Jemand ganz anders

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Ilse ist anders als ich. Ganz anders. Wir gingen zusammen in die Grundschule. Sie hatte zwar schlechtere Noten als ich, aber ein wesentlich größeres Selbstbewusstsein. Nie wäre ihr eingefallen, an sich zu zweifeln. Als wir beide in die Pubertät kamen, wurde ich groß und schlank, Ilse dagegen blieb klein und rundlich. Aber nicht nur äußerlich waren wir verschieden. Ich verliebte mich nie, sondern wartete ab, bis sich ein Junge mal in mich verliebte. Ilse dagegen war dauernd verliebt, aber sie fing es immer sehr ungeschickt an. Anstatt sich zu bemühen, den Jungs zu gefallen, erzählte sie erst einmal der ganzen Clique, dass sie sich verliebt hatte. Also wusste es jeder, vermutlich auch der betreffende Junge, und so wurde nie eine wirkliche Liebesgeschichte daraus. Aber Ilse schien mit diesen unerfüllten Lieben zufrieden zu sein. Heute denke ich, damals war sie eine von den Leuten, die unglückliche Liebe glücklicher macht als glückliche. Aber das legte sich irgendwann, spätestens dann, als Ilse ihre große Liebe, Klaus, kennenlernte. So ein verliebtes Paar hatten wir noch nicht gesehen. Es war unmöglich, einen von beiden alleine anzutreffen und falls doch, war jedes zweite Wort "Ilse", wenn Klaus sprach und "Klaus", wenn Ilse sprach.
Es haute mich regelrecht um, als dieses Traumpaar sich dann tatsächlich trennte. Warum, erfuhr ich nicht wirklich, damals war ich nur noch sehr locker mit Ilse befreundet.
Ein Jahr verging und ich traf Klaus irgendwann mal in der Kneipe. Eigentlich hatte ich gar keine Lust, lange mit ihm zu reden, unsichtbar stand da immer noch Ilse neben ihm und das machte ihn uninteressant. Doch er lud mich ein und es wäre wohl unhöflich gewesen, abzulehnen. So saß ich in der Kneipe neben ihm und hörte ihm höflich zu, denn ich selbst hatte nichts zu sagen und musste mir außerdem ständig Fragen nach Ilse verkneifen.
Ich weiß gar nicht mehr, was er alles erzählte. Jedenfalls fragte er mich, ob ich ihn noch einmal wiedersehen wolle. Ich wollte nicht unhöflich sein und sagte ja, obwohl ich keine Lust hätte. Ilse hätte sicher jemanden abblitzen lassen, auf den sie keine Lust hatte. Auch in diesem Fall war sie ganz anders als ich.
Dann traf ich Klaus noch ein paarmal, der ersten Einladung folgten weitere. Schließlich fand ich ihn gar nicht mehr so übel. Er sah ja recht passabel aus und da er ständig redete, musste ich nicht viel zur Unterhaltung beitragen. Das fand ich angenehm. Wir konnten ja schließlich Freunde sein. Und vielleicht irgendwann doch noch mehr.
Doch dann kam der Abend, an dem er mich küssen wollte. Wir waren spazieren gegangen und schauten auf den Fluss, der wieder einmal Hochwasser führte.
"Das letzte Mal war ich mit Ilse hier, als der Fluss Hochwasser hatte", bemerkte Klaus und ich verdrehte innerlich genervt die Augen. Ich wollte gerade etwas sagen, so etwas wie: "Vergiss Ilse doch endlich", doch da umarmte er mich und wollte mich küssen. Völlig verdutzt wich ich zurück. In dem Moment merkte ich, dass Liebe zwischen uns nicht funktionieren würde.
"Klaus, wenn du das willst, das wird nichts mit uns."
Er schwieg völlig verblüfft. Dann fragte er, warum ich denn solange mit ihm herumgezogen war. Wenn ich ihn doch gar nicht möge?
"So ist das ja nicht", beeilte ich mich zu versichern. (Ich bin halt so, ich will nie jemanden kränken.) "Ich mag dich ja. Aber..."
"Aber", äffte er mich nach, noch ehe ich den Satz zu Ende sprechen konnte. "Gib dir keine Mühe, ich habe schon verstanden. Steig ins Auto, ich bringe dich nach Hause. Und dann war es das mit uns."
Auf der Rückfahrt schwieg er beharrlich.
Als wir vor meiner Haustür angekommen waren, entließ er mich mit den Worten: "Ich dachte, ich hätte wieder jemanden wie Ilse gefunden. Aber du hast mich schwer enttäuscht."
Dann fuhr er mit aufheulendem Motor davon und ich wusste, dass ich es verbockt hatte.
Warum war ich denn auch nicht einfach so wie Ilse?
 

