SilberneDelfine
Mitglied
01.06.1979
„Guck mal die da hinten", Marc zeigte in Richtung der Gruppe kichernder Mädchen, die in einiger Entfernung auf dem Hof des Jugendclubs standen.„Die hab ich schon mal flachgelegt", sagte Marc.
„Die Rothaarige? Echt?" Adrian staunte. „Die ist ja klasse!"
„Nee, nicht die, die kommt aber auch noch dran. Ich meinte die Dunkelblonde mit dem Pferdeschwanz."
„Auch nicht schlecht." Adrian steckte die Hände in die Hosentaschen, um einen lässigen Eindruck zu machen.
„Wenn du willst, kannst du sie übrigens haben."
„Glaubst du, die steht auf mich?"
„Die steht auf alles, was einen Schwanz hat. Frag sie einfach. Die treibt's mit jedem."
Adrian warf einen Blick auf die Mädchen. Die Dunkelblonde war gerade im Begriff, sich von den anderen Mädchen zu verabschieden.
„Soll ich einfach hingehen und fragen, ob sie mit mir vögelt? Dann knallt sie mir doch eine."
Marc lachte auf. „Die nicht. Die geht erstens mit und ist zweitens noch dankbar."
Das Mädchen hatte sich von der Gruppe gelöst, überquerte den Hof und kam nun genau auf sie zu.
„Hi, Veronika", grüßte Marc mit einem breiten Grinsen und Adrian brachte ein kurzes "Hi" heraus.
„Hi", das Mädchen beeilte sich, an den beiden vorbei zu kommen.
„Schöne Nacht gehabt?" rief Marc ihr nach, bekam aber keine Antwort. Adrian sah ihr nach, bis sie verschwunden war.
„Klasse Figur", stellte er fest.
„Probier sie doch einfach aus", Marcs Grinsen wurde, wenn möglich, noch breiter.
„Mal sehen", sagte Adrian.
Zu Hause setzte Veronika sich an den Schreibtisch in ihrem Zimmer und zog ihr Tagebuch aus der Schreibtischschublade. Die letzte Eintragung war von Sonntagmittag.
„Marc hat mich gestern Abend mit zu sich nach Hause genommen. Seine Eltern waren nicht da. Wir hatten Sex. Unbeschreiblich schön.... Er war so zärtlich.... Das war das dritte Mal mit ihm."
Sie schloß die Augen und durchlebte das Vergangene noch einmal. Dann schrieb sie in ihr Tagebuch: „Heute ist Freitag. Eben bin ich Marc über den Weg gelaufen, aber er hatte einen Freund dabei. Komisch, wenn ich ihn zufällig sehe, weiß ich nie, was ich sagen soll. Ich bin lieber so schnell wie möglich an ihm vorbeigegangen." Sie starrte einen Augenblick vor sich hin, dann schrieb sie weiter. „Er hat auch noch nie gesagt, dass ich seine Freundin bin. Aber das macht nichts. Ich bin einfach nur glücklich, wenn ich bei ihm sein kann." Beim Schreiben des letzten Wortes bemerkte sie ein Ziehen im Unterbauch. „Oh nein", dachte sie. „Nicht schon heute. Verdammt, das Wochenende ist wohl gelaufen."
02.06.1979
Einmal im Monat war Discoabend im Jugendclub. Marc wollte sich mit ein paar anderen um die Musik kümmern und hatte Adrian beauftragt, Getränke zu besorgen.
„Ich kann wieder einmal den Handlanger spielen", dachte Adrian verärgert, machte aber, was ihm aufgetragen worden war, ging einkaufen und schleppte die Kisten mit Cola, Limo und Bier in den Jugendclub. Er war gerade damit beschäftigt, alles ordentlich einzuräumen, als Joris hereingeschlendert kam.
"Haste Arbeit?" fragte er leutselig.
"Wie du siehst," antworterte Adrian, der keine Lust auf dumme Sprüche hatte. Doch Joris ließ sich davon nicht beeindrucken.
„Hat Marc dich wohl angestellt, was? Ja, der weiß, wie er es machen muss." Er zog sich einen Stuhl heran. „Marc ist schon ein komischer Typ", fuhr er fort. „Also von uns weiß keiner, was eigentlich mit dem los ist. Tut immer so, als ob er sei der Boss sei ... Als ob er alles im Griff hätte.... aber ich weiß was, was du wahrscheinlich nicht weißt. So lange wohnst du ja noch nicht hier."
