Vielen Dank für die Diskussion und die Hinweise.
Kurz einiges zur Entstehung des Limericks.
Zuerst war da der Ort Gohrisch, in dem ich bis heute in Urlaub war.
Bei einer Wanderung zum Pabststein fiel mir dann die Pointe ein:
"zu euphorisch."
Da war die Frage, wer oder was war zu euphorisch. In Fage kamen ein Mann oder eine Frau, am besten eine Jungfrau.
Die Pointe sollte im Gegensatz stehen, also eine kräftige, blühende, forsche Jungfrau, eine wackere Jungfrau.
Natürlich eine Liebesgeschichte.
Eine wackere Jungfrau in Gohrisch
...
...
...
... zu euphorisch.
Da brauchen wir eine Fortsetzung mit einem Reim.
Zunächst fiel mir ein: "metaphorisch" und "kategorisch". Das zweite passte vom Reim nicht, wegen "g" am Beginn des Reimes.
Irgendwann kam "Emanzipatorisch", so entwickelte es sich weiter.
An dem Tag hatte ich dann:
Eine wackere Jungfrau in Gohrisch
... emanzipatorisch.
...
...
... zu euphorisch.
Es fehlten die Überleitungen.
Auf jeden Fall musste ein Mann im Spiel sein. Ritter, Jüngling, Bursche, das kam alles in Frage, aber als Gegensatz zu Jungfrau ist der Mann geeignet.
der Mann, ihr Mann, ein Mann
kann, ran, dann, ...
Am stärksten war "ran".
"Sie ließ ihn ran ... "? Nein, eher das Gegenteil: "Sie nahm ihn ran."
Eine wackere Jungfrau in Gohrisch
... emanzipatorisch.
... Mann
... nahm ... ran
... zu euphorisch.
Jetz kam, was sie eigentlich machte:
Eine wackere Jungfrau aus Gohrisch
erklärte emanzipatorisch:
„Erscheint hier/mir ein Mann,
dann nehm ich ihn ran!"
... zu euphorisch.
Im zweiten Vers muss es noch erzählend sein, ich darf die Pointe nicht vorwegnehmen. "Erklärte" passt da gut. Es führt hin, ohne zu verraten.
"Mir" passt nicht, da könnte es ein Geist sein, das passt schlecht zu Emanzipation, würde aber wohl zu "euphorisch" passen.
Die Zeile mit "rannehmen" ergibt sich ganz natürlich, auch im Rollentausch.
Eine wackere Jungfrau aus Gohrisch
erklärte emanzipatorisch:
„Erscheint hier ein Mann,
dann nehm ich ihn ran!"
... zu euphorisch.
Nun musste ich die Pointe fertigstellen.
Doch das war dann doch zu euphorisch.
Es funktioniert, aber irgendwie erschien es mir schwach. Ich wollte der positiven Aussage der ersten Verse eine Antithese entgegenstellen und kam nach einigen Versuchen auf "Ansinnen".
Eine wackere Jungfrau aus Gohrisch
erklärte emanzipatorisch:
„Erscheint hier ein Mann,
dann nehm ich ihn ran!"
Ihr Ansinnen war zu euphorisch.
Das ging, aber es passte nur, wenn kein Mann kam. - Oder wenn nichts klappte.
Im Reimwörterbuch fand ich Reime.
http://www.2rhyme.ch/Reimt-auf/orisch
"Emanzipatorisch" war nicht drin, aber "illusorisch".
So kam mir dann am nächsten Tag bei der nächsten Wanderung in den Sinn: "illusorisch".
Es war eine Illusion, dass sie alle Männer, die kommen würden, rannehmen könnte. Und die Deutung war versteckt hinter der Deutung, das keine käme, die aber auch funktioniert, wenn auch andersrum. Ein Ansinnen an niemand - ist illusorisch.
Und wenn nur einer kommt? Das passt auch.
Damit war es fertig:
Eine wackere Jungfrau aus Gohrisch
erklärte emanzipatorisch:
„Erscheint hier ein Mann,
dann nehm ich ihn ran!"
Ihr Ansinnen war Illusorisch.
Das klingt viel lakonischer, als "euphorisch".
In einem anderen Limerick würde "euphorisch" aber gut passen.