FrankK

Mitglied
Hallo SilberneDelfine
Eine ansprechende Geschichte über eine junge Frau (die Ich-Prota), die ihre Freundin Ilse zunächst scheinbar belächelte, weil ihr Leben – bzw. ihr Lebensstil – so relativ unkonventionell erschien. Erst zum Schluss, und dies ist die kleine Wendung in der Kurzgeschichte, bemerkt die Ich-Prota, dass sie doch einen gewissen – ich nenne es mal vorsichtig – Neid auf Ilse entwickelt hat.

In der Einstiegsszene führst du uns Ilse vor Augen, parallel dazu, quasi als Gegenentwurf, die Ich-Prota.

In der zweiten Szene zeigst du uns die so erfolgreich erscheinende Beziehung zwischen Ilse und Klaus. Die Auflösung dieser Verbindung ist zugleich auch der Übergang in die nächste Szene.

In der dritten Szene lässt sich die Ich-Prota von Klaus locken. Es gipfelt, nach einigen Verabredungen, in der missglückten Kusssituation und der spontanen Trennung.

Den Wendungsabschluss bildet die Schlussfolgerung der Ich-Prota.

Plot:
Ein [blue]Drama[/blue] über eine missglückte Beziehung.

Figuren:
Eine überschaubare Zahl an Figuren.
- Ilse, ein scheinbares Mauerblümchen
- Klaus, die vermeintlich große Liebe in Ilses Leben
- Die Ich-Prota, die sich von Klaus anlocken lässt

Spannungsbogen:
Das Konfliktpotenzial ist nicht besonders stark ausgereizt. Zum Höhepunkt in der dritten Szene reagiert er nur gemäßigt enttäuscht, bringt sie sogar noch nach Hause. Hier wäre der ideale Platz, um für ein höheres Spannungsniveau den Konflikt zu steigern. Ein handfester, fetziger Krach.

Perspektive:
Beständig und gut eingehalten in der personalen Sicht der Ich-Prota.

Erzählsprache:
Flüssig und unterhaltsam, ein paar winzige, kleine Stellen, an denen man eventuell nachbessern könnte, einiges davon vermutlich reine Geschmacksache.

Füllwörtertest:
Nicht bestanden. Füllwörter: 114 von 651 gesamt, das sind mehr als 17%.
Am häufigsten vertreten:
8 x „aber“
8 x „so“
7 x „dann“
7 x „doch“
In einem derartig knappen Text fällt es schon auf.

Details:
Ich wäre nicht ich wenn ich nicht ein paar Erbsen zu zählen hätte ...

Ilse ist anders [blue]als ich[/blue]. Ganz anders. Wir gingen zusammen in die Grundschule. Sie hatte zwar schlechtere Noten [blue]als ich[/blue], aber ein wesentlich größeres Selbstbewusstsein.
Das zweite „als ich“ könnte man unter den Tisch fallen lassen. Der Vergleichs-Bezug bleibt im Kontext erhalten.

Aber das legte sich [blue]irgendwann, spätestens dann,[/blue] als Ilse ihre große Liebe, Klaus, kennenlernte.
Eine etwas holprige Formulierung. Kann ohne jeden Verlust entfallen und eliminiert darüber hinaus als synergetischen Effekt schon mal zwei Füllwörter.

Ein Jahr verging und ich traf Klaus irgendwann mal in der Kneipe. Eigentlich hatte ich gar keine Lust, [blue]lange[/blue] mit ihm zu reden, unsichtbar stand da immer noch Ilse neben ihm und das machte ihn uninteressant.
Wieso „lange“? Hätte sie denn „kurz“ Lust gehabt? Aber auch für ein „kurz“ wäre Ilse präsent gewesen.

So saß ich in der Kneipe neben [blue]ihm[/blue] und hörte [blue]ihm[/blue] höflich zu, [blue]denn[/blue] ich selbst hatte nichts zu sagen und musste mir [blue]außerdem ständig[/blue] Fragen nach Ilse verkneifen.
Das zweite „ihm“ kann ebenfalls verlustlos entfallen.
Mit „denn“ würde eine Erklärung eingeleitet, aber es ist keine. Auch wenn sie selbst viel zu erzählen wüsste, könnte sie aus Höflichkeit zuhören. Verlustlos streichbar.
Auch das „außerdem ständig“ könnte ersatzlos wegfallen.

