Ironie im Krankenzimmer

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Suse

Mitglied
Ironie im Krankenzimmer

Krähen sammeln sich, schwärmen
Jeden Abend gegenüber unserem Fenster.
Und in diesen Schwarm hinein sagt sie:
„Wissen Sie was?“, und beugt sich vor,
Die alte Frau – verschmitzt,
Mit zugeklebten Nasenlöchern:

„Meine Freundin und ich haben uns Gedanken gemacht.“
So ganz entgegen der Krankenhauslogik;
Wie sie sich selbst das Licht ausknipsen könnten,
Die beiden Damen. „Wenn’s uns reicht – wissen Sie?“
Und lächelt über die Schonkost auf dem Tablett.

„Und dann, stellen Sie sich vor“ –
Die dünne Hand unter der Bettdecke heraus,
Wischt etwas Unsichtbares weg.
„Dann ist sie ermordet worden.
Mit 82 Messerstichen. Von einem Verrückten.
Ist das nicht Ironie?“

Die Hand wieder unter der Decke. Der Kopf tief im Kissen.
Die Augen bei den Krähen.
„Nicht einmal das darf man sich aussuchen.“
Und lacht. Und seufzt.
„Vielleicht könnte ich noch etwas lesen.“
Vielleicht eine wahre Geschichte?
 

Perry

Mitglied
Hallo Suse,

das Thema "Sterbehilfe" wird uns wohl bis zum (eigenen) Tod beschäftigen. :)
Die Ironie darüber nachzudenken und dann vorher ermordet zu werden ist etwas weit hergeholt und zündet deshalb bei mir nicht so richtig, aber das ist nur meine subjektive Lesart.
Konstruktiv wirken die handelnden Personen etwas verwirrend. Zuerst der Ich-Erzähler, dann eine alte Dame oder doch zwei?
Trotzdem gern gelesen!
LG
Manfred
 



 
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