Kasier lernt klettern

Lars Koch

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Es war ein heißer Tag in der Wüste. Die Sonne brannte heiß und unerbittlich auf die kleine Baumgruppe herunter. Die wenigen Bäume und Sträucher boten nur wenig Schatten. Diese Bäume und Sträucher, also auch der Schatten darunter, gehörten einer Löwenfamilie.
Ihr wisst ja, dass der Löwe, der König der Tiere ist, und so hat er auch ein Anrecht auf den besten Schattenplatz in der Wüste.
Nun möchte ich Euch aber von dieser Löwenfamilie erzählen:
Vater Löwe lag still im Schatten der Bäume und döste vor sich hin. Er genoss die Ruhe und die Tatsache dass er nichts tun musste. Sonst musste er immer der König sein und auf alles und jeden aufpassen. Aber nicht heute, heute war es zu heiß.
Doch er kam nicht zu seinem wohlverdienten Mittagsschläfchen. Kasier, sein Sohn, spielte in der Nähe im Sand. Doch nach einiger Zeit wurde ihm langweilig, und er sprang er auf den Rücken seines Vaters, der so ruhig da lag und döste.
Zuerst machte das Vater Löwe nichts aus, denn er war daran gewöhnt, dass seine Kinder um ihm herumtobten. Aber als sein Sohn anfing auf seinem Rücken herumzuspringen und immer wieder auf seinen Kopf sprang, öffnete er die Augen und knurrte einmal laut, um seinem Sohn damit zu zeigen, dass es jetzt gut sei. Doch sein Sohnemann dachte nicht daran ihn in Ruhe zu lassen. Da hob Vater Löwe den Kopf und sagte:
„ Mein Sohn, kannst du nicht woanders spielen und mir meinen Mittagsschlaf lassen?“
„ Ich habe nichts anderes zu tun, außerdem hat Mami gesagt dass ich zu dir gehen soll, denn du wüsstest immer etwas“, sagte Kasier und stellte sich auffordernd vor seinen Vater und wartete. „ So, hat das Mami gesagt, na dann komm mal mit.“ Und so erhob sich Papa Löwe und sein Sohn folgte ihm wissbegierig.
Der große und der kleine Löwe wanderten über den heißen Sand bis sie an einem alten und sehr knorrigen Baum ankamen. Der Baum hatte keine Blätter mehr, da die Giraffen alles Laub gefressen hatten und seine Rinde war schon ganz glatt, da schon so viele Elefanten sich an ihm geschubbert hatten.
Kasier sah zur Baumkrone empor und musste feststellen, dass der Baum sich richtig gut zum Klettern eignete. Aber oh je, er konnte ja gar nicht klettern. Er sah Papa Löwe mit bittendem Blick an. „ Deshalb sind wir hier, mein Sohn. Ich will Dir das Klettern beibringen, denn du wirst es in Zukunft brauchen. So kannst du weite Flächen überschauen, ohne diese Strecke wirklich gegangen zu sein,“ erklärte Vater Löwe seinem Sohn. Kasier hörte interessiert zu, doch er wollte eigentlich gleich hinauf auf den Baum.
Nun machte es Vater Löwe vor, wie man sich auf die Hinterfüße stellen musste, um den richtigen Halt zu bekommen. Dann sprang er auf den ersten großen Ast, hielt sich mit seinen scharfen Krallen fest, sprang auf den Nächsten, und so immer weiter hinauf bis er schließlich auf einem Ast landete, der breit genug war für ihn. Dort legte er sich hin und sah auf seinen Sohn hinab. Schließlich kletterte Vater Löwe wieder hinunter - gekonnt ohne einen Fehltritt zu tun - bis er wieder neben seinem Sohn landete.
„ So will ich es auch können“, sagte der kleine Löwe aufgeregt. Vater Löwe nickte nur und half seinem Sohn, indem er sich unter den ersten Ast stellte und Kasier auf seinen Rücken klettern ließ. Der kleine Löwe sprang von des Vaters Rücken, um den so nahe gelegenen Ast zu erreichen. Doch er verfehlte den Ast nur knapp, er konnte nur noch seine Krallen in das morsche Holz schlagen. Nun hing er dort und seine Hinterbeine strampelten in der Luft. Vater Löwe half auch hier, mit seiner Schnauze stupste er das Hinterteil seines Sohnes nach oben. Kasier erwies sich als Kämpfer, denn er strampelte zwar immer noch, aber er zog sich mit aller Kraft empor, bis auch seine Hinterfüße auf dem Ast waren.
Dort saß er nun und schaute stolz auf seinen Vater hinunter, der auch stolz zu ihm hoch sah.
„ Mit viel Übung bringst du es bis ganz nach oben, mein Sohn.“ „ Oh bitte Papa, lass uns jetzt gleich ein bisschen üben,“ bettelte der kleine Löwe. „ Für heute hast du genug geübt, morgen ist auch noch ein Tag. Außerdem macht sich deine Mutter bestimmt schon Sorgen.“ „ Na schön, aber nur wenn wir morgen wieder hier her kommen, ja?“ „ Wir werden sehen,“ sagte Vater Löwe.
Dann half er seinem Sohn von dem Baum herunter. Als sie zurück gingen, freute sich Kasier schon sehr auf den nächsten Tag, denn da würde er beweisen, was ein richtiger Löwe alles kann.
 



 
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