Ilse hätte sicher jemanden abblitzen lassen, auf den sie keine Lust hatte. Auch in [blue]diesem Fall[/blue] war sie ganz anders als ich.
Hier würde der Begriff „dieser Hinsicht“ vielleicht etwas besser passen.

[blue]Völlig[/blue] verdutzt wich ich zurück. In dem Moment merkte ich, dass Liebe zwischen uns nicht funktionieren würde.
"Klaus, wenn du das willst, das wird nichts mit uns."
Er schwieg [blue]völlig[/blue] verblüfft
Innerhalb wörtlicher Rede kann ich diese Begriffe noch tolerieren, innerhalb des Erzähltextes halte ich sie für völlig überflüssig. Und – Zack – wieder zwei Füllwörter eliminiert.

Dann fragte er, warum ich denn solange mit ihm herumgezogen war. Wenn ich ihn doch gar nicht möge?
Und ich frage mich, warum du hier nicht bei der wörtlichen Rede geblieben bist?

"So ist das ja nicht", beeilte ich mich zu versichern. [blue](Ich bin halt so, ich will nie jemanden kränken.)[/blue] "Ich mag dich ja. [red]Aber...[/red]"
Problem 1:
Wie soll ich als Leser mit Text in Klammern umgehen? Versuche doch mal, den Satz in Kommata einzuschließen oder als eigenständige Aussage in der Inquit-Form zu kombinieren:
„So ist das ja nicht“, erwiderte ich schnell in meinem ständigen Bemühen, nie jemanden zu verletzen. „Ich mag dich ja, aber ...“
Problem 2:
Die drei Punkte (Auslassungszeichen). Wenn sie ein ganzes Wort ersetzen, erfahren sie (wie ein ganzes Wort) vor ihrem Auftreten ein Leerzeichen.

Als wir vor meiner Haustür angekommen waren, entließ er mich mit den Worten: "Ich dachte, ich hätte wieder jemanden wie Ilse gefunden. Aber du hast mich schwer enttäuscht."
Dann fuhr er mit aufheulendem Motor davon und ich wusste, dass ich es verbockt hatte.
Hier wäre, so denke ich, der ideale Platz, um eine kleinen Disput oder eine außergewöhnliche Zurechtweisung zu platzieren.
Etwas in der Richtung wie:
„Ich habe dich enttäuscht? Vielleicht hast du zu viel erwartet? Ich bin ich! Ich bin kein Ilse-Ersatz!“
So bekäme auch der Schlusssatz eine tiefere, mehrschichtigere Bedeutung.

Warum war ich [blue]denn auch[/blue] nicht [blue]einfach so[/blue] wie Ilse?
Das „auch“ stört völlig. Wer wäre denn damit sonst noch gemeint?
Die blau markierten Teile könnten insgesamt entfallen, ohne nennenswerten Verlust für die Aussage.


Uff, drei mal so viel Kommentar wie Ausgangstext. Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen.


Herzlich Grüßend
Frank
 
Hallo Frankk,

Uff, drei mal so viel Kommentar wie Ausgangstext. Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen.
Aber sicher doch. :) Mir macht das riesigen Spaß, wenn die Kommentare länger sind als meine Geschichte.

Erst zum Schluss, und dies ist die kleine Wendung in der Kurzgeschichte, bemerkt die Ich-Prota, dass sie doch einen gewissen – ich nenne es mal vorsichtig – Neid auf Ilse entwickelt hat.
So war der Schluss nicht gemeint. Die Prota ist nicht neidisch. Sie schüttelt innerlich den Kopf über Klaus, weil er unbedingt wieder "jemanden wie Ilse" will (einen Klon vielleicht?) und "Ich wusste, dass ich es verbockt hatte" war ironisch gemeint. Ich habe aber schon gesagt bekommen, dass die Ironie hier nicht richtig herauskommt. Aber dein Vorschlag mit dem Streit greift deswegen ins Leere. Warum soll sie sich denn auch noch rechtfertigen/streiten darüber, dass sie nicht so wie Ilse ist? Will sie doch gar nicht sein. Wer will schon ein Abziehbild eines anderen Menschen sein? Und weil Klaus Ilse-fixiert ist, weiß die Prota, dass eine Diskussion mit ihm darüber völlig zwecklos ist.

