Jagdhunde und Tweed

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klaatu

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Jagdhunde und Tweed

Seit einigen Wochen habe ich einen immer wiederkehrenden Traum... Darin renne ich durch einen finsteren Wald, während ich von einer kläffenden Meute englischer Jagdhunde verfolgt werde. Die Biester hetzen mich durch das Dickicht, immer knapp hinter mir. Voller Panik fliehe ich so schnell ich kann, doch am Ende erwischen sie mich immer.

Sie reißen mich zu Boden. Zwei oder drei von ihnen kann ich noch durch gezielte Tritte abwehren, aber irgendwann werden es zu viele und ich ergebe mich meinem Schicksal. Ich lasse mich tief in die dicke Schicht abgestorbener Tannennadeln unter mir sinken und bereite mich auf den Tod vor. Nur sterbe ich nicht. Und wache auch nicht auf.

Stattdessen fühle ich ein halbes Dutzend zahnloser Kiefer an meinem Körper rumlutschen und knabbern. Ein albernes, unanständiges Gefühl, das durch das grausam klingende Knurren und Jaulen der Hunde nur noch verstärkt wird. Ich beginne zu lachen. Vor Erleichterung, aber auch, weil es wie verrückt kitzelt.

Dann wache ich auf, aber der Traum ist noch nicht vorbei: Verschwitzt und verschlafen schleppe ich mich ins Bad und klatsche mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Ich blicke in den Spiegel und da stehe nicht ich, sondern ein alter Herr mit beigem Tweed-Jackett, der aussieht, als wäre er grade aus dem Altenheim geflüchtet. Er trägt eine schlecht sitzende Krawatte, auf der gelbe Jagdhunde abgebildet sind, die plötzlich – alle gleichzeitig - zu bellen beginnen. Ich schreie schrill und weibisch auf. Der Spiegel zerspringt in 94 Teile, die klirrend auf dem Fliesenboden landen.

Erst dann hat der Alptraum ein Ende.
 



 
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