Et contra nubes
Mitglied
Am nächsten Abend sind wir unterwegs in die Innenstadt von Kiel. Der Tipp, sich am Hafen zu orientieren und die Kneipe „Klabautermann“ ins Visier zu nehmen, ist uns Befehl. Ich bin ein junger Mann und im tiefsten Inneren ein noch naiver Mensch. Ich bin von all´ diesen Dingen, denen ich begegne, überwältigt.
Der Klabautermann wird sich tief in mein Gedächtnis einprägen. Einer Höhle gleich, mit lauter Musik, beseelt von tanzende Leibern mit all´ ihren Ausdünstungen, enges Halbdunkel.
Dichte Rauchwolken ziehen über den Köpfen der Tanzenden hinweg. Wir zwängen uns durch die Menge und erreichen, zu unserer Überraschung, einen freien Tisch. Das heißt, so ganz frei ist er nicht.
Drei Damen sitzen an der Wandseite und strahlen uns an, dass die Drei zur Profiliga gehören, müssen wir nicht herausfinden, das ist klar. Für die Seelords ist unverkennbar, hier laufen wir ein. Die Girls werfen sich ran und bekommen ihre gewünschten Getränke.
Ich sitze neben einer blonden Mittdreißigerin, Allerweltsgesicht, angetrunken, mit halbvollem Glas in der Hand. Sie lächelt mich an und schlürft an ihrem Drink und ich spüre, wie sich ihr Bein über meines legt.
Ich greife an ihren Oberschenkel und ernte von ihr ein noch breiteres Lächeln. Ich werde direkter und es scheint sie in ihrem Tun nicht zu behindern, denn sie hat sich abgewandt und lacht mit ihrer Freundin, die links neben ihr sitzt.
Diese Frauen kann man nicht wirklich beeindrucken, das habe ich jetzt verstanden. Der Abend beginnt gemütlich zu werden. Es ist die typische Gemengelage von Ausgelassenheit, von großspurigem Gerede und zotigen Witzen und jeder am Tisch versucht den anderen zu übertrumpfen. So geht das eine ganze Zeit lang.
Die Blonde schaut mich über ihr halbvolles Glas vielsagend an, als erwarte sie ein Angebot von mir. Doch dann meldet sich lautstark der Smutje zu Wort, der mir gegenübersitzt und hier schon öfter Gast war, er will uns etwas vorführen.
In seinen Händen blitzt ein Zwei-DM-Stück. Er zwinkert der „Kleinen“ neben mir zu und sie ist sofort Feuer und Flamme, denn sie kennt das Spiel. Sie rückt mit einer Behändigkeit von mir weg, als hätte ich die Lepra und setzt sich in Position.
Ich bin erstaunt, hier spielt sich etwas ab, das beiden Probanden nicht unbekannt zu sein scheint.
Sie blitzt ihn mit ihren Augen herausfordernd an und der Smutje schwenkt, dabei über das ganze Gesicht grinsend, in kreisenden Bewegungen, sein Geldstück vor uns hin und her. Mit einem Mal rollt er es über den Tisch in ihre Richtung.
Die Kleine erhebt sich blitzartig auf Tischhöhe, hebt ihren Rock und fängt, mit ihrem für uns alle sichtbaren und mit den Fingern gespreizten Geschlecht, die Münze gekonnt von der Tischplatte. Ich bin verblüfft, während es um den Tisch nur so tobt.
Die Lords sind begeistert und dem Smutje wird anerkennend auf die Schultern geklopft. Mir steht der Mund offen, ich sitze da, wie ein Sextaner kurz vor der Versetzung. Ich spüre, ich darf mir mein Erstaunen aber nicht all´ zu sehr anmerken lassen. Schon haben die Jungs gelernt und die Münzen rollen in alle Richtungen über den Tisch.
Alle Damen beteiligen sich plötzlich am lustigen Treiben und das Gekreische nimmt manische Züge an.
Im Gewoge der tanzenden Massen beobachte ich eine Frau, die mir schon beim Eintreten aufgefallen war, sie ist ein Unikum, sie überragt alle im Raum um Haupteslänge und von ihrer Körperlichkeit her ist sie im Bereich Halbschwergewicht einzuordnen.