Das Konfliktpotenzial ist trotzdem zu wenig, da hast du recht. Hier hätte ich mir mehr ausdenken können.

Zu den Füllwörtern sage ich nichts ;) hast auch da ja recht.

Zur Perspektive: Das ist mittlerweile meine Lieblingsperspektive, die personale. Danke fürs Lob.
Auktorial finde ich auch beim Lesen meist langweilig und anstrengend.

Wie soll ich als Leser mit Text in Klammern umgehen? Versuche doch mal, den Satz in Kommata einzuschließen oder als eigenständige Aussage in der Inquit-Form zu kombinieren:
„So ist das ja nicht“, erwiderte ich schnell in meinem ständigen Bemühen, nie jemanden zu verletzen. „Ich mag dich ja, aber ...“
Nee nee nee. Das mit den Klammern war schon Absicht. Ich bin halt so.... (Ich, nicht Ilse....)

Das war es erst einmal.

Vielen Dank für deine Beschäftigung mit dem Text!

LG SilberneDelfine
 

FrankK

Mitglied
Tja, ich habe mir den Schluss extra noch einmal angesehen und bin auch weiterhin der Meinung ... so, wie es da geschrieben steht, sieht es aus, als würde die Ich-Prota es bedaueren, nicht so wie Ilse zu sein, fast schon etwas "Neid" auf Ilse.

Das mit den Klammern - ist halt sehr ungewöhnlich. Ich kann mich jetzt an keinen Erzähltext in Prosa erinnern, innerhalb desssen mit Klammern gearbeitet wurde.

Grüßend
Frank
 

MicM

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

ich verstehe den Text nicht. Belächelt oder beneidet die Prot die Ilse? Aus meiner Sicht wechseln die positiv und die negativ konnotierten Beschreibungen von Ilse hin und her. Nachfolgend habe ich mal rot markiert, was ich als negative Beschreibung ansehe, und blau das Positive:

Ilse ist anders als ich. Ganz anders. Wir gingen zusammen in die Grundschule. Sie hatte zwar [red]schlechtere Noten[/red] als ich, [blue]aber [/blue]ein wesentlich [blue]größeres Selbstbewusstsein[/blue]. [blue]Nie[/blue] wäre ihr eingefallen, an sich zu [blue]zweifeln[/blue]. Als wir beide in die Pubertät kamen, wurde ich groß und schlank, Ilse dagegen blieb [red]klein und rundlich[/red]. Aber nicht nur äußerlich waren wir verschieden. Ich verliebte mich nie, sondern wartete ab, bis sich ein Junge mal in mich verliebte. Ilse dagegen war [blue]dauernd verliebt[/blue], aber sie fing es immer [red]sehr ungeschickt[/red] an. Anstatt sich zu bemühen, den Jungs zu gefallen, erzählte sie erst einmal der ganzen Clique, dass sie sich verliebt hatte. Also wusste es jeder, vermutlich auch der betreffende Junge, und so wurde nie eine wirkliche Liebesgeschichte daraus. Aber Ilse schien mit diesen [red]unerfüllten Lieben[/red] [blue]zufrieden[/blue] zu sein. Heute denke ich, damals war sie eine von den Leuten, die [red]unglückliche Liebe[/red] glücklicher macht als glückliche. Aber das legte sich irgendwann, spätestens dann, als Ilse ihre [blue]große Liebe[/blue], Klaus, kennenlernte. So ein verliebtes Paar hatten wir noch nicht gesehen.
Ich verstehe auch nicht, warum sie sich nicht freut, dass Klaus sie später anspricht. Schließlich "wartet" sie doch immer, dass sich jemand in sie verliebt.

Auch folgende Passage verwirrt mich:

Doch er lud mich ein und es wäre wohl [red]unhöflich [/red]gewesen, abzulehnen. So saß ich in der Kneipe neben ihm und hörte ihm [red]höflich [/red]zu, denn ich selbst hatte nichts zu sagen und musste mir außerdem ständig Fragen nach Ilse verkneifen.
Ich weiß gar nicht mehr, was er alles erzählte. Jedenfalls fragte er mich, ob ich ihn noch einmal wiedersehen wolle. Ich wollte nicht [red]unhöflich [/red]sein und sagte ja, obwohl ich keine Lust hätte.
Abgesehen davon, dass dreimal "höflich" sprachlich nicht so toll ist und aus meiner Sicht auch nicht der richtige Begriff ist, da wir eingangs gelernt haben, dass die Prot kein Selbstbewusstsein hat (sprich: sie hat sich schlicht nicht getraut, nein zu sagen), verstehe ich nicht die Motivation der Prot. Was will sie denn nun eigentlich?

