Ist das deine zelle
in die jahresringe
des menschen werden
worte geflochten
die an der stille
ihre welken ränder
entzünden in
einer zelle aus
schmetterlingsflügeln hockt er
und schlägt die feuersteine
der nacht aneinander
entfacht
einen brand unter den schläfen
der worte bis ihr schweigen
auf seinen lippen
lautlos zerspringt
Hallo Patrick,
der Titel weist eine Richtung:
Die Zelle, einmal als Ursprung als „Verortung“ von Herkunft und Existenz, und andererseits
als „Verortung“ eines Raums der nicht zu verlassen ist.
Arrest:
Eingeschlossenes Sein, ein Raum ohne freies Entrinnen.
Der Titel als Frage formuliert, gerichtet an das lyrische ich und an den Leser.
Das lyrische ich ist m.E. nach der Dichter, der Wortartistiker...
Hm, die einzelnen Strophen sind schön formuliert, gut ausbalanciert, aber auch sehr kryptisch.
Mir scheint hier werden sehr verschiedene Zusammenhänge ausgelotet. Bin mir aber dessen nicht gewiss!
In Strophe eins würde ich nach „ränder“ ein „sich“ setzen. Meinem Wortverständnis nach ist es reflexiv. Das würde mir bei einer Deutung helfen:
in die jahresringe
des menschen werden
worte geflochten
die an der stille
ihre“r“ welken ränder
„sich“ entzünden in
Dann rutschte „in“ als erstes Wort in die zweite Strophe, was bedeutet das der Zeilensprung nicht mehr funktionierte.
Hm, „des Menschen“, hier also erst einmal weg von der Frage des Titels. Denn der beschäftigt sich ja durch“dein“ mit einem Individuum. Ansonsten schriebe ich, falls es doch ein einzelnes Wesen sein sollte: „dieses Menschen“ (oder ähnliches)
Der Mensch hockt also in einer Zelle aus Schmetterlingsflügeln.
Da denke ich beim Wort Schmetterling direkt an Entelechie, aber ich bin mir nicht sicher ob das hier Sinn macht?
(Raupe zu Schmetterling)
Ich glaube aber, das es hier nicht um diese Form der Selbstentwicklung durch „Metamorphose“ geht.
Aber um den Dualismus von Zelle aufrecht zu erhalten interpretiere ich hier in folgende zwei Richtungen:
A) Die Zelle als Keim der Flügel des Schmetterlings als Ausdruck der Freiheit, des leichthin davon fliegen könnens, auch als Ausdruck des Schönen.
oder
B) die Zelle als Arrest, als Gefängnis auch für Die Freiheit, für das weg fliegen können.
Möglich auch ein drittes als Gemengelage von Keim – Arrest und Schmetterlingsflügel. Das kann ich gar nicht näher erläutern. Das ist bei mir mehr eine Gefühl.
Weiter:
„feuersteine der nacht“
Das finde ich ein sehr gelungenes Bild für den Wunsch Licht ins Dunkel zu bringen.
Am Ende scheint mir „Verhängnis“,“Schicksal“ zu stehen.
Bin mir aber auch hier nicht sicher, denn auch hier sind die Worte die mich als Leser berühren ambivalent.
Ich sehe hier im positiven Sinne so etwas wie die Tucholskische Treppe:
sprechen -schreiben -schweigen...
(Also eine Ent - wicklung)
Hm, ein Gefundenes Wort das nach seiner Findung unaussprechbar bleibt und eben am Ort des Übergangs zur Lautwerdung, an der Lippe , lautlos zerspringt.
Da sehe ich „Scherben“, etwas nicht mehr zusammenfügbares Richtung eines Wortes.
Fatum ?
Hm, ist das der Ort des Ursprungs und der Freiheit, oder ist es die Arrestzelle, bleibt alles ausdruckslos?
“nur was unsagbar : bleibt
türmt sich in Bildern auf
zu einem großen Schweigen
Kein Wort ist mehr Gedich”t
Die Frage bleibt: Ist das meine Zelle?
Lg
Ralf