Kettenreaktion
Es ist ein schöner Morgen. Auf dem Lande muß der Hahn schon längst gekräht haben. Als Grit aus einem angenehmen Traum gerissen wird, scheint bereits die Sonne und kitzelt an der Nase.
Bei der Morgentoilette singt sie das Lied aus dem Radio mit. Gerade beißt sie in ihr Marmeladenbrötchen, da klingelt das Telephon. Es ist Herr Peters, ihr Vorgesetzter.
„Sie haben gestern ihre Arbeit nicht zu Ende gebracht. Jetzt sitze ich hier und muß das erledigen. Sie wissen doch genau, daß die Termine eingehalten werden müssen. Beeilen sie sich. Es wartet eine Menge Arbeit."
Schon hat er aufgelegt. Sie kann nicht einmal sagen, daß sie gestern schon eineinhalb Überstunden geleistet hat, einen dringenden Arzttermin einhalten mußte und heute den Rest der Arbeit erledigen will.
„Nicht mal einen Gutenmorgengruß hatte der übrig“, murmelt Grit.
Der muß wohl mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden sein.
Grit macht sich auf den Weg zur Arbeit. Ihre gute Laune ist dahin. Das bekommt zuerst die Wohnungstür zu spüren, die zuknallt.
Im Briefkasten liegt noch keine Zeitung.
„Die wird doch schon fünf Uhr ausgetragen. Was ist heute los ?“, geht es ihr durch den Kopf.
Da sieht sie den Briefträger.
„Guten Morgen, Frau Baier, schönes Wetter heute“, grüßt er fröhlich.
„Schönes Wetter, was geht mich das Wetter an. Meine Zeitung will ich. Auf die Post kann man sich heutzutage auch nicht mehr verlassen“, herrscht Grit den verdutzten Mann an.
Seine Miene verfinstert sich. Er will sich entschuldigen, aber Frau Baier eilt davon. Mißmutig wirft der Postbote Zeitungen und Briefe in die Kästen.
Für Familie Michaelis ist ein dicker Brief dabei, der nicht in den Kasten paßt. Per Sprechanlage teilt der Briefträger das der Familie mit. Frau Michaelis eilt die Treppe hinunter.
„Guten Morgen“, grüßt sie. "Ich warte schon lange auf diesen Brief und freue mich, daß er endlich da ist.“
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
„Mich interessieren ihre freudigen Nachrichten nicht. Ich habe nur meine Arbeit zu machen. Das nächste mal lassen sie mich gefälligst nicht so lange warten. Meine Zeit ist knapp bemessen“, knurrt er.
Frau Michaelis lächelt nicht mehr. Sie öffnet ihre Wohnungstür. Ihr Mann zieht sich gerade an und pfeift ein Lied vor sich hin. Gereizt ruft sie ihm zu:
„Herrmann, du bist heute nicht der Schnellste. Ziehst dich über eine Stunde an. Mein Magen knurrt schon... Wenn du beim Bäcker ankommst, sind die Brötchen alt“.
„Mäuschen“?, sagt er fragend, sieht das bitterböse Gesicht seiner Frau und auch in ihn zieht der Unfriede ein.
Beim Bäcker sind gerade die frischen Brötchen alle.
„Nur zwei Minuten, dann kann ich den Ofen öffnen und ihren Wunsch erfüllen. Ihre Frau wird sich freuen, wenn sie zum Frühstück warme Brötchen bekommt“, sagt die Verkäuferin freundlich.
„Was meine Frau zum Frühstück bekommt, geht sie überhaupt nichts an. Ich will Brötchen und zwar jetzt und nicht erst in ein paar Minuten“, zischt er.
Die Verkäuferin verzieht ihr Gesicht. Mißmutig holt sie die Brötchen aus dem Ofen.
Zur nächsten Kundin, einer jungen Frau mit einem kleinem Mädchen, sagt sie mürrisch:
"Haben sie nicht ein bißchen Kleingeld? In aller Frühe mit einem Hundertmarkschein bezahlen! Wir sind doch keine Wechselstelle.“
„Entschuldigen sie. Ich war gestern Abend am Geldautomaten und hatte noch keine Gelegenheit, die Scheine zu wechseln“, entgegnet die junge Frau genauso böse.
Dann packt sie ihre Brötchen in den Beutel und zieht das kleine Mädchen hinter sich her.
„Gib mir eins“, bettelt das Kind. „Sei nicht so ungeduldig, die sind noch heiß“, schimpft die Frau.
„Aber Mama, die riechen so gut“, sagt das Kind, reißt die Augen weit auf und lächelt die Mutter an.
Die Frau beugt sich zu ihrem Kind, küßt es, nimmt die Hand und fröhlich verlassen beide die Bäckerei.
