König Géza (ein Spottgedicht)

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Ito Hotaru

Mitglied
König Géza

Da ist ein König ohne Land,
von Neményi wurd' er genannt,
der litt's, daß er nicht anerkannt,
obwohl er sich gut ausgekannt,
das hat ihn, voller Zorn entbrannt,
des Nächtens einmal übermannt,
daß er zum Goden sich benannt.
Wie Hirnverbrannt!

Nun schmückt ihn dieser schöne Tand,
worüber er im Land bekannt,
als der, der sich hat umbenannt,
aus Angst, daß er sonst unbekannt,
doch hat das Volk sich schnell bekannt,
und ihm den Titel aberkannt,
so blieb dem König ohne Land,
einzig des Narren Festgewand.

Jetzt lacht ihm jeder ins Gesicht,
denn Géza wußte jenes nicht;
Durch die Tat gilt's zu erringen,
Titel, die viel Ehr erbringen.
Dies Wissen nun sein Leben würzt:
Einzig das Volk erhebt und stürzt!



---
Itō Hotaru, Berlin 17. Juli 2003
"König Géza" ist ein Spottgedicht, daß ich dereinst anläßlich der Selbstproklamation eines durchschnittlichen Mannes schrieb, der mich daraufhin fast verklagte, es sich dann aber doch anders überlegte.

Gode (isländisch Goði für ‚Priester‘ oder wohl auch [übertragen] „König“) war bis zur Einführung der Járnsíða (mittelalterliche Gesetzessammlung) im Jahre 1271 ein Träger der Regierungsgewalt in Island. Heutzutage wird der Begriff von einigen Menschen innerhalb der germanisch-neuheidnischen Glaubensgemeinschaften wieder verwendet.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Hallo Ito Hotaru,

altertümliche Sprache sollte man beherrschen oder unterlassen. Keins von beidem kann ich hier feststellen.

Sorry

Jürgen
 

rainer Genuss

Mitglied
Nun, nach langem Grübeln und Übersetzerhilfe:
Die Wissenden sagen nichts, die Sagenden wissen es nicht
schreibe ich dazu meine Eindrücke:
die Prosa ist vielleicht in einer individuellen Form geschrieben, evtl. von einem Autor mit außergewöhnlichen, kulturellen Erfahrungen und Hintergrund
altertümlich erscheint sie mir nicht
wirkt auf mich exotisch, unorthodox
Dieses Werk auf die Stufe "schlecht" abzuwerten erscheint mir unpassend und sollte dann wenigstens begründet sein. Flosskel ...krawumm
 
G

Gelöschtes Mitglied 24694

Gast
Hallo @Ito Hotaru

ich will mal eine kleine Lanze für die Art des Schreibens brechen, an der ich nichts Altertümliches finden kann. Das Gedicht ist wohl in einer etwas eigenwilligen Art geschrieben, in der die sehr gleichen Reimendungen Vers für Vers ein wenig zu viel des Guten sind. Es aber als schlecht zu bewerten empfinde ich als unfair, denn da habe ich hier schon deutlich Schlechteres gelesen.

Der Inhalt erinnert mich an das Märchen des Hans Christian Andersen: "Des Kaisers neue Kleider"


Ein lieber Gruß
AVALO
 

Ito Hotaru

Mitglied
Nun, nach langem Grübeln und Übersetzerhilfe:
Die Wissenden sagen nichts, die Sagenden wissen es nicht
rainer-san, danke für deine Antwort. :) Ja, das ist richtig übersetzt. :)

