Joseph

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Inge Anna

Mitglied
Joseph

Mein Josef schreibt sich nicht mit eff,
er zeichnet mit pe ha.
Wir fanden uns beim Rentnertreff -
er kam mit seiner Ma;
die war im Knallrot-Minikleid
mit achtzig kaum ne Augenweid'.

Am runden Tisch war noch was frei -
sie setzten sich dazu;
Frau Mutter schwatzte allerlei,
schien Mittelpunkt im Nu -
doch Josef schien nur mich zu sehn -
ich wünschte, Mutti möge gehn.

Die aber saß und griff sich schon
das ixte Schinkenbrot
und Josef sprach im Flüsterton -
ein mahnend Wort tat Not:
"Halt' dich zurück, ich bitte dich!
Dein Appetit verwundert mich."

Mit rotem Kopf erhob sie sich
und grußlos ging sie dann;
mir war es recht, so bahnte sich,
ein Josefsabend an -
doch als ich schier dem Himmel nah,
rief er: "Ich schreib' mich mit pe ha!"
 
P

Pelikan

Gast
Liebe Inge Anna, ich finde dieses Gedicht so wunderbar absurd,
in viellerlei Hinsicht. Erstens entsteht vor meinen Augen ein dörfliches Bild in einem Art "Lindenkrug"(hier Kneipe) in welches der besagte Josef mit seiner durchgedrehten, weil miniberockten 80-jährigen Mama so herrlich hineinpasst.
Ich stelle es mir echt komisch vor, wie das Lyrich im Gedicht in größter Verzückung (im intimsten Moment) "Joseff",
betont auf den beiden F's, ruft und diesem nichts anderes
einfällt als auf sein ph zu pochen, sprich auf sein
Joseph, mit der Betonung auf dem o :D
Das ist so herrlich absurd, dass man einfach lachen muss...
LG Pelikan
 

Inge Anna

Mitglied
Hallo Pelikan,
tolle Interpretation!!! Übrigens, ich [lachte] albern - während des Schreibens.
Danke für Rückmeldung
mit lieben Grüßen
Inge Anna
 



 
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