Kommissar Zufall - wie alles begann

Kommissar Zufall - wie alles begann (runderneuert)


Prolog


In meiner Schulzeit gab es häufig Streitereien, die über das gesunde Maß an Meinungsaustausch hinausgingen. Demzufolge wurde oft die Polizei zu Hilfe gerufen. In einer Zeit ohne Internet und Smartphone waren die eingeleiteten Maßnahmen ausreichend, damit eine Weile Ruhe herrschte.
Schon da wusste ich, dass ich einmal Polizist werden wollte, um für Gerechtigkeit und Ordnung zu sorgen.

Heute bin ich Polizist, sogar Hauptkommissar. Meine langjährige Weggefährtin Roswitha Böhmer hat mir all das beigebracht, was ich heute bei der täglichen Arbeit brauche.
Sie holte mich nach der Ausbildung sofort in ihr Team. Über dreizehn Jahre lang haben wir viele Fälle gemeinsam gelöst.
Doch Roswitha hatte höhere Ziele, wollte mehr, als nur Dienststellenleiterin sein. Sie hatte nicht umsonst ein abgeschlossenes Jurastudium vorzuweisen. Sie machte regelmäßige Lehrgänge und erhielt schließlich das Angebot für einen Posten als Kriminalrätin.
Sie war nun meine nächsthöhere Vorgesetzte. Meinen väterlichen Freund Siegfried Becker, der mich durch die Zeit meiner Anwartschaft zum Polizeibeamten geführt hatte, ernannte sie zum Dienststellenleiter. Und ich bekam einen neuen Teampartner: Manfred Kirchberg.

Das war für mich eine neue Situation. Ich war jetzt die Führungsperson im Team. Eine echte Herausforderung, denn Manfred machte es mir nicht leicht.



Schwerer Start


Manfred war ein komischer Kauz. Er redete, wenn man ihn nicht dazu animierte, kaum, machte manchmal Dinge, die vorher nicht abgesprochen waren, aber wir kamen trotzdem gut miteinander aus. Zumindest glaubte ich das. Roswitha hatte mir allerdings nahegelegt, ihn zu führen, zu formen, ihm als Vorbild zu dienen. Ich bin jedoch nicht sicher, ob er davon wirklich irgendetwas angenommen hat. Er hatte immer seinen eigenen Kopf.

Das zog sich wie ein roter Faden durch unsere gemeinsame Zeit. Trotzdem war ich stets um Nachsicht bemüht. Er war noch jung und spontan. Das legt sich mit der Zeit, dachte ich.

Ich erinnere mich an einige Fälle, bei denen ich an seinem Verstand hätte zweifeln müssen – es aber nicht tat.

Besonders, wenn es in die Rotlichtbezirke oder die Clubszene ging, drehte Manni auf. Da war er, wie er selber sagte, in seinem Element. Kaum achtzehn, trieb er sich, wie er erzählte, fast jeden Abend bis spät in die Nacht in den zwielichtigen Läden herum. In den vergangenen fünf Jahren hatte er jedes Etablissement von innen gesehen, kannte die Leute, die dort verkehrten.
Ich sah darin durchaus einen Vorteil, immerhin hatte er Insiderwissen. Dies hätte bei Ermittlungen von Vorteil sein können, wenn er damit nicht lautstark hausieren gegangen wäre …

Seine Spontanität äußerte sich zum Beispiel darin, dass er plötzlich anfing zu plappern, wenn wir unterwegs waren.
„Weißt du, warum der Freudenberg Freudenberg heißt?“
Ich schüttelte den Kopf.
Freudenberg hieß ein neues Stadtviertel um die gleichnamige Erhebung, denn dieses einen Berg zu nennen, wäre übertrieben. Dort haben sich in den letzten Jahren auf der einen Seite des Hügels viele Gewerbebetriebe angesiedelt, weil die Stadt es den Investoren mit großzügigen Förderungen schmackhaft gemacht hatte. Auf der anderen Seite war neues Bauland für Einfamilienhäuser erschlossen worden. Da wurde schon so manche Villa erbaut.
„Du weißt aber schon, dass da auch der örtliche Puff ist, ja?“ Manfred grinste.
„Da stehen doch eine Reihe von diesen Wohncontainern. Ja, dass dort die Damen des horizontalen Gewerbes tätig sind, ist mir bekannt.“
„Und dieses uralte Haus, das da im Wald steht, war früher, also vor zweihundert Jahren, als es erbaut wurde, bereits ein Puff. Die mussten ja damals außerhalb der Stadt bleiben, um die Bürger nicht zu verderben.“ Manfred lachte schäbig. „Diese feinen Bürger, die natürlich trotzdem nachts in den Wald schlichen, nannten diesen Hügel sinnigerweise Freudenberg.“
„Die Stadt ist gewachsen, Manni. Seit ein paar Jahren wird da gebaut. Da entsteht ein neues Wohnviertel.“
„Ja, und weißt du, wer da hinzieht? Die feinen Pinkel, die genug Kohle haben, um sich ihre Luxusvilla da hinzusetzen. Ich wette, mindestens die Hälfte davon freut sich darüber, dass der Weg zum Puff dann nicht mehr so weit ist.“
„Ach, du bist doch verrückt, Manni."

Es war lange Zeit, ja, mehrere Monate erstaunlich ruhig. Doch dann kam dieser Freitag, ein dreizehnter. Wie konnte es anders sein?

Wir hatten einen Tipp bekommen, dass in der Dachstraße ein schon lange gesuchter Drogendealer wohnen sollte. Mit der Festnahme würde uns ein beachtlicher Schlag gegen die Szene gelingen, hieß es. Leider verriet die Anruferin uns nicht ihren Namen, weil sie, wie sie sagte, Angst vor Racheakten hätte. Wir ließen uns darauf ein.
Seit Einbruch der Dunkelheit standen wir an diesem Oktoberabend in Bereitschaft, ohne dass auch nur irgendetwas passierte. Keine Menschenseele auf der Straße, die von schmucklosen Mehrfamilienhäusern beherrscht wurde.
„Ich muss mal auf's Klo“, wisperte Manfred. „Hier in der Nummer dreizehn wohnt eine alte Freundin von mir. Ich geh mal kurz rein, wenn's recht ist.“
„Bleib nicht zu lange. Je später der Abend, desto wahrscheinlicher werden mögliche Aktivitäten.“
„Ja, ich weiß. Ist schon kurz nach zehn“, merkte er an. „Zehn Minuten, länger dauert's nicht.“
„Das reicht ja wohl zum Pinkeln“, zischte ich.
Da wir vor genau diesem Haus parkten, musste er nicht weit gehen.

Ich beobachtete das Haus mit der Nummer achtunddreißig, denn dort sollte der Gesuchte wohnen. Ich sah jedoch nirgendwo Licht. Das gesamte Haus war dunkel.
Doch dann bemerkte ich einen Schatten im Eingangsbereich. Diese Person setzte sich offenbar in ein Auto, blieb jedoch darin sitzen, ohne zu starten.
Verdammt, wo bleibt Manfred?, dachte ich.
Dann kam er endlich – nach zwanzig Minuten!
„Mensch, Manni“, fauchte ich. „Da ist einer raus gekommen und hat sich in ein Auto gesetzt. Hoffentlich hat der dich jetzt nicht gesehen. Wo warst du so lange?“
„Ach, reg dich nicht auf. Die Birgit ist klasse. Hat mir schnell noch einen geblasen.“ Er lachte, als sei das etwas, worüber man in diesem Augenblick lachen müsse.
Ich starrte ihn fassungslos an. „Sag mal, geht es noch? Bist du irre? Das glaube ich jetzt nicht. Mach sowas nicht noch einmal.“
„Die versteht ihr Handwerk, oder wohl eher ihr Mundwerk.“ Wieder lachte er.
„Du bist bescheuert!“
„Nicht so laut, Bernd“, frotzelte Manfred.
Arschloch!, dachte ich.