Es ist ein schöner Morgen. Auf dem Lande muß der Hahn schon längst gekräht haben. Als Grit aus einem angenehmen Traum gerissen wird, scheint bereits die Sonne und kitzelt an der Nase.
Bei der Morgentoilette singt sie das Lied aus dem Radio mit. Gerade beißt sie in ihr Marmeladenbrötchen, da klingelt das Telephon. Es ist Herr Peters, ihr Vorgesetzter.
„Sie haben gestern ihre Arbeit nicht zu Ende gebracht. Jetzt sitze ich hier und muß das erledigen. Sie wissen doch genau, daß die Termine eingehalten werden müssen. Beeilen sie sich. Es wartet eine Menge Arbeit."
Schon hat er aufgelegt. Sie kann nicht einmal sagen, daß sie gestern schon eineinhalb Überstunden geleistet hat, einen dringenden Arzttermin einhalten mußte und heute den Rest der Arbeit erledigen will.
„Nicht mal einen Gutenmorgengruß hatte der übrig“, murmelt Grit.
Der muß wohl mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden sein.
Grit macht sich auf den Weg zur Arbeit. Ihre gute Laune ist dahin. Das bekommt zuerst die Wohnungstür zu spüren, die zuknallt.
Im Briefkasten liegt noch keine Zeitung.
„Die wird doch schon fünf Uhr ausgetragen. Was ist heute los ?“, geht es ihr durch den Kopf.
Da sieht sie den Briefträger.
„Guten Morgen, Frau Baier, schönes Wetter heute“, grüßt er fröhlich.
„Schönes Wetter, was geht mich das Wetter an. Meine Zeitung will ich. Auf die Post kann man sich heutzutage auch nicht mehr verlassen“, herrscht Grit den verdutzten Mann an.
Seine Miene verfinstert sich. Er will sich entschuldigen, aber Frau Baier eilt davon. Mißmutig wirft der Postbote Zeitungen und Briefe in die Kästen.
Für Familie Michaelis ist ein dicker Brief dabei, der nicht in den Kasten paßt. Per Sprechanlage teilt der Briefträger das der Familie mit. Frau Michaelis eilt die Treppe hinunter.
„Guten Morgen“, grüßt sie. "Ich warte schon lange auf diesen Brief und freue mich, daß er endlich da ist.“
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
„Mich interessieren ihre freudigen Nachrichten nicht. Ich habe nur meine Arbeit zu machen. Das nächste mal lassen sie mich gefälligst nicht so lange warten. Meine Zeit ist knapp bemessen“, knurrt er.
Frau Michaelis lächelt nicht mehr. Sie öffnet ihre Wohnungstür. Ihr Mann zieht sich gerade an und pfeift ein Lied vor sich hin. Gereizt ruft sie ihm zu:
„Herrmann, du bist heute nicht der Schnellste. Ziehst dich über eine Stunde an. Mein Magen knurrt schon... Wenn du beim Bäcker ankommst, sind die Brötchen alt“.
„Mäuschen“?, sagt er fragend, sieht das bitterböse Gesicht seiner Frau und auch in ihn zieht der Unfriede ein.
Beim Bäcker sind gerade die frischen Brötchen alle.
„Nur zwei Minuten, dann kann ich den Ofen öffnen und ihren Wunsch erfüllen. Ihre Frau wird sich freuen, wenn sie zum Frühstück warme Brötchen bekommt“, sagt die Verkäuferin freundlich.
„Was meine Frau zum Frühstück bekommt, geht sie überhaupt nichts an. Ich will Brötchen und zwar jetzt und nicht erst in ein paar Minuten“, zischt er.
Die Verkäuferin verzieht ihr Gesicht. Mißmutig holt sie die Brötchen aus dem Ofen.
Zur nächsten Kundin, einer jungen Frau mit einem kleinem Mädchen, sagt sie mürrisch:
"Haben sie nicht ein bißchen Kleingeld? In aller Frühe mit einem Hundertmarkschein bezahlen! Wir sind doch keine Wechselstelle.“
„Entschuldigen sie. Ich war gestern Abend am Geldautomaten und hatte noch keine Gelegenheit, die Scheine zu wechseln“, entgegnet die junge Frau genauso böse.
Dann packt sie ihre Brötchen in den Beutel und zieht das kleine Mädchen hinter sich her.
„Gib mir eins“, bettelt das Kind. „Sei nicht so ungeduldig, die sind noch heiß“, schimpft die Frau.
„Aber Mama, die riechen so gut“, sagt das Kind, reißt die Augen weit auf und lächelt die Mutter an.
Die Frau beugt sich zu ihrem Kind, küßt es, nimmt die Hand und fröhlich verlassen beide die Bäckerei.