Kastanien

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Tula

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Kastanien

sobald der große Maler
durch die Parkanlagen zog
fielen sie
noch heimlicher als Neuschnee über Nacht
in unser Reich ein: als zerstreutes Heer
rundbäuchiger Wichtel, die alle Wege belagerten

nur wenige drangen
bis in die Festungen der Neuzeit vor
o weh! in jämmerlichem Zustand
ohne Panzer, der an Morgenstern erinnerte
wir halfen ihnen wieder auf die Beine
und polierten Helm und Harnisch bis sie glänzten wie
unsere Stiefel am Nikolaustag

so bewachten sie noch wochenlang
Regal und Fensterbrett

wir aber, selbst edle Ritter, dachten stets zuerst
an Reh und Kitz im Winter
war doch ein voller Sack so kostbar fast
wie eine Ladung Seide und ergab durchaus
drei Tafeln Schokolade




PS: aus "Blume im Exil"
 

Tula

Mitglied
Lieber Béla, liebe Aniella und alle weiteren Sternchenbringer

Kein Herbst ohne Herbstgedicht. Freut mich sehr, dass es euch gefällt und sicher auch Erinnerungen bringt.

Noch zum Abschluss: In der DDR war das Kastaniensammeln für die Kinder jedes Jahr neben der Liebe für die Tiere des Waldes auch eine Möglichkeit, ein bisschen Taschengeld dazu zu verdienen. Ich zog mit meinen Kumpels jahrelang in den Wald und es kamen stets mehrere Säcke zusammen. Schade nur, dass es keine bessere Schokolade zu kaufen gab ;)

Dankend lieben Gruß
Tula
 



 
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