Kassenschlager (Ballade)

Fleur de Sol

Mitglied
Im Supermarkt an Schlange drei
zwei Männer im Duette schrei’n,
als sturmerprobter Kassenchor -
Herr Bariton und sein Tenor.
Sie lästern laut, sie spotten mehr,
zu drängeln traut sich selten wer:
„Oui, Madmouselle, hier unser Rat,
zurückzutreten, in der Tat!“ [ 4][ 4][ 4]

[ 4]„Hallo, ich bin die Quotenfrau,
wohl nicht zu ihrem Glück?
Jetzt hab‘ ich dieses Plätzchen schon -
da tret‘ ich nicht zurück!“

Warum dies holde Weib allein,
so fein, adrett – doch tollkühn sei,
forschen drum und schwören sie:
„Ein Mannes Weibe wird die nie!“
Mann quengelt laut, Mann nörgelt schief,
der eine rauf, der and‘re tief,
den Schlund erbost - welch eine Macht,
auf in den Kampf, rein in die Schlacht!

[ 4]„Fühl‘n sie sich wohl als Quotenfrau
ohn‘ Hose, ohne Frack?
Mal ehrlich, ist ihr Plätzchen doch
als Schleudersitz gedacht!“

Das Weib nicht hold jetzt überlegt,
erregt im Eifer, blind bestrebt,
Rache schmiedend für die Knaben,
die „Sodom und Gomorra“ klagen.
Der Herren Schweiß benetzt die Härchen,
die Wäsche weiß und auch die Krägchen,
ihr Ring in Gülden - glänzt zum Trost,
Madame entgegnet keck, famos:

[ 4]„Da lob‘ ich mir die Grundidee
im Hause von der Leyen -
im Aufsichtsrat der Keksfraktion
werd‘ ich bald auch schalmeien.“

Das Teegebäck im Hut versteckt,
entdeckt sie nun: „Oh Schreck“,
der Hut verrutscht, es fällt der Keks -
„ein Scherz für unterwegs!“
Das Fräulein wirft ihn ins Gedränge.
„Hurra!“, sie triff - es johlt die Menge,
Herr Bariton wähnt hier Verrat,
er ärgert sich und wird privat:

[ 4]„Zu Hause hätt‘n sie ganz gewiss,
rein wirklich nichts zu sagen -
kochen, renn‘ und penn‘ im nu,
wenn Mann und Kinder blagen.“

Der Tenor tät’s ihm gleich gedacht -
„ach“, anders jetzt als vorgemacht,
rät er - bei reichem Geldetat
der Quotenfrau zum Implantat.
Er zückt sein Kärtchen: „Bitte sehr,
für‘n hübsches Pärchen oder mehr?
Fünfzig Prozent gibt`s kostenfrei
in diesem Wonnemonat Mai.“

[ 4]„Hallo ich bin die Quotenfrau -
doch nicht zu ihrem Glück,
ich brauche keine neue Brust,
ich bin auch so bestückt.“

Das Mäuschen an der Kasse lacht -
die Stimme quiekt - die Rocknaht kracht:
„Herrjemine, schick in die Wüste
den Quotenstern - ich neh‘m die Brüste!“
Der Herr Tenor soll ihr nun trau‘n,
drum muss sie es ihm sagen,
die Quotenfrau - die nährt wohl kaum
irgendwelche Blagen.

[ 4]„Hallo, sie ist die Quotenqueen -
zu and‘rer Männer Glücke,
sie lebt jedoch in Travestie
und trage halt – Perücke.“
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine schöne Ballade mit einer Pointe, einer unerwarteten Wendung.
Die Handlung lässt sich gut nachvollziehen.
 



 
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