Sie tanzt für sich alleine, raucht dabei eine Zigarette mit spitzen Fingern, weil schon der Filterbereich angefangen hat zu glimmen und trinkt aus einer Pepsi Cola, während sie zum Rhythmus der Musik in sich versunken, leichte, seitliche Bewegungen vollzieht.
Sie trägt einen Trenchcoat vorne offen, einen dunkelroten Rollkragenpulli. Ihre lange Herrenhose hat einen messerscharfen Kniff, maskulin ist ihr Auftreten.
Ihr gefärbtes, strohblondes Haar trägt sie, und das macht sie so unvergleichlich, rechts, kurz als Herrenschnitt mit Scheitel und das längere Haar nach links vom Scheitel, waagerecht vom Kopf weg und das über eine Länge von fast 20 Zentimetern.
Das vulgäre Gesicht, das an einen viereckigen Klotz erinnert, ist stark geschminkt und trägt Züge von Rohheit, Einsamkeit und Resignation.
Den Rest der Kippe schnippt sie jetzt über die Köpfe der Tanzenden hinweg, ohne sich zu vergewissern, wo der Zigarettenrest wohl landen würde.
Ich sehe die Glut auf einem der Tische aufschlagen, an denen viel Seefahrervolk sitzt, das sich nur kurz umsieht, ohne dass es wirklich registriert, woher der Funkenregen stammt.
Hier im Klabautermann ist wirklich der Abschaum versammelt und ich weiß, ich muss mir das ansehen, denn das alles ist für mich neu, einmalig, unbekannt und faszinierend. Es ist eine Welt, die ich noch nie gesehen habe und nie wiedersehen werde. Auf dem Pissoir herrscht ein Gestank, dass ich sofort den Raum wieder verlassen muss.
Bei meinem zweiten Anlauf habe ich so viel Luft eingeatmet, dass ich es gerade noch schaffen kann den Ort zu verlassen, bevor ich erneut nach Luft schnappen muss.
Ich habe Glück und erlebe noch live mit, bevor ich den Ort des Schreckens verlasse, wie das Unikum die leere Pepsi Cola zerdrückt und die Dose durch den Raum wirft.
Draußen empfängt mich die Dunkelheit. Die scharfe Kälte eines Windstoßes zwingt mich förmlich dazu, in kurzen Schüben zu atmen. Frische Luft kann, so geht es mir durch den Kopf, verdammt gefährlich sein.
Der Klabautermann wird sich tief in mein Gedächtnis einprägen. Einer Höhle gleich, mit lauter Musik, beseelt von tanzende Leibern mit all´ ihren Ausdünstungen, enges Halbdunkel.
Dichte Rauchwolken ziehen über den Köpfen der Tanzenden hinweg. Wir zwängen uns durch die Menge und erreichen, zu unserer Überraschung, einen freien Tisch. Das heißt, so ganz frei ist er nicht.
Drei Damen sitzen an der Wandseite und strahlen uns an, dass die Drei zur Profiliga gehören, müssen wir nicht herausfinden, das ist klar. Für die Seelords ist unverkennbar, hier laufen wir ein. Die Girls werfen sich ran und bekommen ihre gewünschten Getränke.
Ich sitze neben einer blonden Mittdreißigerin, Allerweltsgesicht, angetrunken, mit halbvollem Glas in der Hand. Sie lächelt mich an und schlürft an ihrem Drink und ich spüre, wie sich ihr Bein über meines legt.
Ich greife an ihren Oberschenkel und ernte von ihr ein noch breiteres Lächeln. Ich werde direkter und es scheint sie in ihrem Tun nicht zu behindern, denn sie hat sich abgewandt und lacht mit ihrer Freundin, die links neben ihr sitzt.
Diese Frauen kann man nicht wirklich beeindrucken, das habe ich jetzt verstanden. Der Abend beginnt gemütlich zu werden. Es ist die typische Gemengelage von Ausgelassenheit, von großspurigem Gerede und zotigen Witzen und jeder am Tisch versucht den anderen zu übertrumpfen. So geht das eine ganze Zeit lang.
Die Blonde schaut mich über ihr halbvolles Glas vielsagend an, als erwarte sie ein Angebot von mir. Doch dann meldet sich lautstark der Smutje zu Wort, der mir gegenübersitzt und hier schon öfter Gast war, er will uns etwas vorführen.
