ScarlettMirro
Mitglied
Als ich vom Duschen zurück ins Zimmer kam, hörte ich leise im Hintergrund den Fernseher. Ich hockte mich mit hängenden Schultern davor und sah für einen Moment zu; ich bemühte mich, meine ganze Aufmerksamkeit auf das laufende Gespräch zu lenken. Manchmal flimmerte Kai-Uwes Gesicht kurz auf. Nein, ich wollte nicht an ihn denken.
Das Wasser trocknete allmählich auf meiner Haut. Bilder von Kai-Uwe stiegen auf, wie er an der Bushaltestelle stand, an die Wand des Schutzhäuschens gelehnt. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich fröstelnd auf den Fernseher.
Als die Werbung eingeblendet wurde, stand ich auf und holte noch ein paar kleine Fläschchen aus der Minibar. Die Bilder der vergangenen Tage und Wochen drängten sich erneut auf. Ich versuchte mich zu beherrschen, um nicht wieder unter die Dusche zu steigen. Inzwischen lag die zweite Garnitur Handtücher durchnässt im Badezimmer.
Mich schauderte, als die Moderatorin das Wort „Eifersucht“ benutzte; und da waren die Erinnerungen der letzten Zeit von neuem. Nur am Anfang ist Eifersucht harmlos. Am Anfang nach unserer Trennung hatte ich auf Kai-Uwes Nachstellungen vielleicht sogar geschmeichelt reagiert. Später war ich genervt, als ich überall sein Gesicht sah, und bald danach versuchte ich ihm auszuweichen. Ich verabredete sogar Klingelzeichen mit meinen Freunden, damit ich nicht jedes Mal mit ihm sprechen musste, wenn er anrief.
Kai-Uwe nahm es nicht gelassen, als ich die Beziehung beendetet hatte. Er suchte nach mir, lauerte mir an meiner Arbeitsstelle auf, weil er angeblich nur mit mir reden wollte. Dann erklärte er, dass er kein Problem damit habe, dass ich ausgezogen sei, aber er würde gern noch immer mit mir schlafen wollen. Und er fragte mich, wo denn das Problem wäre. Eingeengt wie ein wildes Tier suchte ich nach einer Fluchtmöglichkeit. Anfangs vermied ich, meine neue Wohnung zu verlassen. Später aber entdeckte ich, dass ich nachts spazieren gehen konnte.
Ich sah auf die Uhr, ein Uhr morgens. Duschen. Ich hielt es nicht aus. Duschen oder Schnaps. Ich ging wieder unter die Dusche. Der Wasserstrahl brachte mich immer wieder in die Gegenwart zurück.
In einer dieser Nächte allerdings war ich an den See im Park gegangen, die Enten hatten bereits ihre Köpfe ins Gefieder gesteckt. Ich fühlte mich frei wie ein Vogel. In dem kühlen Wasser badete ich, als Kai-Uwe plötzlich am Ufer stand. Dort, wo ich zuvor meine Sachen abgelegt hatte.
„So. Hier nackt baden kannst du, du Hure!“
„Kai-Uwe, bitte nicht!“, flüsterte ich schwach.
„Kai-Uwe, bitte nicht“, höhnte er, dann trampelte er wie irrsinnig auf meinen Kleidern herum, „Kai-Uwe will aber!“ klang es wie aus einem Kindermund. „Du hast mir mein Leben zerstört, Anke. Und ich will es wiederhaben. Ich will dich wiederhaben! Du musst zurückkommen.“
„Nein, es ist vorbei.“ Obwohl ich es nicht wollte, klang meine Stimme belegt, „Kai-Uwe, versteh doch. Es ist vorbei! Wir können Freunde …!“
„Freunde bleiben? Nein. Niemals, Anke. Komm raus!“, seine Stimme schwoll an, „Komm. Und ich werde dir nichts tun!“
„Geh. Bitte.“
„Nun, wie du willst. Dann werde ich dich nach hause holen“, schnell zog er sich die Kordhose, das Hemd und seine Unterhose aus und kam ins Wasser. Ich wehrte mich so gut ich konnte. Mit seinem Handrücken schlug er mir mehrfach ins Gesicht, meine Wangen brannten. Er schüttelte mich fest und schlug erneut zu. Mir wurde schwindelig.
„Wieso tust du mir das an?“, fragte er mich immer wieder nahezu hysterisch, „Wieso tust du das?“
Ich fürchtete um mein Leben und versprach ihm, alles werde wieder gut. Dann nahm er meinen Kopf fest an seine Brust und begann zu weinen, seine Brusthaare verklebten mit meinem Blut. Zwischen den Zehen spürte ich den Schlamm durchglitschen, mir fröstelte.