Nun war wieder Ruhe. Der Typ schien noch immer in seinem Wagen zu sitzen, aber nicht fahren zu wollen.
Da kam eine Frau aus der Nummer dreizehn. Sie war offensichtlich kleinwüchsig, kaum einsdreißig groß, schätzte ich, dazu etwas pummelig.
„Das ist die Birgit“, sagte Manfred.
Die Frau trat direkt vor uns auf die Straße, schaute in unsere Richtung und winkte grinsend.
„Das glaube ich jetzt nicht. Was soll der Scheiß“, fluchte ich leise.
Auf der anderen Straßenseite stand ein knallroter Ford Capri, auf den sie, den Schlüssel in der Hand, zusteuerte.
Da wir beide in diesem Augenblick auf diese Frau fixiert waren, bemerkten wir nicht, dass sich der Wagen vor der Nummer achtunddreißig in Bewegung setzte. Zudem fuhr er ohne Licht, beschleunigte plötzlich, wie ich viel zu spät erkannte. Noch bevor die Frau auf der Straße die Gefahr erkennen konnte, wurde sie von dem Fahrzeug, das nun verdammt schnell geworden war, erfasst und durch die Luft gewirbelt.
„Birgit! Nein!“, schrie Manfred.
Im Rückspiegel sah ich, dass der Wagen kurz stoppte, dann wieder beschleunigte.
Im nächsten Augenblick sprang Manni aus dem Wagen, schaute zu Birgit, die, nachdem sie hart aufgeschlagen war, reglos auf der Straße lag, drehte sich in die andere Richtung, zog seine Waffe und feuerte dem flüchtenden Wagen hinterher, folgte ihm dabei mit strammem Schritt.
„Manni! Lass den Scheiß!“, rief ich, sprang aus dem Wagen.
Doch es war natürlich zu spät. Sein ganzer Hass auf diesen Fahrer hatte sich entladen. Zeitgleich mit dem letzten Schuss gab es einen mächtigen Knall. Der Wagen war gegen den Ampelmast der nahen Kreuzung zur Hauptstraße gekracht.
„Manni!“, rief ich.
Ich rief zunächst den Rettungswagen, Dietrich Kranz, unseren Gerichtsmediziner, und die Spurensicherung.
Nun schaute ich nach der Frau. Sie lag völlig regungslos da, aber sie röchelte noch.
Dann kam Manfred zurück. „Birgit!“ Er stürzte vor ihr auf seine Knie. „Birgit, sag was.“
Ein gequältes Grinsen huschte über ihr Gesicht. „Manni, mein erster und mein letzter“, brachte sie mühsam heraus. Dann erstarrten ihre Gesichtszüge.
„Birgit!“, wimmerte Manni.
Ich legte meine Hand auf seine Schulter. „Tut mir leid, Manni.“
Er strich mit der rechten Hand über ihr Gesicht und schloss ihre Augenlider. Birgit war tot.

Wir gingen zu dem Wagen des Flüchtigen, erkannten sofort, dass er zumindest schwer verletzt und bewusstlos sein musste. Durch die Wucht des Aufpralls war er mit dem Gesicht auf das Lenkrad geschlagen. Doch dann erkannte ich im Laternenlicht an seinem Hinterkopf mindestens zwei Stellen, an denen Blut austrat. Ich nahm die Taschenlampe hinzu, um genauer hinzusehen.
„Was ist, Bernd?“
„Manni, du hast ihn umgebracht. Deine Kugeln haben ihn getroffen.“ Fassungslos starrte ich ihn an. „Du hast ihn umgebracht.“
„Verdient hat er es“, meinte Manfred lapidar.
„Ja, mag sein“, antwortete ich tonlos. „Aber er war unser Hauptverdächtiger. Von ihm erhofften wir uns weitere Informationen. Wir können von vorn anfangen, Manni.“
„Tut mir leid. Er hat Birgit umgebracht.“
„Okay, du solltest jetzt keine unbedachten Bemerkungen mehr machen. Ist das klar? Dann kriegen wir dich vielleicht da raus. Hast du mich verstanden?“
Manfred nickte, wirkte völlig apathisch.

Dietrich hatte sich die Tote kurz angesehen, kam dann zu uns. „Ach, noch eine Leiche. Da habe ich aber viel zu tun. Das wird eine lange Nacht.“
„Tut mir leid, Dietrich. Hat sich leider so ergeben“, sagte ich.
„Manni, was ist mit dir?“
„Die Frau war eine gute Freundin“, antwortete ich für meinen Kollegen, der nur Löcher in die Luft starrte.
„Oh, mein Beileid.“
Die beiden Leichen wurden in die Gerichtsmedizin überführt. Den Wagen brachte ein Abschleppwagen auf den Hof des Reviers, wo er vor neugierigen Blicken abgedeckt wurde.

Am nächsten Morgen ging ich mit Manfred sofort zum Chef.
„Morgen, Sigi“, grüßte ich etwas grantelig.
„Bernd, was ist da gestern Abend passiert? Ein Zugriff war nicht geplant. Ihr solltet nur beobachten. Stattdessen ist der Mann jetzt tot. Und wer war diese Frau?“
„Birgit war eine verdammt gute Freundin von mir“, offenbarte Manfred unverblümt. „Er hat sie umgebracht. Da ...“
„Manni!“, ermahnte ich ihn.
„Die KTU spricht von sechzehn Kugeln, die den Wagen getroffen haben. Das ist ein ganzes Magazin!“, rief Sigi. „Allein vier davon sind bis zum Fahrer durchgeschlagen. Zwei im Schädel, eine im Nacken und eine in der linken Niere. Wie erklären Sie sich das, Herr Kirchberg?“, polterte er weiter. „Diese Kugeln kamen aus Ihrer Dienstwaffe!“
„Es tut mir leid, Herr Becker. Ich habe die Kontrolle verloren“, gestand Manni, schaute mich danach frustriert an.
Ich schüttelte den Kopf. Das war's dann wohl, dachte ich.
Manni war ein absolut sicherer Schütze, bestand die bisherigen Schießübungen stets mit einhundert Prozent. Aber musste man deshalb annehmen, dass er gezielte Schüsse auf den Flüchtigen abgegeben hatte, um Birgits Tod zu rächen?
Sigi sprach eine vorrübergehende Suspendierung gegen Manfred aus und schickte ihn nach Hause.

Team zwei, Saskia Pally und Rudi Müller, hatten inzwischen die Familienverhältnisse der beiden Toten klären können. Birgit Ringhals war alleinstehend, hatte keinerlei Verwandte, ihre Eltern hatten in Südafrika gelebt, wo sie im vergangenen Jahr verstorben waren.
Die Eltern von Dimitri Raschtev waren vor zwei Jahren Opfer eines Anschlags geworden. Doch er hatte einen jüngeren Bruder, Wasili, und der stand schon eine Stunde später bei uns im Revier.
„Guten Tag, Herr Raschtev. Mein Beileid“, sagte ich.
„Sparen Sie sich das“, blaffte er. „Wer hat meinen Bruder getötet?“
Ich hatte diese Frage instinktiv erwartet, sagte mit dem Selbstbewusstsein eines erfahrenen Polizeibeamten:„Er hatte einen Unfall. Er ist wegen eines geplatzten Reifens ins Schleudern gekommen und ist gegen einen Ampelmast gefahren. Da er sehr zügig unterwegs war, hat er den Aufprall leider nicht überlebt.“
„Ich bin besser informiert, als Sie vielleicht glauben, Herr Kommissar. Freunde aus seinem Haus haben mir berichtet, Schüsse vernommen zu haben. Viele Schüsse!“
Jetzt kam ich in Erklärungsnot. „Das wurde uns auch berichtet. Wir ermitteln noch. Aber Ihr Bruder hat auf dem Weg zu diesem Ampelmast eine Frau totgefahren, Herr Raschtev“, klagte ich.
„Das ist sehr bedauerlich.“
Mitgefühl hörte ich da nicht heraus. „Dabei hatte er sich wohl den Reifen beschädigt“, fügte ich an.
Mit einem kalten Grinsen verließ er das Revier.

Sigi kam aus seinem Büro. „Wer war das?“
„Der Bruder von Raschtev.“
„Observieren. Pally, Müller, hinterher.“
„Und nun?“
„Komm, Bernd. Wir müssen der Presse eine geschönte Story auftischen.“
„Gut“, sagte ich. Sogleich erklärte ich ihm, was ich Wasili Raschtev gesagt hatte.
„Das ist gut. Er war ein Ganove. Da freuen die Leute sich, wenn es ihn wegen dieser Frau, die er totgefahren hat, ebenfalls erwischt hat.“ In Sigis Stimme vernahm ich ein wenig Sarkasmus. Oder war es Schadenfreude?