Entschuldige bitte das nicht so positive (aber ohnehin nur subjektive) Feedback, aber ich hoffe, es hilft dir beim Weiterentwickeln deiner Geschichte.

Auf bald,
MicM
 
Hallo Frankk,

den Schluss habe ich versemmelt, das stimmt. Die Ironie, die ich wiedergeben wollte, kommt nicht richtig raus und wenn der Schluss auch noch so wirkt, als wäre die Prota neidisch auf Ilse, ist das schon ein riesiger Fauxpas.

Die Klammern sollten ein Stilmittel sein,was ich mir vorher auch überlegt habe. Ich habe bisher noch nicht darauf geachtet, ob wirklich in keinem Prosatext Klammern vorkommen, aber ich werde mal darauf achten.

Hallo MicM,

die Prota ist weder neidisch auf Ilse noch belächelt sie sie. Sie beschreibt Gegensätze zwischen sich und Ilse. Das hat mit positiv und negativ nichts zu tun (wieso ist "klein und rundlich" denn negativ konnotioniert? Das ist nur eine Beschreibung. "Sie hatte schlechte Noten" ist auch keine negative Wertung, das wäre z. B. ein Satz wie "Sie war nicht so intelligent wie ich" gewesen.

Ich verstehe auch nicht, warum sie sich nicht freut, dass Klaus sie später anspricht. Schließlich "wartet" sie doch immer, dass sich jemand in sie verliebt.
Der Hinweis ist klasse. Natürlich, das wäre wesentlich logischer gewesen. Du hast mir gerade ein Feuerwerk an Feedback geliefert :) vielen herzlichen Dank! Ich habe die Geschichte so runtergeschrieben wie sie mir in den Sinn kam, aber du hast völlig recht.

.verstehe ich nicht die Motivation der Prot. Was will sie denn nun eigentlich?
Niemanden verletzen. (Und dafür entschuldigt sie sich quasi auch noch - in Klammern). Das Selbstbewusstsein reicht noch nicht mal hier, sich nicht in irgendeiner Form klein zu machen. Zumindest sollten das die Klammern symbolisieren.

Immerhin ist es mir gelungen, verständlich zu machen, dass die Prota kein Selbstbewusstsein hat.

Einen Rückzieher macht sie deswegen auch erst in allerletzter Minute.

Ich merke gerade selber, dass der Schluss (der ironisch gemeint sein soll), dann aber auch nicht stimmig ist... Da wäre der Vorschlag von Frankk vielleicht doch besser mit dem Streit...
Übrigens musst du keineswegs nur positive Kommentare schreiben :) ich freue mich über ehrliche sachliche Meinungen wie deine (und Frankks natürlich).

Vielen Dank euch beiden!

LG SilberneDelfine
 

MicM

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

schön, dass du mit meinen Kommentaren etwas anfangen konntest. Noch eine Ergänzung zu der Positiv-Negativ-Beschreibung:

Du beginnst den Text mit zwei kurzen Sätzen, die sehr stark betonen, dass Ilse wirklich "ganz anders" ist als die Prota. Dann kommt der Satz mit der Grundschule, der zeigt, dass zunächst über das Kindesalter gesprochen wird. Dann kommt eine eindeutige Gegenüberstellung (zwar-aber), wobei auf der einen Seite "schlechte Noten" stehen (was aus meiner Sicht negativ ist) auf der anderen Seite das "Selbstbewusstsein" (was - gerade im Kindesalter - positiv ist). Durch diese Zwar-aber-Gegenüberstellung bin ich als Leser auf dem Gleis, dass alles Folgende auch in diese zwei Schubladen gehört. Im nächsten Satz (Pubertät!) steht auf der einen Seite "groß und schlank" und auf der anderen Seite "klein und rundlich". Ich glaube fast jedes Mädchen in der Pubertät möchte lieber groß und schlank sein. Auch wenn wir jetzt natürlich lange über (falsche) Schönheitsideale diskutieren können, sehe ich diese Begriffspaare (jedenfalls wenn sie, wie hier, in aller Kürze in die Geschichte eingeflochten werden) bei pubertierenden Mädchen als wertend an.

