Kein Händedruck

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G

Gelöschtes Mitglied 24351

Gast
Still dasitzend,
dem Kummer lauschend
Eigene Tränen trockend
In Gedanken bei Dir
 

Scal

Mitglied
Dachte mir während des Lesens: mehr noch gefiele mir "die Uhr tickt Not im Komazimmer"

Gruß
Scal
 
Hey Sidgrani,
Danke für die Blumen........
Verloren fand ich besser als vertan, vergeudet wäre zu negativ. Aber es stimmt, dass Zeit nie verloren gehen kann, bestenfalls mundartlich "verlor'ne Zeit" im Sinne von vergeblicher Mühe. Man überlässt die Zeit einem anderen, in der Erwartung, dass derjenige sie nützt um Kontakte zu pflegen aber in Wahrheit ist man zu träge und widmet sich lieber anderen Dingen. Das bereut man dann, weil man die Zeit nicht mehr zurückdrehen kann.
Beisgrüße
Schön, dich wieder zu lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Klaus K.

Mitglied
Hallo, hans beislschmidt,

das ist sensationell - wer meint, daran daran auch nur ein einziges Wort ändern zu müssen.....das täte mir physisch weh! SO macht man moderne Lyrik, da ist nichts abgedrehtes, nichts überzogenes, nichts aufgesetztes zu finden! Oh Freiligrath, oh Fontane...wie habt ihr euch weiterentwickelt! Spitze! Mit Gruß, klaus k.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
außergewöhnliches sonett in sprache und findung - bemerkenswert
 
das ist sensationell - wer meint, daran daran auch nur ein einziges Wort ändern zu müssen.....das täte mir physisch weh! SO macht man moderne Lyrik, da ist nichts abgedrehtes, nichts überzogenes, nichts aufgesetztes zu finden!
außergewöhnliches sonett in sprache und findung - bemerkenswert
Oh, Danke für die Blumen ...
Denke gerade an meine Zeit als Hilfspfleger in der Uni Klinik während der Semesterferien.

In diesen Nachtschichten lernt man die medizinische Apparatur kennen, welche Geräusche sie machen und wie sie mit dem leblosen Fleisch umgehen, den Brustkorb anheben, den Tubus pfeifen lassen. Der Tod schaut zwei drei mal in der Woche vorbei, ein Bett wird neu bezogen und der Aufbewahrungsraum wird voller. In dieser Taktung arbeitet man zwischen Schleim absaugen, Fieber messen und Urinbeutel leeren. Dazwischen lernt man die Stille zu erfassen und dem Tod das Gewohnheitsrecht einzuräumen.

Als Erinnerung an diese Zeit, noch ein Gedicht aus den 70er Jahren....

Letzte Fahrt

Über sich der Flaschenhimmel
mit dem Engel Akrinor,
am Silbergalgen Elomel
taktet im Sekundenchor.

Fieberkurve steigt gefährlich an,
Tubus stöhnt sein pfeifend Röchel-Lied.
Kleiner Bildschirm schlägt Alarm,
was die Schwester augenblicklich sieht.

Der alte graue Bennett stampft.
Schleim wird schlürfend schlauchgesäugt.
Der Torso zuckt im Todestraum,
die Schwester nur noch stündlich äugt.

Sechzehn weiße Richtermäntel.
Erstarrte Mienen lesen, was da steht.
Reduzierter Lebensfaden.
„Der da wird gleich morgen abgedreht“.

Kleine weiße Fahne
grüßt vertäut am rechten Fuß.
Letzte Fahrt der Rollenbahre,
vor dem Dunkel stummer Gruß.

.
Beislgrüße
 
G

Gelöschtes Mitglied 23910

Gast
Lieber Hans,

nachdem ich die Redaktion voreilig um Löschung meines Kommentares gebeten hatte, möchte ich erneut die Frage stellen, ob metrische Prosa in Sonettform an sich ein Sonett darstellt.

Ich neige auch dazu, kleine Geschichten in Sonette zu kleiden und frage mich, ob es sich dann wirklich um diese Kunstform handelt.

Gruss an Dich, die Redaktion und alle DichterkollegInnen!
 
Dazu müsste ich wissen, ob du das Eingangsgedicht meinst, lieber Aron.

*Hier handelt es sich um das sogenannte Shakespeare Sonett. Mit einem Paarreim am Schluss, im Gegensatz zu dem gebräuchlichen Sonett mit zwei Quartetten und zwei Terzetten. Also sicher keine Prosa.

