Hallo Ji,
Erpressung. MM erpresst den Einkaufsdirektor. Und weil in der Marktwirtschaft Erpressung ein gängiges, gern angewandtes Vorgehen ist, reagiert der Einkaufsdirektor gelassen. Er kennt sich aus und anerkennt die Seelenverwandtschaft mit MM. Man begegnet sich auf Augenhöhe. (Allerdings muss der Schein der Unangreifbarkeit gewahrt werden. Deswegen das Abschieden des Fehltritts auf die Schwiegertochter.)
In einer Satire können (oder müssen vielleicht sogar) die Bilder sich von der Realität abheben. Die literarischen Bilder dienen nicht einer sachlichen Beschreibung, sondern der Offenlegung von Stimmungen und Gefühlen, die von der Realität erzeugt werden. In „Lieber Harald“ hast du das genau so gemacht.
In „Karriere“ versuchten wir, das absurd alptraumhafte unseres Wirtschaftslebens durchschimmern zu lassen. Entsprechend die Bilder. Den großen, lärmenden Saal mit den Einkäufern gibt es zwar nicht (mehr) real, dafür aber als Metapher auf die Entmachtung des Individuums. Der Kontrast zum sich anschließenden, stillen Maschinensaal soll dies verdeutlichen durch die Umkehr des Bildes. Mach dir keine Gedanken über die Funktion der Maschinen. Die kennen wir auch nicht. Wahrscheinlich kennt sie nicht mal der einsame, hilflose Operator, der ohne Werkzeug und ohne Möglichkeit, auf die schalterlosen Geräte einzuwirken, so tut, als hätte er noch irgendeine Kontrolle. Ein Alptraumbild eben. Der Mensch heute (vielleicht aber auch zu allen Zeiten).
So ungefähr haben wir uns das gedacht.
Viele Grüße und vielen Dank für dein Interesse
GH