Jan und die Bettgespenster
Auf den Freitagabend freute sich Jan jede Woche. Da durfte er im Bett lesen, solange er wollte, bis er einschlief. Für dieses Wochenende hatte er sich zwei neue Bücher aus der Schulbibliothek ausgeliehen, beide mit vielen Bildern und kleinen Geschichten. Zuerst betrachtete er die Bilder. Bei einer Geschichte trug ein kräftiger Mann einen kleinen Jungen auf dem Rücken. Das kannte er, sein Papa hatte ihn schon oftmals so Huckepack getragen, zuletzt, als sich Jan den Fuß bei der Wanderung verstaucht hatte. Bei einer anderen Geschichte wanderte eine Frau durch den Wald. Aus ihrer Tasche schaut eine kleine hölzerne Puppe heraus, sie hat schwarze Streifen im Gesicht. Bevor Jan die Geschichte lesen konnte, wurde er sehr müde. Er knuddelte das Kissen zurecht, legte sich darauf und schlief ein.
Auf einmal strömte der Duft von Moos und Pilzen durch Jans Nase. Er nieste heftig und entdeckte den kleinen Kerl, der an seinem Bett stand. Er hatte ein Gesicht wie die Puppe mit schwarzen Streifen und war so groß wie Jans Arm. Seine braunen Haare hatte er unter eine grüne Mütze gesteckt.
„Jan, bitte hilf mir, lass mich zu dir ins Bett, ich werde verfolgt.“
„Nein, das geht nicht“, sagte Jan bestimmt, „du bist schmutzig im Gesicht.“
„Jan, das ist meine Gesichtsfarbe, schwarz- braun, ich verdrecke dein Bett nicht.“
„Und wer verfolgt dich?“
„Die große Eule aus dem Wald.“
Nun seufzte Jan. Er fürchtete sich nicht vor Vögel, auch nicht, wenn sie groß waren.
„Wie heißt du denn?"
„Knister, ich bin ein Wald- Gnom.“
„Also komm, aber lege dich an die Wandseite.“
Schnell schlüpfte Knister zu Jan ins Bett und flüstert noch: „Ich tauche unter." Sogleich zog er die Decke über den Kopf. Kaum lag Jan wieder auf seinem Kissen, da bekam er einen unsanften Knuff auf den Arm. Vor ihm stand einer wie Knister, nur hatte er grüne Streifen im Gesicht.
„Rette mich, Jan, die Eule kommt!“
Ohne auf Jans Antwort zu warten, kletterte er zu ihm ins Bett und versteckte sich unter der Decke. Jan hatte keine Zeit, diesen Grüngestreiften nach seinem Namen zu fragen. Schon wehte ein kalter Wind durch sein Zimmer und mit einem heftigen Flügelschlag setzte sich die Eule auf das Fußende von Jans Bett.
Jan meinte: „Du hast dich bestimmt im Zimmer verirrt, schau mal, mein Fenster steht ein Spalt offen. Meine Mama hat gesagt, dass alle Traumvögel und alle Traumgespenster durch diese Öffnung hinaus ins Freie kommen.“
„Schon, schon, aber ich bin auf der Suche nach den beiden Gnomen!“
Die Eule drehte den Kopf und sah sich kurz im Zimmer um. Dann flatterte sie auf den Boden und schaute unter Jans Bett. Als sie wieder am Fußende des Bettes saß, sagte Jan: „Sie sind auch nicht im Schrank. Warum verfolgst du sie?“
„Weißt du, ich schlafe am Tag, aber am Abend gehe ich auf die Jagd. Du glaubst nicht, wie die Kerle tagsüber im Wald lärmen. Daran habe ich mich inzwischen gewöhnt und ich kann dennoch schlafen. Aber was sie jetzt treiben, ist einfach frech.“
„Warum ärgerst du dich jetzt über diese Gnome?“
„Sie veranstalten Eichelweitwurf und Tannenzapfen schleudern und dabei passen sie nicht auf. Schon manche Eichel hat mich getroffen, eine sogar am Auge. Ich konnte vor Schmerzen nicht mehr schlafen und abends auf die Jagd gehen. Das muss aufhören, sofort.“
Jan nickte. „Das kann ich gut verstehen. Wenn die beiden Kerle auftauchen, berichte ich ihnen, was du mir gesagt hast. Aber erzähl mir von dem Lärm. Ich war schon oft im Wald und habe nichts bemerkt.“
„Hast du noch nie das Knistern der Blätter oder das Knacken von Ästchen gehört?“
„Doch, jetzt wo du das sagst, erinnere ich mich an leise Geräusche.“
„Na, also, ich will jetzt weiter und wünsche dir noch eine gute Nacht.“
Die Eule breitete ihre Flügel aus, flog zur Öffnung am Fenster und verschwand, wie alle Traumvögel, mühelos in die Nacht.
