Hallo Weltenbummler,
Ein sehr faszinierendes Spiel mit der Melancholie, mit dem Winter, seinen Farben und der Kälte. Vor allem habe ich so ein Gefühl (jedenfalls hatte ich beim Lesen so ein Bild vor Augen), dass die Nacht alles überdauert und der Tag eine Illusion in der Nacht ist, ein "Morgengrauen" vorgetäuscht wird durch den Umstand, dass es anfängt zu scheien. Ich fand es schon immer faszinierend, wie hell die Nächte sind, wenn Schnee liegt. Ich weiß nicht, ob es das ist, was du sagen wolltest, aber daran musste ich spontan beim Lesen denken. Und dennoch ist es gerade das Licht, der Schnee, der die Harmonie der Nacht zu stören scheint.
Du spielst sehr viel mit Bildern und Metaphern, drehst die Worte, arbeitest mit Doppelbesetzungen. Bei jedem Lesen fällt mir etwas anderes auf, was den Text sehr interessant macht. Sogar die Grundstimmung ist bei jedem Lesen etwas anders. Aber irgendwann bleibt eine sehnsüchtige, tiefe aber auch wohlige Melancholie zurück.
Zwei kleine Anmerkungen:
In der letzten Strophe fände ich stumme Sehnsucht schön (anstatt tiefe Sehnsucht). Das würde gut mit der Melodie korrespondieren, vor allem, weil sich zum Schluß ja herausstellt, dass es sich um die Melodie der Stile handelt. Das hätte irgendwie was paradoxes. Ist nur so 'ne spontane Idee.
Über dem ward erwacht grübele ich ich noch. Wahrscheinlich wäre erweckt korrekter, andererseits klingt es so, wie es dasteht viel besser und hat auch so etwas leicht Zweideutiges, als ob alles aus sich selbst heraus passiert.
Werde wohl noch weiter grübeln müssen.
Ich hoffe, ich habe dein Gedicht nicht allzusehr mißinterpretiert. Das ist einfach das, was mir jetzt im Moment dazu eingefallen ist. So leicht lässt es sich einfach nicht greifen.
Lieber Gruß,
La Noche
