kitten

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Marcson

Mitglied
kitten
vielleicht hatte die autokorrektur recht als sie meinte ich likte dich
liebe sagt man nicht mehr man spricht nichts mehr aus in gedichten
vielleicht brauchen wir worte die uns kaum beteiligen unverbindlich
sind eine syntax ein satz wie mein pessimismus reicht nicht mehr aus
würde insta gestrichen noch auf der bahnfahrt mir ist niemand begegnet
aber da waren menschen die kommunizierten vielleicht sind sie wie du
und ein umbruch liegt in ihren zeilen dazwischen wenn ich aufschaue
will ich über das zugfenster streichen die helligkeit ändern die landschaften
kontrastieren so farbschwach am abend dort im display meiner nachbarin risse
doch es funktioniert besser als diese metapher vielleicht bricht eine zeit an
kitten
 

sufnus

Mitglied
Die Kätzchen sind multifunktional: liebe- (verzeihung: like-)volle Kose-Anrede und die Anbringung von Dichtmaterial. :)

Und, Marcson, ich muss sagen, dass mich Dein Gedicht (ja: Gedicht, nicht: Text oder gar Kurzprosa) sehr beeindruckt.

Die meisten Hervorbringungen hier auf der Lupe (meine eigenen eingeschlossen) sind hobbymäßige Bastelstückchen, im Dienste der Selbsterfahrung, Erbauung, Zerstreuung oder auch mal Belehrung. Ein künstlerischer Anspruch im engeren Sinn besteht meist nicht (und dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden - im Gegenteil, als reines Kunstmuseum wäre die Leselupe doch ein etwas anstrengendes Biotop).

Dein Gedicht ist insofern wirklich eine Ausnahme, denn hier ist wirklich eine Ambition zugange, die in diesem Fall tatsächlich zu der vielbeschworenen Literarizität führt: Reichtest Du diesen Text bei der richtigen Literaturzeitschrift ein, gäb es eine sehr gute Veröffentlichungschance. Sogar im Jahrbuch wäre das vorstellbar - vielleicht mit ein paar minimalen Präzisierungen und unter der (formal eigentlich nicht geforderten) Voraussetzung, dass es hier nicht bereits veröffentlicht ist.

Einziger zeitgebundener Kritikpunkt wäre, dass Kitten als Kosename ein bisschen in Richtung tradierter Role Models spielt (wobei das in Deinem Text ja nicht wirklich aufscheint, also nur ein schwaches Kritikpünktchen auf schwachen Beinen - eher ein Aspekt über den man - ganz entspannt - reflektieren könnte). :)

Lange Rede usw.: Begeisterung!

LG!

S.
 

Marcson

Mitglied
Hallo und vielen Dank für eure Beteiligung. Das hier ausgesetzte "Kätzchen" freut sich sehr über die Sterne von Chandrian und Sufnus, und diesen schönen Kommentar dazu.

Ich bin neu hier, schreibend zumindest, und bin ein wenig ins Rotieren geraten, als es darum ging, etwas auszusuchen, was ich einstellen könnte, um meine Registrierung komplett zu machen, dann ist es plötzlich dieser Text geworden, den ein jüngeres Ich verfasst hat.

"kitten" ob ich diese Ansprache heute noch verwenden würde, bezweifle ich gerade, die Zeit rast schon ganz schön dahin, und was mir mal unproblematisch erschien, das hat sich mittlerweile ein bisschen verengt. Jetzt ist da schon eine große 4 und als Ausdruck eines Endzwanzigers ging es vielleicht noch, mittlerweile aber ist das wirklich eher Grenzfall, vor allem auch in einem sich ändernden Zeitgeist, das "kitten"-Nennen.
Es ist zumindest nicht mit einer abwertenden Intention verfasst. Selbstreflektion angestoßen. ☺

Danke für das tolle Lob, gerade von dir, Sufnus, den ich im stillen Lesen dieses Forums bereits sehr zu schätzen gelernt habe. Im Forum nebenan bin ich schon ein älteres "Häschen", und betrachte seit einer Weile das Geschehen hier und wollte da mal mitmachen, weil es hier so viel feine Lyrik gibt.

Lg Marc
 

sufnus

Mitglied
Hey Marcson!
Dass freut & ehrt mich wirklich ganz besonders, dass Du schon passive Tuchfühlung mit Texten von mir aufgenommen hast (das zeigt mal wieder, dass man doch aufpassen muss, was man so schreibt, es lesen doch mehr Menschen mit als man denkt ;) )
Jedenfalls hoffe ich sehr, Du stellst hier demnächstens noch weitere Texte von Dir ein, bin sehr neugierig und vorfreudig (wobei: no pressure latürnich ;) es geht ja um den Spaß an der Freude).
Und was die Kittenkosung angeht, war meine Anmerkung natürlich mitnichten irgendwie moralisch schwingend gemeint (political hypercorrectness und Literatur sind schließlich kein besonders funktionelles Gespann), sondern eher dahingehend reflektierend, ob der Text an dieser Stelle völlig auf der Laufhöhe einer aktuellen "Denke" ist. Offenbar habe ich ja tatsächlich herausgehört, dass der Text nicht ein 23er Jahrgang ist, sondern schon etwas herangereift ist.
Ich hab diese Anmerkung ja ganz konkret mit Bezug auf das Gedankenspiel einer Texteinreichung bei einer Literaturzeitschrift oder Anthologie gemacht und da ist es ja schon im Allgemeinen sinnvoll, wenn ein Text mit der ganz aktuellen Gegenwart Blickkontakt hält (was er übrigens logischerweise auch machen kann, indem er dem aktuellen Mainstream eine ältere Sichtweise entgegenhält - das ist dann oft besonders spannend :) ). Ich hoffe, es kommt so ganz grob rüber, in welcher Richtung meine etwas wirren Gedanken unterwegs waren.
LG!
S.
 

Marcson

Mitglied
Danke noch einmal, euch beiden, für die Grüße und das Willkommen. Ich suche noch einmal etwas für den Reimbereich raus. Kein Druck, klar. ;)
LG Marc
 

Perry

Mitglied
Hallo Marc,
ob Kätzchen oder Schätzchen, ein gesprochenes Kosewort ist wohl immer noch mehr Wert als viele Likes. ;)
Konstruktiv gefällt mir der "Plauderton" mit den eingestreuten gedanklichen "Umbrüchen" gut.
Als Titel könnte ich mir vielleicht etwas weniger Dominierendes vorstellen wie etwa, "wie sag ichs dir nur" etc.
LG
Manfred
 

Marcson

Mitglied
Hi Manfred,
danke für dein Feedback. Cool, dein Titelvorschlag hat mich auf eine Lesart gebracht, die mir noch gar nicht so präsent war, die ich jetzt aber sehen kann. Da könnte wirklich das Ende einer Beziehung anklingen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass der Titel sehr lenkend wäre, also hin auf ein bestimmtes Lesen und dadurch anderes ausklammern würde. Hat mich sehr gefreut, dich auch hier zu treffen und zu lesen.
LG Marc
 



 
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