Kinderaugen

petrasmiles

Mitglied
Lieber Önder,

ich will Dein Gedicht gar nicht kritisieren, aber vielleicht doch ergänzen und den traurigen Unterton ein bisschen korrigieren.
Ich glaube nämlich, dass es nach der Resignation auch wieder eine Phase der Wundergläubigkeit gibt. Nämlich dann, wenn man Wunschdenken von Wundern getrennt hat. Es gibt eine Phase, in der man sich viel wünscht - und auch Einiges dafür tut, damit die Wünsche in Erfüllung gehen - und dann kann man enttäuscht werden und resignieren.
Aber wenn man diese Phase hinter sich hat - vielleicht sogar erst im Alter - und der Wunsch darin besteht, den nächsten Tag noch zu erleben, wird man vielleicht insgesamt bescheidener, nimmt nicht mehr nur wahr, was alles nicht funktioniert oder besser laufen könnte, sondern kann sich mehr darüber 'wundern', was alles funktioniert und es als Wunder betrachten, dass jeden Tag aufs Neue Menschen geboren und geliebt werden, aus kleinen Gesten und Worten große Freude erwachsen kann.

Liebe Grüße
Petra
 

Arcos

Mitglied
Hallo Petra,

vielen Dank für deine nachdenklich schöne Ergänzung.

Ich finde deinen Gedanken sehr tröstlich – dass nach der Resignation wieder eine neue Art von Staunen und Wunder möglich ist, wenn auch in stillerer, vielleicht reiferer Form. Das hat etwas Versöhnliches. Und es stimmt: Je mehr man das Leben in seiner Alltäglichkeit wirklich anschaut, desto mehr entdeckt man oft das Wunderbare im Kleinen.

Mein Gedicht beschreibt eher den Moment dazwischen – den Bruch, die Desillusion – aber vielleicht liegt gerade darin auch die Voraussetzung für das, was du so schön beschrieben hast: ein anderes, tieferes Wunderglauben, das nicht mehr mit Wunschdenken verwechselt wird.

Grüße
Önder
 



 
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