Kameraden, wir haben die Welt gesehen... Will´ste en Schnitzel? Chapter 25

Wir laufen aus und erreichen am Abend unseren Liegeplatz in Kiel. Es ist der erste Abend nach den vielen Wochen auf See. Die Kieler wissen, aus uns unbekannten Quellen, dass der Zerstörer von „Großer Fahrt“ zurückgekehrt ist und sie reagieren sofort.
Sie haben über die Jahre ihre Erfahrungen gemacht. Die meisten Kneipen schließen ab. Die Jalousien sind nach unten gezogen. Keiner hat wirklich Interesse ein Geschäft zu machen.

Ich habe am Abend Wache und laufe auf der Pier, wie so oft, von 20 bis 24 Uhr meine Runde. In der Nacht werde ich geweckt, da sitzt, fast volltrunken, der Rainer vor mir.
„Will´ste en Schnitzel?“, fragt er mich lallend. Ich muss mich sammeln, ich bin müde und noch nicht wach. „Was, wie Schnitzel, was ist los?“ „Ich hab` Schnitzel“, sagt er in gelassenem, genuschelten Ton. Er greift, wie selbstverständlich, in die Brusttasche seines Kulanis und holt ein paniertes Schnitzel heraus. „Siehst du?“, sagt er fast weinerlich, „ich habe Schnitzel.“

Ich schaue ihn verdutzt an. „Wie kommst du an Schnitzel?“, frage ich ihn. Jetzt lächelt er. Er greift wieder in seine Innentasche und befördert ein weiteres Schnitzel hervor und grinst mich dabei blöde an und nickt dann bestätigend. Er triumphiert, er greift wieder in die Innenseite und hintereinander folgen ein Schnitzel nach dem anderen und türmen sich vor mir auf. Ich bin sprachlos, 11 Schnitzel.

Ich drehe ihn zu mir um und greife in seine Innentasche, kaum zu glauben, der Kerl hat die Innentasche aufgerissen und im Saum seines Kulanis Schnitzel gehortet, unfassbar.
Rainer greint jetzt ein bisschen, aber das scheint nicht seelischer Natur zu sein, es hängt mehr damit zusammen, dass ich ihm nicht glauben wollte. „Ich habe dir doch gesagt, ich habe Schnitzel.“ „Ja, ist ja gut, wie kommst du an die Schnitzel?“

Er beginnt zu erzählen: „Wir sind in den Laden rein und da war da die alte Frau. Wi.., wi..,wir haben Bier bestellt und sie ha…, hat uns Flaschen gebracht. Dann ha..., haben wir uns einen fast leeren Senfeimer genommen und ha..., haben da die Flaschen eingefüllt.“

„Dann haben wir unseren Seestiefel auf Steuerbord ausgezogen und den Socken auch. Da…, danach haben wir uns mit „Fletchergeheule“ an den Schultern gepackt, eine Reihe gebildet u..., und sind im Kreis gelaufen und jeder mu..., musste mit dem nackten Fuß in den Eimer treten.“ „Da..., da..., danach hat jeder aus dem Eimer gesoffen.

Als Wa..., Waldenberg pinkeln musste, hat er in der Toilette das Rohr aus dem Ü..., Ü..., Überlauf an der Decke herausgerissen und dann ist das Wasser plö…, plötzlich in den Verkaufsraum gelaufen.“
„Die A..., „Alte“ schien dann ein wenig verstört und ha…, ha…, hat angefangen zu kreischen.“
„Wir haben mit unserem Kreis weiter gemacht und zotige Lieder gesungen, die A.., „Alte“ ist dann in die Toilette gerannt, um das Wasser zu stoppen.“

„Auf dem Tresen lagen Fri..., Fri..., Frikadellen und Sch..., Schnitzel, jede Menge sag ich dir. I..,Ich habe die Schnitzel mitgenommen, aber, a..., aber wenn du lieber Fri… Frikadellen willst, mu..., mu..., musst du auf Waldenberg warten.“
Er schluchzt, er ist total besoffen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die haben glatt den Laden aufgemischt. Ich stehe auf, packe die Schnitzel zusammen und bringe ihn zu seinem Schlafplatz. Ich kleide ihn halbwegs aus und lege ihn ins Bett. Er schläft sofort ein.
 
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