Offenbar hatte Wasili Raschtev die Zeitung am nächsten Morgen gelesen. Um neun Uhr stand er erneut im Revier.
„Guten Morgen, Herr Raschtev. Was kann ich heute für Sie tun?“
„Diese Frau, Herr Kommissar. Wissen Sie eigentlich, wer sie war?“
„Wissen Sie es denn?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage.
„Oh, ja. Das war die ärgste Konkurrentin meines Bruders.“
Ich erstarrte. „Sie machen Witze!“
„Birgit Ringhals war seit Jahren immer darauf aus, meinen Bruder ans Messer zu liefern. Sie wollte die Stadt für sich haben. Verstehen Sie?“
Ich war geschockt. Diese Frau war bisher auf keiner Fahndungsliste erwähnt worden. „Er hat sie also vorsätzlich überfahren, ja?“
„Darauf können Sie getrost wetten. Erst kürzlich hatte er herausgefunden, dass sie in der gleichen Straße wohnte. Ist doch lustig, oder?“ Er lachte hämisch.
„Welche Art von Geschäften betreiben Sie, Herr Raschtev, wenn ich fragen darf?“
„Ich habe meinen Bruder machen lassen, was er wollte, habe mich dafür nie interessiert. Ich habe meinen eigenen Club. Da gibt es keine Drogen. Und auch keine Nutten, klar?“
„Habe ich Ihnen das vorgeworfen? Nein, natürlich ist Ihr Laden sauber. Klar doch“, stichelte ich.
Pally und Müller hatten ihn nach seinem Abgang am Vortag beobachtet, wie er seinen Club aufsuchte. Seine Aktivitäten erschienen ihnen aber nicht weiter ungewöhnlich.
„Hören Sie, ich wusste, was mein Bruder treibt. Ich habe immer versucht, ihn davon abzubringen, wollte ihn aber nicht ans Messer liefern.“
„Streng genommen haben Sie sich damit strafbar gemacht.“
„Das weiß ich. Würden Sie Ihren Bruder anzeigen und damit in den Knast bringen?“
„Ich verstehe Ihre Motive. Was können Sie uns zu Birgit Ringhals sonst noch sagen?“
„Da gibt es nichts zu sagen. Ihre Eltern waren schon in diesem Milieu tätig, bevor sie nach Südafrika ausgewandert sind. Da hat Birgit das Geschäft übernommen.“
„Woher wissen Sie das alles?“
„Ich kenne dieses Weibsstück seit gut fünfzehn Jahren.“
„Und weiter?“, drängte ich.
„Mehr müssen Sie nicht wissen. Glauben Sie mir, das wollen Sie gar nicht wissen. Sie hat auf jeden Fall schon damals in der Schule ihre Ware verkauft.“
Jetzt hatte er mich neugierig gemacht. Ich drängte auf weitere Informationen. „Dazu müssen Sie uns schon ein wenig mehr sagen, Herr Raschtev.“
„Sie wollte erstmal kein Geld, wenn Sie das meinen. Sie wollte nur, dass die Jungs abhängig von ihrem Dreckszeug werden.“
„Was macht das für einen Sinn, wenn sie damit nicht die dicke Kohle eingestrichen hat? Das verstehe ich nicht. Hatte sie was gegen Jungs allgemein, dass sie ihnen schaden wollte?“
„Herr Kommissar, das ist eine sehr heiße Sache, wenn Sie verstehen.“
„Nun erklären Sie mir endlich, was da gelaufen ist!“, schrie ich ihn an.
„Spätestens nach dem dritten Mal waren die Jungs abhängig. Ab da mussten sie allerdings Geld bezahlen. Das taten sie auch, denn … Na ja, ist nicht so wichtig.“
„Sie sind verdammt gut informiert. Verdammt nochmal!“, brauste ich kurz auf. „Dann sagen Sie mir sicher auch, wie das Geschäft am Anfang ablief.“
Raschtev lachte, hörte erst nach ungefähr drei Minuten wieder auf. „Sie werden mir das sowieso nicht glauben. Das ist einfach zu abgefahren, als dass man das wirklich glauben könnte.“
„Jetzt reicht es mir aber! Ich kann Sie auch in Beugehaft nehmen, so lange, bis Sie Klartext reden!“
Wieder lachte Raschtev ausgiebig.
Ich griff zum Telefon. „Pally, Müller, herkommen.“ Ich war wütend.
Sekunden später standen die beiden bei mir.
„Führt Herrn Raschtev in sein Nachtlager. Er ist bis morgen unser Gast.“ Ich schaute ihn grimmig an.
Er reagierte beleidigt. „Das können Sie nicht machen!“
„Dann reden Sie!“
„Okay. Junge Frau, ich empfehle Ihnen, den Raum zu verlassen. Jetzt wird es verdammt schweinisch.“
Saskia Pally bewies Galgenhumor. „Na, dann werde ich doch nicht gehen. Reden Sie.“
„Wie Sie wollen. Als ich Birgit Ringhals das erste Mal begegnete, war ich fünfzehn, sie wohl sechzehn oder siebzehn. Später habe ich von Mitschülern erfahren, dass sie diese Nummer schon seit ungefähr zwei Jahren abzog. Sie bot mir ihren Stoff an. Ich fragte, wie viel sie haben wollte. Ihre Antwort hat mich überrascht. Soll ich wirklich weiterreden?“
Ich nickte, ebenso Pally und Müller.
„Halten Sie sich fest. Sie sagte 'ich werde dir einen blasen, wenn du die Tüte zügig bis zum letzten Krümel wegrauchst'. Das war der Deal. Irre, oder?“
„Verarschen Sie mich nicht, Herr Raschtev!“, fuhr ich ihn an.
„Beim zweiten Mal wartete sie nicht mal, bis ich fertig mit diesem Dreckskraut war.“ Er grinste Saskia dreist an. „Nach dem dritten Blowjob wollte sie plötzlich Kohle sehen. Da hab ich ihr eins in die Fresse gehauen und bin abgehauen. Sie hat mich nie wieder angequatscht.“ Er lachte abfällig. „Und ich bin nicht abhängig geworden. Viele andere sind natürlich weiterhin zu ihr, weil sie zu geil waren.“
Ich konnte es noch immer nicht fassen. Dieser Kerl hatte uns seine perversen Fantasien geschildert, aber nie und nimmer die Wahrheit. Das wollte ich einfach nicht glauben. Etwas unwirsch komplimentierte ich ihn hinaus.

„Der hat sie doch wohl nicht alle auf der Reihe, oder?“, echauffierte sich Saskia Pally.
„Der hat nicht mehr alle Zacken an der Krone“, meinte auch Rudi Müller.
„Ich glaube ihm kein Wort. Wir werden seinen feinen Club mal überprüfen. Postiert euch heute Abend dort, ja?“
Pally grinste. „Machen wir, Chef.“
„Ich werde Manfred besuchen“, sagte ich.

