Es gab wohl kaum einen Menschen in der jüngeren Geschichte, dessen Leben und Wirken Gegenstand so intensiver wissenschaftlicher und künstlerischer Auseinandersetzung geworden ist, wie Jonny Walker. Die großen Meister unserer Tage haben hieraus ihre Inspiration für jene unsterblichen Kunstwerke gesogen, die uns alle immer wieder begeistern und tief berühren. Ich erinnere hier nur an das epische Traumorama 'Ohne Stock und Hut' von Ylmaz Markstein, das uns mit seinen sieben Sequenzen am Handsfreeaufstand teilhaben lässt, oder an 'Der Tod des Walkers' von Rachel Storch, dessen grandiose Schlussszene, wenn Jonny unter den Polestößen der Devil Walkinger zusammenbricht, regelmäßig für durchgebrannte Emotiomaten sorgt. So darf man ohne Übertreibung feststellen, dass heute buchstäblich jedes Kind der Technisation Jonny Walker kennt, den Mann, der uns unsere Hände wieder gab.
Gleichwohl die wissenschaftliche Aufbereitung eine ebensolche öffentliche Resonanz verdient hätte, haben die abertausend Aufsätze, Dissertationen und Habilitationsschriften über diesen Mann allenfalls in Fachkreisen die angemessene Aufmerksamkeit gefunden. Dabei sind sie es endlich gewesen, die dem Entenrüssel-Institut in Kooperation mit der Jonny-Walker-Stiftung eine Rekonstruktion jener schicksalhaften ersten Begegnung zwischen Entenrüssel und Walker ermöglichten, deren Aufzeichnung beim großen Datenfraß von fünfundfünfzig verloren ging.
In jahrelanger akribischer Arbeit haben hunderte Mitarbeiter dieser Forschungseinrichtungen alle Werke zusammen getragen, überprüft und in die Rechner eingegeben. Für die Retropolation wurde die Zusammenschaltung von fast drei Millionen Maschinen erforderlich, die gesamte Rechendauer betrug neun Monate. Heute nun habe ich die besondere Ehre, das Ergebnis dieser heroischen Anstrengung der klügsten Köpfe und coolsten Chips, die unsere Technisation aufzubieten hat vorzustellen:
Krick krack Krick krack Krick krack.
"Bitte um Peilung! Wo ist der nächste Checkpoint?"
Träge öffnete Jonny Walker ein Auge.
"GPS-Totalausfall. Komplett unbekannte Lokation. Bitte, können Sie mir Support geben?" Schwer atmend stand der Fremde auf seinen Poles gestützt über ihm. Sein kanariengelber transpirationsresorptiver Allover war mit grellroten Überlastungsflecken übersät.
"Da lang." Jonny gähnte und deutete hinter sich. "300 Meter, dann kommt eine Gabelung. Linker Weg. Dann einfach immer weiter bis zum Bach. Dort..."
"Bitte! Planquadrat! Koordinaten!" Flehend beugte sich der Unbekannte zu ihm herab.
"Keine Ahnung." Jonny gähnte erneut und zuckte die Achseln. "Niederbergisches Reliktantenreservat, mehr weiß ich auch nicht." Er sah fasziniert zu, wie sich die Schweißtropfen an den Augenbrauenpiercings des Fremden sammelten.
Der schüttelte verzweifelt den Kopf: "Inkompatibel! Absolut inkompatibel!"
Jonny blinzelte auf seine Hose und wischte demonstrativ über die dunklen Sprenkel. Er seufzte. "Also gut. Ich zeige dir den Weg." Dann gähnte er ein letztes Mal, stemmte sich hoch und marschierte los. Hinter ihm ertönte ein Schrei. Jonny verdrehte die Augen und wandte sich um. "Was ist jetzt los?"
Der Fremde stand noch an der gleichen Stelle, den linken Pole vor sich in den Kies gebohrt, der rechte wies schwankend auf Jonny. "Keine Poles! Voll krass!"
"Na und?" Jonny schob die Hände in die Jackentaschen und ging weiter.
"Stopp!" Mit eiligem Staken holte der Fremde zu ihm auf. "Das sind News, Mann!" Als Jonny keine Anstalten machte, stehen zu bleiben, stieß er mit seinen Stöcken nach Jonnys Beinen. Jonny sprang beiseite. "He! Was soll das?"