* Das Gedicht in #14 ist älter, genau genommen 40 Jahre alt. Ich habe es damals während einer Nachtwache gemacht, ohne Rücksicht auf metrische Taktung, dafür aber mit medizinischen Gräten wie das Beatmungsgerät Bennet oder Medikationen wie Elomel oder Acrinor. Das mag für Außenstehende etwas unverständlich klingen. Bedeutsam fand ich damals, wie bei der Chefvisite über Leben und Tod entschieden wurde. "DER da wird abgedreht", das heißt, alle lebenserhaltenden Maßnahmen werden zurückgefahren. Das wäre in dieser Form heute nicht möglich. Aber auch das ist keine Prosa, da Reimschema abcb.

Weiß nicht, ob du das gemeint hast, falls nicht, sag mir um was es im Detail geht.

Ich erinnere mich, dass du das Durchhaltevermögen bei gereimter Lyrik noch erwähnt hast. Sicher könnte man auch einen Aufsatz schreiben aber der Geiz der Wörter lässt einen Lyriker länger beim Medium Wort verweilen, als ausufernd eine Tintenpatrone zu verheizen.
Beislgrüße
 
G

Gelöschtes Mitglied 23910

Gast
Wer entscheidet, ob es sich um ein Sonett handelt? Auch bei Shakespeare und Rilke gibt es einige Dinger, die ich eher in die Reimecke stellte.

Einigen wir uns so: Der Verfasser gibt den Titel, die Leserschaft entscheidet.
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Ja, es ist ein englisches Sonett - und ein fabelhaftes dazu!

Schade nur, dass es dieses winzige Stolpersteinchen männliche Kadenz (Schaum/...traum) in der zweiten Strophe gibt, alle übrigen Kadenzen - außer im Schlusspaar - sind ja weiblich.

Kristian
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
In diesen Nachtschichten lernt man die medizinische Apparatur kennen, welche Geräusche sie machen
Ich habe kürzlich (vor drei Monaten) eine Nachtschicht erlebt, als Paitent, aber nicht dem Tode nah, zum Glück.
(Vielleicht näher, als ich weiß.) Und Koma war es noch nicht.

Jedenfalls fing eine der Maschinen an, zu fieben. Aber es kam niemand. Ich drückte den roten Alarmknopf - dachte ich - aber es war nur ein Schmerzmittel.
Der Knopf zum Rufen lag unsichtbar und unerreichbar auf den Nachttisch.

Ich rief, aber die Tür war zu und es kam niemand. Das Fieben nervte.

Nun kommt das aber:

Es ist im eigentlichen Sinn nicht ein Gedicht über Krankheit und Tod, wie es zunächst den Anschein hat. Es ist ein Gedicht über die Zeit davor.
Zwei einander vertraute Personen, die glaubten, sie hätten noch alle Zeit der Welt. So verpassten sie es, zu reden. Zumindest ist es das Gefühl.
Ich glaube aber nur teilweise daran. Sie verpassten es, über bestimmte wichtige Dinge zu reden, die sie einander sagen wollten. Nun ist es zu spät.

Ja, ein Shakespeare-Sonett, vom Typ her.
Die männliche Kadenz stört mich nicht.

Man muss auch Unterschiede sehen zwischen Englisch und Deutsch.
Formen ändern sich beim Übertragen zwischen Sprachen.
 
Einigen wir uns so: Der Verfasser gibt den Titel, die Leserschaft entscheidet.
nicht ganz Aron, vom Elfchen bis zur Vilanelle gibt es feste Formen, die genau definiert sind. Heißt ich kann nen Limerick nicht zu nem Klapphorn machen. Beislgrüße

männliche Kadenz (Schaum/...traum)
Das stimmt. Ich texte ungern mit Enjambements und beide Wörter waren mir wichtig, deshalb musste ich die männlichen Kadenzen in Kauf nehmen. Beislgrüße

Ich glaube aber nur teilweise daran. Sie verpassten es, über bestimmte wichtige Dinge zu reden, die sie
Genau das wollte ich damit sagen.
Im KH hat man Zeit die Dinge sacken zu lassen. Ich habe etliche Gedichte dort gemacht, als Sitzwache und auch als Patient.
Beislgrüße
Danke allen für Kommi und Gedanken.
 



 
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