Manfred war überrascht, dass ich zu ihm kam. „Sorry, sieht hier nicht gerade toll aus. Ich schiebe mächtig Frust, wenn du verstehst.“ Er zeigte auf den Computermonitor.
Ich erschrak. Dort war ein Foto zu sehen, auf dem ich das Gesicht von Birgit Ringhals in einer sehr verfänglichen Situation erkannte. „Das ist ...“, stammelte ich, wollte es gar nicht aussprechen.
„Erinnere dich, was ihre letzten Worte waren. Sie sagte 'mein erster und mein letzter'. Das da war der erste. Alles klar? Da war ich vierzehn. Sie auch.“ Er ging in die Küche.
Ich erinnerte mich an das, was Raschtev uns aufgetischt hatte. Sollte das tatsächlich die Wahrheit gewesen sein? Das Foto zeigte den ersten. Ob Manni auch vom letzten eines hatte? Zugetraut hätte ich es ihm.
Nach einigen Augenblicken kam Manni mit zwei Gläsern und einer Flasche Cola zurück. „Setz dich, Bernd. Willst du auch den letzten sehen? Hab ich auf'm Handy.“
„Nein, danke. Erklär mir das.“ Ich zeigte auf den Monitor. „Was hat das zu bedeuten?“
„Birgit war damals eine ziemlich Wilde. Die ganze Klasse, ach, was rede ich, die ganze Schule wusste das.“
„Wenn ich das da sehe“, wies ich auf den Monitor, „dann kann ich mir das lebhaft vorstellen.“
„Ich war aber auch kein Musterknabe. Habe den Mädels beim Treppensteigen immer unter den Rock geschielt. Bei einer solchen Gelegenheit bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mit Birgit zusammengestoßen. Nun war ich damals schon sehr groß, sie aber eben sehr klein. Mein Blick war mal wieder nach oben gerichtet, als der Rektor meinen Namen rief. Ich blieb sofort stehen und drehte mich um. Was ich nicht wusste, Birgit war direkt hinter mir. Und sie prallte mit ihrem Kopf genau in meine Weichteile, die in diesem Augenblick allerdings alles andere als weich waren. Verstehst du?“ Manni grinste.
„Wegen des Blickes unters Röckchen der anderen Mitschülerin. Schon klar.“
„Weißt du, was Birgit da gesagt hat?“
„Du wirst es mir gleich verraten.“
„'Oh, das hat sicher wehgetan. Muss ich mal nachschauen, ob noch alles ganz ist?' Ich war völlig perplex.“
„Erzähl mir nix, Manni. Das hat sie nicht wirklich getan, oder?“
„Nicht an Ort und Stelle, logisch. Aber bis zum Beginn der Unterrichtsstunde waren ja noch zehn Minuten. Wir also flugs in die Toilette, ich die Hose auf und rein ins gierige Leckermäulchen.“
Weiter erklärte mir Manfred, dass Birgit das, was sie ihm beschert hatte, ein paar Tage zuvor bei ihren Eltern beobachtet hätte, sie dies, da die Gelegenheit sich gerade goldrichtig ergeben hatte, einmal ausprobieren wollte. Es war nicht bei diesem einen Mal geblieben, wie er versicherte, sagte mir aber ebenso, wie es Raschtev berichtet hatte, dass sie diesbezüglich nicht die geringste Zurückhaltung übte, sondern offenbar auf den Geschmack gekommen war, dies auch hemmungslos ausnutzte, „denn welcher Kerl würde schon 'nein' sagen“, meinte Manfred mit einem dreckigen Grinsen.
„Das ist eine unglaubliche Geschichte. Aber ich muss sie wohl glauben, denn ich habe sie heute in ähnlicher Form schon einmal gehört. Manni, der Raschtev hat einen Bruder. Der war bei uns. Der will wissen, wer Dimitri umgebracht hat. Er hat wohl gehört, dass es Schüsse gegeben hat. Und er kannte deine Birgit.“
„Was hast du ihm gesagt?“, fragte Manni seelenruhig.
„Auf jeden Fall nicht die Wahrheit. Ich versuche dich zu schützen, Manni. Aber ...“ Ich zögerte. Wollte ich ihm nun das wahre Gesicht seiner Birgit vor Augen führen? Ich beschloss, es zu lassen. Vielleicht ein ander Mal, dachte ich. Nur nicht heute.
Er spielte mit seinem Handy, startete das Video von seinem letzten …
„Oh, mein Gott, Manfred! Nein! Tu mir das nicht an. Mach das, wenn ich weg bin, ja? Bitte nicht jetzt.“ Die orgiastischen Worte, die dabei fielen, klangen mir schon in den Ohren, bevor er endlich abschaltete.
„Sie hat geblasen, wie der Teufel, Bernd.“
„Ja, ja, ist ja gut.“
„Bläst deine Lena dir auch ab und zu einen?“
Ich schaute ihn entsetzt an. „Sag mal, geht es noch?“
Er grinste. „Sorry. Ich bin halt ein wildes Schwein. Sorry, Bernd.“
Ich atmete tief aus. „Ja. Ja, schon gut“, brummte ich genervt. „Ich gehe lieber jetzt. Erhol dich von dem Schock. Du brauchst bis auf Weiteres ohnehin nicht zum Dienst erscheinen. Zumindest bis die Sache geklärt ist.“
Ich war noch nicht durch die Tür, da startete er das Video erneut. Ich zog die Tür achtlos hinter mir zu, verdrehte dabei genervt die Augen.

Am nächsten Morgen ging ich erneut zu Sigi. Die Zeitung lag auf seinem Tisch.
„Die haben das geschluckt. Aber wir müssen das zeitnah aufklären.“
„Ja, Sigi. Es war eine Kurzschlusshandlung. Klar, das darf einem Polizisten nicht passieren. Aber er ist auch nur ein Mensch, wie ich und du. Ich wüsste vermutlich jetzt auch nicht, was ich täte, wenn jemand vorsätzlich meine Lena vor meinen Augen über den Haufen fahren würde. Ganz ehrlich, ich wüsste es nicht.“
„Ich versuche doch, Verständnis zu zeigen. Roswitha hat angerufen, hat gefragt, was passiert sei.“
„Und was hast du ihr gesagt?“
„Na, die Wahrheit, Bernd. Aber sie hat mir versichert, dass du ihn wieder in die Spur holen wirst. Sie hält sehr große Stücke auf dich, das weißt du.“
„Ich hoffe, ich schaffe das. Er ist noch jung und unerfahren. Mein Gott, wie war ich mit dreiundzwanzig?“
„Auf jeden Fall nicht so impulsiv, wie er. Roswitha und ich, wir haben dich geführt.“ Sigi lachte.
Mit einem zufriedenen Schmunzeln verließ ich das Büro.

Pally und Müller berichteten mir später, dass der Laden von Raschtev tatsächlich sauber war. Sie waren hinein gegangen, fanden aber keine Unregelmäßigkeiten oder hektische Umtriebe ob ihrer Anwesenheit. Er kam ihnen sogar entgegen, sagte ihnen, dass er zwar um seinen Bruder trauere, dass allerdings durch dessen Tod und den seiner ärgsten Konkurrentin die Stadt vielleicht ein bisschen sauberer geworden sei.
„Da werden andere nachkommen“, sagte ich dazu. „Die warten doch nur auf eine solche Gelegenheit. Wir werden abwarten. Er will den Umständen um den Tod seines Bruders also nicht weiter nachgehen?“
Pally schüttelte ihren Kopf, ihr kupferroter Pferdeschwanz schaukelte kräftig hin und her. „Ich denke, er hat es hingenommen, hatte nie Verständnis für die Aktivitäten seines Bruders, wie er betonte.“
„Das hatte er hier ja auch schon gesagt. Gute Arbeit. Danke.“

Um die Anhörung vor dem Disziplinarausschuss kam Manfred nicht herum. Aber die Vorsitzenden folgten meiner und Sigis Argumentation, dass man einem jungen Kollegen eine solche Schockreaktion nicht absprechen dürfe, wenn er zutiefst persönlich verletzt wurde. Er mochte die Tragweite seiner Reaktion nicht in vollem Umfang realisiert haben, zeigte aber Reue und versicherte, dass dies nicht wieder vorkommen würde. Nun lag es an uns, insbesondere an mir, ihn im weiteren Verlauf seiner Karriere zu führen und zu formen. Doch zunächst wurde er für einen Monat freigestellt.

Der Ermittlungen im Drogenmilieu wurden uns entzogen und an eine Spezialeinheit übergeben. War mir ganz recht.



Schockstarre


Zwei Jahre lang war ich bemüht, Manfred ein Vorbild zu sein. Doch dieses Unterfangen war von Anfang an, wie ich nach diesem Knall hätte erkennen müssen, zum Scheitern verurteilt.
Ich erinnerte mich erneut an Roswithas Worte. Sie hatte mir gesagt, er sei etwas schwierig, sei aus seiner letzten Dienststelle bereits nach einem halben Jahr hinausgeflogen, in den einfachen Streifendienst geschickt worden. Er hatte mit allen Kollegen, vor allem aber mit den Kolleginnen ständig Stress wegen seiner flapsigen Art. Zudem kam er einige Male zu spät zum Dienst.
Ich, immer auf das Gute im Menschen bauend, nahm diese Herausforderung an. „Ich habe von dir alles gelernt, was Wertschätzung verdient, Roswitha“, habe ich zu ihr gesagt. „Ich werde doch einen ungestümen Kerl in den Griff kriegen, wenn ich ihm dies alles in richtiger Weise vor Augen führe, ihm erkläre, was es bedeutet, ein Kriminalbeamter zu sein.“
„Dazu fehlt ihm leider eine ganz wichtige Eigenschaft: Empathie. Du machst das mit deinem feinen Spürsinn wieder wett, aber du kannst ihn nicht ständig in Schutz nehmen, Bernd. Das schadet dir am Ende selbst.“
Manfred hatte seinerzeit all seine Prüfungen mit Bravour bestanden. Das hatte ich nachgeprüft. Da wird doch etwas hängengeblieben sein, dachte ich in meiner grenzenlosen Naivität.
Dass seine Probleme ganz anderer Natur waren, hatte ich damals nicht erkannt. Das hatte niemand erkannt.

Unsere Dienststelle wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut. Wir erhielten mehr Personal. Damit waren wir zukünftig allerdings für alles zuständig. Von kleinen Kaufhausdieben bis zu Mördern fiel nun alles in unsere Zuständigkeit. Und wenn sonst gerade niemand verfügbar war, dann kümmerten wir uns auch um Verkehrsrowdys.

