Karins Entscheidung

S

samtess

Gast
Diese Geschichte schrieb ich im zarten Alter von 14 Jahren im Gymnasium im Rahmen einer Deutsch-Hausübung. Ehrliche Kritik ist erwünscht!


KARINS ENTSCHEIDUNG


"Ich danke dir, mein Schatz. Das Essen war köstlich!", schwärmte Karin, während Ingmar seinen Arm um ihre Schultern legte. "Für dich nur das Beste, mein Liebling!", antwortete dieser und küsste sie zart auf die Stirn. Die beiden traten aus dem kleinen, romantischen Restaurant auf die Straße, die in diesen späten Abendstunden kalt und verlassen schien. Die wenigen Menschen, die noch unterwegs waren, gingen eilig ihres Weges. Die weichen Strahlen des Mondes brachen sich an den Kanten der Dächer und tauchten die Silhouetten der Häuser in ein seltsam schimmerndes Grau. Und doch war ihnen diese Umgebung so vertraut, wie kaum ein anderer Platz. Denn dies war der Ort, an dem sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. Beide erinnerten sich noch haargenau an diesen Moment, der sie bis in die Fingerspitzen erschauern ließ.
Plötzlich blieb Karin stehen. "Was hältst du davon, bei mir noch etwas zu trinken?", schlug sie vor und sah Ingmar dabei fragend an. Dieser lächelte und nickte stumm. Auch er hatte daran schon gedacht.
Bei Karins Wohnung angekommen, nahm er sie zärtlich in den Arm und flüsterte: "Ich liebe dich!" Karin, die gerade ihren Wohnungsschlüssel suchen wollte, hielt inne und wandte sich ihm zu. Ganz nahe war ihr Gesicht nun an dem seinem, und sie fühlte sich so geborgen wie noch nie zuvor. Sie sank in seine kräftigen Arme, als er sie liebevoll küsste. Willenlos gab sich Karin dem Geschehen hin. Als die beiden endlich voneinander abließen, musste Karin erst ihre Gedanken ordnen, um sich zu erinnern, dass sie eigentlich die Wohnung aufsperren wollte.
Sie schenkte ihnen einen Cognac ein. Währenddessen spürte sie Ingmars forschende Blicke an ihrem Rücken hinuntergleiten. Leise trat er von hinten an sie heran und umfasste ihre schmale Taille mit seinen Händen, die bereits vor Sehnsucht vibrierten. Wieder ließ diese Berührung sie erstarren. Karin drehte sich zu ihm um und blickte ihm tief in seine herrlich grünen Augen. Seine Finger begannen auf Karins zartem Körper umher zu wandern, während sein Mund spielerisch den ihren verführte. Wie in Trance gab Karin jeder seiner Berührungen nach und sank immer mehr in seine Arme. Sie vermochte gerade noch das Licht auszuschalten...


In der darauffolgenden Woche verbrachten Ingmar und Karin jede freie Minute miteinander. Sie gingen ins Kino und machten ausgedehnte Spaziergänge durch den romantisch verschneiten Winterwald. Sie alberten viel herum und an den langen, kalten Abenden saßen sie aneinander gekuschelt vor dem Kamin. Ingmar liebte Karin so sehr, wie er noch nie eine Frau geliebt hatte. Ihre unvergleichliche Schönheit verzauberte ihn immer wieder aufs Neue und betäubte seine Sinne. Er hätte sein Leben gegeben, nur um das ihre zu bewahren.
Karin erging es ebenso. In seinen starken, aber dennoch unendlich zärtlichen Armen fühlte sie tiefe Geborgenheit. Sie liebte es ihr Haupt an seine harte Brust zu schmiegen und seine markanten Gesichtszüge mit ihren zarten Fingern zu liebkosen. Nie mehr in ihrem Leben würde sie einen Mann so lieben können wie Ingmar und für nichts auf der Welt hätte sie sich von ihm trennen wollen.


