Kleine Kuriosität am Rande großer Geschichte

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Vera-Lena

Mitglied
Kleine Kuriosität am Rande großer Geschichte

Bei all dem Trennungsschmerz hatte ich immer ein und dieselbe Vorstellung. Ich malte mir aus, dass die Menschen an einem verabredeten Tage auf die Mauer zugehen und sie mit Hämmern, wie man sie im Haushalt benutzt, um einen Nagel in die Wand zu schlagen, zertrümmern würden.

Mein Sohn, Arno, lachte immer, wenn ich davon sprach.

Aber als die politischen Gegebenheiten endlich die Mauer zu Fall brachten, kam es doch so, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Die Mauer wurde in kleine Teilchen zerhackt und die Stückchen wurden als Andenken verkauft.

In der Nacht der Maueröffnung, wurde im Fernsehen immer wieder der Teil der Mauer gezeigt, dessen Graffiti-Besprühung "Guten Morgen,Arno" lautete.

Nun liegt der Name meines Sohnes, der die Maueröffnung genauso sehr ersehnte, wie ich, verteilt seit 20 Jahren in irgendwelchen Wohnzimmern, möglicherweise in der ganzen Welt.
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

wie fändest du es, wenn du

Kleine Kuriosität am Rande großer Geschichte

Bei all dem Trennungsschmerz hatte ich immer ein und dieselbe Vorstellung. Ich malte mir aus, dass die Menschen an einem verabredeten Tage auf die Mauer zugehen und sie mit Hämmern, wie man sie im Haushalt benutzt,[strike] um einen Nagel in die Wand zu schlagen, [/strike] zertrümmern würden.

Mein Sohn, Arno, lachte immer, wenn ich davon sprach.

Aber als die politischen Gegebenheiten endlich die Mauer zu Fall brachten, kam es [strike]doch[/strike] genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Die Menschen zerhackten "das Bollwerk" in kleine Teilchen und verkauften diese als Andenken.

In der Nacht des Durchbruchs wurde im Fernsehen immer wieder
der Teil der Mauer gezeigt, dessen Graffiti-Besprühung "Guten Morgen, Arno" lautete.

Nun liegt der Name meines Sohnes, [strike]der die Maueröffnung genauso sehr ersehnte wie ich,[/strike] seit 20 Jahren in irgendwelchen Wohnzimmern verteilt, möglicherweise in der ganzen Welt.
schriebst? Ich glaube, das klänge noch flüssiger ...
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für Deine Vorschläge!
Diesen Text habe ich auf Kürzungen sehr genau durchgesehen, weil er anfangs insgesamt zu lang war.

Die Stellen, die Du mir jetzt aufzeigst, bedeuten für mich das Salz in der Suppe. Mögen andere das auch anders sehen.

Leider kann ich mich auf Deine Vorschläge nicht einlassen, aber ich verstehe Deine eher nüchterne Sicht auf diese kleine Begebenheit.

Herzliche Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Ach, Vera-Lena,

das sehe ich überhaupt nicht so streng, bin auch nicht der Meinung, dass die Autoren sich auf jeden Veränderungsvorschlag einlassen "müssen" ...

Das Einzige, was mich wirklich ein wenig stört, ist die häufige Wiederholung des Wortes "Mauer"; es gibt doch einige andere Begriffe, nicht wahr?

Liebe Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

ich habe da irgendwie einen anderen Zugang zu diesem Text als Du, Das Wort "Mauer" kann gar nicht oft genug vorkommen. Es war diese schmerzhafte Mauer, die wir nie anders benannt haben und die wie ein Pfahl im Fleische brannte.

Als ich dann nach der Maueröffnung im Rheinland wohnte, habe ich es erst bemerkt, dass für andere Menschen diese Mauer nichts weiter als ein Phantom bedeutet hat, weil sie nie damit in Berührung gekommen waren. Ich war sehr erstaunt darüber. Aber so ist es nun einmal, was man selbst nicht erlebt hat, kann man auch nicht wirklich nachvollziehen. Also habe ich das respektiert.

Ich will hier keine "Literatur" fabrizieren. Darum geht es mir wirklich nicht. Ich will hier mein Herz sprechen lassen und ich weiß, dass die Menschen in USA genau dafür ein Gespür haben, ob das Herz mitklingt oder nicht.

Ich danke Dir für Deine liebe Unterstützung!

Herzliche Grüße! :)
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Du vergisst, dass ich West-Berlinerin bin bzw. war ;).

Zur Ausschreibung habe ich tatsächlich eine andere Auffassung. - In dem Augenblick, in dem ich mich an die Öffentlichkeit begebe, sei es nun in einem Forum oder mit dem Gedanken auf Teilnahme an einer Anthologie, stelle ich mich doch der Kritik, entblöße mich gewissermaßen.

