Katja von der Klapp-Karibik oder Der braune Gatsby

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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Seit einem halben Jahr arbeitete Katja bei der Klapp-Karibik und sie fand das toll. Besonders deshalb, weil sie sie selbst nutzen durfte. Schon bald präsentierte sie sich zimtbraun ihren Freundinnen, die vor Neid noch blasser wurden. Braun! Die Farbe der Landarbeiter, die längst das vornehme Weiß der Adligen übertrumpft hatte. Braun um jeden Preis. Und wie einfach war es, da die Karibik gleich um die Ecke war. Wenn auch ohne mehr Meer.

Eines Tages wollte Katja ihre Bräune aber auch mal richtig herzeigen und diskuierte mit ihrem Freund, in die (Düsseldorfer) Altstadt zu gehen. Ins Oberbayern, in den Ballermann 6, ins Bolker 9, um möglichst viele dekadente Schuppen abzuklappern. Der Freund schmollte. Dort würden sehr viele Einwohner der Klapp-Karibik anzutreffen sein. Darauf hatte er nun wirklich keinen Bock! Ihn zog es eher ins Kino, um sich den großen Gatsby anzusehen. In 3D. Katja war enttäuscht. Ins Kino! Eine hässliche Brille aufsetzen! Wo niemand ihre Bräune sehen würde!

Aber sie dachte an die Worte des Pfarrers ihrer Jugend, der ihr verraten hatte, dass das Ehesakrament in Wahrheit das Kompromisssakrament sei. Sollte sie jemals heiraten, so sollte sie das bedenken. Zwar wollte Katja noch nicht heiraten, aber sie konnte ja schon mal üben. Also schloss Katja einen Kompromiss mit ihrem Freund: Erst Kino, dann Oberbayern plus der Eingeborenen der Klapp-Karabik und das alles ohne Meckern!

Und wie überrascht war Katja dann, als sie Gatsby überlebensgroß auf der Leinwand erblickte! Klappkaribikgestählt, mit katzengleichem und gleichzeitig naivem Lächeln, das Haar permanent zurückstreichend, mit dem Spazierstock wirbelnd, dem Nebenbuhler an die Gurgel gehend, die Geliebte umgarnend. Dabei übersah sie völlig, dass sie gar nicht den großen G. sah, sondern nur Leonardo di Caprio. Ihr Freund hingegen durchschaute das sehr wohl. "Das ist nicht der große Gatsby. Das ist doch der Caprio! Die ganze Zeit! Der tut nur so, der hat sich verkleidet, aber er ist es nicht. Totale Flaute, der Lackaffe! Der hat seinen Beruf verfehlt! Zumindest hier!" Katja war empört. "Aber guck doch, wie er ausrastet. Guck doch, wie er ....", der Freund fiel ihr ins Wort. "Nee, der meint, der wäre der. Er wirkt einfach.....lächerlich, die anderen Schauspieler können ihm doch nicht das Wasser reichen", befand der Freund und duldete keinen Widerspruch.

Katja aber konnte es nicht lassen, auf die tolle Bräune des Gatsby hinzuweisen. SO müssten alle Männer aussehen. So! Aber dann hielt sie endlich die Klappe, denn sie wollte ihren Ausflug nach Oberbayern ja nicht gefährden. Und so kam es, dass sie sämtliche Anhänger der Klapp-Karibik traf, wobei sie noch nicht mal die Braunste war.

In der Nacht träumte sie, dass der große Gatsby sie in ihrer Klapp-Karibik besuchte, sich seiner gesamten Kleidung entledigte und sich unter die Sonne begab. "Mein Freund sagt, du warst gar nicht Gatsby, du warst immer nur du selbst", hauchte sie, seine Blöße geflissentlich übersehend. "Nein, ich BIN es, ich bin dieser Gatsby", antwortete er lächelnd. "Kommst du zu meiner nächsten Party?"

Katja erwachte mit einem verzückten Grinsen auf dem Gesicht und sah als erstes ihres schnarchenden, blassen, alkoholausdünstenden, mit offenem Mund schlafenden Freund. O nein, nicht der schon wieder. Lieber Gatsby, den braunen. Morgen würde sie wieder ins Kino gehen. Nach einem Besuch der Klapp-Karibik.



(Gewidmet einem Freund)



P.S. Der Film "Der große Gatsby" ist durchaus sehenswert. Am besten im Original und in 3D.
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Hallo DocSchneider

Die Idee ist gut, der Ablauf nachvollziehbar und amüsant zu lesen und die Pointe bildgebend an der rechten Stelle.

Mich stört aber etwas die inflationäre Verwendung des Begriffes „Klapp - Karibik„ in dem Text. Ein oder zweimal, inclusive Überschrift – ja, sonst aber würden an passender Stelle Umschreibungen oder Klartextnamen dem Text sicherlich weiter Gutes tun.

