kairos' abschiedsgeschenk (gelöscht)

Montgelas

Mitglied
liebe presque_rien,

ja, wenn der rechte augenblick
nicht erkannt, nicht genutzt,
links liegenbleibt....
dann hilft auch keine klage...

und nicht einmal das grüne "gras des vergessens"
kann seinen weichen teppich ausbreiten.
in asphaltierter leerer trauert mnemosyne,
weil kairos nur noch schatten warf...

beim nächsten mal
wird alles anders
hofft für das lyr. ich

montgelas


p.s. gelungen, diese reminiszenz !
 

rosste

Mitglied
Liebe Julia,
Das ist eine gelungene Dialektik: Da, wo er mit seinen Riesen-schritten hin tritt, wächst kein Grass mehr und trotzdem hättest Du einen (zusätzlichen) Weg durch das Feld bahnen müssen.
Ganz klar: die beiden gehen unterschiedliche Wege.
Ich habs verstanden.
LG Stephan
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

das klingt jetzt sehr kleinkrämerisch, aber meine Vorstellungswelt stößt sich an einer Stelle.
Sie muss Wege bauen, um die Schmerzen zu bedecken, die er ihr mit seinen schnellen Schritten des nachts in andere Gegenden zugefügt hätte, wenn...
Nun ist aber auf einem Feld alles bewachsen. Er hat also jeweils den kargen Boden als Schmerzstellen für das Lyri hinterlassen. Wenn es diese Stellen nun "verschmerzen" ,unsichtbar machen möchte, müsste wieder etwas Grünes dahin.
Und deshalb schlage ich Dir vor.

uns Wege grünen müssen

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

danke für deinen Vorschlag, aber leider weicht deine Interpretation von dem ab, was ich ausdrücken wollte. Montgelas ist mir da schon sehr entgegengekommen ;-) - der griechische Gott Kairos steht für den günstigen Augenblick - oder eben, umgekehrt, die verpasste Gelegenheit. Das LyrIch muss nicht "Wege bauen, um die Schmerzen zu bedecken", sondern es hätte (Lebens)Wege durch (Lebens)Felder für es selbst und seinen Geliebten bauen müssen, um dieser perfekten 5 Sekunden willen, welche die beiden teilten. Aber das LyrIch verpasste diese Gelegengheit - sie konnte den Geliebten nicht halten - und es "kann kein Gras über die Sache wachsen" (hier würde das "grünen" theoretisch passen - aber noch kann sich das LyrIch wohl nicht vorstellen, dass diese Fußabdrücke "übergrünt" werden...). Das Wort "bauen" finde ich deswegen so gut, weil es wirklich ganz praktische, anfassbare Mühe repräsentiert - Beziehungsarbeit, die trotz aller romantischen Ideale nötig ist. So habe ich das gemeint - ich hoffe, es wird nun klarer :).


Lieber Stephan,

der Aspekt, den du nennst wurde von mir gar nicht bedacht - gefällt mir aber ausgesprochen, deine Interpretation der Dialektik der Feldwege auf der einen und der Schritte auf der anderen Seite - unterbewusst war dieser Aspekt ganz bestimmt beabsichtigt ;-). Meinen "roten Faden" habe ich bereits oben zu erklären versucht. Danke für deinen Kommentar!


Lieber Montgelas,

ja, wenn man die Gelegenheit nicht beim Schopfe packt, ist es hinterher zum Haareraufen ;-). Wunderschön hast du das rekapituliert, was ich mit meinen Zeilen ausdrücken wollte.

Ich muss sagen, der Jüngling mit dem goldenen Löckchen fasziniert mich - mal sehen, ob ich einen passenden Rahmen für eine Kronos&Kairos-Reihe finde ;-).

Es danken dir:

das LyrIch für die Aufmunterung,
und die Autorin für das Lob :)!


Einen wunderschönen Tag euch dreien
wünscht presque_rien
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

den Kairos kenne ich als Gegensatz zu Chronos, also den herausgehobenen Augenblick, der einen gemahnt, ihn zu nutzen im Gegensatz zu Chronos, der dahinfließenden Zeit, der man eher ausgeliefert ist.
Für mich hörte sich Dein Text so an, als hätte das Lyri den Augenblick genutzt zur Erkenntnis, das hier der "falsche Gefährte" vor ihr stand.

Nun ich weiß, was Du meinst, sehe ich, wie Du mithilfe eines Wortes die Interpretation für Deine Leser deutlicher machen könntest.

Wenn Du statt "müssen" hier "sollen" einsetzt (ich weiß schon, dann wird die Mühe dieser Beziehungsarbeit abgeschwächt), dann wird die verpasste Gelegenheit deutlicher, denke ich: Ich hätte sollen....ach, hätte ich doch, Du verstehst?

Denn trotz des Titels "Kairos" muss man nicht unbedingt darauf kommen, dass es die "verpasste" Gelegenheit ist.

Dies meint hier ganz nebenbei und auch mit Dank für Deine Antwort und lieben Grüßen:)
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

nun sehe ich Deine Veränderungen im Titel und in der letzten Strophe. Ja, jetzt wird alles deutlicher.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ja, deine Kritik ist immer sehr konstruktiv und inspirierend :)! Auch wenn ich mich nicht vom "müssen" trennen konnte, hattest du recht, dass das Gedicht eindeutiger gemacht werden musste. Ich freu' mich, dass dir meine Alternative gefällt :)!

Lieben Gruß von
presque_rien
 

Perry

Mitglied
Hallo presque_rien,
die einzelnen Bilder deines Gedichts gefallen mir gut. Mit was ich ein wenig Probleme habe, sind die Übergänge zwischen den Versen. Z.B. lässt der erste Vers offen, was mit den fünf Sekunden gemeint ist, so dass man im zweiten Absatz auf eine Weiterführung wartet. Den Beginn des zweiten Verses finde ich wenig lyrisch („aus diesem Grund hätte ich“) und auch die Wiederholung (die ich ...) im dritten Abschnitt empfinde ich eher störend als verstärkend.
Hier eine Anregung von mir dazu:

kairos' abschiedsgeschenk

für die fünf sekunden,
als du damals
meine hand mit den worten nahmst,
dies seien die schönsten
vier wochen gewesen,

hätte ich
ein leben lang
und jeden morgen
wege bauen müssen
durch die felder

um deinem schritt,
über dessen Abdruck
kein Gras wächst
folgen zu können.

LG
Manfred
 



 
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