Kalt und Allein

Der Geruch war das erste, was sie empfand. Unangenehm und leicht stechend, nach starkem Alkohol oder Desinfektionsmittel. Ein Piepston war da außerdem, der in einem langsamen, aber steten und gleichmäßigen Rhythmus ertönte. Sie zwang ihre Augen dazu, sich zu öffnen und erkannte, dass sie sich in einem Krankenzimmer befand. Allein, wie sie feststellte. Was war passiert? Wie war sie hier hergekommen?

Ihr Körper fühlte sich irgendwie anders an als sonst. Ihre rechte Hand – es war die, die nicht an einem Tropf hing – bewegte sich zu ihrer Stirn, hinter der ein schwacher, dumpfer Schmerz pochte. Sie ertastete einen Verband, aber seiner Dicke nach zu urteilen, so vermutete sie, sollte die Verletzung nicht allzu schlimm sein. Das lästige Piepsen kam von einem Gerät hinter ihr. Von dort gingen auch die Kabel aus, die unter ihrer Bettdecke verschwanden und, wie sie erkannte, ihren Herzschlag aufzeichneten. Eine ganze Weile passierte nichts, also wartete sie. Etwas anderes konnte sie ohnehin nicht tun.

Evelyn.

Erschrocken riss sie die Augen weit auf und ließ ihren Blick hektisch von einer Zimmerecke zur anderen schweifen. Es war niemand hier, der ihren Namen hätte flüstern können. Die Tür war fest verschlossen, die Fenster ebenso. Draußen war Tag und obwohl der dichte Nebel die Sonne erfolgreich daran hinderte, ihre Strahlen durch die großen Fensterscheiben zu schicken und der Raum nicht zusätzlich beleuchtet war, konnte sie jede Unebenheit an der Wand klar und deutlich erkennen. Sie war allein. Sie musste sich getäuscht haben.

Evelyn!

In den letzten Sekunden schon hatte der Kasten hinter ihr stetig raschere Ausschläge ihres EKGs verlautbart, jetzt nahm sie auch selbst das Wummern hinter ihrem Brustkorb wahr. Die Stimme schien von den Wänden widerzuhallen und aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. Sie verrenkte sich fast den Hals, um auch die Winkel hinter sich in Augenschein zu nehmen, dann traf sie die Erkenntnis: An einer Stelle hatte sie noch nicht nachgeschaut, konnte sie gar nicht nachsehen. An einer Stelle direkt unter ihr. Während sich ihre Finger um den Saum des Hemdes krampften, das sie trug, spitzte sie angestrengt die Ohren. Wenn das Flüstern wiederkehrte, dann wollte Evelyn wenigstens sichergehen, dass es nicht von unterhalb des Bettes kam.

In ihrem Augenwinkel bewegte sich etwas. Ihr Kopf ruckte hinüber zur Fensterscheibe, keuchend stieß sie die Luft ein und aus. Hochkonzentriert starrte sie nach draußen in die Nebelschwaden, Ausschau haltend nach dem Schatten, der dort eben noch gewesen war; den sie sich nicht eingebildet hatte…

Die Tür flog auf. Scharf sog das Mädchen die Luft ein, konnte gerade noch den Schrei unterdrücken, denn es war kein schreckliches Ungeheuer, dass den Raum eben betreten hatte. Eine Krankenschwester eilte zu ihrem Bett, den Arzt im Schlepptau, beide steckten in klassischen weißen Kitteln. „Alles gut!“, beruhigte die Frau, leise, aber eindringlich, während sie neben dem Bett in die Knie ging und ihr sanft die Hand auf die Schulter legte. „Alles gut, du bist in Sicherheit!“ So verharrte sie neben ihr, mehrere Minuten lang und atmete mit ihr im Gleichtakt, so lange, bis das Gepiepse sich wieder halbwegs normalisiert hatte. Erst dann stillte sie ihre Neugier. „Was ist passiert?“

„Ich…“ Evelyn räusperte sich, da ihre Stimme ihr vorerst den Dienst versagte. „Ich weiß nicht genau. Da war eine Stimme, zumindest dachte ich das. Tut mir leid, dass ich Sie aufgescheucht habe. Ich war allein und, naja, irgendwie blöd.“

„Eine Stimme?“, hakte jetzt der Arzt nach. „Von wem?“

„Schwer zu sagen, sie hat geflüstert. Ein … Kind. Möglicherweise. Egal, es ist mir jedenfalls peinlich.“

Fast unmerklich hoben sich die Augenbrauen des Gegenübers. „Muss es nicht, wirklich!“ Er lächelte, versuchte es zumindest. Die Gefühlsregung schien seine Augen nicht ganz zu erreichen, der Doktor wirkte irgendwie müde und erschöpft. „Es erstaunt mich gar nicht so sehr, nach dem, was mit dir passiert ist.“ Nachdenklich legte sich Evelyn den Zeigefinger ans Kinn, als der Mann zögerte, fortzufahren. „Was ist das letzte, woran du dich erinnerst? Lass dir Zeit!“

Evelyn schloss die Augen. „Da war eine Straße“, murmelte sie. „Ja, richtig, und es war nebelig, so wie heute… Wir sind im Auto gesessen. Ich und… mein Vater.“ Die Tonfolge hinter ihr wurde jetzt wieder ein wenig schneller.