"Bitte um Exkulpation. Claude Entenrüssel, Newsfinder. Top five!" Aus dem PDA an seinem Gürtel brandete Konservenjubel.
"Freut mich für dich." Jonny rang sich ein gequältes Lächeln ab. "Können wir jetzt weiter?"
Entenrüssel ignorierte seinen Einwurf. "Wollte hier rekreieren. Auszeit von der Technisation. Natur pur!" Er schmatzte schwärmerisch. Unvermittelt riss er die Augen auf. "Plötzlich Crash! Blue Screen! Geodatenamnesie!" Er sah Jonny bekümmert an.
"Okay, Mann. Jetzt bin ich ja bei dir. Können wir dann jetzt?" Versuchsweise machte Jonny einige Schritte.
"Stopp!" Die stählerne Polespitze kam Jonnys Waden bedenklich nahe. "Wir machen einen Deal, ja?" Entenrüssel zwinkerte zutraulich und stöckelte heran. Dann rammte er seine Poles zwischen Jonnys Stiefeln in den Waldboden und zerrte den PDA vom Gürtel. "Record! Infinit exklusive Medialexposition, Neunzigzehn. Konsens?"
"Äh?" Jonny stolperte einen Schritt zurück.
Entenrüssel verzog schmerzlich das Gesicht. "Tough Guy, was? Fünfundachzigfünfzehn. Konsens?"
"Ich weiß nicht..."
"Das ist eine Topofferte! Millionen Webonen!" Entenrüssel ergriff seine Gehhilfen und rückte nach. "Keine Poles! Mann! Der Hotspot! Wir werden trenden!"
Jonny begann zu grinsen. "Du meinst richtig Kohle, was?" Er nahm die Hände aus den Taschen und stieg auf den Ast. "Nur weil ich ohne Stecken laufe?"
Der Newsfinder nickte heftig und strahlte ihn erwartungsvoll an.
Jonny begann zu wippen. "Ich werde dann richtig berühmt, oder?" Er runzelte die Stirn und stieß die Hände wieder in die Jacke. "Dann kennt mich jeder und es ist vorbei mit der Ruhe. Ne. Zuviel Trubel." Der Ast brach und Jonny taumelte gegen Entenrüssel.
Der klammerte: "Mit Pseudonym! Total inkognito!"
Jonny schob ihn von sich. "Und fifty-fifty. Sonst läuft gar nix." Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah gleichmütig zu, wie sein Gegenüber erst erbleichte und dann dunkelrot anlief.
"Ich bin Frontmann! Topfivenewsfinder!"
Der PDA jubelte.
"Stopp! Erase!" Entenrüssel nagte an seiner Unterlippe und starrte vor sich hin. "Ultimative Offerte! Sechzigvierzig."
"Und tschüss." Jonny drehte sich um und ging.
"Stopp! Okayokay! Fünfzigfünfzig und Pseudonym! Konsens!"
Jonny blieb stehen und sagte ohne sich umzudrehen: "Du hast was vergessen."
Hinter ihm knirschten Zähne. "Record! Fünfzigfünfzig und Pseudonym! Konsens!"
Jonny wandte sich zu Entenrüssel und grinste. "Wie geht's weiter?"
Entenrüssel grinste zurück. "Nenn mich Claude. Dein Pseudoident?"
Jonny zog die Stirn kraus. "Äh. Weiß nicht." Die Falten verschwanden. "Ich hab's!" Er zog den Zipper seiner Jacke auf und griff hinein. Feierlich zog er eine Brieftasche heraus und klappte sie auf. "Verdammt, wo ist es geblieben?" Jonny kramte in den Fächern. "Was ich für ein Zeug mit mir schleppe!"
Claude hatte mit einer schwungvollen Kopfbewegung sein Camonokel vor sein rechtes Auge geschwenkt und verfolgte gebannt das Geschehen. Ein paar Zettel flatterten von Jonny unbeachtet zu Boden. "Da! Da ist es!" Triumphierend zog Jonny einen vergilbten Papierfetzen hervor und faltete ihn auseinander.