„Komm! Ich brauche dich!“, sagte Kai-Uwe und hielt mich fest gepackt. Ich wurde zur unbelebten Puppe in seiner Unklammerung. Kai-Uwe roch an meinem Hals und stöhnte auf.
„Ich habe dich so vermisst. Sag, dass du mich auch vermisst hast. Sag es!“
„Ich habe dich vermisst!“, sagte ich mechanisch, mein Gesicht schmerzte noch immer.
„Ich habe dich so sehr vermisst, Anke!“ Stöhnend zog er mich zum kalten glitschigen Boden, hielt mir mit einer Hand beide Hände über dem Kopf fest und schob sich ächzend und stöhnend zwischen meine Beine. „Sag mir noch mal, dass du mich vermisst hast!“ forderte er mich auf.
Mein Körper lag da in dem Matsch, meine Füße hingen im Wasser und die Enten hatten ihre Köpfe wieder ins Gefieder gesteckt. Sie ignorierten, was hier geschah. Ich zählte irgendwas. Und es dauerte nicht lange, dann war Kai-Uwe mit mir fertig. Zum ersten Mal. Sein Samen lief mir zwischen den Schenkeln entlang. Eine dünne Eisschicht überzog mich innerlich. Ich fühlte mich wie kaltgestellt.
„Und nun ziehst du wieder bei mir ein!“
„Ich muss vorher aber noch ein paar Sachen holen!“, sagte ich.
„Ich komme mit! Ich helfe dir packen.“
„Willst du auch morgen mit zur Arbeit kommen?“, fragte ich lakonisch.
„Natürlich nicht! Du bist krank“, er lachte, „Wir werden heiraten! Und dann adoptieren wir ein kleines Mädchen!“
„Später vielleicht!“
„Du heiratest mich?“, und als ich zögerte, fügte er an, „Ich glaube dir nicht! Ich brauche Beweise. Du hast mich einmal verlassen, vergiss das nicht. Du hast mich verlassen und mich sehr lange hinter dir herlaufen lassen! Jetzt gehen wir zu dir, und anschließend fahren wir zu mir. Du kannst dich morgen krank melden!“ er zog mich auf die Beine und schüttelte den Kopf. „Du bist ganz voller Schlamm. Schwimm mal noch ne Runde im Wasser und dann zieh dich an!“
Kai-Uwe bewachte jede Minute meine Handlungen. Er ging mit in die Wohnung, er suchte die Kleider aus, die ihm am besten gefielen und er brachte mich in seine Wohnung.
„Ja, du wirst lernen, dass man geschenktes Vertrauen nicht so schnell verspielen sollte“, sagte er auf der Fahrt zu seiner Wohnung, und es klang, als sei in ihm ein Gedanke gereift.
Als wir in seiner Wohnung angekommen waren, knipste er das Licht an. Der Gestank von verbrauchter und verpesteter Luft verschlug mir den Atem. Was ich sah, war unbeschreiblich. Ein Bild an der Wand, das ich besonders gemocht hatte, war mit schwarzem Edding verunstaltet worden. Überall lagen zerrissene, beschmierte und bemalte Fotos. Ein großes Foto von mir hing nur noch zerfetzt mit Wurfpfeilen durchlöchert an der Wand. Überall lagen leere Weinflaschen, leere Bierdosen und Essensreste, dreckige Wäsche, zerschnitten Unterwäsche, die scheinbar mir gehört hatte und die ich hier vergessen hatte.
„Das ist alles deine Schuld!“, sagte er ungerührt. Er weidete sich an meinem Entsetzen. Offensichtlich fühlte er sich im Recht.
„Hast Du noch was von dem Wein da?“, versuchte ich möglichst gelassen zu reagieren und zeigte auf die leeren Flaschen.
„Du räumst hier auf. Schließlich ist es deine Schuld, dass es hier so aussieht. Und, es wird hier nicht wieder so aussehen.“
Das alles konnte nur ein Scherz sein. Ich fragte mich, wie lange er das alles aufrecht halten wollte. Sie würden mich doch suchen, meine Eltern, meine Freunde.
„Kann ich mir erstmal die Wunden versorgen?“
„Nein!“, sagte er bestimmt.
„Aber, dann werden es Narben! Ich muss sie reinigen!“ Zum ersten Mal schrie ich. Sofort schlug er mir ins Gesicht, aber auch das entsprang einer Selbstverständlichkeit. Es lag darin keine Raserei, kein Zorn, nichts. Das machte mir Angst.