Manfred hatte drei Wochen Urlaub. Er sagte, er sei mit seinem Pickup-Truck unterwegs. Das war ein GMC Sierra Grande mit High-Rider-Fahrwerk. Ganz so, wie jener in der sehr beliebten Fernsehserie aus den 80ern.
Noch drei Tage war ich allein, bevor er zurückkam.
An diesem Freitag, es war mal wieder ein dreizehnter, da traf mich ein schwerer Schlag.
Ein gewisser Klaus Schybella meldete einen schweren Verkehrsunfall mit Fahrerflucht auf der Talstraße in Höhe der Langbachbrücke. Er war sehr schwer zu verstehen, war offenbar ebenfalls verletzt, wie er andeutete. Er war in den Graben gefahren, sagte er. Außerdem versicherte er, sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte schon mal um den Fahrer des anderen Wagens kümmern zu wollen.

Ich machte mich mit Saskia Pally und den Kollegen der Spurensicherung sogleich auf den Weg.
Als wir uns von der Hauptstraße her der Unfallstelle näherten, erkannte ich zunächst, da die Talstraße in einem Rechtsbogen unter der Langbachbrücke hindurchführte, nur ein Fahrzeug, das links gegen den Brückenpfeiler gekracht war.
Im nächsten Augenblick rutschte mir das Herz in die Hose. Das war ein roter MX-5, wie meine Frau Lena ihn letztes Jahr zum zehnten Hochzeitstag bekommen hatte.
Ich stoppte den Wagen, stieg aus. Langsam näherte ich mich dem Unfallfahrzeug. Mit jedem Schritt wurde mein Puls unruhiger. Das vordere Kennzeichen war nicht zu erkennen, da der Wagen bis zur Windschutzscheibe durch den Aufprall am Brückenpfeiler zerstört war. Dann erkannte ich, dass in dem Wagen eine Frau saß. Eine Frau mit langen blonden Haaren. Regungslos. Der Kopf lehnte zwischen Airbag und Seitenfenster. Lena, nein, oh, mein Gott, Lena, schoss es mir durch den Kopf.
Pally kam näher, fragte: „Was ist los?“
Ich war nicht imstande zu antworten.
Die Rettungskräfte waren inzwischen eingetroffen, öffneten nun die Fahrertür. Dann bargen sie die Fahrerin.
Sofort erkannte ich: „Lena! Oh, nein! Nein!!“ Ich bekam weiche Knie, hielt mich an meiner Kollegin fest, die nun neben mir stand. Dann brach ich in Tränen aus.
Ein Sanitäter kam auf uns zu. „Tut mir leid. Die Frau ist tot.“

Sie hatten offenbar noch einen zweiten Wagen gerufen, denn ich bemerkte in meinem Schockzustand erst jetzt auf der rechten Seite zwei weitere Fahrzeuge, die aufeinander gefahren waren. Dort wurde sich um die beiden Fahrer gekümmert.
Doch mir war das alles nicht mehr wichtig. Lena. Lena! Lena war tot. Für mich brach eine Welt zusammen.
Saskia Pally brachte mich nach Hause.


Fast acht Wochen wurde ich freigestellt, um diesen schweren Schock zu verarbeiten. Drei weitere Wochen befasste ich mich auf Geheiß meines Chefs ausschließlich mit der grauen Theorie, um wieder ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen. Das ruhige Arbeiten hatte mir gut getan. Aber jetzt wollte ich wieder raus. Raus, um für Recht und Ordnung zu sorgen.
Sigi kam in mein Büro. „Guten Morgen, Bernd“, begrüßte er mich. „Es wird dich sicher interessieren. Ich habe hier den Bericht von dem Unfall. Pally und Müller haben die Untersuchungen gemacht.“
„Oh, Sigi. Warum musste das geschehen? Lena war eine so besonnene Fahrerin. Da muss sie jemand brutal von der Straße gedrängt haben.“
„So sieht es nach unseren Erkenntnissen wohl aus. Das Problem ist, dass der vermutlich einzige Augenzeuge seither im Koma liegt. Das war der Mann, der den Unfall gemeldet hatte.“
Ich nahm den Bericht zur Hand. Demzufolge hatte Schybella vermutlich versucht, rückwärts aus dem Graben zurück auf die Straße zu gelangen. Da die Straße unter der Brücke hindurch in einem Bogen verläuft, konnte der Fahrer, der ihm dann hinten drauf gekracht war, ihn nicht rechtzeitig sehen, hat ihn mit diesem harten Aufprall ins Koma befördert, so die Vermutung. Die Ärzte konnten uns bisher nicht sagen, ob Klaus Schybella jemals aus dem Koma erwachen würde. Dieser Darius Klingenbeil hatte mit dem vorangegangenen Unfall offenbar nichts zu tun. Dank einer Dashcam, die er in seinem Wagen installierte hatte, konnte er dies belegen. Allerdings waren darauf keine weiteren Fahrzeuge zu sehen gewesen, von denen wir hätten vermuten können, den Unfall verursacht zu haben. Er sagte lediglich aus, dass er um die Erste Hilfe der Verunglückten bemüht war, bevor die Rettungskräfte eintrafen.
„Ich bin ja eigentlich kein religiöser Mensch, aber ich bete dafür, dass Schybella aufwacht und uns alles schildern kann. Ich weiß, die Hoffnung, dass er sich an alles erinnert, ist vermutlich nicht allzu groß, aber ich bete dafür, Sigi. Echt.“
„Ich bin froh, dass du jetzt wieder deine gewohnte Arbeit aufnehmen willst. Kirchberg hat sich in diesen drei Monaten allerdings nicht gerade beliebt gemacht. Er braucht eine starke Hand, damit seine Nachlässigkeiten aufhören. Auch sein Umgangston, insbesondere unseren Damen gegenüber, lässt sehr zu wünschen übrig.“
„Ich habe in den letzten zwei Jahren alles versucht, Sigi. Es war ein wenig besser geworden, aber er hat immer seinen eigenen Kopf, mit dem er durch die Wand will.“
„Es ist enttäuschend, dass er nichts aus seinen Fähigkeiten, die er zweifellos zu haben scheint, macht.“
„Wo ist er denn jetzt?“
„Noch nicht da.“ Sigi stöhnte. „Vor zehn Minuten begann sein Dienst.“
„Ach, verdammt! Ich werde ihn mir zur Brust nehmen, Sigi. Versprochen.“
Im Vorraum hörte ich lautes Gepolter. Das musste Manni sein. Er kam ungestüm ins Büro gestolpert. Erst, als er bemerkte, dass Sigi auf seinem Stuhl saß, kam er schlagartig zur Ruhe.
„Morgen, Manni!“, schrie ich wütend.
„Oh, Bernd. Du bist wieder da? Das ist schön.“
„Herr Kirchberg, ich habe lange genug beide Augen zugedrückt. Langsam sollten Sie sich Gedanken über Ihr Verhalten machen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“, maßregelte Sigi ihn.
„Ja, Chef. Ich komme einfach in letzter Zeit sehr schwer aus dem Bett“, antwortete Manfred in seiner typischen schnodderigen Art.
„Dann sollten Sie etwas früher hinein gehen.“
„Wenn es so lange hell ist, kann ich sowieso nicht einschlafen“, lamentierte er. „Ich werd's versuchen“, fügte er an, verdrehte die Augen.
„Komm, Manni. Wir fahren mal ins Krankenhaus, fragen nach dem Komapatienten.“
Er griff sofort nach dem Schlüssel.

Wir bogen gerade auf die Bundesstraße ab, da schossen zwei Fahrzeuge mit sehr hoher Geschwindigkeit an uns vorbei.
„Die sind viel zu schnell!“, schimpfte ich.
„Kleine Verfolgungsjagd gefällig?“, alberte Manni. Im nächsten Augenblick gähnte er.
„Bist du wirklich fit?“
„Ja, ja. Alles gut.“
„Na, dann gib Gas.“ Ich informierte währenddessen die Leitstelle, damit sie weitere Kollegen schickte, um die Rennfahrer an der nächsten Ausfahrt in Empfang zu nehmen.
Manfred trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
Es begann zu regnen.