„Knapp drei Monate." Adrian war mit seinen Eltern von Karlsruhe in dieses kleine Dorf am Rhein gezogen.
„Er wollte sich mal umbringen, wegen einem Mädchen. Der Idiot hat Schlaftabletten geschluckt. Da war er gerade fünfzehn, ist jetzt ein Jahr her. Sein Vater hat ihn im letzten Moment gefunden." Joris wartete die Wirkung seiner Worte ab.
"Davon hab ich noch nie was gehört. " Adrian dachte über die Information nach. Ausgerechnet Marc, der sich so überlegen gab und der laut seinen eigenen Angaben jede haben konnte, sollte in Bezug auf Mädchen so verletzlich sein?
Adrian nahm sich eine Flasche Cola und bot Joris auch eine an, der sie dankend annahm.
„Was soll ich damit nun anfangen? Ich werde Marc bestimmt nicht danach fragen."
„Mach damit, was du willst. Ich glaub, er ist seitdem einfach duchgedreht. Glaubt, alle müssten nur machen, was er will, und vor allem", jetzt winkte Joris Adrian ganz nahe zu sich heran und flüsterte dann verschwörerisch in sein Ohr: „Er hasst alle Mädchen!"
Adrian musste lachen. „Der ist bestimmt nicht schwul."
„Das hab ich auch nicht gesagt. Schwul ist er nicht, aber Mädchen nutzt er halt nur aus. Glaub es mir. Meine Schwester war in ihn verknallt. Ja, er hat sie gefickt und dann eiskalt abserviert. Und hinterher noch dummes Zeug über sie erzählt, sie würde es mit jedem treiben und so ein blödes Zeug." Joris nahm noch einen tiefen Schluck. „Rück jetzt mal ein Bier raus, Mann, ist schon fünf Uhr, ich brauch was Stärkeres."
Adrian grinste, öffnete eine Bierflasche und reichte sie ihm.
„Das reicht aber erstmal! Du willst ja nicht schon um acht besoffen in der Ecke liegen."
Drei Stunden später hatte der Raum nicht mehr die geringste Ähnlichkeit damit, wie er um17.00 Uhr ausgesehen hatte. Fast alle Jugendlichen aus dem Dorf und Umgebung waren gekommen, natürlich auch Marc. Die Musik tönte aus den Lautsprechern, und einige versuchten sich sogar am Rock'n Roll - gar nicht mal so schlecht, wie Adrian fand. Unter den Tanzenden entdeckte er Veronika und teilte dies Marc, der die Platten auflegte, mit.
„Hab ich schon gesehen"; sagte Marc. "Willst du sie heute vögeln?"
„Glaub kaum, dass das klappt."
„Wir können es auch zusammen machen", grinste Marc. "Falls du Jungfrau dich traust."
„Klar", sagte Adrian, dem Marc auf die Nerven ging. Albernes Gequatsche, dachte er.
„Okay, übernimm du hier mal", sagte Marc und schlenderte in Richtung Veronika davon. Adrian sah, wie er auf sie einredete. Sie schüttelte erst den Kopf, dann nickte sie. Er wird sie ja wohl nicht im Ernst gefragt haben, dachte Adrian. Wahrscheinlich hat er was ganz anderes gesagt und wenn er zurückkommt, behauptet er, sie wäre einverstanden.
„Geht klar", sagte Marc, als er zurückkam.
„Aha", sagte Adrian
„Oder haste Schiss?"
„Bestimmt nicht." Es konnte nichts schaden, sich lässig zu geben, fand Adrian. Wahrscheinlich würde Marc später einfach verschwinden, mit oder ohne Veronika, aber auf jeden Fall, ohne ihm Bescheid zu sagen und am nächsten Tag behaupten, er, Adrian, habe ja Schiss gehabt. Und wenn schon.
„Was wollte Marc denn gerade von dir?" fragte Leonara, als sie eine kurze Pause vom Tanzen machten und sich am Tisch ausruhten.
"Wollte wissen, ob ich nachher mit ihm zu komme", sagte Veronika.
„Und, gehst du?" fragte Leonara neugierig.
„Ich wollte eigentlich nicht, hab meine Tage."
„Na, das ist ja echt scheiße", Leonara seufzte, „du hast ja Pech. Also ging es dem mal wieder nur ums Ficken ... ich hab dir schon öfters gesagt, der will dich eh nur dafür."