„Du schreist mich nicht wieder an. Ich habe verstanden, wie ich mit dir umgehen muss!“, seine Stimme klang bedrohlich. „Und nun räume auf. Es stört mich nicht, wenn du Narben im Gesicht bekommst.“
Die häufigen Schläge in der folgenden Zeit hatten neue und alte tiefe Wunden nicht mehr richtig verheilen lassen. Mein Gesicht glich der verdörrten und lebensfeindlichen Marslandschaft. Während ich die Wohnung reinigte und aufräumte, was ich sehr gründlich tat, um Zeit zu gewinnen, kramte Kai-Uwe ein Hanfseil aus seiner Arbeitskiste hervor. Er legte mir das Seil um die Beine, es kratzte und schürfte die Beine auf.
„Sei nicht albern, ich lauf dir nicht weg!“, versuchte ich einen scherzhaften Ton.
Er richtete sich auf und schlug mir wieder ins Gesicht.
„Das war respektlos. Respekt vor mir werde ich dich lehren!“, und er fügte kurze Zeit später wie ein Lehrer hinzu: „Und sprich nur noch, wenn ich es dir erlaube, oder wenn ich eine Antwort von dir will.“ Er war zufrieden, als ich stumm wieder an die Arbeit ging und sinnierte: „Weißt du, ich habe immer gedacht, dass ich jene Männer nicht verstehen könnte, die mit ihren Frauen brutal umspringen. Sie haben aber Recht“, er machte eine kleine Pause, „Und ich habe auch gedacht, dass ich nicht so brutal sein könnte, weil es dir ja weh tun könnte, und weil du weinen würdest. Aber ich muss dir sagen, es macht mir sogar richtig Spaß, inzwischen. Es macht mir richtig Spaß, deine Tränen, deine Angst, deine mickrigen Versuche, mein Mitleid zu erheischen. Es macht mir wirklich Spaß. Und du lernst Gehorsam“, er lachte und versetzte mir verspielt einen festen Klaps auf den Hintern. In diesem Moment erst verstand ich das ganze hoffnungslose Ausmaß meiner Folter.
Sobald ich in den nächsten Tagen versuchte mich zu reinigen, peinigte er mich mit einer kleinen Gerte, die er mir über die Finger zog. Er benutzte mich, wie und wann er es wollte. Wenn ich kochte und er gerade Lust hatte, dann kam er rüber und bestieg mich wie eine Stute. Als ich nicht sofort spurte, holte er seine Gerte und zwang mich seinen Schwanz zu nehmen, bis er kam. Wenn das Essen deswegen verbrannte, schlug er mich, ließ mich den Dreck beseitigen und zwang mich, erneut zu kochen oder zum Sex. Bald schlug er mich überall hin. Am liebsten trat er in meinen Bauch und freute sich, wenn ich mich übergeben musste. Ich bettelte ihn an, dass ich mich für ihn zurechtmachen dürfte. Ich erzählte ihm von dem Wunsch, dass ich für ihn schön sein wollte. Nichts half. Irgendwann resignierte ich. Er hatte gewonnen, und ich war verloren.
Wenn er zum Einkaufen oder mit Freunden ausging, kettete er mich mit den Handschellen an das Heizungsrohr direkt auf der Toilette und steckte mir seine Socke in den Mund. Wenn meine Schlafenszeit kam, kettete er mich so ans Bett, dass er mich benutzen konnte, wenn er das wollte. Manchmal tastete ich mein Gesicht im Dunkeln heimlich ab, die Glätte von Früher war verschwunden. Meine Hände waren rissig vom Putzen. Blaue Flecken hatte ich am Bauch und das Atmen machte mir durch die gebrochene linke Rippe Schwierigkeiten. An den Armen, auf dem Rücken und an den Händen hatte ich auch feine Risse von der Gerte.
Essen gab es für mich selten, nur Abfälle, denn ich sollte Demut lernen. Wein, Bier und Schnaps durfte ich haben. Und das nahm ich zu mir, so viel ich konnte. Dafür war ich ihm wirklich dankbar, damit konnte ich mich bewusstlos saufen. Ihm war es egal, ob ich wach war oder nicht, wenn er mich benutzte.
Weil ich mich nach vier Monaten absolut gefügig zeigte und mich bewusstlos soff, wenn ich konnte, wurde er nachlässiger mit den Handschellen für die Nacht. Schließlich, nach einem weiteren Monat, soff er mit. Ich beobachtete seine Nachlässigkeit und gab mir Mühe, weniger zu saufen - unbemerkt weniger.