Eines Abends, sie waren nun schon seit Monaten ein Pärchen, aber immer noch so verliebt wie am ersten Tag, fühlte sich Karin nicht sehr gut. Ingmar beschloss mit ihr einen kleinen Spaziergang durch den Wald, den sie so sehr liebten, zu machen, um sie ein bisschen aufzumuntern.
Sei spazierten durch die dichten, von saftigen Blättern bedeckten Sträucher, redeten und lachten viel. "Du kriegst mich nicht!", schrie Karin plötzlich und lief davon. Bevor Ingmar etwas erwidern konnte, war sie schon im Dickicht verschwunden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Eine Weile noch hörte er ihr wunderbar herrliches Lachen und erinnerte sich an ihr betörendes, aber dennoch scheues Lächeln, das ihr einen Hauch von der Unschuld eines Kindes verlieh.
Plötzlich aber verstummte ihr Lachen, dass er so vergötterte.
Verwirrt blieb Ingmar stehen. Was war geschehen? Angsterfüllt rannte er in die Richtung, aus der er es zuletzt vernommen hatte.
Er traute seinen Augen nicht, als er über den kleinen Hügel gelaufen war: Am Fuß dessen lag Karin, inmitten der grünen Farne und rührte sich nicht mehr. Ihr kastanienbraunes Haar umrahmte ihr zartes Gesicht. Ingmar wollte sie wachrütteln, doch er wagte es nicht sie zu berühren, so verletzlich schien sie ihm und so groß war die Ehrfurcht vor ihrer Schönheit. Schließlich hob er sie auf und lief, mit ihr in den Armen, so schnell er konnte, zum nächsten Wohnhaus. Von dort aus verständigte er den Notarzt, der sie sofort ins Krankenhaus brachte. Während der ganzen Fahrt hielt Ingmar ihre Hand, und er wich auch im Krankenhaus keine Schritt von ihrer Seite. Immer wieder kamen Ärzte, die sie untersuchten und sich dann mit den Professoren unterhielten. Sie verbreiteten eine merkwürdig ängstliche Stimmung. Ingmar wusste nicht so recht, was er denn nun denken sollte.
Karin wachte die ganze Nacht nicht aus ihrer Bewusstlosigkeit auf, doch Ingmar blieb die ganze Zeit über bei ihr. Keine einzige Sekunde wollte er ihre Hand loslassen und von ihr weichen, aus Angst, er könnte den Moment versäumen, in dem sie ihre wunderbaren, rehbraunen Augen wieder öffnete.
Am späten Vormittag des darauffolgenden Tages erwachte Karin wieder, aber sie fühlte sich schwach und war noch benommen von den zahlreichen Injektionen, die sie in der Nacht davor verabreicht bekommen hatte.
Um die Mittagszeit betrat der behandelnde Arzt das Zimmer. "Wie sieht es aus, Doktor? Was fehlt meiner Göttin?", fragte Ingmar. "Göttin", so nannte er sie immer, und sie hatte auch jetzt kein bisschen ihrer Schönheit eingebüßt.
"Ich fürchte, ich habe schlimme Nachrichten für Sie beide", erwiderte der Arzt. "Warum?", forschte Ingmar weiter. Der Arzt zögerte. Dann sprach er es offen aus: "Ihre Freundin hat einen Gehirntumor."
Ingmar wusste nicht, was er nun tun sollte. Sollte er weinen, oder doch Stärke zeigen? Wortlos setzte er sich zu Karin ans Bett und fasste ihre Hand, fester als je zuvor. Karin spürte den Schmerz nicht, zu tief saß ihr der Schock in den Gliedern. Ingmar hätte gerne etwas gesagt, hätte sie trösten wollen, aber er wusste nicht wie.
"Das ist aber noch nicht alles.", setzte der Arzt fort, der trotz der ernsten Miene und seines weißen Kittels eine freundliche, mitfühlende Stimmung verbreitete. "Sie sind schwanger, mein Fräulein." Nun war es mit Ingmar endgültig vorbei. Es sank zurück in seinen Sessel und starrte ausdruckslos vor sich hin.
Karin fasste sich als erste und fragte: "Was genau bedeutet das alles für mich?" "Nun,", begann der Doktor, "Ihr Gehirntumor ist schon sehr weit fortgeschritten. Er ist zu groß für eine Operation, die dringend notwendig wäre. Wir müssten sein Wachstum durch Bestrahlungen stoppen. Das ließe ihn auf eine operable Größe schrumpfen. Diese Art von Strahlen würden aber ihr Kind schwerst schädigen und unter Umständen sogar töten. Wenn wir die Therapie aber nicht durchführen, bedeutet das für Sie den Tod. Sie müssen sich also entscheiden: Ihr Leben, oder das Ihres Kindes."
Nach diesen Worten verließ der Arzt den Raum. Leere und Stille blieben zurück. Ingmar starrte noch immer vor sich hin. Er wollte es einfach nicht glauben. Seine geliebte Göttin würde ihm genommen werden! Der Gedanke daran war unerträglich.
Langsam erwachte er wieder aus seiner Starre und blickte Karin lange und tief in die Augen. Noch nie hatte er diesen schmerzerfüllten Ausdruck in ihnen gesehen. Er wollte sie behutsam in seine Arme schließen, sie aber klammerte sich an ihn. Sie war ihm so nah, und doch fühlte sie sich so allein.
Karin brach in Tränen aus. Wie große, glänzende Perlen rannen sie über ihr blasses Gesicht. Ingmar weinte mit ihr. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er so bitterlich weinte. Nach einer Weile ließen sie voneinander ab und Karin sagte: "Wir haben eine Entscheidung zu treffen."
Sie redeten den ganzen Tag und die halbe Nacht lang, diskutierten alle möglichen Mittel und Wege, und immer wieder flehte Ingmar sie an, sie möge sich doch für ihr Leben entscheiden und an ihre gemeinsame Zukunft denken. Nach dem langen, erschöpfenden Reden, das sie manchmal beinahe verzweifeln ließ, schliefen die beiden müde nebeneinander ein.
Am Vormittag des nächsten Tages kam derselbe Arzt wiederum in ihr Zimmer. "Wie geht es Ihnen?", begann er. "Besser.", antwortete Karin. "Ich will Sie nicht drängen, junge Frau, aber diese Entscheidung ist wirklich sehr dringend. Es mangelt uns an Zeit. Nun, haben Sie sich entschieden?" "Ja, das habe ich.", antwortete Karin. "Und, wie lautet Ihr Beschluss?" Karin zögerte, doch dann fasste sie sich ein Herz: "Ich will, dass mein Kind lebt!"
Nun war es endgültig beschlossen. Karin wollte durch ihr Sterben ihrem Kind das Leben schenken. Ingmar konnte das nur schwer akzeptieren. Er konnte sich mit der Vorstellung nicht vertraut machen, sie nie mehr in seinen Armen halten zu können.


