Thylda
Mitglied
Mehrere Tage schon hatte ich mich auf dieses Klassentreffen vorbereitet, nachdem man mir das Versprechen zu Erscheinen abgetrickst hatte. Meine Laune wurde von Tag zu Tag schlechter und ich nahm verbal keine Gefangenen mehr.
Die Stunden davor brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenzierter analoger PMS hervor. Meine Familie schlich nur noch um mich herum, was mich in den nächsten Level eisiger Höflichkeit hob.
Als ich dann auch noch mit den Haaren an der Türklinke hängen blieb, platze mir der Kragen mit meiner eigenen Eitelkeit. Wild entschlossen kratzte ich mir die Farbe vom Gesicht, band die Haare wieder in den Dutt und kramte mein graues Lieblingswollkleid nebst Strickjacke aus dem Schrank. Die können mich mal. Allesamt. Kreuzweise.
Den Blick zum Spiegel in der Halle beim Rausgehen konnte ich mir doch nicht verkneifen. Ich war schon darauf vorbereitet, mich für das, was ich sehen würde, fremd zu schämen. Dann musste ich allerdings doch grinsen. Dort klebte eines seiner Post-its: “Yer lookin' fine, luv.” Das gab mir Kraft, diesen berauschenden Abend anzugehen.
Es kam wie zu erwarten das Verhör nach Zeitvertreib und Familienstand, als ob das Jemanden interessierte. Ich wollte schon ein offizielles Ranking vorschlagen, begnügte mich aber damit, diese wildfremden Menschen bei rhythmischen Bewegungen zu beobachten. Inständig hoffte ich, dass diese Zeitschleife in die Pubertät nur vorübergehender Natur sei.
Als der allgemeine Vergiftungsgrad einen gewissen Promillebereich überschritten hatte, näherte sich mir ein bedauernswertes Wesen und gestand mir, er habe mich früher aus der Ferne verehrt, was ich ihm sofort glaubte, als ich seinen Porscheschlüssel sah, mit dem er ganz unauffällig spielte. Ich biss mir etwa acht mal pro Sekunde auf die Zunge und lächelte so freundlich wie möglich. Dafür erntete ich gleich Lob, ich sei viel milder als früher. Da kämpfte sich meine geschundene Zunge ins Freie. Ich versicherte ihm, er habe sich viel Leid erspart, lächelte wieder und glitt schnell seitwärts davon.
Im Waschraum ging das Spießrutenlaufen weiter. Mir wurde versichert, dass mein verbeultes Kleid edel aussähe und bei welchem Friseur ich mir denn diese elegante Hochsteckfrisur hätte machen lassen. Ich antwortete: “ Verheiratet, drei Kinder, Baum, Auto, Haus, leider immer noch kein Hund, aber daran arbeite ich noch,” ließ sie mit dem Gummipuppengesicht stehen und kehrte zur Feier zurück.
Ich schaute noch eine Weile auf die zappelnden, um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringenden Gestalten und trat dann den Heimweg an.
Zu Hause fand ich meinen Mann im Dunkeln durch die offene Kühlschranktür beleuchtet vor. Er kaute gewissenhaft zu Ende und fragte: “Had fun?” Ich griff nach dem Gurkenglas und antwortete: “Das war der erste Spaß seit der Hund starb!”
Die Stunden davor brachten in mir einen neuen Höhepunkt an potenzierter analoger PMS hervor. Meine Familie schlich nur noch um mich herum, was mich in den nächsten Level eisiger Höflichkeit hob.
Als ich dann auch noch mit den Haaren an der Türklinke hängen blieb, platze mir der Kragen mit meiner eigenen Eitelkeit. Wild entschlossen kratzte ich mir die Farbe vom Gesicht, band die Haare wieder in den Dutt und kramte mein graues Lieblingswollkleid nebst Strickjacke aus dem Schrank. Die können mich mal. Allesamt. Kreuzweise.
Den Blick zum Spiegel in der Halle beim Rausgehen konnte ich mir doch nicht verkneifen. Ich war schon darauf vorbereitet, mich für das, was ich sehen würde, fremd zu schämen. Dann musste ich allerdings doch grinsen. Dort klebte eines seiner Post-its: “Yer lookin' fine, luv.” Das gab mir Kraft, diesen berauschenden Abend anzugehen.
Es kam wie zu erwarten das Verhör nach Zeitvertreib und Familienstand, als ob das Jemanden interessierte. Ich wollte schon ein offizielles Ranking vorschlagen, begnügte mich aber damit, diese wildfremden Menschen bei rhythmischen Bewegungen zu beobachten. Inständig hoffte ich, dass diese Zeitschleife in die Pubertät nur vorübergehender Natur sei.
Als der allgemeine Vergiftungsgrad einen gewissen Promillebereich überschritten hatte, näherte sich mir ein bedauernswertes Wesen und gestand mir, er habe mich früher aus der Ferne verehrt, was ich ihm sofort glaubte, als ich seinen Porscheschlüssel sah, mit dem er ganz unauffällig spielte. Ich biss mir etwa acht mal pro Sekunde auf die Zunge und lächelte so freundlich wie möglich. Dafür erntete ich gleich Lob, ich sei viel milder als früher. Da kämpfte sich meine geschundene Zunge ins Freie. Ich versicherte ihm, er habe sich viel Leid erspart, lächelte wieder und glitt schnell seitwärts davon.
Im Waschraum ging das Spießrutenlaufen weiter. Mir wurde versichert, dass mein verbeultes Kleid edel aussähe und bei welchem Friseur ich mir denn diese elegante Hochsteckfrisur hätte machen lassen. Ich antwortete: “ Verheiratet, drei Kinder, Baum, Auto, Haus, leider immer noch kein Hund, aber daran arbeite ich noch,” ließ sie mit dem Gummipuppengesicht stehen und kehrte zur Feier zurück.
Ich schaute noch eine Weile auf die zappelnden, um Aufmerksamkeit und Anerkennung ringenden Gestalten und trat dann den Heimweg an.
Zu Hause fand ich meinen Mann im Dunkeln durch die offene Kühlschranktür beleuchtet vor. Er kaute gewissenhaft zu Ende und fragte: “Had fun?” Ich griff nach dem Gurkenglas und antwortete: “Das war der erste Spaß seit der Hund starb!”