Tatsächlich hatte ich keine Vorstellung davon gehabt, wie ich aus dieser Hölle rauskommen könnte. Eines Nachts jedoch hatte er so viel gesoffen, dass er die Handschellen vergaß. Ich lag neben ihm in gewohnter Haltung und wartete, bis sein Schwanz nass aus mir rausrutschte, er selbst schlief fast direkt nach dem Akt ein. Schwer viel es mir trotz des Korns wach zu bleiben. Nach einer Ewigkeit versuchte ich mich zu bewegen. Kai-Uwe reagierte nicht. Ich griff vorsichtig nach den Handschellen, die bereits am Bett vormontiert waren. Kai-Uwe reagierte nicht. Er schnarchte tief. Ich öffnete die Handschelle langsam und horchte wieder. Dann schloss ich sie um sein rechtes Handgelenk. Stolpernd und taumelnd sprang ich hoch, der Korn lag schwer in meinen Gliedern; die Nachttischlampe fiel scheppernd runter. Kai-Uwe reagierte nicht. Ich beeilte mich, die Fußfessel am Bettgestell ebenfalls schnell zu schließen. Mit dem Hanfseil fesselte ich seine zweite Hand an dem Bettpfosten. Jetzt konnte er mir nichts mehr tun. Mein erster Gedanke war die sofortige Flucht. Aber dann kam die Wut, die Pein und die Angst der vergangenen Zeit hoch. Endlich konnte ich mich meiner Haut wehren.
Ich ging ins Badezimmer, betrachtete zum ersten Mal seit wenigstens zwei Monaten mein Gesicht und erkannte, wieso das Brennen nicht nachließ. Einige Schnittwunden waren entzündet und eiterten bereits. Ich reinigte mein Gesicht so gut es ging und versorgte notdürftig meine Wunden. Meine Haare waren lang und verfilzt, schmutzig grau und fettig. Ich suchte nach einer Schere und schnitt mein Haar auf 5 cm Länge ab und duschte ausgiebig. Und Kai-Uwe? Wie sollte es nun weiter gehen? Innerlich fühlte ich mich eingeschlossen von einer dicken kalten Eisschicht.
Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, lag Kai-Uwe lächelnd vor mir. Keine Spur von Angst.
„Nun, hast du Oberwasser? Ich werde dich finden und dann hol ich dich wieder hier her!“
„Wirst du nicht, Arschloch!“
„Wieso nicht? Die Polizei tut nichts. Und du wirst dich nicht ewig verstecken können! Also denk daran: Gehorsam und Respekt.“
„Ich habe mich in dir getäuscht. Ich hätte dir nie zugetraut, was du mir angetan hast, du Stück Dreck!“
„Was willst du eigentlich? Du hast gekriegt, was du verdient hast.“
„Du tust mir nichts mehr, Du nicht!“ Ich drehte mich um und holte ein großes Fleischermesser aus der Küche. Damit ritzte ich ihm unter dem Fuß als erstes die Haut tief auf.
„Lass das!“, er wurde ärgerlich und trat mit dem freien Fuß nach mir, als sei ich eine lästige Fliege.
Adrenalin klopfte kräftig gegen meine Schläfen und ich spürte, wie mich das für einen Moment erleichterte. Blind vor Hass stopfte ich ihm seine eigene Unterhose in den Mund und band ein Tuch um seinen Kopf. Ich wollte ihm wehtun und ihm Schmerzen bereiten, die ihn Jederzeit an mich erinnerten. Automatisch zerschnitt ich ihm die Bänder an den Kniescheiben. Kai-Uwe stöhnte auf.
„Du wirst mich nicht verfolgen. Du wirst mich nicht verfolgen“, schrie ich und handelte wie im Rausch. Beflügelt durch den Korn im Blut schlug ich auf ihn ein. Wie hysterisch brach ich dann am Bett flennend zusammen: „Du machst alles kaputt! Alles!“ Tränen liefen ihm stumm über das Gesicht. Ich trommelte schreiend auf seiner Brust rum. Langsam kam ich zu mir, betrachtete den blutenden und gefesselten Kai-Uwe. Plötzlich ich hatte es eilig, ich wollte nur noch raus aus der Wohnung. Weg, egal wohin. Ich packte meine Tasche und rannte fort.
Ich suchte ein Hotel, wo ich für diese Nacht bleiben konnte. Angekommen in dem Zimmer ging ich duschen. Das Bild des gefesselten Kai-Uwes hatte ich noch immer vor Augen.
Er würde vermutlich bald wieder aus dem Krankenhaus kommen und er würde mir vermutlich wieder nachstellen. Und in diesem Moment tastete ich zum ersten Mal nach dem Gedanken, irgendwo auf dieser Welt mit einer neuen Vergangenheit eine neue Zukunft zu beginnen.