Das ist nicht immer angenehm, zumal wenn man von einem Thema derartig stark betroffen ist, wie du es augenscheinlich bist. -
Manchmal denke ich, dass Literatur / Kunst nur mit einer gewissen Kühle, besser mit Kalkül machbar ist. Sicher bin ich mir da aber nicht! ;) (Ich persönlich schreibe äußerst selten über mich, lasse nur punktuell einfließen. Das Meiste ist reine Phantasie oder Inspiration).

Selbstverständlich geht es mir nicht darum, deine Erinnerungen zu schmähen. Sie sind dein Gut und machen dein Leben aus. Und es ist auch ganz allein deine Sache, wenn du uns daran teilnehmen lassen möchtest.

Sei also bitte nicht verstimmt! ;)

Liebe Grüße
Heidrun

Denk doch einfach an all das Erstklassige, dass du in der Lupe schon eingestellt hast. Das macht dir kaum einer nach. :)
 
S

suzah

Gast
kleine kuriositäten....

hallo vera-lena,

ich kann dich gut verstehen; ich habe zwar auch im "westen" in hamburg gelebt, aber für mich hatte und hat die mauer noch immer sehr viel bedeutung. jetzt lebe ich im "osten" berlins und sie ist mir immer gegenwärtig, mauer-museum etc. ich lebe praktisch auf "historischem boden".

liebe grüße suzah
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

dass wir uns da bitte nicht missverstehen, zum Verstimmtsein besteht doch überhaupt kein Grund. Wir beide haben eine unterschiedliche Sicht auf meinen Text, das ist ganz normal und alltäglich. Beide haben wir in aller Klarheit unseren jeweiligen Standpunkt geäußert ohne irgendetwas Kränkendes oder Verletzendes. Für mich ist die Welt also völlig in Ordnung. :)

Ich gebe mich immer mit meinen Texten ganz, aber für gewöhnlich habe ich das dann in Bildern gut verpackt und in gewisser Weise dadurch auch versteckt.

Diese Ausschreibung hier hat für mich einen anderen Charakter als die Foren in der LL. Ich denke an die Menschen, die etwas zu diesem Thema lesen möchten, und ich bin davon überzeugt, dass es gut ist, wenn die Gesamtheit der Texte viele Facetten zeigt, was ENachtigall an anderer Stelle ja auch schon gesagt hat; und zweitens ist es bestimmt erfrischend, wenn man da als völlig Außenstehender einmal eine sehr private Mitteilung herübergereicht bekommt.

Wenn ich Biografien lese, dann freut es mich ja auch, wenn der Autor nicht nur berichtet, was er erlebt hat, sondern auch, was dieses Erlebnis in ihm ausgelöst hat oder sogar, wie er es verarbeitet hat.

Diese kleine Skizze, die ich hier eingefügt habe in die Gesamtheit sehr guter Texte, hat ja eher eine witzige Pointe und das allein schon war für mich ein Grund, den Text hier einzustellen.

Ich danke Dir, dass Du Dich darum gemüht hast, ihn zu verbessern. Aber wie wir ja schon wissen, dieses Mal möchte ich ihn so stehen lassen, wie er jetzt da steht.

Dir einen schönen Tag und liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe suzah,

danke für Deine Antwort! :) Wie ich sehe, bist Du ja noch ganz neu in der LL und ich finde es gut, dass Du Dich schon gleich an der Schreibaufgabe beteiligst. Wir Deutschen haben ja Mühe damit, ein Geschichtsbewusstsein für uns aufrecht zu erhalten. Zu viele schreckliche Dinge gingen von deutschem Boden aus und zu viele schreckliche Dinge mussten innerhalb der DDR durchlitten werden, die bis heute von den Betroffenen noch nicht gänzlich aufgearbeitet werden konnten. Kinder denunzierten Eltern, Eltern waren erpressbar ganz einfach nur schon deshalb, weil sie Kinder hatten usw. Aber auch heldenhaftes Verhalten hat es durchaus gegeben. Es wird noch viel Zeit vergehen bis diese Dinge verarbeitet sind.

Ich glaube Dir gerne, dass Du die Dinge tief durchlebt hast, von denen Du wusstest und dass Dich das bis heute nicht loslässt.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
Interessant, liebe Vera-Lena, finde ich, dass es bei Deinem wie auch meinem ersten Beitrag zu dieser Schreibaufgabe auch um unsere Kinder geht.

Liebe Grüße

Herbert
 

Vera-Lena

Mitglied
Ja, Du hast Recht, lieber Herbert,

es ist beglückend, wenn man Menschen in seiner direkten Umgebung haben darf, welche die Dinge mit einem gemeinsam erleben.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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