Kaffeeblume

Tallit

Mitglied
Kaffeeblume


Sie schwiegen beide. Der Mosaiktisch zwischen ihnen räusperte sich still, seine Blume war vertrocknet. Der Kaffee war kalt, unberührt.
Erst als sich ihre Augen trafen, bewegten sie sich wieder. Die alte Frau, deren Lippen ebenso mohnrot wie ihr Rock war, öffnete ihren Mund einen Spalt, um singend die Luft einzuziehen. Ihr weißes Haar fiel in Wellen über ihre Schultern, wie Blumenranken. Der junge Mann vor ihr, im weißen Kittel, rutschte nervös auf dem unbequemen Stuhl hin und her, bis er sich schließlich auf seine Hände setzte. Die alte Frau blickte wieder in die Ferne. Der junge wollte noch etwas sagen, sein Mund war geöffnet, doch er hatte es wohl vergessen. Er schloss ihn wieder, nahm seine Hände hervor, erhob sich und ließ die Frau alleine.
Als er gegangen war, hob ein tiefer Atemzug ihre Brust, doch sie zitterte, als sie ihn ausstieß. Sie schloss ihre feuchten Augen. Als sie sie wieder öffnete, lief ein kleines Rinnsal über ihre Wangen. Sie wandte ihre schmerzerfüllten Augen zur Seite. Ein Lichtschimmer fiel in das Schwarz.
Lebe! , flüsterten ihr vertraute Stimmen zu und sie lächelte dabei, Lebe! Du verdienst es zu leben!
 



 
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