Zum vierten Mal nun drehte ich die Dusche ab. Ich fror. Die Sommerdecke trocknete meine Haut. Bevor ich einschlief, dachte ich daran, wie Kai-Uwe auf seinem Bett lag, gefesselt, blutend und außer Gefecht gesetzt. Wieso hatte er mich kalt gestellt? „Kaltgestellt“ hallte es in mir.
Das Wasser trocknete allmählich auf meiner Haut. Bilder von Kai-Uwe stiegen auf, wie er an der Bushaltestelle stand, an die Wand des Schutzhäuschens gelehnt. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich fröstelnd auf den Fernseher.
Als die Werbung eingeblendet wurde, stand ich auf und holte noch ein paar kleine Fläschchen aus der Minibar. Die Bilder der vergangenen Tage und Wochen drängten sich erneut auf. Ich versuchte mich zu beherrschen, um nicht wieder unter die Dusche zu steigen. Inzwischen lag die zweite Garnitur Handtücher durchnässt im Badezimmer.
Mich schauderte, als die Moderatorin das Wort „Eifersucht“ benutzte; und da waren die Erinnerungen der letzten Zeit von neuem. Nur am Anfang ist Eifersucht harmlos. Am Anfang nach unserer Trennung hatte ich auf Kai-Uwes Nachstellungen vielleicht sogar geschmeichelt reagiert. Später war ich genervt, als ich überall sein Gesicht sah, und bald danach versuchte ich ihm auszuweichen. Ich verabredete sogar Klingelzeichen mit meinen Freunden, damit ich nicht jedes Mal mit ihm sprechen musste, wenn er anrief.
Kai-Uwe nahm es nicht gelassen, als ich die Beziehung beendetet hatte. Er suchte nach mir, lauerte mir an meiner Arbeitsstelle auf, weil er angeblich nur mit mir reden wollte. Dann erklärte er, dass er kein Problem damit habe, dass ich ausgezogen sei, aber er würde gern noch immer mit mir schlafen wollen. Und er fragte mich, wo denn das Problem wäre. Eingeengt wie ein wildes Tier suchte ich nach einer Fluchtmöglichkeit. Anfangs vermied ich, meine neue Wohnung zu verlassen. Später aber entdeckte ich, dass ich nachts spazieren gehen konnte.
Ich sah auf die Uhr, ein Uhr morgens. Duschen. Ich hielt es nicht aus. Duschen oder Schnaps. Ich ging wieder unter die Dusche. Der Wasserstrahl brachte mich immer wieder in die Gegenwart zurück.
In einer dieser Nächte allerdings war ich an den See im Park gegangen, die Enten hatten bereits ihre Köpfe ins Gefieder gesteckt. Ich fühlte mich frei wie ein Vogel. In dem kühlen Wasser badete ich, als Kai-Uwe plötzlich am Ufer stand. Dort, wo ich zuvor meine Sachen abgelegt hatte.
„So. Hier nackt baden kannst du, du Hure!“
„Kai-Uwe, bitte nicht!“, flüsterte ich schwach.
„Kai-Uwe, bitte nicht“, höhnte er, dann trampelte er wie irrsinnig auf meinen Kleidern herum, „Kai-Uwe will aber!“ klang es wie aus einem Kindermund. „Du hast mir mein Leben zerstört, Anke. Und ich will es wiederhaben. Ich will dich wiederhaben! Du musst zurückkommen.“
„Nein, es ist vorbei.“ Obwohl ich es nicht wollte, klang meine Stimme belegt, „Kai-Uwe, versteh doch. Es ist vorbei! Wir können Freunde …!“
„Freunde bleiben? Nein. Niemals, Anke. Komm raus!“, seine Stimme schwoll an, „Komm. Und ich werde dir nichts tun!“
„Geh. Bitte.“
„Nun, wie du willst. Dann werde ich dich nach hause holen“, schnell zog er sich die Kordhose, das Hemd und seine Unterhose aus und kam ins Wasser. Ich wehrte mich so gut ich konnte. Mit seinem Handrücken schlug er mir mehrfach ins Gesicht, meine Wangen brannten. Er schüttelte mich fest und schlug erneut zu. Mir wurde schwindelig.
„Wieso tust du mir das an?“, fragte er mich immer wieder nahezu hysterisch, „Wieso tust du das?“
Ich fürchtete um mein Leben und versprach ihm, alles werde wieder gut. Dann nahm er meinen Kopf fest an seine Brust und begann zu weinen, seine Brusthaare verklebten mit meinem Blut. Zwischen den Zehen spürte ich den Schlamm durchglitschen, mir fröstelte.
„Komm! Ich brauche dich!“, sagte Kai-Uwe und hielt mich fest gepackt. Ich wurde zur unbelebten Puppe in seiner Unklammerung. Kai-Uwe roch an meinem Hals und stöhnte auf.