Bis zu diesem Punkt scheint mir also die Sichtweise der Prota zu sein: Ilse hat zwar schlechte Noten und entspricht nicht dem Schönheitsideal, aber wenigstens ist sie selbstbewusst (also neidische Prota). Anschließend kommt aber ein ganzer Abschnitt dazu, wie dumm sich die (selbstbewusste) Ilse anstellt (also belächelt die Prota sie).

Für diese Geschichte würde vielleicht besser die Überschrift "Wer bin ich und wenn ja, wie viele?" passen (Achtung: das war Ironie, die in einem schriftlichen Text nur sehr schwer darstellbar ist. Dies nur als augenzwinkernder Hinweis bezogen auf deinen Versuch, die Geschichte ironisch enden zu lassen.)

Freue mich auf die zweite Version deiner Geschichte!

Auf bald,
MicM
 
Hallo MicM,

das mit der zweiten Version hier einstellen habe ich noch nie so ganz verstanden. Wenn ich die Geschichte verändere, erscheint dann die Ursprungsversion untendrunter oder die veränderte? Den zuerst eingestellten Text möchte ich nämlich gar nicht verändern, weil die Bewertungen und Kommentare ja zum Originaltext gehören. Und den soll der Leser zuerst lesen.

Wenn es so ist wie ich vermute (dass die erste Version dann unten steht), stelle ich keine neue ein, sondern merke mir eure Anregungen für die nächste Geschichte.

LG SilberneDelfine

P. S. Ich habe gerade gesehen, dass da aber jemand heute ganz schlecht gewertet hat. Köstlich. :) (ich glaube nicht, dass du oder Frankk das warst.).
 

MicM

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

du kannst deinen Text ändern, wenn du auf „Bearbeiten“ unterhalb des Textes gehst. Angezeigt wird zunächst immer nur die aktuelle (bearbeitete) Version deines Textes. Die vorherigen Fassungen bleiben aber erhalten. Über einen Link unterhalb des Textes kann jeder, der möchte, die vorherigen Versionen aufrufen. Falls also jemand nach Lesen aller Anmerkungen auf die Ursprungsfassung neugierig ist, kann er/sie das problemlos tun. Wegen der vorhandenen Kommentaren den Text nicht anzupassen, wäre kein Grund.

Bewertungen gebe ich (fast) nie ohne Anmerkung ab. Ich finde es auch völlig sinnlos eine „2“ zu verteilen, was ja ein erhebliches Missfallen ausdrückt, ohne wenigstens zwei, drei Worte zu finden, um das zu erklären. Das sagt mehr über den/die Bewerter/in aus als über den Text.

Auf bald,
MicM
 
Hallo MicM,

.du kannst deinen Text ändern, wenn du auf „Bearbeiten“ unterhalb des Textes gehst. Angezeigt wird zunächst immer nur die aktuelle (bearbeitete) Version deines Textes.
Ich wusste das mit dem Bearbeiten schon :) was mir nicht klar war, war, ob jetzt die erste oder zweite, bereits bearbeitete Version dem Leser zuerst angezeigt wird. Dann ist es so, wie ich angenommen habe und ich werde die ursprüngliche Version so stehenlassen.

Danke für deine Erklärung!

LG SilberneDelfine
 

FrankK

Mitglied
Hallo SilberneDelfine
In dieser (normalen / Standardansicht) erscheint immer der aktuellste Text. Die vorhergehenden Versionen lassen sich als PopUp anzeigen, sortiert nach Datum in Links unterhalb des Textes.

Das finde ich absolut in Ordnung, die korrigierte bzw. die favorisierte Fassung erscheint so dem Leser als erstes und (der Übersichtlichkeit geschuldet) als einziges.
Wer sich für die Entwicklung des Textes interessiert, kann sich die weiteren Links anschauen, oder in die "Druckversion" umschalten.

Hier erscheinen sämtliche "Werke" in der Reihenfolge ihres erscheinens. Gut für den interessierten Leser:
Der ursprüngliche Text erscheint als erstes, dann (vielleicht) ein paar Kommentare, dann die überarbeitete Version, wieder ein paar Kommentar, eventuell wieder eine Überarbeitung, Kommentare, Überarbeitung, Kommentare, Überarbeitung ...

Eine zusätzliche Besonderheit:
In der Druckversion kannst du als angemeldeter User sämtliche(!) ausgeblendeten Kommentare ebenfalls (ohne weiteren Klick) lesen.