„Er hat gemeint, ich könnte trotzdem kommen."
„Und was wollt ihr dann machen, Mikado spielen?"
„Keine Ahnung, aber er will unbedingt, dass ich komme."
„Wohl eher, dass er kommt", meinte Leonora trocken. „Wahrscheinlich sollst du ihm einen blasen. Wenn Vögeln schon nicht geht. ...."
Um zwei Uhr wurde der letzte Song gespielt, und die Besucher des Jugendclubs zerstreuten sich allmählich. Adrian fühlte, wie ihn jemand an der Schulter packte. Es war Marc. „So, jetzt geht es los", sagte er. Und tatsächlich kam Veronika auf sie beide zu.
„Das ist Adrian, das ist Veronika", stellte Marc kurz und knapp vor. "Ihr habt euch ja schon gesehen, also dann kann es losgehen. Wir gehen zu mir."
Veronika schaute etwas irritiert, sagte aber nichts.
Adrian fühlte sich komplett überrumpelt. Aber was war schon dabei. Das Mädchen war freiwillig zu ihnen gekommen. Und wahrscheinlich würde bei Marc zu Hause gar nichts laufen. Aber er wollte doch mal sehen, wie er sich da herausreden wollte. Und außerdem kam es gar nicht in Frage, jetzt zu kneifen. Also ging er mit.
„Ab in mein Zimmer", sagte Marc, als er die Haustür aufschloss, und Veronika ging voraus. Zumindest das hat er nicht gelogen, dachte Adrian, sie war mit Sicherheit schon einmal hier.
„So, jetzt machen wir es uns gemütlich", Marc griff sich Veronika und fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen.
„He", Veronika versuchte, ihn abzuwehren, "wir sind doch nicht allein. Und außerdem hab ich dir gesagt, dass es heute nicht geht."
„Warum bist du denn dann mitgekommen?" grinste Marc und riss ihr mit einem Ruck die Bluse vom Körper.
„Lass das!" Veronika wollte sich bücken, um die Bluse aufzuheben, doch Marc hielt sie fest.
„Nun bedien dich schon", forderte Marc Adrian auf, der bis jetzt stocksteif dagestanden hatte. „Kannst den BH aufmachen. Oder hast du Schiss?"
„Sie will doch gar nicht", murmelte Adrian, „lass sie doch in Ruhe."
„Was macht der überhaupt hier?" fragte Veronika. „Schick ihn nach Hause, dann können wir alles machen, was du willst."
„Wir machen jetzt, was ich will. Du hast doch gesagt, du würdest alles für mich tun?"
„Für dich, aber nicht für den! Den kenn ich doch gar nicht."
„Ach, der ist schon in Ordnung." Marc grinste zu Adrian hinüber und lockerte dabei seinen Griff. Veronika nutzte dies aus, um sich loszureißen, ihre Bluse aufzuheben und an Adrian vorbei, der ihr Platz machte, zur Tür hinauszulaufen.
„So kommt die mir nicht davon", Marc wollte ihr hinterher, doch Adrian versperrte ihm die Tür.
„Hast du sie noch alle? Lass mich sofort durch!"
„In ein paar Minuten", sagte Adrian, der immer noch nicht ganz begriff, was hier beinahe passiert war. Marc stürzte sich auf ihn und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Adrian schlug zurück, und im Nu war eine wilde Prügelei im Gange. Hat auch sein Gutes, dachte Adrian, als er zu Boden ging. Zumindest hatte Veronika jetzt Zeit genug, nach Hause zu kommen.
03.06.1979
An diesem Tag verbrannte Veronika ihr Tagebuch.
An diesem Tag fragte Adrian seine Eltern, ob sie nicht wieder umziehen könnten. Auf die Frage, was mit seinem Gesicht passiert sei, antwortete er, er sei vom Fahrrad gefallen. Hier könne man nun mal wirklich nicht gut Fahrrad fahren.
An diesem Tag erzählte Marc einem Bekannten, dass Veronika ein Flittchen sei und es nicht nur mit jedem, sondern sogar mit zwei Typen gleichzeitig treiben würde. Auf die Frage, was mit seinem Gesicht passiert sei, antwortete er, dass er ja eigentlich Veronika habe verteidigen wollen, weil er die Geschichte zunächst nicht geglaubt habe.
Aber das sei ihm dann doch zu blöd gewesen, wegen so einem Flittchen, und da habe halt der andere gewonnen.
