Käthe
Wie jedes Jahr verbrachten wir auch diesen Sommer in G., ein idyllisch gelegener Flecken in der Uckermark. Wir hatten dort einen Bungalow, ein kleiner See mit großem Fischreichtum war in der Nähe und wir hatten viel Spaß, namentlich unsere Söhne Jörn und Niclas.
Eines Tages kamen die beiden mit einem verletzten Küken an. „Das wird ne Ente,“ verkündeten sie, „wir haben sie am Ufer gefunden.“ Sie pflegten das Tierlein gesund, fütterten es mit einer Spielzeug-Nuckelflasche und kümmerten sich rührend um Käthe. Ja, die kleine Ente wurde Käthe getauft.
Käthe wurde fast täglich kräftiger und größer. Alle staunten aber sehr, als sie weiße Federn bekam. Eine Albino-Ente? Ja, gibt es denn so etwas? Ein Einheimischer klärte uns auf, dass Käthe ein Ganter ist. Nun, wir tauften ihn nicht um.
Er war sehr anhänglich und fühlte sich als Familienmitglied. Immer lief er hinter meinen Söhnen her und war nicht daran zu gewöhnen, die Nacht im Garten zu verbringen. Er schlief auf dem Fußboden zwischen den Kinderbetten. Ein Bild für die Götter: Kinderbett, Hausschuhe, Ganter, Hausschuhe, Kinderbett.
Wenn wir bei Tisch saßen, ließen die Jungs alles, was sie nicht essen mochten, hinunterfallen. Ich hätte es gar nicht gemerkt, wenn nicht Käthe sofort nach den Leckerbissen geschnappt hätte. Der Ganter brauchte nicht mühselig nach Schnecken zu suchen, meine Söhne hassten jedwedes fette Fleisch auf ihren Tellern. Leider hatten sie auch für Gemüse wenig übrig. Käthe wurde ein Prachtexemplar mit zwei Metern Flügelspannweite.
Als wir wieder in die Stadt zurück mussten, stellte sich die Frage, wo wir Käthe lassen sollten. Es war nicht möglich, den Vogel mitzunehmen in unsere kleine Stadtwohnung. Der Hausbesitzer hatte sich sowieso die Tierhaltung verbeten, sonst hätte ich längst meinen Söhnen den Wunsch nach einem Hund erfüllt. Unser Bungalow-Nachbar sagte, er würde Käthe gerne nehmen, aber zu Weihnachten würde der Gänserich in der Pfanne landen. Das konnten wir natürlich nicht zulassen.
Nach längerem Herumfragen im Dorf fand sich endlich ein Bauer, der Käthe als Wachhund einstellte. Diesem Amt ist der Ganter getreulich nachgekommen bis an sein Lebensende. Er hat auch gelernt, im Gatter bei den anderen Gänsen zu bleiben.
Und er hat uns nicht vergessen. Immer, wenn wir ihn besuchten, begrüßte er uns freudig und der Bauer erlaubte auch, dass meine Söhne mit Käthe spazieren gingen. Viele Jahre ging das so. Noch heute haben wir von Käthe ein paar Fotos in der Wohnung zu hängen.
Wie jedes Jahr verbrachten wir auch diesen Sommer in G., ein idyllisch gelegener Flecken in der Uckermark. Wir hatten dort einen Bungalow, ein kleiner See mit großem Fischreichtum war in der Nähe und wir hatten viel Spaß, namentlich unsere Söhne Jörn und Niclas.
Eines Tages kamen die beiden mit einem verletzten Küken an. „Das wird ne Ente,“ verkündeten sie, „wir haben sie am Ufer gefunden.“ Sie pflegten das Tierlein gesund, fütterten es mit einer Spielzeug-Nuckelflasche und kümmerten sich rührend um Käthe. Ja, die kleine Ente wurde Käthe getauft.
Käthe wurde fast täglich kräftiger und größer. Alle staunten aber sehr, als sie weiße Federn bekam. Eine Albino-Ente? Ja, gibt es denn so etwas? Ein Einheimischer klärte uns auf, dass Käthe ein Ganter ist. Nun, wir tauften ihn nicht um.
Er war sehr anhänglich und fühlte sich als Familienmitglied. Immer lief er hinter meinen Söhnen her und war nicht daran zu gewöhnen, die Nacht im Garten zu verbringen. Er schlief auf dem Fußboden zwischen den Kinderbetten. Ein Bild für die Götter: Kinderbett, Hausschuhe, Ganter, Hausschuhe, Kinderbett.
Wenn wir bei Tisch saßen, ließen die Jungs alles, was sie nicht essen mochten, hinunterfallen. Ich hätte es gar nicht gemerkt, wenn nicht Käthe sofort nach den Leckerbissen geschnappt hätte. Der Ganter brauchte nicht mühselig nach Schnecken zu suchen, meine Söhne hassten jedwedes fette Fleisch auf ihren Tellern. Leider hatten sie auch für Gemüse wenig übrig. Käthe wurde ein Prachtexemplar mit zwei Metern Flügelspannweite.
Als wir wieder in die Stadt zurück mussten, stellte sich die Frage, wo wir Käthe lassen sollten. Es war nicht möglich, den Vogel mitzunehmen in unsere kleine Stadtwohnung. Der Hausbesitzer hatte sich sowieso die Tierhaltung verbeten, sonst hätte ich längst meinen Söhnen den Wunsch nach einem Hund erfüllt. Unser Bungalow-Nachbar sagte, er würde Käthe gerne nehmen, aber zu Weihnachten würde der Gänserich in der Pfanne landen. Das konnten wir natürlich nicht zulassen.
Nach längerem Herumfragen im Dorf fand sich endlich ein Bauer, der Käthe als Wachhund einstellte. Diesem Amt ist der Ganter getreulich nachgekommen bis an sein Lebensende. Er hat auch gelernt, im Gatter bei den anderen Gänsen zu bleiben.
Und er hat uns nicht vergessen. Immer, wenn wir ihn besuchten, begrüßte er uns freudig und der Bauer erlaubte auch, dass meine Söhne mit Käthe spazieren gingen. Viele Jahre ging das so. Noch heute haben wir von Käthe ein paar Fotos in der Wohnung zu hängen.