„Ich habe dich so vermisst. Sag, dass du mich auch vermisst hast. Sag es!“
„Ich habe dich vermisst!“, sagte ich mechanisch, mein Gesicht schmerzte noch immer.
„Ich habe dich so sehr vermisst, Anke!“ Stöhnend zog er mich zum kalten glitschigen Boden, hielt mir mit einer Hand beide Hände über dem Kopf fest und schob sich ächzend und stöhnend zwischen meine Beine. „Sag mir noch mal, dass du mich vermisst hast!“ forderte er mich auf.
Mein Körper lag da in dem Matsch, meine Füße hingen im Wasser und die Enten hatten ihre Köpfe wieder ins Gefieder gesteckt. Sie ignorierten, was hier geschah. Ich zählte irgendwas. Und es dauerte nicht lange, dann war Kai-Uwe mit mir fertig. Zum ersten Mal. Sein Samen lief mir zwischen den Schenkeln entlang. Eine dünne Eisschicht überzog mich innerlich. Ich fühlte mich wie kaltgestellt.
„Und nun ziehst du wieder bei mir ein!“
„Ich muss vorher aber noch ein paar Sachen holen!“, sagte ich.
„Ich komme mit! Ich helfe dir packen.“
„Willst du auch morgen mit zur Arbeit kommen?“, fragte ich lakonisch.
„Natürlich nicht! Du bist krank“, er lachte, „Wir werden heiraten! Und dann adoptieren wir ein kleines Mädchen!“
„Später vielleicht!“
„Du heiratest mich?“, und als ich zögerte, fügte er an, „Ich glaube dir nicht! Ich brauche Beweise. Du hast mich einmal verlassen, vergiss das nicht. Du hast mich verlassen und mich sehr lange hinter dir herlaufen lassen! Jetzt gehen wir zu dir, und anschließend fahren wir zu mir. Du kannst dich morgen krank melden!“ er zog mich auf die Beine und schüttelte den Kopf. „Du bist ganz voller Schlamm. Schwimm mal noch ne Runde im Wasser und dann zieh dich an!“
Kai-Uwe bewachte jede Minute meine Handlungen. Er ging mit in die Wohnung, er suchte die Kleider aus, die ihm am besten gefielen und er brachte mich in seine Wohnung.
„Ja, du wirst lernen, dass man geschenktes Vertrauen nicht so schnell verspielen sollte“, sagte er auf der Fahrt zu seiner Wohnung, und es klang, als sei in ihm ein Gedanke gereift.
Als wir in seiner Wohnung angekommen waren, knipste er das Licht an. Der Gestank von verbrauchter und verpesteter Luft verschlug mir den Atem. Was ich sah, war unbeschreiblich. Ein Bild an der Wand, das ich besonders gemocht hatte, war mit schwarzem Edding verunstaltet worden. Überall lagen zerrissene, beschmierte und bemalte Fotos. Ein großes Foto von mir hing nur noch zerfetzt mit Wurfpfeilen durchlöchert an der Wand. Überall lagen leere Weinflaschen, leere Bierdosen und Essensreste, dreckige Wäsche, zerschnitten Unterwäsche, die scheinbar mir gehört hatte und die ich hier vergessen hatte.
„Das ist alles deine Schuld!“, sagte er ungerührt. Er weidete sich an meinem Entsetzen. Offensichtlich fühlte er sich im Recht.
„Hast Du noch was von dem Wein da?“, versuchte ich möglichst gelassen zu reagieren und zeigte auf die leeren Flaschen.
„Du räumst hier auf. Schließlich ist es deine Schuld, dass es hier so aussieht. Und, es wird hier nicht wieder so aussehen.“
Das alles konnte nur ein Scherz sein. Ich fragte mich, wie lange er das alles aufrecht halten wollte. Sie würden mich doch suchen, meine Eltern, meine Freunde.
„Kann ich mir erstmal die Wunden versorgen?“
„Nein!“, sagte er bestimmt.
„Aber, dann werden es Narben! Ich muss sie reinigen!“ Zum ersten Mal schrie ich. Sofort schlug er mir ins Gesicht, aber auch das entsprang einer Selbstverständlichkeit. Es lag darin keine Raserei, kein Zorn, nichts. Das machte mir Angst.
„Du schreist mich nicht wieder an. Ich habe verstanden, wie ich mit dir umgehen muss!“, seine Stimme klang bedrohlich. „Und nun räume auf. Es stört mich nicht, wenn du Narben im Gesicht bekommst.“
Die häufigen Schläge in der folgenden Zeit hatten neue und alte tiefe Wunden nicht mehr richtig verheilen lassen. Mein Gesicht glich der verdörrten und lebensfeindlichen Marslandschaft. Während ich die Wohnung reinigte und aufräumte, was ich sehr gründlich tat, um Zeit zu gewinnen, kramte Kai-Uwe ein Hanfseil aus seiner Arbeitskiste hervor. Er legte mir das Seil um die Beine, es kratzte und schürfte die Beine auf.