Kaum hatte die Eule das Zimmer verlassen, tauchten die beiden Gnome unter der Bettdecke hervor.
„Nun müssen wir uns neue Spiele ausdenken, damit die Eule uns nicht mehr verfolgt. Wir haben alles gehört“, sagte der Gnom mit den grünen Streifen im Gesicht.
Jan fragte: „Und wie ist dein Name?“
„Ich heiße Knaster. Dürfen wir noch eine Weile bei dir ausruhen? Morgen früh sind wir verschwunden.“
„Meinetwegen, dann schlafe ich jetzt eben noch ein wenig mit meinen Bettgespenstern.“
Knister und Knaster kicherten leise, doch schon bald schliefen die beiden ein. Jan lauschte. Der eine schnarchte leise in Jans linkes Ohr, der andere schnaufte ins rechte.
Als Jan am Morgen aufwachte, sah er zuerst unter seine Bettdecke. Knister und Knaster waren verschwunden, so wie sie es versprochen hatten. Jan freute sich schon auf den nächsten Lesefreitag.
©Monika Rieger
Auf den Freitagabend freute sich Jan jede Woche. Da durfte er im Bett lesen, solange er wollte, bis er einschlief. Für dieses Wochenende hatte er sich zwei neue Bücher aus der Schulbibliothek ausgeliehen, beide mit vielen Bildern und kleinen Geschichten. Zuerst betrachtete er die Bilder. Bei einer Geschichte trug ein kräftiger Mann einen kleinen Jungen auf dem Rücken. Das kannte er, sein Papa hatte ihn schon oftmals so Huckepack getragen, zuletzt, als sich Jan den Fuß bei der Wanderung verstaucht hatte. Bei einer anderen Geschichte wanderte eine Frau durch den Wald. Aus ihrer Tasche schaut eine kleine hölzerne Puppe heraus, sie hat schwarze Streifen im Gesicht. Bevor Jan die Geschichte lesen konnte, wurde er sehr müde. Er knuddelte das Kissen zurecht, legte sich darauf und schlief ein.
Auf einmal strömte der Duft von Moos und Pilzen durch Jans Nase. Er nieste heftig und entdeckte den kleinen Kerl, der an seinem Bett stand. Er hatte ein Gesicht wie die Puppe mit schwarzen Streifen und war so groß wie Jans Arm. Seine braunen Haare hatte er unter eine grüne Mütze gesteckt.
„Jan, bitte hilf mir, lass mich zu dir ins Bett, ich werde verfolgt.“
„Nein, das geht nicht“, sagte Jan bestimmt, „du bist schmutzig im Gesicht.“
„Jan, das ist meine Gesichtsfarbe, schwarz- braun, ich verdrecke dein Bett nicht.“
„Und wer verfolgt dich?“
„Die große Eule aus dem Wald.“
Nun seufzte Jan. Er fürchtete sich nicht vor Vögel, auch nicht, wenn sie groß waren.
„Wie heißt du denn?"