"Dein Init! Verstehe." Entenrüssel beugte sich vor und camokelte den Zeitungsausschnitt.
Leider brach an dieser Stelle der Rechnerverbund auf Grund eines viralen Infektes zusammen, so dass wir über den weiteren Verlauf dieser historischen Stunde derzeit nur spekulieren können. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass in Anbetracht der Bedeutung unserer Arbeit in Kürze die notwendigen Mittel bereit gestellt werden, um der verschollenen Vergangenheit auch ihre letzten Geheimnisse über Jonny Walker zu entreißen.
Gleichwohl die wissenschaftliche Aufbereitung eine ebensolche öffentliche Resonanz verdient hätte, haben die abertausend Aufsätze, Dissertationen und Habilitationsschriften über diesen Mann allenfalls in Fachkreisen die angemessene Aufmerksamkeit gefunden. Dabei sind sie es endlich gewesen, die dem Entenrüssel-Institut in Kooperation mit der Jonny-Walker-Stiftung eine Rekonstruktion jener schicksalhaften ersten Begegnung zwischen Entenrüssel und Walker ermöglichten, deren Aufzeichnung beim großen Datenfraß von fünfundfünfzig verloren ging.
In jahrelanger akribischer Arbeit haben hunderte Mitarbeiter dieser Forschungseinrichtungen alle Werke zusammen getragen, überprüft und in die Rechner eingegeben. Für die Retropolation wurde die Zusammenschaltung von fast drei Millionen Maschinen erforderlich, die gesamte Rechendauer betrug neun Monate. Heute nun habe ich die besondere Ehre, das Ergebnis dieser heroischen Anstrengung der klügsten Köpfe und coolsten Chips, die unsere Technisation aufzubieten hat vorzustellen:
Krick krack Krick krack Krick krack.
"Bitte um Peilung! Wo ist der nächste Checkpoint?"
Träge öffnete Jonny Walker ein Auge.
"GPS-Totalausfall. Komplett unbekannte Lokation. Bitte, können Sie mir Support geben?" Schwer atmend stand der Fremde auf seinen Poles gestützt über ihm. Sein kanariengelber transpirationsresorptiver Allover war mit grellroten Überlastungsflecken übersät.
"Da lang." Jonny gähnte und deutete hinter sich. "300 Meter, dann kommt eine Gabelung. Linker Weg. Dann einfach immer weiter bis zum Bach. Dort..."
"Bitte! Planquadrat! Koordinaten!" Flehend beugte sich der Unbekannte zu ihm herab.
"Keine Ahnung." Jonny gähnte erneut und zuckte die Achseln. "Niederbergisches Reliktantenreservat, mehr weiß ich auch nicht." Er sah fasziniert zu, wie sich die Schweißtropfen an den Augenbrauenpiercings des Fremden sammelten.
Der schüttelte verzweifelt den Kopf: "Inkompatibel! Absolut inkompatibel!"
Jonny blinzelte auf seine Hose und wischte demonstrativ über die dunklen Sprenkel. Er seufzte. "Also gut. Ich zeige dir den Weg." Dann gähnte er ein letztes Mal, stemmte sich hoch und marschierte los. Hinter ihm ertönte ein Schrei. Jonny verdrehte die Augen und wandte sich um. "Was ist jetzt los?"
Der Fremde stand noch an der gleichen Stelle, den linken Pole vor sich in den Kies gebohrt, der rechte wies schwankend auf Jonny. "Keine Poles! Voll krass!"
"Na und?" Jonny schob die Hände in die Jackentaschen und ging weiter.
"Stopp!" Mit eiligem Staken holte der Fremde zu ihm auf. "Das sind News, Mann!" Als Jonny keine Anstalten machte, stehen zu bleiben, stieß er mit seinen Stöcken nach Jonnys Beinen. Jonny sprang beiseite. "He! Was soll das?"
"Bitte um Exkulpation. Claude Entenrüssel, Newsfinder. Top five!" Aus dem PDA an seinem Gürtel brandete Konservenjubel.
"Freut mich für dich." Jonny rang sich ein gequältes Lächeln ab. "Können wir jetzt weiter?"
