Ist Fantasyliteratur trivial ?!

Gilmon

Mitglied
Ist Fantasyliteratur trivial ? Oder vielmehr, wird sie zum Trivialen abgestempelt und nicht ernst genommen ? An den Universitäten wird dieser Teil der Literatur totgeschwiegen. Die Sekundärliteratur, die es dazu gibt ist mager und steht verdächtig nach bei den Büchern über Trivialliteratur.

Selbst das Sachwörterbuch der Literatur von Wilpert weißt die Fantasyliteratur den Trivialen und den Comic zu. Der Artikel über den "Herr der Ringe" im Kindlers Literatur Lexikon ist mehr ein schlechter Witz, als eine vernünftige Kritik.

Es kann aber doch nicht sein, daß eine Literaturform allein durch ihr Genre zum Trivialen verdammt ist. Die Fantasyliteratur kann ebenso so viel leisten wie jede andere Literaturform.

Oder was denkt ihr ?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist eine alte Geschichte, doch bleibet sie ewig neu ...

So ging es bereits den Krimis, der SF, anderen Genres.

Meine Meinung: Trivialliteratur ist trivial. Das ist trivial.
Nicht jede Trivialliteratur ist schlecht.

In jeder Literaturgattung gibt es Trivialliteratur und andere. Nur wenig bleibt über die Jahrzehnte. Dazu gehört der "Hobbit", ebenso wie "Faust", Alice in ihrem Wunderland und vieles andere.

Das Aufdrücken eines Stempels aber erleichtert vieles.

Werbung, der Stempel wirbt und fördert Verkaufszahlen.

Meine Unterscheidung geht eher in folgende Richtung: möchte ich das da, was da vor mir liegt, lesen oder nicht?

Eigentlich ist es mir als Leser egal, ob irgendjemand da was als Trivialliteratur bezeichnet, es sei denn, man sieht mich beim Lesen. ;-)

Manchmal hilft ein anderer (seriöser) Umschlag.

Grüße von Bernd
 

maskeso

Mitglied
Was ist Trivialliteratur?

Keine so einfache Frage, denn jede Definition ist an irgend einem Punkte schlecht, falsch oder gar dumm. Die Fantasyliteratur besteht aus viel Unfug, Geschichten ohne Substanz, Originalität oder sonstigem Sinn. Aber was ist mit Terry Pratchett? Geistreicher Humor ist doch nicht trivia, oder? Wenn ein Buch ene ganze Welt enthält und die Phantasie des Lesers inspiriert - kann das trivial sein?
Ich selbst mag Fantasy nicht (von Pratchett abgesehen) und das liegt daran, dass es zuviele "Massenware" gibt, mit minimalen Unterschieden, lächerlichen Plots und schwacher Sprache. Erheblich fataler finde ich die Trivialisierung der SF, sei es durch mäßige Fantasy-SF wie Star Wars oder SF-Soaps wie Star Trek. Unter SF verstehe ich etwas anderes: Wer mal Werke von Stanislaw Lem, Kurzgeschichten von Philip K. Dick oder (wenige) von Isaac Asimov gelesen hat, kann doch kaum SF als Trivial bezeichnen. Aber wenn ich sage, dass ich auf SF stehe, ernte ich nur ein überlegenes, halb mitleidiges Lächeln. Dabei hat die Mehrheit dieser Menschen begeistert Star Wars gesehen und ein "echtes" SF-Buch niemals in der Hand gehabt. Irgendwann und irgendwie muss die SF - vielleicht in schwachen Jahren, als Monster aus der Xten Dimension jedes Kino infiltrierten - mal in die Außenseiterrolle gedrängt worden sein und steckt seitdem wie auch Fantasy (die noch mehr) dort fest.
Dabei enthält kein anderes Genre je nachdem soviel Philosophie, Sozialkritik, Visionen und/oder Witz wie SF.

Zu guter Letzt: Auch was "nur" unterhält, kann man doch nicht kategorisch als schlecht bezeichnen (von wenig verbreiteten Grundhaltungen mal abgesehen). Besser ein "schlechtes" Bucht (unpolitisch, unkritisch, realitätsfern) als gar keins. Den schlechten Ruf hat SF/Fantasy doch von jenen bekommen, die sich nie damit beschäftigt haben.
 

jr

Mitglied
schublade ahoi

was ist eigentlich fantasyliteratur? is das was neues? waren die werke e.t.a. hoffmanns, ja die halbe romantik, e.a. poe, jules verne - um nur die auch von den akademischen schubladenverwaltern anerkanntesten zu nennen - nicht auch vertreter dieses genre? sind das alles trivialschreiberlinge? wohl is vieles schund, was unter dem thema läuft, es kommt aber wohl auf das einzelne werk, seine substanz, sprache und inhalt an. es verhält sich wohl eher so wie mit musik: es gibt keine u- und e-musik sondern nur gute und schlechte musik.
 