„Gut!“ Der Arzt nickte ermutigend. „Sehr gut!“

Die Gedankenfetzen, die auf sie einprasselten, waren intensiv, aber trotzdem seltsam verschwommen. Ihre Hände zitterten unter der Bettdecke. „Plötzlich hat er das Lenkrad verrissen. Da war… Wasser. Dann… nichts mehr.“

„Er? Dein Vater? Er ist also am Steuer gesessen?“

„Na… Natürlich. Ganz bestimmt. Moment! Mein Vater? Was ist mit ihm?“

„Erinnere dich! Versuch es nochmal!“

Sie tat, wie ihr geheißen, aber die Konzentration von vorhin war verschwunden. „Ich kann nicht. Es ist fort, ich weiß es nicht mehr. Wo ist mein Vater? Geht es ihm gut?... Bitte reden Sie mit mir!“

Die beiden tauschten einen Blick miteinander.

„Weißt du noch deinen Namen?“

„Evelyn.“

„Wie alt bist du?“

„Achtzehn. Ich will jetzt bitte wissen, wo mein Vater ist.“

„Wie viele Finger?“ Er streckte den Arm mit vier gestreckten Fingern vors Gesicht.

Langsam wurde sie ungeduldig. „Fünf.“

„Und jetzt?“ Nur Daumen und Zeigefinger waren nun erhoben.

„Fünf.“

„Und jetzt?“ Er ballte die Faust.

Evelyn lächelte verschmitzt. „Wieder fünf.“

Der Mediziner legte den Kopf leicht schräg. „Wie viele gestreckte Finger?“

„Sagen Sie das doch gleich!“ Sie zwinkerte, wurde aber gleich wieder ernst. „Bitte verraten Sie mir jetzt, was mit meinem Vater ist! Dann zähle ich Ihre Finger, sooft Sie wollen, versprochen!“

Die beiden schienen mit sich zu ringen. Schließlich war es die Krankenschwester, die sich einen Sessel griff und sich neben ihr Bett setzte. „Euer Wagen ist von der Straße abgekommen und in den Fluss gestürzt. Ihr wart beide mehrere Minuten lang unter Wasser, bis die Ersthelfer es endlich geschafft haben, euch zu befreien. Dich konnten sie noch reanimieren, Evelyn. Aber dein Vater hat es nicht geschafft.“



Zwei Tage später am Abend hatte sie sich selbst entlassen, sehr zum Unmut der Krankenschwester. Der Arzt hatte überraschend wenig Einwände gehabt. Die beste Freundin hatte sie besucht und ihr Klamotten gebracht, denn ihre Mutter war noch immer auf Dienstreise. Nicht einmal jetzt konnte die Arbeit ruhen, so schien es. Seit sie ins Mehrbettzimmer verlegt worden war, war zwar die unheimliche Stimme nicht wiedergekehrt, doch die Einsamkeit und die Trauer waren kaum auszuhalten. Sie musste zurück in die Schule und unter Leute kommen, sonst würde sie erst recht verrückt werden.

Wie ein schwarzes Band wand sich die Landstraße zwischen dem Fluss und dem Maisfeld, das kurz vor der Ernte stand. Spät musste es schon sein, denn kaum ein Auto zog an ihr vorüber. Dunkel und lautlos bewegte sich das Wasser zwischen steilen Böschungen, nur das Glucksen winziger Wellen an den Ufern verdrängte die völlige Stille. In weiten, regelmäßigen Abständen durchbrachen Straßenlaternen die Finsternis. Irgendwo hier musste es passiert sein. Das Ereignis, das ihr Leben verändert hatte. Mit keiner anderen Person hatte sie so viel Zeit verbracht wie mit ihm, und jetzt war er fort. Verzweifelt klammerte sich Evelyn an den morgigen Schultag, an die Klassenkameraden, die ihr in beinahe acht Jahren so sehr ans Herz gewachsen waren. Daran musste sie denken. Das Leben ging weiter. Ihre Füße jedoch hielten jäh inne. Denn zwei Laternen weiter vorne stand eine kleine Gestalt.