„Sei nicht albern, ich lauf dir nicht weg!“, versuchte ich einen scherzhaften Ton.
Er richtete sich auf und schlug mir wieder ins Gesicht.
„Das war respektlos. Respekt vor mir werde ich dich lehren!“, und er fügte kurze Zeit später wie ein Lehrer hinzu: „Und sprich nur noch, wenn ich es dir erlaube, oder wenn ich eine Antwort von dir will.“ Er war zufrieden, als ich stumm wieder an die Arbeit ging und sinnierte: „Weißt du, ich habe immer gedacht, dass ich jene Männer nicht verstehen könnte, die mit ihren Frauen brutal umspringen. Sie haben aber Recht“, er machte eine kleine Pause, „Und ich habe auch gedacht, dass ich nicht so brutal sein könnte, weil es dir ja weh tun könnte, und weil du weinen würdest. Aber ich muss dir sagen, es macht mir sogar richtig Spaß, inzwischen. Es macht mir richtig Spaß, deine Tränen, deine Angst, deine mickrigen Versuche, mein Mitleid zu erheischen. Es macht mir wirklich Spaß. Und du lernst Gehorsam“, er lachte und versetzte mir verspielt einen festen Klaps auf den Hintern. In diesem Moment erst verstand ich das ganze hoffnungslose Ausmaß meiner Folter.
Sobald ich in den nächsten Tagen versuchte mich zu reinigen, peinigte er mich mit einer kleinen Gerte, die er mir über die Finger zog. Er benutzte mich, wie und wann er es wollte. Wenn ich kochte und er gerade Lust hatte, dann kam er rüber und bestieg mich wie eine Stute. Als ich nicht sofort spurte, holte er seine Gerte und zwang mich seinen Schwanz zu nehmen, bis er kam. Wenn das Essen deswegen verbrannte, schlug er mich, ließ mich den Dreck beseitigen und zwang mich, erneut zu kochen oder zum Sex. Bald schlug er mich überall hin. Am liebsten trat er in meinen Bauch und freute sich, wenn ich mich übergeben musste. Ich bettelte ihn an, dass ich mich für ihn zurechtmachen dürfte. Ich erzählte ihm von dem Wunsch, dass ich für ihn schön sein wollte. Nichts half. Irgendwann resignierte ich. Er hatte gewonnen, und ich war verloren.
Wenn er zum Einkaufen oder mit Freunden ausging, kettete er mich mit den Handschellen an das Heizungsrohr direkt auf der Toilette und steckte mir seine Socke in den Mund. Wenn meine Schlafenszeit kam, kettete er mich so ans Bett, dass er mich benutzen konnte, wenn er das wollte. Manchmal tastete ich mein Gesicht im Dunkeln heimlich ab, die Glätte von Früher war verschwunden. Meine Hände waren rissig vom Putzen. Blaue Flecken hatte ich am Bauch und das Atmen machte mir durch die gebrochene linke Rippe Schwierigkeiten. An den Armen, auf dem Rücken und an den Händen hatte ich auch feine Risse von der Gerte.
Essen gab es für mich selten, nur Abfälle, denn ich sollte Demut lernen. Wein, Bier und Schnaps durfte ich haben. Und das nahm ich zu mir, so viel ich konnte. Dafür war ich ihm wirklich dankbar, damit konnte ich mich bewusstlos saufen. Ihm war es egal, ob ich wach war oder nicht, wenn er mich benutzte.
Weil ich mich nach vier Monaten absolut gefügig zeigte und mich bewusstlos soff, wenn ich konnte, wurde er nachlässiger mit den Handschellen für die Nacht. Schließlich, nach einem weiteren Monat, soff er mit. Ich beobachtete seine Nachlässigkeit und gab mir Mühe, weniger zu saufen - unbemerkt weniger.