„Guck mal die da hinten", Marc zeigte in Richtung der Gruppe kichernder Mädchen, die in einiger Entfernung auf dem Hof des Jugendclubs standen.„Die hab ich schon mal flachgelegt", sagte Marc.
„Die Rothaarige? Echt?" Adrian staunte. „Die ist ja klasse!"
„Nee, nicht die, die kommt aber auch noch dran. Ich meinte die Dunkelblonde mit dem Pferdeschwanz."
„Auch nicht schlecht." Adrian steckte die Hände in die Hosentaschen, um einen lässigen Eindruck zu machen.
„Wenn du willst, kannst du sie übrigens haben."
„Glaubst du, die steht auf mich?"
„Die steht auf alles, was einen Schwanz hat. Frag sie einfach. Die treibt's mit jedem."
Adrian warf einen Blick auf die Mädchen. Die Dunkelblonde war gerade im Begriff, sich von den anderen Mädchen zu verabschieden.
„Soll ich einfach hingehen und fragen, ob sie mit mir vögelt? Dann knallt sie mir doch eine."
Marc lachte auf. „Die nicht. Die geht erstens mit und ist zweitens noch dankbar."
Das Mädchen hatte sich von der Gruppe gelöst, überquerte den Hof und kam nun genau auf sie zu.
„Hi, Veronika", grüßte Marc mit einem breiten Grinsen und Adrian brachte ein kurzes "Hi" heraus.
„Hi", das Mädchen beeilte sich, an den beiden vorbei zu kommen.
„Schöne Nacht gehabt?" rief Marc ihr nach, bekam aber keine Antwort. Adrian sah ihr nach, bis sie verschwunden war.
„Klasse Figur", stellte er fest.
„Probier sie doch einfach aus", Marcs Grinsen wurde, wenn möglich, noch breiter.
„Mal sehen", sagte Adrian.
Zu Hause setzte Veronika sich an den Schreibtisch in ihrem Zimmer und zog ihr Tagebuch aus der Schreibtischschublade. Die letzte Eintragung war von Sonntagmittag.
„Marc hat mich gestern Abend mit zu sich nach Hause genommen. Seine Eltern waren nicht da. Wir hatten Sex. Unbeschreiblich schön.... Er war so zärtlich.... Das war das dritte Mal mit ihm."
Sie schloß die Augen und durchlebte das Vergangene noch einmal. Dann schrieb sie in ihr Tagebuch: „Heute ist Freitag. Eben bin ich Marc über den Weg gelaufen, aber er hatte einen Freund dabei. Komisch, wenn ich ihn zufällig sehe, weiß ich nie, was ich sagen soll. Ich bin lieber so schnell wie möglich an ihm vorbeigegangen." Sie starrte einen Augenblick vor sich hin, dann schrieb sie weiter. „Er hat auch noch nie gesagt, dass ich seine Freundin bin. Aber das macht nichts. Ich bin einfach nur glücklich, wenn ich bei ihm sein kann." Beim Schreiben des letzten Wortes bemerkte sie ein Ziehen im Unterbauch. „Oh nein", dachte sie. „Nicht schon heute. Verdammt, das Wochenende ist wohl gelaufen."
02.06.1979
Einmal im Monat war Discoabend im Jugendclub. Marc wollte sich mit ein paar anderen um die Musik kümmern und hatte Adrian beauftragt, Getränke zu besorgen.
„Ich kann wieder einmal den Handlanger spielen", dachte Adrian verärgert, machte aber, was ihm aufgetragen worden war, ging einkaufen und schleppte die Kisten mit Cola, Limo und Bier in den Jugendclub. Er war gerade damit beschäftigt, alles ordentlich einzuräumen, als Joris hereingeschlendert kam.
"Haste Arbeit?" fragte er leutselig.
"Wie du siehst," antworterte Adrian, der keine Lust auf dumme Sprüche hatte. Doch Joris ließ sich davon nicht beeindrucken.
„Hat Marc dich wohl angestellt, was? Ja, der weiß, wie er es machen muss." Er zog sich einen Stuhl heran. „Marc ist schon ein komischer Typ", fuhr er fort. „Also von uns weiß keiner, was eigentlich mit dem los ist. Tut immer so, als ob er sei der Boss sei ... Als ob er alles im Griff hätte.... aber ich weiß was, was du wahrscheinlich nicht weißt. So lange wohnst du ja noch nicht hier."