Denk einfach mal drüber nach.

Es grüßt der Ironbiber
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich weiß, Ironbiber. Diese Wortschöpfung (nicht von mir!;-) hat es mir dermaßen angetan, dass ich sie dauernd verwenden musste. Aber ich entferne sie etwas.
Also bald.
;-)
 
U

USch

Gast
Hallo Doc,
für meinen Geschmack klapp(erts) auch ein bisschen oft.
LG USch
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Seit einem halben Jahr arbeitete Katja bei der Klapp-Karibik und sie fand das toll. Besonders deshalb, weil sie sie selbst nutzen durfte. Schon bald präsentierte sie sich zimtbraun ihren Freundinnen, die vor Neid noch blasser wurden. Braun! Die Farbe der Landarbeiter, die längst das vornehme Weiß der Adligen übertrumpft hatte. Braun um jeden Preis. Und wie einfach war es, da die Karibik gleich um die Ecke war. Wenn auch ohne mehr Meer.

Eines Tages wollte Katja ihre Bräune aber auch mal richtig herzeigen und diskuierte mit ihrem Freund, in die (Düsseldorfer) Altstadt zu gehen. Ins Oberbayern, in den Ballermann 6, ins Bolker 9, um möglichst viele dekadente Schuppen abzuklappern. Der Freund schmollte. Dort würden sehr viele Einwohner der Klapp-Karibik anzutreffen sein. Darauf hatte er nun wirklich keinen Bock! Ihn zog es eher ins Kino, um sich den großen Gatsby anzusehen. In 3D. Katja war enttäuscht. Ins Kino! Eine hässliche Brille aufsetzen! Wo niemand ihre Bräune sehen würde!

Aber sie dachte an die Worte des Pfarrers ihrer Jugend, der ihr verraten hatte, dass das Ehesakrament in Wahrheit das Kompromisssakrament sei. Sollte sie jemals heiraten, so sollte sie das bedenken. Zwar wollte Katja noch nicht heiraten, aber sie konnte ja schon mal üben. Also schloss Katja einen Kompromiss mit ihrem Freund: Erst Kino, dann Oberbayern plus der Anhängern der künstlichen Sonne und das alles ohne Meckern!

Und wie überrascht war Katja dann, als sie Gatsby überlebensgroß auf der Leinwand erblickte! Klappkaribikgestählt, mit katzengleichem und gleichzeitig naivem Lächeln, das Haar permanent zurückstreichend, mit dem Spazierstock wirbelnd, dem Nebenbuhler an die Gurgel gehend, die Geliebte umgarnend. Dabei übersah sie völlig, dass sie gar nicht den großen G. sah, sondern nur Leonardo di Caprio. Ihr Freund hingegen durchschaute das sehr wohl. "Das ist nicht der große Gatsby. Das ist doch der Caprio! Die ganze Zeit! Der tut nur so, der hat sich verkleidet, aber er ist es nicht. Totale Flaute, der Lackaffe! Der hat seinen Beruf verfehlt! Zumindest hier!" Katja war empört. "Aber guck doch, wie er ausrastet. Guck doch, wie er ....", der Freund fiel ihr ins Wort. "Nee, der meint, der wäre der. Er wirkt einfach.....lächerlich, die anderen Schauspieler können ihm doch nicht das Wasser reichen", befand der Freund und duldete keinen Widerspruch.

Katja aber konnte es nicht lassen, auf die tolle Bräune des Gatsby hinzuweisen. SO müssten alle Männer aussehen. So! Aber dann hielt sie endlich die Klappe, denn sie wollte ihren Ausflug nach Oberbayern ja nicht gefährden. Und so kam es, dass sie sehr viele Gleichgesinnte traf, wobei sie noch nicht mal die Braunste war.

In der Nacht träumte sie, dass der große Gatsby sie im Studio besuchte, sich seiner gesamten Kleidung entledigte und sich unter die Sonne begab. "Mein Freund sagt, du warst gar nicht Gatsby, du warst immer nur du selbst", hauchte sie, seine Blöße geflissentlich übersehend. "Nein, ich BIN es, ich bin dieser Gatsby", antwortete er lächelnd. "Kommst du zu meiner nächsten Party?"

Katja erwachte mit einem verzückten Grinsen auf dem Gesicht und sah als erstes ihres schnarchenden, blassen, alkoholausdünstenden, mit offenem Mund schlafenden Freund. O nein, nicht der schon wieder. Lieber Gatsby, den braunen. Morgen würde sie wieder ins Kino gehen. Nach einem Besuch der Klapp-Karibik.



(Gewidmet einem Freund)



P.S. Der Film "Der große Gatsby" ist durchaus sehenswert. Am besten im Original und in 3D.
 



 
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