Tatsächlich hatte ich keine Vorstellung davon gehabt, wie ich aus dieser Hölle rauskommen könnte. Eines Nachts jedoch hatte er so viel gesoffen, dass er die Handschellen vergaß. Ich lag neben ihm in gewohnter Haltung und wartete, bis sein Schwanz nass aus mir rausrutschte, er selbst schlief fast direkt nach dem Akt ein. Schwer viel es mir trotz des Korns wach zu bleiben. Nach einer Ewigkeit versuchte ich mich zu bewegen. Kai-Uwe reagierte nicht. Ich griff vorsichtig nach den Handschellen, die bereits am Bett vormontiert waren. Kai-Uwe reagierte nicht. Er schnarchte tief. Ich öffnete die Handschelle langsam und horchte wieder. Dann schloss ich sie um sein rechtes Handgelenk. Stolpernd und taumelnd sprang ich hoch, der Korn lag schwer in meinen Gliedern; die Nachttischlampe fiel scheppernd runter. Kai-Uwe reagierte nicht. Ich beeilte mich, die Fußfessel am Bettgestell ebenfalls schnell zu schließen. Mit dem Hanfseil fesselte ich seine zweite Hand an dem Bettpfosten. Jetzt konnte er mir nichts mehr tun. Mein erster Gedanke war die sofortige Flucht. Aber dann kam die Wut, die Pein und die Angst der vergangenen Zeit hoch. Endlich konnte ich mich meiner Haut wehren.
Ich ging ins Badezimmer, betrachtete zum ersten Mal seit wenigstens zwei Monaten mein Gesicht und erkannte, wieso das Brennen nicht nachließ. Einige Schnittwunden waren entzündet und eiterten bereits. Ich reinigte mein Gesicht so gut es ging und versorgte notdürftig meine Wunden. Meine Haare waren lang und verfilzt, schmutzig grau und fettig. Ich suchte nach einer Schere und schnitt mein Haar auf 5 cm Länge ab und duschte ausgiebig. Und Kai-Uwe? Wie sollte es nun weiter gehen? Innerlich fühlte ich mich eingeschlossen von einer dicken kalten Eisschicht.
Als ich zurück ins Schlafzimmer kam, lag Kai-Uwe lächelnd vor mir. Keine Spur von Angst.
„Nun, hast du Oberwasser? Ich werde dich finden und dann hol ich dich wieder hier her!“
„Wirst du nicht, Arschloch!“
„Wieso nicht? Die Polizei tut nichts. Und du wirst dich nicht ewig verstecken können! Also denk daran: Gehorsam und Respekt.“
„Ich habe mich in dir getäuscht. Ich hätte dir nie zugetraut, was du mir angetan hast, du Stück Dreck!“
„Was willst du eigentlich? Du hast gekriegt, was du verdient hast.“
„Du tust mir nichts mehr, Du nicht!“ Ich drehte mich um und holte ein großes Fleischermesser aus der Küche. Damit ritzte ich ihm unter dem Fuß als erstes die Haut tief auf.
„Lass das!“, er wurde ärgerlich und trat mit dem freien Fuß nach mir, als sei ich eine lästige Fliege.
Adrenalin klopfte kräftig gegen meine Schläfen und ich spürte, wie mich das für einen Moment erleichterte. Blind vor Hass stopfte ich ihm seine eigene Unterhose in den Mund und band ein Tuch um seinen Kopf. Ich wollte ihm wehtun und ihm Schmerzen bereiten, die ihn Jederzeit an mich erinnerten. Automatisch zerschnitt ich ihm die Bänder an den Kniescheiben. Kai-Uwe stöhnte auf.
„Du wirst mich nicht verfolgen. Du wirst mich nicht verfolgen“, schrie ich und handelte wie im Rausch. Beflügelt durch den Korn im Blut schlug ich auf ihn ein. Wie hysterisch brach ich dann am Bett flennend zusammen: „Du machst alles kaputt! Alles!“ Tränen liefen ihm stumm über das Gesicht. Ich trommelte schreiend auf seiner Brust rum. Langsam kam ich zu mir, betrachtete den blutenden und gefesselten Kai-Uwe. Plötzlich ich hatte es eilig, ich wollte nur noch raus aus der Wohnung. Weg, egal wohin. Ich packte meine Tasche und rannte fort.
Ich suchte ein Hotel, wo ich für diese Nacht bleiben konnte. Angekommen in dem Zimmer ging ich duschen. Das Bild des gefesselten Kai-Uwes hatte ich noch immer vor Augen.
Er würde vermutlich bald wieder aus dem Krankenhaus kommen und er würde mir vermutlich wieder nachstellen. Und in diesem Moment tastete ich zum ersten Mal nach dem Gedanken, irgendwo auf dieser Welt mit einer neuen Vergangenheit eine neue Zukunft zu beginnen.
Zum vierten Mal nun drehte ich die Dusche ab. Ich fror. Die Sommerdecke trocknete meine Haut. Bevor ich einschlief, dachte ich daran, wie Kai-Uwe auf seinem Bett lag, gefesselt, blutend und außer Gefecht gesetzt. Wieso hatte er mich kalt gestellt? „Kaltgestellt“ hallte es in mir.