Kartesisch - Sonett

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Walther

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Kartesisch

Die Wand ist weiß, und Weiß meint bittre Leere.
Mein Mund schmeckt gallig, wie nach Kotze,
Und keiner stört sich daran, dass ich rotze,
Denn niemand kommt mir nicht mehr in der Quere.

Ist es ein Stuhl, auf dem ich sitze? Kartesisch:
So spricht der Raum zu mir. Er will mich beißen,
Zerreißen oder einfach weißen. Scheißen,
Das kann er darauf, denk ich laut. Chinesisch:

Ist das die Sprache, die du sprichst? Bleib fort,
Geh weg, mach’s dir doch selber, wüte ich.
Ich will ihn nicht, den überweißen Ort.

Es gab die Zeit, da blühte ich und glühte ich.
Jetzt lebe ich kartesisch im Akkord
Und träume nur von Rot und Tod und Mord.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Walther,

抱歉寫中文! 你的十四行詩還不錯!Das Bild, das ich hier ganz unmittelbar sehe, ist ein Uigure beim Verhoer im KZ. Auf dem Tigerstuhl in der weissen Zelle. Kann nicht auf's Klo gehen. Der psychopathische, chinesische Waechter steht gleich neben ihm. Ich gebe zu, das raubt mir meinen Schlaf in Taiwan. Es kann jederzeit unsere Zukunft sein! (...oder bin ich befangen in meinem Lesen?)

LG
RP
 

Walther

Mitglied
kunst,
lb RP,
ist politisch. zu dem von dir erkannten punkt habe ich ein ganzes buch geschrieben: den politischen cyberthriller "Unfake IT". der 2. teil soll in Taiwan spielen. leider bräuchte ich dazu lokalkolorit. mangels zeit und geeigneter gesprächspartner dort wird das wohl ein plan bleiben. mal schauen. ich habe ja hoffentlich noch ein paar jährchen. und hoffentlich numero deux kommt der krieg dort auch ohne mein buch nicht. denn um den soll es sich drehen (oder darum, wie man ihn vielleicht noch verhindern könnte; leider geht das fenster immer schneller zu, und auf der welt gibt es wenige, die das wirklich interessiert).
ansonsten sage ich danke fürs lesen und lobend erwähnen. :)
lg W.
 
Oh, das ist wunderbar! (...nicht die politische Situation leider, sondern dass der zweite Teil Deines Cyberthrillers in Taiwan spielen wird.) Auch ich habe ein Buch "Formosa in Fiction" herausgegeben. Es sind Geschichten aus der Geschichte Taiwans von 1624 (hollaendische Zeit) bis heute. Lass mich wissen, wann Du (am besten noch vor Xi Jinping) kommen willst. Wir haben Wahlen im Januar (ich werde auch waehlen). Was nach den Wahlen kommt, steht in den Sternen (und hoffentlich nicht den 5 gelben auf der roten Flagge...).

LG
RP
 

Walther

Mitglied
Oh, das ist wunderbar! (...nicht die politische Situation leider, sondern dass der zweite Teil Deines Cyberthrillers in Taiwan spielen wird.) Auch ich habe ein Buch "Formosa in Fiction" herausgegeben. Es sind Geschichten aus der Geschichte Taiwans von 1624 (hollaendische Zeit) bis heute. Lass mich wissen, wann Du (am besten noch vor Xi Jinping) kommen willst. Wir haben Wahlen im Januar (ich werde auch waehlen). Was nach den Wahlen kommt, steht in den Sternen (und hoffentlich nicht den 5 gelben auf der roten Flagge...).

LG
RP
Hey RP,
beeindruckend (dein lebenslauf und das, was du mit deiner frau leistest). lass uns diesen teil privat fortführen. so viel vorab: ich habe versucht, mit der kulturabteilung der vertretung in Berlin in kontakt zu kommen. keine chance. mal schauen. vielleicht kannst du mir helfen.
mehr per email, ok?
lg W.
 

Johnson

Mitglied
Mir gefällt das Reimschema. Das Gedicht führt mir vor Augen, dass es so etwas noch gibt. Kotze - rotze, beißen-Scheissen Top!
 

Mimi

Mitglied
Ich beschränke mich mal auf den Inhalt, lieber Walther, die Form ist hier natürlich top ...

Die eher saloppe Ausdrucksweise des LyrIchs, wirkt nicht künstlich oder überladen, sondern authentisch und bleibt trotz des empört anklingenden Tons poetisch, auch weil das Gedicht eben nicht mit der Politik-Keule auf den Leser eindrescht.

Saludos
Mimi
 

Walther

Mitglied
Ich beschränke mich mal auf den Inhalt, lieber Walther, die Form ist hier natürlich top ...

Die eher saloppe Ausdrucksweise des LyrIchs, wirkt nicht künstlich oder überladen, sondern authentisch und bleibt trotz des empört anklingenden Tons poetisch, auch weil das Gedicht eben nicht mit der Politik-Keule auf den Leser eindrescht.

Saludos
Mimi
Hey Mimi,
danke dir für die freundliche behandlung meines etwas speziellen sonetts. :) polit-keule hat bei gedichten eh wenig zu suchen, finde ich. da bin ich mit dir sehr einig!
lg W.

der dichter dankt @Mimi, @Dionysos von Enno und @wiesner für die leseempfehlung!
 



 
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