Nach einigen Minuten hatten wir sie fast verloren. Wir sahen sie nur am Horizont in die Talsenke fahren. Dort gab es am Ende, bevor es wieder bergauf ging, eine scharfe Linkskurve. Der Regen wurde stärker.
„Vergiss es, Manni. Die kriegen wir nicht. Lass gut sein.“
„An der nächsten Ausfahrt ist die Straße dichtgemacht, Bernd. Wir müssen sie nur bis dahin treiben.“
„Geh trotzdem vom Gas. Die Straße ist klatschnass.“
Dann sahen wir die Bremslichter der beiden Rennfahrer. Sie waren kurz vor dieser scharfen Kurve. Da Manni nicht abbremste, kamen wir schnell näher.
„Jetzt brems endlich mal!“
Abrupt trat er auf die Bremse. „Oh, sorry“, meinte er lapidar.
Er hielt den Wagen trotz leichten Schleuderns in der Spur. Doch seine Reaktion machte mich nachdenklich.
Gerade, als die beiden Raser außer Sicht waren, gab es einen heftigen Knall.
„Jetzt hat's geknallt!“, meinte Manni.
„Das werden wir gleich sehen.“
Manni hatte die Geschwindigkeit endlich den Straßenverhältnissen angepasst. Er lenkte den Wagen in die Kurve. Da sah ich die zwei ineinander verkeilten Fahrzeuge, die in die Leitplanke gekracht waren.
Manni stoppte wenige Meter vor den beiden Wagen.
Nachdem ich die Rettungsdienste angefordert hatte, schauten wir in strömendem Regen nach den Insassen. Wir blickten in die vergrämten Gesichter zweier junger Männer. Ihre Autos hatten sie zu Schrott gefahren.
Ernsthaft verletzt schien keiner zu sein, da beide auf Ansprache reagierten.
Es hat zum Glück nur Blechschäden gegeben. Aber mit einer Anzeige mussten die zwei Rowdys trotzdem rechnen. Dazu beförderten wir sie ins Revier. Ihre Fahrzeuge konnten sie ohnehin nicht mehr bewegen. Die waren Schrott. Das besorgte der Abschleppdienst.

Als wir das Revier erreichten, rannte Manni sofort auf die Toilette.
Ich nahm die Personalien der Unfallfahrer auf.
Dann wunderte ich mich, dass Manni nach einer dreiviertel Stunde noch nicht zurück war. Deshalb ging ich nachschauen. Sofort kam ich wieder herausgestürmt und schrie: „Ruft einen Rettungswagen!“, bevor ich mich um meinen bewusstlosen Kollegen kümmerte.

Manni lag zusammengebrochen auf dem Boden. Er hatte in der Vergangenheit öfter kleine Aussetzer, wie ich mir jetzt vor Augen führte. Vorhin, als ich ihn zum Bremsen aufgefordert hatte, ebenfalls! Verdammt! Das hätte ins Auge gehen können. Er hatte verzögert reagiert, wie mir jetzt aufging.

„Das ist sicher ein Riesenschreck für dich, Bernd. Geh nach Hause und ruh dich aus. Du bist wohl noch nicht ganz der Alte. Und bleib morgen auch zu Hause, wenn du das Gefühl hast, es überfordert dich, okay?“, empfahl mir Sigi.



Der liebe Nachbar


Zwei weitere Tage bin ich zu Hause geblieben, um den Schreck zu überwinden. Ich musste mir selbst darüber klarwerden, warum ich die Warnsignale nicht erkannt hatte.
Am Freitagmorgen meldete ich mich zurück.
„Schön, dass du wieder da bist, Bernd. Roswitha hat sich bereits um Ersatz bemüht“, begrüßte mich mein Dienststellenleiter Siegfried Becker. „Kommt nächste Woche. Heute nimmst du dich deiner beiden Anwärter an, ja? Die haben nächste Woche eine Prüfung. Da kann ein bisschen Praxis nicht schaden.“
„Kein Problem, Sigi. Kam das jetzt wirklich überraschend, die Sache mit Manfred? Klappt der einfach so zusammen“, meinte ich und schüttelte betroffen den Kopf.
„Er hat sich gewiss nicht überarbeitet.“
Das konnte ich definitiv bestätigen. Er hatte seinen eigenen Kopf, und den hatte er, wenn wir unterwegs waren, oft genug ganz woanders. Deshalb sagte ich nichts, sondern nickte, ging in mein Büro.

Sofort klingelte mein Telefon.
„Ist dort die Polizei?“, fragte eine rastlose Frauenstimme. „Mein Mann … Mein Mann ist tot.“
„Was ist denn passiert, Frau …?“
„Handmann. Mein Mann liegt tot im Garten!“
„Frau Handmann, rühren Sie nichts an. Wir sind gleich bei Ihnen.“
Sie nannte mir die Anschrift. Dann machte ich mich mit Nathalie Grund und Tobias Menge auf den Weg. Außerdem beorderte ich Frank Martani mit seinem Team von der Spurensicherung und unseren Gerichtsmediziner Dietrich Kranz dazu.
So war es mir recht. Keine Zeit zum Nachdenken, gleich rein ins Geschehen.

„Wenn wir den Tod eines Menschen beleuchten wollen, müssen wir nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass er eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Aber für den Fall, dass, ist es hilfreich, die richtigen Fragen zu stellen, auf die wir Antworten erhalten, die einen potenziellen Täter überführen könnten“, erklärte ich auf der Fahrt.
„Hat gewiss viel mit Psychologie zu tun“, äußerte Nathalie ihre Vermutung.
„Wir müssen einen Täter, wenn es einen gibt, in Sicherheit wiegen“, fügte Tobias hinzu.
„Ganz genau“, stimmte ich zu. „Also trauen Sie sich ruhig.“

Nach fünfzehn Minuten erreichten wir unser Ziel. Wir fanden drei schon recht alte Einfamilienhäuser vor.
Frau Handmann, die in dem mittleren Haus wohnte, schien sehnsüchtig auf uns zu warten. Sie eilte uns entgegen und rief: „Oh, so kommen Sie doch! Es ist entsetzlich. Wie konnte das passieren? Kommen Sie!“
Ich blieb ganz gelassen. „Alles gut, Frau Handmann. Wir sehen uns das jetzt in Ruhe an. Führen Sie uns bitte hin.“
„Kommen Sie, Herr Kommissar.“ Sie wirkte völlig aufgelöst, stolperte zum Garten mehr, als dass sie ging.

Dietrich schaute sich den leblosen Körper an, der zwischen den Büschen am Gartenzaun lag. „Also, äußere Verletzungen sind auf Anhieb keine zu erkennen. Da muss ich nach anderen Spuren suchen.“
Offenbar durch unsere Anwesenheit angelockt, näherte sich jenseits des Zaunes der Nachbar. „Was ist denn passiert?“ Kaum hatte er es ausgesprochen, erblickte er den Toten. „Oh, mein Gott. Gerlinde!“ Er sprach seine Nachbarin an. „Was hat denn der Heinrich?“
Nathalie trat vor und sprach ihn an. „Sie sind der fürsorgliche Nachbar, ja? Darf ich um Ihren Namen bitten. Für's Protokoll, Sie verstehen?“
„Oh, oh, ja, sicher, junge Frau. Sie dürfen mich alles fragen. Wir sind seit dreizehn Jahren Nachbarn. Und wir sind, was ja nicht selbstverständlich ist, ganz gut miteinander befreundet, wenn ich das sagen darf.“ Dabei wandte er sich an die Nachbarin: „Nicht wahr, Gerlinde?“
„Ja, ja. Das ist richtig. Rudolf … Der Herr Brenger ist ein netter Mensch. Ja ...“ Die Frau wirkte auf mich nervös, als sie das sagte. „Was ist denn jetzt mit meinem Mann passiert?“
„Das kann ich Ihnen noch nicht sagen“, antwortete Dietrich.
„Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen, Frau Handmann?“, fragte Tobias.
„Nein, nein, gar nicht. Er ging heute Morgen in den Garten. Ich hatte nach ihm gerufen, doch er kam nicht. Da habe ich ihn gefunden.“
„Gut. Mein Kollege wird erst einmal herausfinden müssen, woran Ihr Mann verstorben ist. Dann sehen wir weiter“, sagte ich. „Herr Brenger, hatten Sie zufällig den Herrn Handmann im Garten gesehen?“
„Nein, tut mir leid.“
„Und Ihre Frau?“
„Oh, ich …“ Er schmunzelte. Für mich wirkte das aufgesetzt. „Ich habe keine Frau, Herr Kommissar. Ich lebe allein.“
„Ach so. Ja, gut.“ Ich schaute mich um. „Da gibt es noch einen Nachbarn, der es hätte sehen können“, sagte ich und zeigte in die Richtung des anderen Hauses, das an das Grundstück der Handmanns grenzte.
„Ja, die Bergers. Ich bin nicht sicher, ob da jetzt jemand ist“, meinte Brenger.
„Wir werden es versuchen. Vielen Dank.“ Dann richtete ich mich an die Witwe. „Frau Handmann, wir melden uns.“
„Ja, ja, tun Sie das.“ Sie wirkte nach wie vor sehr zerstreut.