Das Gedicht ist wohl in einer etwas eigenwilligen Art geschrieben, in der die sehr gleichen Reimendungen Vers für Vers ein wenig zu viel des Guten sind. Es aber als schlecht zu bewerten empfinde ich als unfair, denn da habe ich hier schon deutlich Schlechteres gelesen.
Der Inhalt erinnert mich an das Märchen des Hans Christian Andersen: "Des Kaisers neue Kleider"
Ein lieber Gruß
AVALO
Avalon-san, auch dir danke für Deine Antwort.
Natürlich weiß ich, dass es nicht unbedingt eines meiner Besten ist. Aber es hatte nie den Anspruch, nett und hübsch zu sein. Weder in seiner Form noch von seinem Inhalt her. Es ging nur darum "einen herausstehenden Nagel einzuschlagen", wie wir in Japan sagen würden. :)

Wenn der Tand nicht altertümelnd ist…
Danke JoteS-san für die Antwort. Und ja, natürlich ist 'Tand' altertümlich.
Es gibt zwei Gründe für die Verwendung dieses Wortes durch mich. Erstens natürlich der offensichtliche "reim dich oder ich fress dich"-Grund. Das ganze Werk ist ja eher in einem nervigen immer gleichen Reim geschrieben. Das soll bewußt keine hohe Kunst ausdrücken, sondern eher so eine Art von Volkskunst. Immerhin spreche ich ja im Namen des Volkes zu diesem Herrn. Zum Zweiten aber verwende ich dieses Wort, da es speziell eine Person und deren Hintergrund ansprechen soll, die sich selbst ganz bewußt altertümelnd generieren und sich einer Szene zugehörig fühlen, die gerne große Überschneidungen mit der Mittelaltermarktszene und den oft auf historisierenden Phantasien beruhenden neu-heidnischen Religionen pflegen. Aus diesem Kontext heraus erlaube ich mir, diesen Begriff zu verwenden.

Liebe Grüße an alle und einen schönen Sonntag
Hotaru
 
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G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Lieber Ito Hotaru,

ich nehme an, der König Geza stammt aus Japan. Nun sind wir, die auf uns selbst bezogenen Deutschen, mit Japan wenig bekannt. Von Ausnahmen abgesehen.
Soviel ist klar: Das Gedicht ist eine scharfe Satire auf Macht von Politikern. Um es ganz zu verstehen, benötigt man natürlich Wissen über das Land, das Denken im Land und die politischen Gegebenheiten. Daran dürfte es zumindest in diesem Blog etwas hapern. Wie Ito im Kommentar schreibt, amüsiert sich das Volk über einen mit aller Höflichkeit, der sich über es erheben will, was es nicht akzeptiert. Und der königliche Dummkopf durchschaut das nicht und nimmt Ehrungen entgegen, die ihm wenigstens äußere Macht verleihen. So lese ich das Gedicht, Irrtum eingeschlossen. Im Deutschen gibt es ein gewisses Pendant mit der Geschichte von des Kaisers neuen Kleidern.

Das Gedicht ist im Stil des Volkstons geschrieben. Durchgängig gibt es in allen drei Strophen denselben Reim, was ich durchaus als kunstfertig ansehe. Das soll Ito mal einer nachmachen können. Ich will auch das Wort "Tand" verteidigen, es ist absolut nicht ungewöhnlich, fast ausgestorbene Wörter in der Lyrik zu benutzen. Im Gegenteil, sie können Gedichten sogar einen besonderen Reiz geben. Wer schreibt vor, welche Wörter benutzt werden dürfen?

Ito, ich verzeih dir, wenn du glaubst, dass die Geschichte der deutschen Reimkunst gewisse Metren vorschreibt, die unverständlich sind. Alles ist eine Frage des Durchsetzenkönnens. Und in der deutschen Reimkunst haben sich seit dem ausgehenden Mittelalter unterschiedliche Metren durchgesetzt (siehe Opitz u. a.), die ein deutscher Reimer, falls er über sie informiert sein sollte, auch benutzt. Insofern unterlasse ich jede Kritik an deine Sicht auf das Metrum dieses Gedichts.

Es ist ein Gedicht des Widerstandes eines klugen Volkes. Ein gekonntes Gedicht, unseren müden Deutschen ein Appell. Dankeschön, Ito.

Lieben Gruß, Hanna
 
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