Auf die Entfernung war es unmöglich, mehr als nur die dunkle Silhouette des Kindes auszumachen, Evelyn hätte nicht einmal sagen können, ob es ein Mädchen oder ein Junge war. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Wie eine Statue wirkte der kleine Mensch vor ihr, rührte sich nicht und starrte sie unverwandt an. Vielleicht hätte sie die Nacht doch noch im Krankenhaus verbringen sollen. Es hatte erst gedämmert, als sie losgezogen war, doch zu Fuß war der Weg nach Hause ein weiter.

Zaghaft setzte sie einen Fuß vor den anderen, so vorsichtig, als wandle sie auf einem schmalen Steg über ein Feld aus glühenden Kohlen. Es gab keinen anderen Weg als den, der unmittelbar vor ihr lag. Auf keinen Fall würde sie ins finstere Maisfeld ausweichen, wo die dichten Halme jegliches Licht von draußen abschirmten. Das Kind zeigte keinerlei Reaktion, auch nicht, nachdem sie die erste Lampe passiert hatte. Einsam und verlassen verharrte es auf seiner Position, den Kopf, der immer noch im Dunkeln lag, nach wie vor stur geradewegs auf sie gerichtet. Etwas stimmte hier nicht. Etwas war fehl an diesem Anblick, selbst wenn man über die Absurdität der Situation an sich hinwegschaute. Sie vermochte nur nicht genau zu sagen, was es war.

Ein einzelnes Auto zischte vorbei und offenbarte mit seinen Scheinwerfern ein einzelnes Bild auf ein Gesicht, das wirkte, als wäre es zerteilt und wieder zusammengefügt worden. Der Schock fuhr ihr durch Mark und Bein. Er war es auch, der ihre Beine bewegte, und nicht ihr freier Wille, zurück zur letzten Laterne, dessen Licht ihr ein Gefühl der scheinbaren Sicherheit versprach. Alle Überwindung kostete es sie, nochmals dort hinzuschauen, an jene Stelle, doch da war nichts mehr. Unschuldig und verlassen erhellte die nächste Laterne vorne den leeren Gehsteig, gleich wie jede andere. Ruhig und tief atmete Evelyn ein und aus, doch der Pulsschlag wollte sich nicht beruhigen. Zu tief hatten sich die langen, halb verheilten Risse auf dem Gesicht des Jungen in ihr Bewusstsein eingebrannt. „Du solltest noch nicht heimgehen“, hatte die Krankenschwester gemeint. „Dein Gehirn war mehrere Minuten lang ohne Sauerstoff. Es könnte Schäden davongetragen haben. Erinnere dich an deine Wahrnehmungsstörungen, als du aufgewacht bist! Wir müssen das unter Beobachtung halten!

„Eine Wahrnehmungsstörung“, betete Evelyn sich vor, die Straßenlaterne fest im Blick, der sie sich jetzt wieder annäherte, alle Überwindungskraft aufbietend. „Ein Trugbild. Nicht real.“ Ihre Sohlen machten keinerlei Geräusche auf dem Asphalt, so leise setzte sie ihre Schuhe auf. Ein paar Meter noch, dann wäre sie an der Stelle vorbei, wo der kleine Bub gestanden hatte. Dann würde sie den letzten Kilometer bis zu ihrem Haus rennen, ohne sich auch nur einmal umzudrehen und die Türe doppelt zusperren. Nur noch ein Schritt.

Evelyn.

Sie wirbelte herum und diesmal war sie wie paralysiert, den Mund im stummen Schrecken aufgerissen. Da war er, keine zwei Meter entfernt. Seine Augen hatten die ihren fixiert und diesmal bewegte er sich. Zu ihr. Und erstmals sah sie ihn sprechen. „Bitte bleib stehen, du musst mir helfen!“

Sie wollte laufen, ihm die Bitte ausschlagen, aber sie konnte nicht. „Wer bist du?“, stieß sie hervor. Ihre Stimme hatte jeglichen Klang verloren, weil die nackte Panik ihr die Luft abschnürte.

„Sandro.“

Sie erkannte jetzt, was sie am Anblick vorhin gestört hatte. Zwei Menschen standen nebeneinander im Lichtkegel, aber nur ein Schatten verfinsterte den Gehsteig.

„Bitte… Tu mir nichts!“

„Ich bin erst neun, das kann ich doch gar nicht. Komm mit, ich zeige dir etwas!“ Sandros gesprungene Lippen bewegten sich, aber seine Stimme schien von allen Seiten zu kommen. Gemächlich schritt er an ihr vorbei. Einige Meter weiter vorne wurde das Maisfeld zu ihrer Rechten von einer schmalen Seitenstraße durchbrochen. Der Kreuzung gegenüber an der Böschung zum Fluss stand ein hoher Baum; auf diesen steuerte der Junge zu. Zögernd folgte sie ihm. Die lähmende Angst hatte ein wenig nachgelassen, seit sich die gespenstische Erscheinung von ihr wegbewegt hatte. Sie betrachtete die große Pflanze, vermied es aber, ihre Füße auf den steilen Abhang zu setzen, auf dem sie wuchs. Wer wusste schon, was der Knabe im Schilde führte? „Hier war es“, erklärte Sandro. Seine Finger fuhren über die Kratzspuren am Stamm, die auch von ihrer Perspektive aus gut zu erkennen waren, der schlechten Lichtverhältnisse zum Trotz.