Entenrüssel ignorierte seinen Einwurf. "Wollte hier rekreieren. Auszeit von der Technisation. Natur pur!" Er schmatzte schwärmerisch. Unvermittelt riss er die Augen auf. "Plötzlich Crash! Blue Screen! Geodatenamnesie!" Er sah Jonny bekümmert an.
"Okay, Mann. Jetzt bin ich ja bei dir. Können wir dann jetzt?" Versuchsweise machte Jonny einige Schritte.
"Stopp!" Die stählerne Polespitze kam Jonnys Waden bedenklich nahe. "Wir machen einen Deal, ja?" Entenrüssel zwinkerte zutraulich und stöckelte heran. Dann rammte er seine Poles zwischen Jonnys Stiefeln in den Waldboden und zerrte den PDA vom Gürtel. "Record! Infinit exklusive Medialexposition, Neunzigzehn. Konsens?"
"Äh?" Jonny stolperte einen Schritt zurück.
Entenrüssel verzog schmerzlich das Gesicht. "Tough Guy, was? Fünfundachzigfünfzehn. Konsens?"
"Ich weiß nicht..."
"Das ist eine Topofferte! Millionen Webonen!" Entenrüssel ergriff seine Gehhilfen und rückte nach. "Keine Poles! Mann! Der Hotspot! Wir werden trenden!"
Jonny begann zu grinsen. "Du meinst richtig Kohle, was?" Er nahm die Hände aus den Taschen und stieg auf den Ast. "Nur weil ich ohne Stecken laufe?"
Der Newsfinder nickte heftig und strahlte ihn erwartungsvoll an.
Jonny begann zu wippen. "Ich werde dann richtig berühmt, oder?" Er runzelte die Stirn und stieß die Hände wieder in die Jacke. "Dann kennt mich jeder und es ist vorbei mit der Ruhe. Ne. Zuviel Trubel." Der Ast brach und Jonny taumelte gegen Entenrüssel.
Der klammerte: "Mit Pseudonym! Total inkognito!"
Jonny schob ihn von sich. "Und fifty-fifty. Sonst läuft gar nix." Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah gleichmütig zu, wie sein Gegenüber erst erbleichte und dann dunkelrot anlief.
"Ich bin Frontmann! Topfivenewsfinder!"
Der PDA jubelte.
"Stopp! Erase!" Entenrüssel nagte an seiner Unterlippe und starrte vor sich hin. "Ultimative Offerte! Sechzigvierzig."
"Und tschüss." Jonny drehte sich um und ging.
"Stopp! Okayokay! Fünfzigfünfzig und Pseudonym! Konsens!"
Jonny blieb stehen und sagte ohne sich umzudrehen: "Du hast was vergessen."
Hinter ihm knirschten Zähne. "Record! Fünfzigfünfzig und Pseudonym! Konsens!"
Jonny wandte sich zu Entenrüssel und grinste. "Wie geht's weiter?"
Entenrüssel grinste zurück. "Nenn mich Claude. Dein Pseudoident?"
Jonny zog die Stirn kraus. "Äh. Weiß nicht." Die Falten verschwanden. "Ich hab's!" Er zog den Zipper seiner Jacke auf und griff hinein. Feierlich zog er eine Brieftasche heraus und klappte sie auf. "Verdammt, wo ist es geblieben?" Jonny kramte in den Fächern. "Was ich für ein Zeug mit mir schleppe!"
Claude hatte mit einer schwungvollen Kopfbewegung sein Camonokel vor sein rechtes Auge geschwenkt und verfolgte gebannt das Geschehen. Ein paar Zettel flatterten von Jonny unbeachtet zu Boden. "Da! Da ist es!" Triumphierend zog Jonny einen vergilbten Papierfetzen hervor und faltete ihn auseinander.
"Dein Init! Verstehe." Entenrüssel beugte sich vor und camokelte den Zeitungsausschnitt.
Leider brach an dieser Stelle der Rechnerverbund auf Grund eines viralen Infektes zusammen, so dass wir über den weiteren Verlauf dieser historischen Stunde derzeit nur spekulieren können. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass in Anbetracht der Bedeutung unserer Arbeit in Kürze die notwendigen Mittel bereit gestellt werden, um der verschollenen Vergangenheit auch ihre letzten Geheimnisse über Jonny Walker zu entreißen.