In seinen Händen blitzt ein Zwei-DM-Stück. Er zwinkert der „Kleinen“ neben mir zu und sie ist sofort Feuer und Flamme, denn sie kennt das Spiel. Sie rückt mit einer Behändigkeit von mir weg, als hätte ich die Lepra und setzt sich in Position.
Ich bin erstaunt, hier spielt sich etwas ab, das beiden Probanden nicht unbekannt zu sein scheint.
Sie blitzt ihn mit ihren Augen herausfordernd an und der Smutje schwenkt, dabei über das ganze Gesicht grinsend, in kreisenden Bewegungen, sein Geldstück vor uns hin und her. Mit einem Mal rollt er es über den Tisch in ihre Richtung.
Die Kleine erhebt sich blitzartig auf Tischhöhe, hebt ihren Rock und fängt, mit ihrem für uns alle sichtbaren und mit den Fingern gespreizten Geschlecht, die Münze gekonnt von der Tischplatte. Ich bin verblüfft, während es um den Tisch nur so tobt.
Die Lords sind begeistert und dem Smutje wird anerkennend auf die Schultern geklopft. Mir steht der Mund offen, ich sitze da, wie ein Sextaner kurz vor der Versetzung. Ich spüre, ich darf mir mein Erstaunen aber nicht all´ zu sehr anmerken lassen. Schon haben die Jungs gelernt und die Münzen rollen in alle Richtungen über den Tisch.
Alle Damen beteiligen sich plötzlich am lustigen Treiben und das Gekreische nimmt manische Züge an.
Im Gewoge der tanzenden Massen beobachte ich eine Frau, die mir schon beim Eintreten aufgefallen war, sie ist ein Unikum, sie überragt alle im Raum um Haupteslänge und von ihrer Körperlichkeit her ist sie im Bereich Halbschwergewicht einzuordnen.
Sie tanzt für sich alleine, raucht dabei eine Zigarette mit spitzen Fingern, weil schon der Filterbereich angefangen hat zu glimmen und trinkt aus einer Pepsi Cola, während sie zum Rhythmus der Musik in sich versunken, leichte, seitliche Bewegungen vollzieht.
Sie trägt einen Trenchcoat vorne offen, einen dunkelroten Rollkragenpulli. Ihre lange Herrenhose hat einen messerscharfen Kniff, maskulin ist ihr Auftreten.
Ihr gefärbtes, strohblondes Haar trägt sie, und das macht sie so unvergleichlich, rechts, kurz als Herrenschnitt mit Scheitel und das längere Haar nach links vom Scheitel, waagerecht vom Kopf weg und das über eine Länge von fast 20 Zentimetern.
Das vulgäre Gesicht, das an einen viereckigen Klotz erinnert, ist stark geschminkt und trägt Züge von Rohheit, Einsamkeit und Resignation.
Den Rest der Kippe schnippt sie jetzt über die Köpfe der Tanzenden hinweg, ohne sich zu vergewissern, wo der Zigarettenrest wohl landen würde.
Ich sehe die Glut auf einem der Tische aufschlagen, an denen viel Seefahrervolk sitzt, das sich nur kurz umsieht, ohne dass es wirklich registriert, woher der Funkenregen stammt.
Hier im Klabautermann ist wirklich der Abschaum versammelt und ich weiß, ich muss mir das ansehen, denn das alles ist für mich neu, einmalig, unbekannt und faszinierend. Es ist eine Welt, die ich noch nie gesehen habe und nie wiedersehen werde. Auf dem Pissoir herrscht ein Gestank, dass ich sofort den Raum wieder verlassen muss.
Bei meinem zweiten Anlauf habe ich so viel Luft eingeatmet, dass ich es gerade noch schaffen kann den Ort zu verlassen, bevor ich erneut nach Luft schnappen muss.
Ich habe Glück und erlebe noch live mit, bevor ich den Ort des Schreckens verlasse, wie das Unikum die leere Pepsi Cola zerdrückt und die Dose durch den Raum wirft.
Draußen empfängt mich die Dunkelheit. Die scharfe Kälte eines Windstoßes zwingt mich förmlich dazu, in kurzen Schüben zu atmen. Frische Luft kann, so geht es mir durch den Kopf, verdammt gefährlich sein.