kläglicher Versuch einer Zustandsbeschreibung aus wenn und aber

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flubb

Mitglied
Wenn ich sehe, was ich tue,

aber nicht fühle, was ich denke

sind die Gedanken nur der Anschein

einer von mir vertriebenen Hülle

eines Sinns;

im Kern nur Luft




Wenn ich fühle, was ich denke

aber kein Wort zum Sprechen find

ist die Sprache nur der Irrsinn

eines stummen Sprechgesangs

wortgewandt im Todeskampf




Wenn aber Worte aus mir sprudeln

deren gefühlte Gedanken,

sinnvoll bis zum Kern,

eine Symphonie ergeben

bin ich von mir fern
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo und herzlich willkommen in der LL!!

Ein Gedicht, das eine seltsame Faszination ausübt.

Die ersten beiden Strophen gefallen mir ausnehmend gut. Ich würde nur in der zweiten Strophe "finde" schreiben, sonst hört es sich sehr altmodisch an, was nicht zum Rest der Sprache passt.

Mit der dritten Strophe hatte ich im ersten Moment ein Problem:

eine Symphonie ergeben
Da war mein erster Gedanke: Jetzt übertreibt er aber.

Aber:

bin ich von mir fern
Genau mit dem letzten Vers erdest du dein Gedicht und das lyr.ich genau zum richtigen Zeitpunkt.

Ach ja:
Was mich etwas stört, sind die großen Zeilenabstände, das hemmt den Lesefluss.

Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

flubb

Mitglied
Danke für die Antwort. :)
Ich entdecke das Schreiben gerade für mich, habe eigentlich keine Ahnung und versuche mich in irgendwas hinein zu finden. Von daher bin ich sehr froh über jede Art der Kritik.

Viele Grüße
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Also wenn das erst einmal nur ein Versuch war, dann ziehe ich schon mal meinen Hut.

Dranbleiben!!!!!!

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ein leserlicher Einstand. Und vor allem: gedankenanregend, das ist sehr wichtig.
Wenn ich nicht fühle, was ich denke, dann ist es ein klarer, unvernebelter Gedanke, wie eine farblose Zeichnung oder eine Schwarzweißphotographie durchaus an Klarheit gewinnen kann. Zur Rechenaufgabe "wie steigert sich die Reihe der Zweierpotenzen?" brauche ich keine Gefühle, die über die subtile ästhetische Lust am "Durchblick" hinausgehen, oder?
Die Pointe verwirrt mich ein wenig - (vielleicht soll sie das ja auch, und dann ist sie allerdings sehr treffend): Wieso bin ich von mir fern, wenn alle Bewußtseinsprozesse erlebnisgesättigt und authentisch-gefühlt sind? Oder lese ich da was falsch (hier blind wiedergegeben, da beim Kommentieren das Gedicht, über das man schreibt, nicht sichtbar oben drüber steht)?
 
O

orlando

Gast
Hallo flubb,
gäbe es nicht die Überschrift, wäre die Deutung der letzten Versgruppe ein Leichtes. Jedenfalls für mich.
Schildert sie doch einen Zustand, der vielen Künstlern bekannt ist: Nach dem Gelingen eines Werks, der Glückserfahrung, der kurzen Entspannung - interessiert das Werk nicht länger.
Es muss etwas anderes her. Das Hirn beginnt erneut zu sammeln, zu orten, zu verwerfen.
Auf einer weiteren Ebene ist Erfüllung - im allgemeineren Sinn - durchaus nicht für jeden aushaltbar. Gerade im Bereich der Amouren ...

Jedenfalls: Ein bemerkenswerter Erstling, der auf weitere interessante Werke schließen lässt.

Herzlich willkommen!
Orlando

P.S.: Die großen Zeilenabstände finde ich unschön.
 

flubb

Mitglied
Wenn ich sehe, was ich tue,
aber nicht fühle, was ich denke
sind die Gedanken nur der Anschein
einer von mir vertriebenen Hülle
eines Sinns;
im Kern nur Luft




Wenn ich fühle, was ich denke
aber kein Wort zum Sprechen find
ist die Sprache nur der Irrsinn
eines stummen Sprechgesangs
wortgewandt im Todeskampf




Wenn aber Worte aus mir sprudeln
deren gefühlte Gedanken,
sinnvoll bis zum Kern,
eine Symphonie ergeben
bin ich von mir fern
 



 
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