„Knapp drei Monate." Adrian war mit seinen Eltern von Karlsruhe in dieses kleine Dorf am Rhein gezogen.
„Er wollte sich mal umbringen, wegen einem Mädchen. Der Idiot hat Schlaftabletten geschluckt. Da war er gerade fünfzehn, ist jetzt ein Jahr her. Sein Vater hat ihn im letzten Moment gefunden." Joris wartete die Wirkung seiner Worte ab.
"Davon hab ich noch nie was gehört. " Adrian dachte über die Information nach. Ausgerechnet Marc, der sich so überlegen gab und der laut seinen eigenen Angaben jede haben konnte, sollte in Bezug auf Mädchen so verletzlich sein?
Adrian nahm sich eine Flasche Cola und bot Joris auch eine an, der sie dankend annahm.
„Was soll ich damit nun anfangen? Ich werde Marc bestimmt nicht danach fragen."
„Mach damit, was du willst. Ich glaub, er ist seitdem einfach duchgedreht. Glaubt, alle müssten nur machen, was er will, und vor allem", jetzt winkte Joris Adrian ganz nahe zu sich heran und flüsterte dann verschwörerisch in sein Ohr: „Er hasst alle Mädchen!"
Adrian musste lachen. „Der ist bestimmt nicht schwul."
„Das hab ich auch nicht gesagt. Schwul ist er nicht, aber Mädchen nutzt er halt nur aus. Glaub es mir. Meine Schwester war in ihn verknallt. Ja, er hat sie gefickt und dann eiskalt abserviert. Und hinterher noch dummes Zeug über sie erzählt, sie würde es mit jedem treiben und so ein blödes Zeug." Joris nahm noch einen tiefen Schluck. „Rück jetzt mal ein Bier raus, Mann, ist schon fünf Uhr, ich brauch was Stärkeres."
Adrian grinste, öffnete eine Bierflasche und reichte sie ihm.
„Das reicht aber erstmal! Du willst ja nicht schon um acht besoffen in der Ecke liegen."
Drei Stunden später hatte der Raum nicht mehr die geringste Ähnlichkeit damit, wie er um17.00 Uhr ausgesehen hatte. Fast alle Jugendlichen aus dem Dorf und Umgebung waren gekommen, natürlich auch Marc. Die Musik tönte aus den Lautsprechern, und einige versuchten sich sogar am Rock'n Roll - gar nicht mal so schlecht, wie Adrian fand. Unter den Tanzenden entdeckte er Veronika und teilte dies Marc, der die Platten auflegte, mit.
„Hab ich schon gesehen"; sagte Marc. "Willst du sie heute vögeln?"
„Glaub kaum, dass das klappt."
„Wir können es auch zusammen machen", grinste Marc. "Falls du Jungfrau dich traust."
„Klar", sagte Adrian, dem Marc auf die Nerven ging. Albernes Gequatsche, dachte er.
„Okay, übernimm du hier mal", sagte Marc und schlenderte in Richtung Veronika davon. Adrian sah, wie er auf sie einredete. Sie schüttelte erst den Kopf, dann nickte sie. Er wird sie ja wohl nicht im Ernst gefragt haben, dachte Adrian. Wahrscheinlich hat er was ganz anderes gesagt und wenn er zurückkommt, behauptet er, sie wäre einverstanden.
„Geht klar", sagte Marc, als er zurückkam.
„Aha", sagte Adrian
„Oder haste Schiss?"
„Bestimmt nicht." Es konnte nichts schaden, sich lässig zu geben, fand Adrian. Wahrscheinlich würde Marc später einfach verschwinden, mit oder ohne Veronika, aber auf jeden Fall, ohne ihm Bescheid zu sagen und am nächsten Tag behaupten, er, Adrian, habe ja Schiss gehabt. Und wenn schon.
„Was wollte Marc denn gerade von dir?" fragte Leonara, als sie eine kurze Pause vom Tanzen machten und sich am Tisch ausruhten.
"Wollte wissen, ob ich nachher mit ihm zu komme", sagte Veronika.
„Und, gehst du?" fragte Leonara neugierig.
„Ich wollte eigentlich nicht, hab meine Tage."
„Na, das ist ja echt scheiße", Leonara seufzte, „du hast ja Pech. Also ging es dem mal wieder nur ums Ficken ... ich hab dir schon öfters gesagt, der will dich eh nur dafür."