„Knister, ich bin ein Wald- Gnom.“
„Also komm, aber lege dich an die Wandseite.“
Schnell schlüpfte Knister zu Jan ins Bett und flüstert noch: „Ich tauche unter." Sogleich zog er die Decke über den Kopf. Kaum lag Jan wieder auf seinem Kissen, da bekam er einen unsanften Knuff auf den Arm. Vor ihm stand einer wie Knister, nur hatte er grüne Streifen im Gesicht.
„Rette mich, Jan, die Eule kommt!“
Ohne auf Jans Antwort zu warten, kletterte er zu ihm ins Bett und versteckte sich unter der Decke. Jan hatte keine Zeit, diesen Grüngestreiften nach seinem Namen zu fragen. Schon wehte ein kalter Wind durch sein Zimmer und mit einem heftigen Flügelschlag setzte sich die Eule auf das Fußende von Jans Bett.
Jan meinte: „Du hast dich bestimmt im Zimmer verirrt, schau mal, mein Fenster steht ein Spalt offen. Meine Mama hat gesagt, dass alle Traumvögel und alle Traumgespenster durch diese Öffnung hinaus ins Freie kommen.“
„Schon, schon, aber ich bin auf der Suche nach den beiden Gnomen!“
Die Eule drehte den Kopf und sah sich kurz im Zimmer um. Dann flatterte sie auf den Boden und schaute unter Jans Bett. Als sie wieder am Fußende des Bettes saß, sagte Jan: „Sie sind auch nicht im Schrank. Warum verfolgst du sie?“
„Weißt du, ich schlafe am Tag, aber am Abend gehe ich auf die Jagd. Du glaubst nicht, wie die Kerle tagsüber im Wald lärmen. Daran habe ich mich inzwischen gewöhnt und ich kann dennoch schlafen. Aber was sie jetzt treiben, ist einfach frech.“
„Warum ärgerst du dich jetzt über diese Gnome?“
„Sie veranstalten Eichelweitwurf und Tannenzapfen schleudern und dabei passen sie nicht auf. Schon manche Eichel hat mich getroffen, eine sogar am Auge. Ich konnte vor Schmerzen nicht mehr schlafen und abends auf die Jagd gehen. Das muss aufhören, sofort.“
Jan nickte. „Das kann ich gut verstehen. Wenn die beiden Kerle auftauchen, berichte ich ihnen, was du mir gesagt hast. Aber erzähl mir von dem Lärm. Ich war schon oft im Wald und habe nichts bemerkt.“
„Hast du noch nie das Knistern der Blätter oder das Knacken von Ästchen gehört?“
„Doch, jetzt wo du das sagst, erinnere ich mich an leise Geräusche.“
„Na, also, ich will jetzt weiter und wünsche dir noch eine gute Nacht.“
Die Eule breitete ihre Flügel aus, flog zur Öffnung am Fenster und verschwand, wie alle Traumvögel, mühelos in die Nacht.
Kaum hatte die Eule das Zimmer verlassen, tauchten die beiden Gnome unter der Bettdecke hervor.
„Nun müssen wir uns neue Spiele ausdenken, damit die Eule uns nicht mehr verfolgt. Wir haben alles gehört“, sagte der Gnom mit den grünen Streifen im Gesicht.
Jan fragte: „Und wie ist dein Name?“
„Ich heiße Knaster. Dürfen wir noch eine Weile bei dir ausruhen? Morgen früh sind wir verschwunden.“
„Meinetwegen, dann schlafe ich jetzt eben noch ein wenig mit meinen Bettgespenstern.“
Knister und Knaster kicherten leise, doch schon bald schliefen die beiden ein. Jan lauschte. Der eine schnarchte leise in Jans linkes Ohr, der andere schnaufte ins rechte.
Als Jan am Morgen aufwachte, sah er zuerst unter seine Bettdecke. Knister und Knaster waren verschwunden, so wie sie es versprochen hatten. Jan freute sich schon auf den nächsten Lesefreitag.
©Monika Rieger
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