Kein Vergleich

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Wenn der Wind so durch die Ritzen dringt,
rund ums Haus sein wildes Lied mir singt,
Wolken unterm Himmel weitertreibt,
dass auch keins der Schäfchen stehenbleibt,
wie mit Fingern streicht durch das Geäst,
Krähen hoch am Himmel gaukeln lässt,
auf dem See das Glatt zu Wellen kräuselt,
an der Auto-Reling seine Lieder säuselt,
Hahn und Hühnern das Gefieder kämmt
oder es zerzaust (ganz ungehemmt),
Nachbars Altpapier mir in den Garten trägt,
altes Laub hingegen fortbewegt,
flatternd knattern lässt das Sonnensegel,
pust ich drinnen auf lackierte Fingernägel.





.märz_2024
 

anbas

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Hallo fee,

hier lassen die lackierten Fingernägel eine gewisse Gelassenheit entstehen. Das gefällt mir richtig gut.

Ansonsten muss ich bei dem Thema "Fingernägel stylen" eher an eine berufliche Begebenheit denken (ich bin Sozialarbeiter):
Beratung einer Mutter (psychisch schwer krank) und ihrer siebzehnjährigen Tochter. Wegen Mietschulden drohte der Wohnungsverlust. Die Mietschulden entstanden, weil die Tochter von ihrer - zugegeben geringen - Ausbildungsvergütung keinen Cent für Mietanteil und Lebensunterhalt abgab. Da die Mutter ebenfalls ein sehr geringes Einkommen hatte, war sie auf das Geld angewiesen, konnte sich aber aufgrund ihrer Erkrankung gegen ihre Tochter nicht durchsetzen. Die Tochter gab einen nicht unerheblichen Teil ihres Geldes für das Stylen ihrer Fingernägel aus. Darauf angesprochen, dass sie verpflichtet ist, sich an den Mietkosten zu beteiligen, antwortete sie sinngemäß im Dabeisein ihrer Mutter: "Das können Sie als Mann nicht verstehen. Meine Fingernägel sind sehr wichtig". - Ich bin zwar nicht explodiert, aber doch recht deutlich geworden ...

Seitdem ist das Thema "Fingernägel" bei mir etwas negativ besetzt ;). - Vielleicht ist Dein Gedicht der Anfang einer veränderten Assoziations-Kette :D.

Liebe Grüße

Andreas
 

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"Das können Sie als Mann nicht verstehen. Meine Fingernägel sind sehr wichtig"
Das kann ich ehrlich gesagt auch als Frau nicht verstehen, lieber Andreas. o_O

ich gehöre zu der Sorte Frau, die ihre Nägel nur ganz profan (mit dem billigeren Produkt) und selbst (und auch eher selten) lackiert. Schon deshalb, weil das bei der Gartenarbeit oder beim Malen ohnehin wieder zerstört wird. In seltenen Fällen auch als kurzes "Ich tu mir was Nettes und mach die Nägel schön"-'Ritual. Und ich kann's auch nur, wenn ich schon entspannt bin (sonst wird das ein Gemurks und ich hab mehr Nagellackentferner verbraucht als Nagellack).

Nagelstudios und deren lebenserhaltende Funktion kann ich nicht nachvollziehen. Da bin ich das völlig falsche Publikum dafür. Und diese langen Krallen, mit denen man seine Hände völlig unnatürlich bewegen muss, um zu tippen oder am Handy zu wischen...da steig ich dann völlig aus. Da bin ich Banausin und steh auch dazu.

Immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sehr sich manche von ihren Kindern tyrannisieren lassen. Da kann ich schon verstehen, dass deine Fingernagel-Perspektive dem unvbeschwerten Gedicht-Genuss im Wege steht. Umso mehr freue ich mich über dein Reinlesen und die nette Rückmeldung! Danke!

Liebe Grüße
Claudia


PS: Ah...und sogar Sterne. Das muss einiges an Überwindung gekostet haben. Doppeldank dafür!
 



 
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