entschied ich mich, als Antwort genüsslich zu lächeln.
Sie gab nicht auf. „Ich könnte Sie jetzt fragen, ob Sie auf One Night Stands stehen.“
In der eher entspannenden Atmosphäre des kleinen Literaturcafés begann es zu knistern. Zum Glück meldete sich eine andere zu Wort. „Aus feministischer Sicht, meine ich, benutzt Ihr Casanova die Frauen nur, um sich dabei großartig vorzukommen. Und Casanova, der war bekanntlich ein bindungsunfähiger, sexsüchtiger und an sich zu bedauernder Macho.“
In Zwickmühlen neige ich nicht dazu, wie ein Wasserfall zu reden.
Prompt kam die Sphinx noch einmal auf ihre Eingangsfrage zurück.
Wieder herrschte Stille. Nur diesmal starrten nicht alle verlegen zu Boden sondern äußerst auffordernd zu mir herauf.
Ich versuchte, ihnen in die Augen zu sehen. Räusperte mich. Meine Stimme blieb belegt. „Ich beobachte in unserer Gesellschaft sowohl Sexsucht als auch zunehmende Bindungs-unfähigkeit. Daher habe ich diese Liebesszene als Metapher gemeint. Verstehen Sie?“
Die Feministin nickte anerkennend, meine Sphinx wirkte enttäuscht und direkt vor mir grinsten einige breit und damit weit mehr als nur indiskret.