Wie Brenger richtig vermutet hatte, war bei Bergers niemand zuhause. Also konnten sie nichts gesehen haben. Aber sie hatten beim Verlassen des Hauses wohl vergessen, das Licht auszuschalten.
Im Auto sprach Nathalie mich an. „Die Frau wirkte total verunsichert. Und der Nachbar, na ja, für mich war das so ein Typ, der gerne schaut, was die Nachbarn so tun.“ Sie verdrehte dabei die Augen. „Verstehen Sie, Herr Zufall?“
„Das haben Sie sehr gut beobachtet, Frau Grund“, lobte ich. „Herr Menge, was ist Ihnen aufgefallen?“
„Der Herr Brenger ist von der Sorte neugieriger Nachbar. Das sehe ich auch so. Ich glaube außerdem, dass er sich für etwas Besseres hält. Er wirkte ein wenig arrogant. Die Frau Handmann stand bestimmt unter Schock, dass sie so zappelig war.“
„Haben wir schon eine Idee für die Todesursache?“
„Oh, Herr Zufall. Das wäre reine Spekulation, wenn wir hier von einem Verbrechen ausgehen würden“, erklärte Menge mir.
„Gut. Darum gehen wir gleich zuerst zu Dietrich. Zum Herrn Kranz“, korrigierte ich. „Der wird uns etwas dazu sagen können.“

Der Weg zur Gerichtsmedizin war nicht weit. Ich klopfte gegen die Tür, die allerdings offen stand, und trat ein.
„Hallo, Dietrich. Kannst du uns schon etwas sagen?“
Er lachte. „Oh, ja, Bernd. Er ist vergiftet worden.“
„Wie konnte das denn passieren?“
„Komm mal näher. Sieh dir das an.“
Ich trat neben ihn. Er zeigte mir einen kleinen roten Fleck am Rücken in Höhe der linken Niere. „Was ist das?“
„Dort war der Giftpfeil eingetreten. Offensichtlich war das Gift sehr hoch konzentriert. Er muss sofort zusammengebrochen sein.“
„Und wo ist dieser Giftpfeil?“
„Eine glatte Hülse. War komplett in den Körper eingedrungen.“ Dann griff er nach einem Tablett, das auf dem Tisch stand, und hielt es mir unter die Nase. "Hier. Das ist sie.“
„Okay. Dann müssen wir mal sehen, aus welcher Richtung dieser Mordanschlag ausgeführt worden sein könnte. Danke, Dietrich.“

Der nächste Weg führte uns in die Spurensicherung zu Frank Martani. Auch er ist ein langjähriger Kollege und Freund, mit dem ich seit meinem ersten Tag im Polizeidienst zu tun hatte. „Hallo, Frank. Was habt ihr am Tatort gefunden?“
„Nichts. Ist es ein Tatort?“, fragte er erstaunt.
„Ja. Dietrich sagte, der Mann sei vergiftet worden. Mit einem Giftpfeil. Wir müssen uns die Örtlichkeit noch einmal ansehen. Außerdem müssen wir die Witwe informieren.“

Die drei Häuser hatten nach hinten heraus eine gemeinsame Grenze zu einem riesigen Grundstück mit Wiesen, Büschen und Bäumen. Dieses war umsäumt von einem zwei Meter hohen, stabilen Zaun.
Als wir im Wohnraum ankamen, sagte ich: „Frau Handmann, es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Ihr Mann ist vergiftet worden.“
„Was?“ Ihre Stimme überschlug sich. Sie musste sich räuspern, weil sie sich offenbar verschluckt hatte. „Wer sollte das denn getan haben?“
„Das wollen wir natürlich herausfinden. Hatte Ihr Mann Feinde?“
Sie lachte albern. „Ach, Blödsinn!“
„Frau Handmann! Denken Sie nach. Es muss jemanden geben, der ein Motiv hatte.“
Sie ließ sich in einen Sessel fallen. „Ich weiß es wirklich nicht.“
„Gut. Sollte Ihnen doch etwas einfallen, melden Sie sich bitte sofort.“

Während ich mit Frau Grund und Herrn Menge bei ihr gewesen war, hatte Frank mit seinem Team im Umfeld des Fundortes gestöbert.
„Hast du was gefunden?“, erkundigte ich mich.
„Da, wo er lag, ist nichts weiter zu sehen. Hinter dem Zaun zu diesem Grüngrundstück habe ich ein paar Fußabdrücke ausmachen können. Aber da kommen wir nicht dran.“
„Hast du rekonstruieren können, aus welcher Richtung der Schuss mit dem Giftpfeil gekommen sein könnte?“
„Er lag mit dem Gesicht zum Haus. Also vermutlich von hinten, sprich, irgendwo von dort“, sagte er und zeigte auf das fremde Grundstück.
„Dann sollten wir herausfinden, wem dieses Grundstück gehört.“ Ich holte mein Telefon heraus und bat die Kollegin im Revier, diese Informationen zu beschaffen.
Bei Bergers war wieder Licht. Oder immer noch. Ich klingelte, aber es machte niemand auf.

Im Revier angekommen, ging ich sofort zu der Kollegin. „Pally, was haben Sie herausfinden können?“
„Das Grundstück gehört der Kirche. Die drei alten Häuser übrigens auch. Erbpacht.“
„Sehr schön. Danke, Frau Pally.“
„Wie hilft uns das jetzt weiter, Chef?“
„Gibt es da einen Verwalter? Bestimmt, oder?“
„Ich werde das herausfinden. Schon verstanden.“
Mein freches Grinsen beantwortete Saskia Pally mit einem ebensolchen.

Nur zehn Minuten später kam sie in mein Büro. „Rudolf Brenger.“
Ich schaute sie mit großen Augen an. „Ach, das ist ja spannend. Er hätte also Zutritt zu diesem Grundstück, ja?“
„Davon gehe ich mal aus. Aber warum sollte er ...“
„Ja. Ja? Frau Pally, führen Sie den Gedanken ruhig weiter. Warum sollte er ein Interesse ...“ Ich machte bewusst eine Pause, um sie zu animieren.
„Vielleicht hat er ein Interesse an Frau Handmann. Da ist der Gatte für gewöhnlich eher hinderlich“, meinte sie mit einem Grinsen.
„Dann wäre es ratsam, den Herrn Brenger mal zu überprüfen.“
„Okay, Chef. Sie machen Wochenende, und ich kümmere mich mit Rudi um diesen Herrn Brenger. Wir haben nämlich Dienst.“ Obwohl sie motiviert wirkte, verzog sie die Schnute.
Ich schaute sie fragend an. „Ist mit dem Kollegen Müller etwas nicht in Ordnung?“
„Ach, oh, nein. Nein, das haben Sie jetzt falsch verstanden.“ Sie grinste verlegen. „Er ist schon ein netter Kollege. Alles gut, Chef.“
„Schön. Wenn Sie etwas herausfinden, was wichtig sein könnte, dürfen Sie mich natürlich sofort informieren. Ansonsten hat es auch Zeit bis Montag.“
Sie grinste schräg. „Dann einen schönen Feierabend und ein schönes Wochenende.“
„Danke schön“, antwortete ich und schenkte ihr ein freundliches Lächeln.
Auf dem Weg nach draußen lief mir Rudi Müller in die Arme. „Ach, Müller.“
„Hallo, Chef. Übrigens schön, dass Sie wieder da sind.“
„Ja, danke. Sagen Sie, ist zwischen Ihnen und Frau Pally alles in Ordnung?“
„Warum? Sicher, wir sind ein gutes Team, denke ich. Sie ist manchmal ein bisschen impulsiv. Aber ich möchte mich darüber keineswegs beklagen. Es ist alles gut so.“
„Sie kümmern sich bitte am Wochenende um den Herrn Brenger. Das hatte ich der Kollegin schon gesagt. Ich wollte nur sichergehen, dass alles in Ordnung ist.“
„Alles prima. Danke, Chef. Ein schönes Wochenende.“
„Danke, Müller.“