„Was genau?“, wollte sie wissen, obwohl sie die Antwort schon kannte.

Überraschend leichtfüßig überwand der Bub die Steigung und kam zurück nach oben, unwillkürlich wich Evelyn vor ihm zurück. „Du erinnerst dich nicht, oder?“

„Nicht genau.“ Sie füllte ihre Lungen mit Luft, war aber außer Stande, sofort weiterzusprechen. Abwartend fixierten die Augen des Kindes die ihren. „Warst… du auf der Straße? Sind wir deswegen ins Schleudern gekommen? … Bist du gestorben?“

Sandro starrte weiter, schüttelte dann aber fast unmerklich den Kopf. „Ich war bei Kira zu Besuch.“ Er wandte seinen Kopf ab und bewegte sich ein paar Schritte hin zu der Seitenstraße. Wir haben Ball gespielt. Der Ball ist weggesprungen und die Straße hinuntergerollt. Ich habe geschrien, aber Kira ist einfach nachgelaufen.“

„Dann sind wir gekommen.“

„Sie hat nur auf den Ball geschaut, ihr könnt nichts dafür.“

„Was ist dann mit dir? Mit deinem Gesicht?“

Sandro drehte sich wieder zu ihr. „Kira war nicht tot. Ein Mann hat ihr geholfen, ein sehr lieber Mann, anfangs. Er hat sie zu sich nach Hause getragen und ich bin mitgekommen. Er hat sie gerettet.“

Evelyns Arme und Beine kribbelten, als sich die feinen Haare aufstellten. „Was ist dann passiert?“

„Ich bin bei Kira geblieben, bis sie am nächsten Tag wieder aufgewacht ist. Dann wollte ich zurück zu meinen Eltern, sie haben sich bestimmt schon gefragt, warum ich nicht heimgekommen bin.“

„Hat er sie denn nicht angerufen?“

„Nein. Er hat mir etwas Gutes zu Essen gegeben, aber er weigerte sich, meine Eltern anzurufen, obwohl ich ‚bitte‘ gesagt habe.“ Sandro setzte sich jetzt wieder in Bewegung und kam in winzigen Schritten auf sie zu. „Am nächsten Tag beschloss ich, mich zu Fuß auf den Weg machen, aber der Mann wollte nicht, dass ich gehe.“ Er flüsterte so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte. „Er hat mich geschlagen. Immer weiter und immer fester. Er hat nicht aufgehört.“

An ihren Fingern spürte sie jetzt etwas, so eisig kalt, dass es ihren ganzen Körper zum Zittern brachte. Es war die Hand des Buben, die die ihre ergriffen hatte. „Sandro, lass mich los, bitte, du machst mir Angst!“

„Du musst mir helfen, Evelyn“, wisperte er. „Sie ist immer noch bei ihm.“

Evelyn löste sich und stolperte zwei Schritte zurück. Wieder musterte Sandro sie mit seinem durchdringenden Blick. „Ist gut. Wir gehen zur Polizei, gleich morgen.“

„Das geht nicht. Sie werden dir nicht helfen.“

„Natürlich werden sie das. Das ist ihr Beruf! Mach dir keine Sorgen!“

„Sie glauben dir nicht. Weil sie mich nicht sehen können.“

„Aber wieso? Und woher kennst du überhaupt meinen Namen?“

„Weil du dort warst. Auf der anderen Seite. Dort, wo ich immer noch bin.“ Sandro wandte sich ab und schritt auf die Kreuzung hinaus, steuerte die Seitenstraße an. Evelyn folgte ihm nach einiger Zeit. Gegen jede Vernunft, vermutlich.



Sie brauchten relativ lange für eine an und für sich kurze Strecke. Es stimmte anscheinend, dass Untote sich nicht sehr schnell bewegten.

Sandro hob den Arm und zeigte auf eine kleine Villa. „Hier drinnen ist sie gefangen“, erklärte er, während sie auf das Gebäude zu schlenderten. „Wenn du die Treppe bis in den ersten Stock hinaufgehst, ist es gleich das erste Zimmer gegenüber.“

„Ich bin mir, ehrlich gesagt, immer noch nicht sicher, ob ich das kann.“ Sie schlichen auf die Haustür zu und Evelyn testete die Klinke, mit dem erwarteten Resultat. Sie spähte die Fassade empor. Alle Fenster waren dunkel und fest verschlossen, das Haus wirkte wie ausgestorben. „Ich könnte eine anonyme Nachricht bei der Polizei hinterlassen“, überlegte sie laut.

