Karwoche

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Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

danke für Deine Bewertung!

Dieses Thema (kann man) kann ich nur mit größter Schlichtheit zur Sprache bringen, weil es so gewaltig ist.

Eine Metapher passt nach meiner Meinung hier auch nicht her, weil das Geschehen selbst schon metaphorisch ist und das Wort "Blut" könnte man auch aus sich selbst heraus als Metapher verstehen, denn dazumal beim allerersten Abendmahl, haben die Jünger natürlich Wein getrunken, aber in dem Bewusstsein, dass es hier um mehr geht.

Ich hatte überlegt, in der Ich-Form zu schreiben, aber wieso sollte ich mich an den Tisch gerufen fühlen?

Nein, nein, ich kenne Menschen, bei denen ich sicher bin, dass sie "Gerufene" sind und ich verehre dieselben zutiefst. Wie weit es diesen jeweils gelungen ist, das Leid mit Liebe zu umfangen weiß ich nicht von jedem, nur bei ein, zwei Personen könnte ich mich dafür verbürgen. Bis man dort hingelangt, ist es ein weiter Weg und ich, für meine Person, möchte ihn gehen.

Ich denke, dass Du mich verstanden hast und freue mich. :)

Dir ein glückliches Osterfest! Das kommt ja nun glücklicherweise sehr bald.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
O

orlando

Gast
Liebe Vera-Lena,
da du dich so interessiert mit meiner "Zeremonie" auseinandergesetzt hat und Parallelen zu deinem eigenen Text entdeckt hast, möchte ich dir natürlich in nichts nachstehen. ;):)
Du gehörst ja zu den Usern, die in der Zeremonie (oder auch dem Ritus) einen Weg erkannt haben.
Und natürlich gilt dies auch für die Rituale der Karwoche und die Auferstehungsriten. -
Das gemeinsame Mahl, das gebrochene Brot, der Wein etc. sind wiederkehrende emotional hoch besetzte Bräuche.
Religiösen Menschen sind sie Wahrheit. Vielleicht die einzig wichtige. - Von Kardinal Newman stammt übrigens der Satz, "die poetische Weltsicht sei eines Christen Pflicht."

Karol Wojtyla wagte in seinen Betrachtungen "Der Gedanke ist eine seltsame Weite" einmal eine Umkehrung und rief den Menschen, der zum Leib der Geschichte wurde und wird (sog. eigentliche Invokation), an.
Ich suche deinen Leib für`s Weltgeschehen.
Ich suche Deine Tiefe: Ich suche zu verstehen.
Und wie viel schwerer ist, das Göttliche zu verstehen.

würgst deine Tränen
mit hinunter.

Verstehst nichts.
Das sind für mich die zentralen Stellen des Gedichts und auch von dir mittig angeordnet. Formal und sprachlich gefällt mir dein Text also sehr, und du offerierst ihn in der gebotenen Schlichtheit.

Gelänge es, die Liebe über das Leid obsiegen zu lassen, würden sich manche Fragen gar nicht stellen.

Das sehe ich genauso. Und immer noch. - Wenn vermutlich auch auf andere Weise als du.

Herzliche Grüße
orlando

Noch ein kleines Schmankerl passend zu deinem Gedicht:

...
sie reicht nicht heran an den Ritus, zu dem die Erde,
unsre Erde wurde.
Daher unsre Liebe zu ihr. Die Liebe versickert nicht mit dem Tode, sie reicht über diesen hinaus.

aus Liebe, welche den Tod überdauert, ist Ritus geworden.
Aus Liebe, welche den Tod überdauert, ist unsere Erde Ritus.

Karol Wojtyla
 
E

Einsprengsel

Gast
Hi Vera-Lena

Ostern werden die Frommen fromm, und mancher bricht in Lyrik aus. Wobei, ich habe schon sehr gute religiöse Lyrik gelesen, aber das war auch wirklich Lyrik.