„Er hat gemeint, ich könnte trotzdem kommen."
„Und was wollt ihr dann machen, Mikado spielen?"
„Keine Ahnung, aber er will unbedingt, dass ich komme."
„Wohl eher, dass er kommt", meinte Leonora trocken. „Wahrscheinlich sollst du ihm einen blasen. Wenn Vögeln schon nicht geht. ...."
Um zwei Uhr wurde der letzte Song gespielt, und die Besucher des Jugendclubs zerstreuten sich allmählich. Adrian fühlte, wie ihn jemand an der Schulter packte. Es war Marc. „So, jetzt geht es los", sagte er. Und tatsächlich kam Veronika auf sie beide zu.
„Das ist Adrian, das ist Veronika", stellte Marc kurz und knapp vor. "Ihr habt euch ja schon gesehen, also dann kann es losgehen. Wir gehen zu mir."
Veronika schaute etwas irritiert, sagte aber nichts.
Adrian fühlte sich komplett überrumpelt. Aber was war schon dabei. Das Mädchen war freiwillig zu ihnen gekommen. Und wahrscheinlich würde bei Marc zu Hause gar nichts laufen. Aber er wollte doch mal sehen, wie er sich da herausreden wollte. Und außerdem kam es gar nicht in Frage, jetzt zu kneifen. Also ging er mit.
„Ab in mein Zimmer", sagte Marc, als er die Haustür aufschloss, und Veronika ging voraus. Zumindest das hat er nicht gelogen, dachte Adrian, sie war mit Sicherheit schon einmal hier.
„So, jetzt machen wir es uns gemütlich", Marc griff sich Veronika und fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen.
„He", Veronika versuchte, ihn abzuwehren, "wir sind doch nicht allein. Und außerdem hab ich dir gesagt, dass es heute nicht geht."
„Warum bist du denn dann mitgekommen?" grinste Marc und riss ihr mit einem Ruck die Bluse vom Körper.
„Lass das!" Veronika wollte sich bücken, um die Bluse aufzuheben, doch Marc hielt sie fest.
„Nun bedien dich schon", forderte Marc Adrian auf, der bis jetzt stocksteif dagestanden hatte. „Kannst den BH aufmachen. Oder hast du Schiss?"
„Sie will doch gar nicht", murmelte Adrian, „lass sie doch in Ruhe."
„Was macht der überhaupt hier?" fragte Veronika. „Schick ihn nach Hause, dann können wir alles machen, was du willst."
„Wir machen jetzt, was ich will. Du hast doch gesagt, du würdest alles für mich tun?"
„Für dich, aber nicht für den! Den kenn ich doch gar nicht."
„Ach, der ist schon in Ordnung." Marc grinste zu Adrian hinüber und lockerte dabei seinen Griff. Veronika nutzte dies aus, um sich loszureißen, ihre Bluse aufzuheben und an Adrian vorbei, der ihr Platz machte, zur Tür hinauszulaufen.
„So kommt die mir nicht davon", Marc wollte ihr hinterher, doch Adrian versperrte ihm die Tür.
„Hast du sie noch alle? Lass mich sofort durch!"
„In ein paar Minuten", sagte Adrian, der immer noch nicht ganz begriff, was hier beinahe passiert war. Marc stürzte sich auf ihn und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Adrian schlug zurück, und im Nu war eine wilde Prügelei im Gange. Hat auch sein Gutes, dachte Adrian, als er zu Boden ging. Zumindest hatte Veronika jetzt Zeit genug, nach Hause zu kommen.
03.06.1979
An diesem Tag verbrannte Veronika ihr Tagebuch.
An diesem Tag fragte Adrian seine Eltern, ob sie nicht wieder umziehen könnten. Auf die Frage, was mit seinem Gesicht passiert sei, antwortete er, er sei vom Fahrrad gefallen. Hier könne man nun mal wirklich nicht gut Fahrrad fahren.
An diesem Tag erzählte Marc einem Bekannten, dass Veronika ein Flittchen sei und es nicht nur mit jedem, sondern sogar mit zwei Typen gleichzeitig treiben würde. Auf die Frage, was mit seinem Gesicht passiert sei, antwortete er, dass er ja eigentlich Veronika habe verteidigen wollen, weil er die Geschichte zunächst nicht geglaubt habe.
Aber das sei ihm dann doch zu blöd gewesen, wegen so einem Flittchen, und da habe halt der andere gewonnen.