Über den Knopf "Alle Kommentare anzeigen" erreichst du es nicht ganz so umfangreich. Die Kommentare, die von der Redaktion ausgeblendet wurden, bleiben ausgeblendet.

Ein Gast-Leser kann, egal in welcher Ansicht, nur die "nicht-ausgeblendeten" Kommentare lesen.


Du siehst, es gibt - von der Ansicht des Textfadens - keine echte Begründung, einen Text nicht zu überarbeiten. ;)


Sonntägliche Grüße
Frank



PS:
Die "Druckversion" erreichst du mittels "Klick" auf das Druckersymbol unterhalb deines Textes. Der gesamte Thread erscheint dann - ohne Menü oder Werbung - auf einer einzigen Seite. Du musst nur noch scrollen ... und lesen ... und scrollen ... und lesen ...
 
Hallo FrankK,

danke, aber - (entschuldige bitte meine Begriffsstutzigkeit): Sieht es dann nicht so aus, als wären die bisher vergebenen Bewertungen für die jeweils aktuellste Version?

LG SilberneDelfine
 

FrankK

Mitglied
Das ist allerdings richtig. Dies ist noch ein Defizit innerhalb des Systems der Leselupe.
Eine schlechte Zensur wäre für einen vollständig überarbeiteten Text nicht mehr angemessen, andererseits kann das "System" nicht erkennen, ob in der neuen Version nicht lediglich ein falsch gesetztes Komma korrigiert wurde.

Andererseits:
Wenn du eine besprochene / Kommentierte Version deines Textes löscht und eine neue Version davon einstellst, geht der Bezug zu den bisherigen Kommentaren verloren.

Mit "Begriffsstutzig" würde ich es nicht titulieren. Du musst für dich selbst entscheiden, was dir wichtiger ist:
- Textarbeit und Textentwicklung zur eigenen Verbesserung
- Unkommentierte, anonyme Notengebung

Deshalb halte ich es nach dem Prinzip:
Ich kommentiere einen Text, warte die Reaktion ab und gebe erst dann gegebenenfalls eine "Note".


Grüßend
Frank
 

Maribu

Mitglied
Unwichtig; allgemein!

Hallo Silberfisch,

ich würde mich in deiner Position nicht so aufplustern, du hast für "Jemand ganz anderes" ja nur insgesamt 4,9 Punkte bekommen!

Deshalb musst du mir aus Frust darüber für "Der Traummann" nicht nur 3 Punkte geben! Das akzeptiere ich ja als subjektive Meinung.
Auch einen Punkt hätte ich akzeptiert! - Aber dass du so am Boden zerstört bist, und mir nicht mal eine Anrede, geschweige einen freundlichen Gruß zum Abschluss deiner Kritik gönnst, ist erbärmlich!

Kollegialen Gruß von Maribu
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

so gut mir dein Text Mary und Robert gefallen hat, bei dieser Geschichte musste ich mich zum fertiglesen zwingen.

Das liegt glaube ich, wie auch schon von den Vorkommentatoren angesprochen, an den handwerklichen (vor allem sprachlichen) Schwächen, die der Text hat.

Neben den von Frank bereits monierten Füllwörtern, sind es die sich immer wiederholenden gleichen Satzkontruktionen, nimm beispielsweise drei der ersten vier Sätze "Ilse ist anders als ich..."; "Sie hat zwar schlechtere Noten als ich" "Als wir in die Pubertät kamen." und so weiter.

Auch wenn du deine Texte nicht grundsätzlich überarbeiten willst, was ich verstehe (ich bin selbst ein bisschen faul in diesem Bereich), solltest du in meinen Augen wenigstens versuchen die viele Füllwörter und die sich wiederholenden Satzkonstruktionen zu beseitigen, um den Text in eine präsentable Form zu bringen. Die Geschichte, die du hier erzählst ist an sich nämlich gar nicht schlecht.

Nichts für ungut

Blumenberg
 
.Hallo Silberfisch,

ich würde mich in deiner Position nicht so aufplustern, du hast für "Jemand ganz anderes" ja nur insgesamt 4,9 Punkte bekommen!

Deshalb musst du mir aus Frust darüber für "Der Traummann" nicht nur 3 Punkte geben! Das akzeptiere ich ja als subjektive Meinung.
Auch einen Punkt hätte ich akzeptiert! - Aber dass du so am Boden zerstört bist, und mir nicht mal eine Anrede, geschweige einen freundlichen Gruß zum Abschluss deiner Kritik gönnst, ist erbärmlich!