Einsprengsel
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo Einsprengsel,

ja, so bedeutende Autorinnen wie Rose Ausländer und Elsa Lasker-Schüler haben unter anderem auch religiöse Texte geschrieben.

Wie schön, dass Dir diese bedeutende Lyrik vertraut ist. Ich kenne dieselbe auch und erfreue mich daran. Alle Sorten Lyrik sollten aus der Seele fließen, oder vielleicht doch nicht....bei manchen Texten genügt eine Portion Übermut, bei anderen wieder ein Spiel mit Sprache, aber bei religiösen Texten ist es gut, wenn die Seele ihre Sprache findet.

Danke für Deine Rückmeldung zu meinem Text hier! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

nun ja, die katholische Kirche feiert jedes ihrer Feste so, als geschähe das Ereignis jetzt.

Das mit nachzuvollziehen, gelingt nicht eben gerade mal so, sondern es war auch für mich ein weiter Weg und ohne Joseph Ratzinger hätte ich das gar nicht geschafft. (Ich bin ja nicht katholisch)

Ich habe aber doch gelernt, dass dieser Weg hilfreich sein kann und so fällt es mir dann auch leicht, die Riten anderer Religionen zu akzeptieren, vielleicht auch zu verstehen.

Insofern erschien mir die Parallele zu Deinem Text sofort einleuchtend.

Ja, um das Verständnis geht es hier (danke für Deine Zitate von
Karol Wojtyla)

und es geht um die Liebe. Auch diese kann man nicht eben mal so herbeirufen. Eigentlich verlangt das beschriebene Geschehen nach dem gesamten Lebensweg des Einzelnen und die Verständnisteile können immer mehr vertieft werden.

Danke für Deine intensive Auseinandersetzung mit dem Text! :)

Herzliche Grüße
Vera-Lena
 
E

Einsprengsel

Gast
Hi Vera-Lena

von Else Lasker-Schüler habe ich noch keine religiöse Lyrik gelesen, aber von Dietrich Bonhoeffer. Da ist Lyrik, in der man nirgends diese anrührende fromme Naivität wie in so manchem religiösen Gedicht findet, da ist Klugheit und das, zu dem man nur durch Leid gelangt, was eben erst wirkliche Lyrik ermöglicht. Empfehlenswert, vielleicht fürs Ostergedicht im nächsten Jahr.

Einsprengsel
 

Vera-Lena

Mitglied
Danke Einsprengsel!

Ja, Dietrich Bonhoeffer! Ihn kenne ich schon seit meinem 23. Lebensjahr, seine Ethischen Schriften und auch seine Lyrik. "Von guten Mächten wunderbar geborgen..." und vieles Andere.

Danke für den gut gemeinten und auch wirklich guten Rat :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
O

orlando

Gast
Liebe Vera-Lena,
wie du weißt, bin ich selber weder katholisch noch fromm - halte Götter auch nicht für aufrechenende Kaufleute - stehe jedoch menschlicher Sinnsuche mehr als nur positiv gegenüber. Mag sie nun "naiv" oder ausgeklügelt erscheinen. -
Das, was vom eigenen Kopf her nicht verstanden wird, gilt schnell als kleingeistig oder "verschwurbelt"; zuweilen ist jedoch das eigene (philosophische) Unvermögen Auslöser dieser Meinung. -
Lange vor Celan und Bobrowski gab es geistliche Dichtung: Silesius Angelus, Bertken von Utrecht, Clemens Brentano (!), Annette von Droste Hülshoff, Joseph von Eichendorff, Johann Wolfgang Goethe, Johann Gottfried Herder, Jean Paul usw. usw.
Sie alle "entblödeten" sich nicht, Fragen nach ihrem Woher und Wohin zu stellen. - Auch hier im Forum gibt ein paar User, die sich mit diesen Grundfragen beschäftigen: Ralf Langer, Du ...

Meinen Respekt habt ihr.

orlando
 



 
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