„Bitte nicht!“, flehte ihr Begleiter. „Er bringt sie um, sobald er Verdacht schöpft. Sieh mich an!“

Lange schaffte sie es nicht, dem Blick dieses zerfurchten Gesichts standzuhalten. Wenn es wirklich stimmte, was er sagte, musste sie etwas unternehmen, so schwer es ihr auch fiel. Niemand würde ihr glauben, jeder würde sie für verrückt halten. Verrückt… Der Satz, den die Krankenschwester über die Sinnesstörungen gesagt hatte, bahnte sich seinen Weg zurück in ihr Gedächtnis. Was, wenn der Geist nur ein Konstrukt ihres gestörten Gehirns war? Sie würde in der Psychiatrie landen! „Kannst du mir irgendwie beweisen, dass es stimmt, was du sagst? Und dass ich mir dich nicht einbilde?“

Wieder richteten sich die Augen des Buben auf sie, auf diese durchdringende und unheimliche Art und Weise. „Hinter dem Haus steht ein kleiner Springbrunnen mit großen weißen Steinen drum herum. Über Nacht ist er abgeschaltet, deshalb kannst du ihn jetzt auch nicht hören.“

Auf wackeligen Beinen umrundete sie das Haus, mit dem Ergebnis, dass sich die Rückseite der Villa genauso offenbarte, wie es Sandro ihr beschrieben hatte. Unmöglich hätte eine Illusion ihres Geistes das wissen können. Die Erscheinung des ermordeten Jungen war echt. „Und wie kommen wir jetzt hinein? Wir werden ja wohl kaum die Fensterscheibe einwerfen! Oder?“

Das Kind schaute sie nur vielsagend an und schritt dann zum Brunnen hinüber. Evelyn hob den größten der glatten, hellen Steine hoch, die rund um die marmorne Schale verteilt waren und wog ihn stirnrunzelnd in den Händen. „Scheiße“, murmelte sie. „Das ist Wahnsinn. Was mache ich hier eigentlich, um Himmels Willen? Das kann der Kerl unmöglich überhören!“

„Die Wände sind dick“, meinte Sandro. Was wusste er schon? Er hatte nicht mehr viel zu verlieren. „Bitte! Du musst Kira helfen!“

Sie atmete tief durch. „Also gut.“ Sie lief an und wuchtete das Geschoß mit aller Kraft gegen die Glastür. Nicht nur im Haus, sondern in der gesamten Nachbarschaft, so fürchtete sie, mussten alle durch das Klirren munter geworden sein. Hastig begab sie sich hinter die Hausecke, wo sie sich an die Mauer drückte und die Reaktion des Eigentümers abwartete. Sie kam nicht. „Ist der Typ schwerhörig, oder so?“, raunte sie Sandro zu, der völlig unbehelligt im Garten stehen geblieben war. Anstatt die Antwort abzuwarten, die vermutlich ohnehin nicht kommen würde, schlich sie schließlich zurück zur Tür. Mithilfe der Schuhsohle ließ sie weitere Glassplitter aus der zerstörten Scheibe herabregnen und erweiterte die Öffnung. „Dann komm, kleiner Einbrecher!“

Doch der Bub rührte sich nicht. „Ich kann leider nicht hinein, genauso wenig, wie ich in dein Krankenzimmer konnte. Sonst würde ich sie selbst befreien. Tut mir leid.“

Evelyn seufzte. Vielleicht war es sogar besser, wenn der gruselige Geist draußen blieb. Vorsichtig bewegte sie sich durch das große Haus, mit jedem Schritt stieg ihre Nervosität. Sie ließ einen geräumigen Wohnbereich hinter sich und die Stiege kam in Sicht, von der der Junge gesprochen hatte. Auf wackeligen Knien betrat sie die erste Stufe. Jeder Sinn war bis aufs Äußerste konzentriert, jeder einzelne Muskel angespannt, bereit, bei der ersten Unregelmäßigkeit in der Wahrnehmung sofort kehrt zu machen und die Flucht zu ergreifen. Am Ende der Treppe befand sich eine Tür. Mit beiden Händen ergriff sie die Klinke, damit sie ja nicht ihren Fingern entglitt und unnötige Geräusche verursachte. Nur einen Spalt breit öffnete sie sie, beim ersten leichten Quietschen schon stoppte sie die Bewegung und zwängte sich hindurch. Auch im Obergeschoß waren alle Türen verschlossen. Hinter der ersten davon musste sich Kira befinden. Genauso wie beim vorigen, so verfuhr sich auch bei diesem Durchgang. War es wirklich so einfach? Wieso war Sandros Spielkameradin eigentlich nicht längst von selber auf die Idee gekommen, einfach in der Nacht abzuhauen?