Kollegialen Gruß von Maribu
Ich habe keine Ahnung, wer "Silberfisch" ist....
 
Hallo Blumenberg,

ich nehme schlechte Kritik sowieso nicht krumm (schlechte Bewertungen auch nicht). Also danke für deinen Kommentar.

Auch wenn du deine Texte nicht grundsätzlich überarbeiten willst, was ich verstehe (ich bin selbst ein bisschen faul in diesem Bereich), solltest du in meinen Augen wenigstens versuchen die viele Füllwörter und die sich wiederholenden Satzkonstruktionen zu beseitigen, um den Text in eine präsentable Form zu bringen. Die Geschichte, die du hier erzählst ist an sich nämlich gar nicht schlecht.
Es ist nicht so, dass ich Geschichten nicht grundsätzlich überarbeiten will. Mich stört einfach, dass dann die Bewertung für den alten Text unter dem neuen steht. Ganz neu einstellen kann ich den Text auch nur, wenn ich den alten lösche laut Regeln. Damit geht mE der Zusammenhang verloren.

Hier wäre es allerdings zu überlegen mit einer zweiten Version, denn hier steht die Erklärung ja untendrunter.
Also vielleicht überarbeite ich noch... :)

LG SilberneDelfine
 

Blumenberg

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

ich würde hier grunsätzlich zwischen zwei verschiedenene Ebenen des Überarbeitens unterscheiden.

Einmal das Inhaltliche, d.h. die Arbeit an der erzählten Geschichte bzw. den Protagonisten, aus deren Veränderung sich tatsächlich eine neue Geschichte ergibt bzw. ergeben kann.
Als Zweites das Sprachliche, also das was ich in meinem vorigen Beitrag an deinem Text kritisiert habe. Aus der Arbeit an der Sprache ergibt sich meines Erachtens meistens nicht wirklich eine neue Geschichte, sondern es geht um die Arbeit an der Lesbarkeit.

Auf der ersten Ebene kann man sich wunderbar streiten, da es hier zwar auch einen handwerklichen Teil gibt, es aber vor allem um subjektives Gefallen geht. Die zweite Ebene ist formaler, hier geht es vor allem um das Handwerkliche (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Satzbau, Sprache, Füllwörter :), etc.), obwohl es auch beim Stil des Schreibens eine Komponente subjektiven Gefallens gibt (Passt der Stil zu dem was Erzählt wird.).

Ich finde das Überarbeiten auf der Ebene des Sprachlichen lohnt sich hier immer. Einerseits soll der Text ja gelesen werden und dem Leser gefallen können. Was mir bei diesem Text aus obigen Gründen schwer gefallen ist. Andererseits ist es gerade diese Arbeit, die sich lohnt, wenn man sich verbessern will. Es versetzt einen in die Lage, dass was man erzählen will, präzise so zu erzählen, wie man es erzählen will.

Beste Grüße

Blumenberg

P.S. Wenn ich mich kritisch zu der Sprache eines Textes äußere, gebe ich im Normalfall erstmal gar keine Wertung ab, weil mir das irgendwie sinnlos erscheint.
 
R

Ray Catcher

Gast
Ich mag den Stil und auch das unaufgeregte Erzählen. (Ansonsten würden paar Abätze gut tun)
So recht bekomme ich aber nicht den Bogen, dass Ilse plötzlich zwischen dem Ich-Protagonisten und Klaus steht. In den Kneipen hatte er zum Beispiel nie (oder zumindest scheint es so) über Ilse geredet, dass sich der Ich-Protagonist sogar Fragen verkneifen musste. Auch in der Annäherung war Ilse nicht "dabei". Deshalb funktioniert das am Ende auch nicht so Recht mit der gewollten Ironie bei mir, weil die Vorgeschichte mit Ilse bis zum letzten Satz irgendwie verloren geht.

Gruß
Ray
 
Hallo Ray Catcher,

ich weiß, was du meinst. Die Ironie kommt nicht so durch, wie ich wollte.

Ich wollte die Geschichte jetzt zweimal überarbeiten, aber es kommt einfach nichts dabei heraus,habe ich gemerkt. Dann müsste ich eine völlig andere Geschichte schreiben...

Ich merke mir eure Anregungen einfach für die nächste Geschichte. Vielen Dank euch allen! :)

LG SilberneDelfine
 



 
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