micl

Mitglied
Da kann ich Dir nur zustimmen.
Wenn etwas literarische Substanz hat und demzufolge in jeder neuen Generation seine Leser findet, dann ist es nicht trivial, mag es so fantasymäßig sein, wie es will.
Das erste literarische was ich mir angetan habe war der Golem. Der ist nun wirklich Literaturgeschichte und durchaus dem Fantasybereich anzurechenen (was natürlich nicht schwer ist, weil niemand so genau weiß, was das eigentlich ist), hat aber seit hundert Jahren seine Leser.
Ein großteil der Fantasy hat nunmal null sprachlichen Ausdruck, und selbst wenn etwas hervoragend BEschrieben wird und Ideen vorhanden sind, dann reicht das eben nicht um Literatur zu sein.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Trivial ist nicht gleich Müll.

Wichtige Bemerkung:

Trivialliteratur ist nicht identisch mit Müll.
 

jr

Mitglied
kann sich schund millionenmal verkaufen?

antwort: ja, er kann und er tut es!

faustregel: je millionen-maler umso kitschiger!
 

Andrea

Mitglied
Es scheint ja doch gute und schlechte Geschichten zu geben...

Klar ist das eine individuelle, rein subjektive Entscheidung, und daher denke ich, daß die Antwort, ein brüllendes "Nein, natürlich nicht" auf die Frage, ob Fantasyliteratur allgemein trivial ist, wohl von vornherein klar gewesen. Was mich nervt ist aber, daß viele von euch allzu schnell bereit sind, einen Großteil der Fantasy gleich als schlecht geschrieben, ideenlos und blödsinngi hinzustellen. Wenn ihr so viele schlechte Fantasy kennt (wobei mich interessieren würde, was mit Ausnahme von Fan-Fantasy dabei gemeint ist), dann sollte doch auch der Gedankensprung zur allgemeinen - sprich: nicht genregebundenen, falls das noch existiert - Literatur nicht so fern sein. Wie viele schlechte Romane kenne ich, aber behaupte ich deshalb, man könne den Großteil der Belletristik vergessen?

Wie jr schon sagte, müßte man erstmal eingrenzen, was denn zur Fantasy dazugehört. Das Nibelungenlied? Die Grimmschen Märchen? usw. usf.

Ob es einem gefällt, sich auf andere Welten, andere Perspektiven und Naturgesetze einzulassen, ob man Magie, Drachen, greifbare Götter als interessant oder langweilig abtut, das mag meinetwegen eine persönliche Entscheidung sein. Aber über die Sprache sagt das wenig aus (nebenbei: eine Menge guter Fantasy ist auch einfach scheußlich miserabel übersetzt, aber weswegen man u.a. auch Namen ändern muß [Beutlin - Baggins / Tolpan - Tas], das ist wohl ein Thema für sich...)
 

Andrea

Mitglied
Irgendwie widersprichst du dir selbst. Einerseits behauptest du, Fan zu sein, dann wiederum übernimmst du mehr oder minder kritiklos die Bezeichnung trivial, obwohl du weißt, daß das nicht nur eine versteckte Verballhornung und Beleidigung eines gesamten Genres ist.

Gerade weil ich Fantasy liebe, wehre ich mich entschieden dagegen, das alles über einen Kamm zu scheren, und ich würde niemals behaupten, mein halbes Bücherregal sei Trivialliteratur! Weil gute Fantasy (wie gute Bücher überhaupt) nun mal weder abgedroschen noch seicht sein können bzw. sind!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Bignose,
verstehe ich richtig, daß Du der Auffassung bist, Trivialliteratur sei ein Genre, oder ist das ein Lesefehler von mir?

Trivialliteratur ist etwas anderes als Schund, ebenfalls kein Müll, sie unterscheidet sich natürlich von anderer Literatur. Mag sie auch verkitscht sein, vereinfacht, kolportagehaft, was weiß ich noch, sie ist ein bedeutender Teil der Literatur, nicht nur dieses Jahrhunderts.

Man mag sie mögen oder nicht ...

Bernd
 

Gilmon

Mitglied
Na, hier hat sich eine interessante Diskussion entwickelt.
Ich kann nur nochmal meine Meinug zu diesem Thema bekräftigen. Ein Genre kann unmöglich zum Trivialen verdammt sein, auch wenn viele glaube die Fantasyliteratur wäre grundsätzlich trivial. Es kommt nicht auf das Genre an,sondern allein auf den Autor.
Literatur ist immer das, was man daraus macht.
 



 
Oben Unten