Der Raum wirkte wie ein typisches Kinderzimmer: Schreibtisch, Sessel, Schrank, ein Teppich, außerdem ein paar Bilder und Fotos an der Wand. Schließlich das Bett in der linken hinteren Ecke. Nur das Mädchen, das darin lag, entsprach so gar nicht den Erwartungen. Fünfzehn oder sechzehn Jahre war es alt, seine Augen waren geöffnet und auf sie gerichtet, durchaus aufgeregt, aber weder ängstlich noch sonderlich überrascht. „Papa“, sprach die Jugendliche laut aus, „sie ist hier.“

Der Angesprochene kam aus dem Kasten. Evelyn hatte nicht einmal die Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten, viel zu rasch legte sich das feuchte Tuch auf ihr Gesicht. Sie wusste, sie durfte das stechend riechende Zeug nicht einatmen, aber ihre Gegenwehr wahr viel zu schwach und der Drang nach Sauerstoff wurde rasch übermächtig.



Ein grelles Licht leuchtete ihr ins Auge. Erst nachdem die Lampe weggenommen wurde, war es ihr möglich, die Situation zu erfassen. „Sie?“, stieß Evelyn hervor.

Der Raum war fensterlos und wirkte wie eine Arztpraxis, was kein Zufall war, denn der Arm, der die Lampe hielt, gehörte einem Mann, den sie sehr gut aus dem Spital kannte. Die Gesten, mit denen sie ihre Bestürzung so gerne untermalt hätte, erwiesen sich als nicht durchführbar, denn ihre Arme waren an den Stuhl gefesselt, auf dem sie saß. Weitere Seile hielten ihre Beine fest in Position. Als sie die übrigen Anwesenden erkannte, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Die Tochter, die im Schlafzimmer auf sie gewartet hatte, war ebenfalls hier und musterte sie neugierig, aber nicht sie war es, die Evelyn derart erschreckt hatte. „Du kannst ihn ebenfalls sehen“, stellte der Doktor fest und legte Sandro eine Hand auf die Schulter. „Bereits als du zum ersten Mal in deinem Krankenbett erwacht bist und mir von der Kinderstimme erzählt hast, habe ich es vermutet.“

„Ich bin wohl der einzige Normalo hier, wie es aussieht“, kommentierte das Mädchen, dessen Name möglicherweise Kira war. Vielleicht aber auch nicht. „Ich habe ihn gemocht, weißt du? Wir alle haben ihn geliebt, Freunde, Verwandte, Lehrer…“

„Herzliches Beileid!“, kondolierte Evelyn und bemühte sich, so aufrichtig zu klingen wie irgend möglich. Die wachsende Panik machte es aber verflucht schwer. „Verraten Sie mir bitte trotzdem, was das mit mir zu tun hat?“

Gemächlich schritt der Arzt zu einem gemütlich aussehenden Drehstuhl, schob ihn in eine Position gegenüber seiner Gefangenen und setzte sich. „Weißt du inzwischen, was in jener Nacht passiert ist? Hat mein totes Kind dir auf die Sprünge helfen können?“

Der Junge lächelte jetzt, das allererste Mal, seitdem sie ihm begegnet war. Auf seinem entstellten Gesicht verkam dieses Lächeln aber zu einen teuflischen Grimasse. Sie zwang sich dazu, sich auf den Arzt zu fokussieren. „Mein Vater und ich waren auf der Straße unterwegs. Ich nehme an, dass…Sandro… auf die Straße gelaufen ist. Wir wollten ausweichen, aber Papa war zu langsam. Wir haben ihn erwischt und sind danach in den Fluss gestürzt. Es tut mir leid, wie gesagt, aber ich habe auch meinen Vater verloren.“