Die Zeit verstrich wie im Fluge. Der Geburtstermin rückte immer näher und Karins Zustand verschlechterte sich zusehends. Allen war bewusst, dass sie bald zu schwach sein würde, um ihrer Krankheit stand halten zu können. Auch Ingmar sah das ein. Er wollte immer noch nicht verstehen, warum seinem Schatz das alles passieren musste. Zeitweilens tröstete er sich mit dem Gedanken, dass ihn doch das Kind immer an sie erinnern würde.


Eines Abends saß er wieder bei ihr am Bett und hielt ihre Hand. Plötzlich krümmte sie sich zusammen. Er rief sofort einen Arzt. Die Wehen hatten eingesetzt und Karin wurde in den Kreißsaal gebracht. Ihr Zustand war sehr kritisch, doch sie stand die Schmerzen tapfer durch. Ingmar wich die ganze Zeit über nicht von ihrer Seite. Er drückte immer wieder ihre Hand fester und forderte sie auf durchzuhalten.
Die Geburt zog sich endlos lange hin. Karin wurde immer schwächer. Lange würde sie diese Belastung nicht mehr aushalten, das war allen klar, aber keiner wagte es, ein Wort der Verzweiflung auszusprechen, das die Situation hoffnungslos erscheinen ließ.
Karin war trotz ihrer schweren Krankheit noch stark genug. Sie gebar Ingmar ein wunderschönes Töchterlein. Das Baby glich ihr bis aufs Haar: Die selben dunklen Augen, die selben zarten Gesichtszüge und auch das selbe dunkle Haar.
Die Hebamme legte der schwachen Karin ihre Tochter in den Arm und wich zurück. Sie wollte das junge Glück alleine lassen, solange es noch bestand.
Erschöpft öffnete Karin ihre Augen einen schmalen Spalt und blickte ihr Töchterlein an.
Ingmar war überwältigt. Er lächelte entzückt. Karin blickte zu ihm auf, dann wandte sie ihren Blick wieder dem Kind zu, das friedlich und ruhig auf ihrer Brust schlummerte. Ingmar hoffte auf ein letztes Lächeln von Karin, das er so liebte. Und Karin lächelte.
"Mein kleiner Schatz.", sagte sie leise. Dann schloss sie ihre Augen und überließ sich ihrem Schicksal.
Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt.
 

Star

Mitglied
Sorry

aber schnulzig hoch drei, für mich kaum zu ertragen. aber für 14 guter Stil, jedoch weiter ausbauen wäre nötig. z.B. zu viele Sprachhülsen in der Beschreibung der Natur, die ja die Idylle unterstreichen soll. Und ich versteh nicht so ganz, warum sich die beiden nun eigentlich lieben? Wegen ihrer Schönheit? Das ist für mich kein trieftiger Grund.

Ich hoffe mal, du hast seit deiner Teenagerzeit das Schreiben nicht aufgegeben, und hast einen eigenen persönlichen Stil entwickelt, denn Potenzial scheint da zu sein.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

eine zuckersüße schnulze, wie ich sie liebe. um sie abzurunden, fehlt nur noch, daß der tumor sich selbst geheilt hat. bin gespannt darauf, mehr von dir zu lesen. ganz lieb grüßt
 
S

samtess

Gast
ebenfalls sorry

Danke für euer Feedback, Leute!

Aber um mich zu verteidigen: Diese Geschichte entstand im Rahmen einer Deutsch Hausübung, und zwar als Fortsetzung eines furchtbar schnulzigen Trivialromans. Deswegen ist sie so geworden, wie sie jetzt ist. Für meinen Geschmack auch etwas zu trivial, dennoch gut gelungen.

Leider habe ich aufgrund meines derzeitigen Studiums (Physiotherapie) fast keine Zeit mehr zu schreiben und, ich denke auch, kein Talent mehr.
Irgendwie tut mir das sehr leid, denn dieses Studium ist doch sehr LOGISCH und da bleibt kein Platz mehr für Phantasie und Poesie.
Ich hoffe, aber dass das wiederkommt.

Dass ich Potential habe, haben mir schon viele Leute gesagt, gerade deswegen würde ich gerne weiterschreiben und entdecken, was in mir steckt, deswegen danke ich euch sehr herzlich für die Verbesserungsvorschläge.

Es grüßt
 



 
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