„Das hast du“, pflichtete der Arzt ihr bei. Er stand auf und begann, scheinbar in Gedanken versunken, im Zimmer auf und ab zu schlendern. „Hast du schon einmal über das menschliche Gehirn nachgedacht? Es ist das vielleicht komplexeste Organ, das Mutter Natur jemals erschaffen hat. Es hat uns die Macht verliehen, jedes andere Lebewesen auf dem Planeten zu unterwerfen und die totale Kontrolle zu ergreifen. Es gab einmal einen Versuch, bei dem den Probanden Brillen aufgesetzt wurden, die das Gesichtsfeld umkehrten. Sie hatten quasi den Eindruck, als würden sie sich auf der Decke bewegen und unter ihnen der Himmel. Nach einigen Tagen aber hatte das Gehirn das Bild wieder umgedreht, einfach so. Die Versuchsteilnehmer konnten die Welt jetzt nur noch durch die Brille richtig wahr nehmen, zumindest so lange, bis sie wieder von ihr entwöhnt waren und das Gehirn sich erneut angepasst hatte. Was lernen wir daraus?“ Er machte eine Kunstpause. „Wir sollten nicht alles, was uns unsere Sinne weismachen, für bare Münze nehmen. Unsere Wahrnehmungen werden gefiltert und abgewandelt, für uns aufbereitet. Durch das Gehirn. Manchmal… beschützt uns das Gehirn vor Eindrücken, vor Erinnerungen, die so schrecklich sind, das sie uns zerstören würden, indem es uns den Zugang zu gewissen Erlebnissen verwehrt, die an uns vorübergegangen sind. Es löscht sie. Oder es wandelt sie ab, auf eine kleine, aber entscheidende Art und Weise und macht uns so die grausame Realität erträglicher.“ Er beendete seinen Rundgang und nahm wieder an ihrer Seite Platz. „Ich bin Mediziner und Wissenschaftler und als solcher naturgemäß skeptisch, was die höheren Mächte anbelangt. Aber Sandro hat mich eines Besseren belehrt.“ Der Bub kam an die Seite seines Vaters und ergriff seine Hand. „Ich habe eine Frau, die mich verlassen hat, eine Tochter mit einer unheilbaren Herzerkrankung und einen verstorbenen Sohn. Und dennoch habe ich die Frau gesund gepflegt, die ihn getötet hat, wie es der hippokratische Eid von mir verlangte.“

„Was?“, schrie Evelin, Tränen strömten ihre Wangen herab. „Ich habe nichts getan! Gar nichts!“

„Es ist göttliche Gerechtigkeit“, fuhr er ungerührt fort. „Gott hat ihn mir zurückgebracht, hat ihm eine letzte Aufgabe gegeben. Ich habe dein Blut untersucht und ihr seid kompatibel. Du wirst meine Tochter heilen. Weil ich dich gerettet habe.“

„Wovon reden Sie, Sie verdammter Lügner? Ich habe niemanden getötet!“

„Hast du mir nicht zugehört? Du hast meinen Sohn getötet und deinen Vater. Du, Evelyn, hast den Wagen gelenkt.“ Er erhob sich wieder, ihre hysterischen Proteste perlten völlig wirkungslos an ihm ab. Gelassen zog er eine Lade in einem Schrank auf und förderte eine Spritze zutage, dessen Kolben er nun herunterdrückte, bis der erste Tropfen Flüssigkeit oben bei der Nadel herausspritzte. „Überleg doch einmal logisch: Ihr seid rechts von der Straße abgekommen. Wieso, glaubst du, wurdest du als erste gerettet, warum musste dein Vater jämmerlich ertrinken? Weil du auf der linken Seite gesessen hattest, auf der Fahrerseite. Halt still!“

Evelyn konnte sich gar nicht rühren, zu groß war der Schock, zu klar und unzweifelhaft die Schlussfolgerung. Die klare Flüssigkeit wurde zunächst in die Innenseite ihres linkes Handgelenks befördert, danach die Prozedur auf der rechten Seite wiederholt. Dann schritt der Arzt zurück zur Lade und als er sich diesmal umdrehte, hatte er ein Skalpell in der Hand. Der Anblick sorgte dafür, dass sich ihr gesamter Körper in dem Sessel versteifte. „Kira und ich sind übereingekommen, dass du es selbst machen solltest“, erklärte er. „Du solltest die Gelegenheit bekommen, das Opfer selbst zu bringen. Bitte Gott um Vergebung, dann, ich bin sicher, wirst du auch deinen Vater wiedersehen.“ Er setzte sich und hob die Klinge vor ihr in die Höhe. „Die Schnitte müssen längs sein und nicht quer, das ist wichtig. Was ich dir gespritzt habe, war ein Lokalanästhetikum, wie du es wahrscheinlich vom Zahnarzt bereits kennst. Du wirst nicht einmal Schmerzen verspüren. Kira!“ Er deutete mit der Augenbraue auf einen Punkt hinter Evelyn. Die Tochter kam der Aufforderung nach und hob von der Ablage, die sich dort befinden musste, einen Gegenstand auf, vermutlich eine Schere. Evelyn spürte ein kurzes Rütteln an ihren Armen, dann ließ der Druck der Schnüre nach. Ihre Beine würde sie mutmaßlich selbst befreien müssen. „Wir geben dir eine Stunde, mehr nicht. Das Herz muss frisch sein für die Transplantation.“ Die Türklinke in der Hand, wies der Arzt seine Tochter nach draußen, er selbst blieb noch einen Augenblick zurück. „Ich danke dir, Sandro.“ Eine einzelne Träne verließ sein Auge und seine Stimme brach. „Friede sei mit dir!“

Schließlich verließ auch er den Raum, schloss die Tür hinter sich ab. Evelyn konnte hören, wie der Schlüssel herumgedreht wurde. Sandro blieb allein zurück, das Gesicht ausdruckslos und zerklüftet wie bei ihrer ersten Begegnung. Dann geschah es, dass er allmählich transparent wurde, immer heller und heller, bis – ihres Tränenschleiers zum Trotz – die geflieste Wand hinter seinem Kopf erkennbar wurde und er letztlich ganz verschwand.



Ein wenig unruhig war er, als er nach der Klinke griff. Hoffentlich gab es keine unangenehmen Überraschungen vonseiten des Mädchens, doch der Anblick, der sich ihm offenbarte, ließ das Gegenteil vermuten. Reglos lag das arme Ding am kalten Boden. Zu beiden Seiten ihres Körpers hatten sich dunkle Pfützen gebildet, die Ärmel ihrer Weste waren blutig rot. Jetzt musste es schnell gehen. Hastig stellte er die Kühlbox neben dem Körper ab und beugte sich über Evelyns Kopf, sorgsam darauf bedacht, seine Hose nicht unnötig zu beflecken. Kein Atem war zu hören. Wieder meldete sich sein schlechtes Gewissen, aber es war genau, wie er zuvor erklärt hatte: göttliche Fügung. Es musste so sein.

Er richtete sich auf und erstarrte. Die weit aufgerissenen Augen der vermeintlichen Leiche hatten die Blickrichtung geändert und fixierten jetzt den Arzt, anstatt der Zimmerdecke, heimtückisch und bösartig. Sie hatte die Luft angehalten. Und zwischen ihren Fingern blitzte die Klinge, die sie hätte töten sollen, nicht ihn.



Schlotternd wankte sie durch die Nacht, die in dieser Stunde noch ihr Ende erreichen würde: Es dämmerte bereits am Horizont. Am liebsten hätte sie sich an Ort und Stelle hingelegt, fürchtete aber, dass sie dann nie mehr aufstehen würde. Der Ort des Grauens lag weit hinter ihr, aber irgendwie würde er auf ewig präsent bleiben.

Kira hatte keinerlei Gegenwehr geleistet und sich schreiend und heulend in ihrem Zimmer verbarrikadiert. Hätte sie nur den Willen dazu aufgebracht, sie hätte Evelyn mühelos überwältigen können, ihrer Krankheit zum Trotz, was immer es auch für eine sein sollte. Nicht einmal die Hälfte der dunkelroten Feuchtigkeit, die ihren Körper und ihre Kleidung bedeckte, war die ihre, dennoch war der Blutverlust beträchtlich. Alle drei dicken Blutgefäße, die die Ärzte so gern mit ihren Nadeln traktierten, hatte sie sich durchgeschnitten, die kläglichen Reste in der Spritze hatten kaum Abhilfe gegen die Schmerzen geleistet. Es erstaunte sie immer noch, dass sie es zustande gebracht hatte, die Tortur noch ein zweites Mal zu wiederholen, aber es hatte ganz echt aussehen müssen. Nur diese eine Chance hatte es gegeben, keine weitere.

Eine Stunde wurde zu einer halben Ewigkeit, wenn man den eigenen Tod abwägte. Und diese Zeit hatte ausgereicht; ausgereicht, das Vergangene zu rekapitulieren, das Bekannte, ebenso wie das bisher Unbekannte. Vielleicht hatte ihr Gehirn den Vorhang des Vergessens fallen gelassen, um sie vor einer Gefahr zu beschützen, noch größer als der Schmerz der eigenen Erinnerung. Ausgerechnet der verräterische Geist hatte ihr den entscheidenden Hinweis geliefert: Das Auto war mit dem Heck gegen den Baum gestoßen, den der kleine Lügner ihr gezeigt hatte, hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht und war mit der Fahrerseite voran ins Wasser gestürzt. So offenbarte es ihr die Erinnerung, die zurückgekehrt war, glasklar wie die Scheibe, ehe sie sie zerschmettert hatte. Von ebendiesem Zusammenstoß rührte die verbundene Platzwunde an ihrem Kopf.

Ein Nebelschwaden driftete zur Seite, enthüllte ihr einen Zaun, einen Garten, ein hübsches Einfamilienhaus. Sie war zuhause, aber sie stockte. Dort hinter dem Gartentor lagen die Zeitungen, die sie nicht hatte entgegennehmen können und sie wusste, dort drinnen lauerte die Wahrheit. Nicht ihre Erinnerung, sondern die unumstößliche Tatsache. Eine Stimme sprach leise in ihrem Kopf. Ob es ein weiterer böser, verlogener Rachegeist war, oder doch nur ein verzweifelter Vater, der sich im Recht sah? So sicher wie eben zuvor war sie sich plötzlich nicht mehr. Eine Hand erhob sich vor ihrem inneren Auge, den Daumen nach hinten geklappt. „Wie viele Finger?“, fragte der Arzt.

Und Evelyn antwortete. „Fünf.“
 



 
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