Sonntag, halb zehn, rief Saskia Pally mich zuhause an. Ich war gerade erwacht, als das Telefon klingelte. „Ja?“, meldete ich mich gähnend.
„Sorry, Chef. Aber hier passieren Dinge, die nicht richtig sein können.“
„Dann erzählen Sie, Pally.“
„Wir sind die ganze Nacht hier gewesen. Der Brenger ist gestern am späten Nachmittag zur Frau Handmann rüber. Und gemeinsam sind sie dann zu Bergers. Dort blieben sie bis etwa acht, halb neun.“
Ich äußerte meine Vermutung: „Sie haben den Bergers wohl erzählt, was passiert ist, denke ich.“
„Mag sein. Die Handmann ist zuerst gegangen, der Brenger eine halbe Stunde später. Aber er ist keineswegs in sein Haus, sondern hat bei Frau Handmann um Einlass gebeten. Das wirkte auch völlig einvernehmlich.“
„Dann hat er wohl tatsächlich was mit ihr, oder?“
„Davon müssen wir ausgehen. Um Mitternacht ging da das Licht aus. Er ist definitiv nicht nach Hause gegangen.“
„Und was ist daran jetzt so dramatisch?“
„Bei Bergers ist das Licht die ganze Nacht nicht ausgegangen. Es brennt auch jetzt noch, wo es taghell ist.“
„Das ist allerdings seltsam.“ Jetzt war ich wach. Da ist was faul, dachte ich. „Ich bin gleich da.“

Als ich in die Straße einbog, kam Brenger gerade aus dem Haus der Handmann. Ich hielt direkt vor seinem Haus an und stieg aus. „Guten Morgen, Herr Brenger!“, rief ich ihm zu.
„Oh, Tag, Herr Kommissar. Sie an einem Sonntag?“
„Besondere Umstände erfordern dies manchmal, ja“, sagte ich streng.
Pally und Müller kamen von der anderen Seite.
„Besondere Umstände?“
„Tun Sie nicht so scheinheilig, Herr Brenger“, sprach Pally ihn von hinten an. „Sie waren die ganze Nacht bei Frau Handmann. Ich frage mal nicht, was Sie da getan haben. Aber ich habe eine recht klare Vorstellung davon.“
Brenger plusterte sich auf. „Was erlauben Sie sich?“
„Das frage ich Sie!“, entgegnete ich. „Müller, gehen Sie mal bei Bergers klingeln.“
An Brengers Blick erkannte ich schon, dass er in Aufruhr geriet.
„Was hatten Sie denn gestern mit den Nachbarn zu besprechen?“, fragte Pally und riss Brenger aus seinen Gedanken.
„Was? Was? Ach, wir haben ihnen halt erzählt, was passiert war.“
„Da macht niemand auf!“, rief Müller herüber.
„Da brennt doch Licht!“, rief ich zurück. „Das kann nicht sein. Die müssen zuhause sein.“
„Sie sind auf jeden Fall im Haus“, unterstrich Pally. „Rausgekommen ist da seit gestern Abend keiner mehr.“
Ich setzte ihn unter Druck. „Herr Brenger! Sie sind doch der Verwalter. Haben Sie vielleicht sogar einen Schlüssel für diese drei Häuser?“
„Das ist doch albern. Warum sollte ich ...“ Er geriet ins Stocken.
Derweil klingelte ich bei Frau Handmann.
Sie kam sofort an die Tür. „Ach, der Herr Kommissar.“ Sie kicherte albern.
„Haben Sie getrunken, Frau Handmann?“ Ich trat an sie heran, um es zu erschnuppern. Das roch nach Weinbrand.
Brenger schaute sie entsetzt an.
Ich versuchte, sie aus der Reserve zu locken. „Frau Handmann, was wollen Sie uns denn sagen?“
„Ach, wissen Sie. Der ...“ Sie schaute Brenger an. Da zuckte sie erschrocken zusammen.
Ich hatte das sehr genau beobachtet. Darum ging ich in die Offensive. „Der Herr Brenger hat Ihren Mann getötet, Frau Handmann. Ist es so?“
„Das ist doch wohl die Höhe!“, schrie der Beschuldigte.
Die Handmann kicherte erneut. „Ja, ist das wahr, Rudolf?“
„Das ist ungeheuerlich! Natürlich nicht!“
„Aber warum waren die Bergers gestern denn so komisch, so abwesend? Ich hatte mich schon gewundert. Natürlich hast du Heinrich umgebracht. Du wolltest mich, also war er dir im Wege.“ Sie sprach wie in Trance, hatte wohl in sehr kurzer Zeit sehr viel Alkohol getrunken.
Obwohl sie es lallend erzählte, wollte ich nicht annehmen, dass sie das frei erfunden hätte.
Brenger war um Haltung bemüht. Es gelang ihm nicht. „Diese Frau ist betrunken!“
„Warum brennt bei den Bergers schon seit zwei Tagen das Licht?“, hakte ich nach.
„Die sind sehr vergesslich. Das kommt häufiger vor!“, betonte Brenger.
Doch sein letztes Fünkchen Hoffnung, glaubhaft zu wirken, erlosch sogleich.
„Das ist nicht wahr!“, schrie Frau Handmann ihn an. „Du bist ein Mörder!“
„Gerlinde!“, attackierte er sie, versuchte, sie zu ergreifen.
Ich ging energisch dazwischen. „Herr Brenger! Sie sind verhaftet!“
Gerlinde Handmann brach weinend zusammen. Meine Kollegin kümmerte sich um sie.

Rudolf Brenger war schließlich geständig. Er hatte als Immobilienverwalter bereits ein Bauprojekt fertig in der Schublade liegen. Dafür sollten diese drei alten Häuser abgerissen werden, um auf dem gesamten Areal eine neue Wohnanlage errichten zu können. Geduld war nicht seine Stärke. Die neun Jahre Restlaufzeit der Erbpacht wollte er nicht abwarten. Deshalb musste Heinrich Handmann sterben.
Gerlinde Handmann hatte er als neuer Mann an ihrer Seite ein fürstliches Leben versprochen. Doch ihr Gewissen hatte er damit nicht erkaufen können.
Das Ehepaar Berger hatte er am Abend zuvor bereits mit dem gleichen Gift, das er ihnen unbemerkt in deren Getränke gegeben hatte, betäubt. Deshalb waren sie, wie Frau Handmann es erkannt hatte, geistig so abwesend. Als Frau Handmann am vergangenen Abend das Haus verlassen hatte, gab Brenger den Bergers eine weitere Dosis, die sie schließlich getötet hat.

Am Montag hatte ich den Bericht sehr früh fertig. Ich klopfte an die Tür meines Dienststellenleiters, um ihm diesen zu übergeben.
„Herein!“
Ich öffnete die Tür und trat ein. „Morgen, Sigi.“
„Guten Morgen, Bernd“, antwortete er knapp. Er schaute mich an, wandte seinen Blick dann zu der jungen Dame, die ihm gegenüber saß.
Sie drehte ihren Kopf. Da schauten mich zwei strahlend blaue Augen an. „Guten Morgen, Herr Kommissar Zufall.“ Ihre Stimme klang belegt. „Entschuldigen Sie meine Stimme. Ich habe heute meinen Kaffee zu heiß getrunken. Das brennt jetzt noch in der Kehle.“
„Alles gut. Guten Morgen, junge Frau.“ Ich schaute Sigi fragend an.
„Das ist Frau Tanja Bruck.“
Sie stand sogleich auf und reichte mir die Hand. Mir lief ein heißer Schauer über den Rücken. Diese Berührung aktivierte all meine Sinne.
„Bernd, die liebe Frau Bruck ist deine neue Teampartnerin“, eröffnete Sigi mir.
„Sigi! Das ist ...“ Ich schaute abwechselnd ihn und sie an. Die Begeisterung musste mir im Gesicht geschrieben gestanden haben, denn beide lachten ausgelassen. Stotternd vollendete ich meinen Satz: „Das ist wundervoll.“
„Das ist genau das, was ich von dir erwartet hatte, Bernd.“
Ich wusste gar nicht, ob ich meine Freude wirklich so deutlich zeigen wollte, aber es hatte sich jetzt so ergeben. Diese Frau war ein Augenschmaus und … Verdammt! Sie sah meiner lieben Lena so furchtbar ähnlich, dass ich hätte heulen können. Freilich war die neue Kollegin bestimmt zehn Jahre jünger.
 
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ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

dann gehst mal los. ;)

In meiner Schulzeit gab es häufiger ( ‚Häufiger‘ Steigerung wozu?) Streitereien, die über das gesunde Maß an Meinungsaustausch hinausgingen . Demzufolge wurde oft die Polizei zu Hilfe gerufen. In einer Zeit ohne Internet und Smartphone waren die eingeleiteten Maßnahmen ausreichend zielführend, sodass eine Weile Ruhe herrschte.

Sie holte mich nach der Ausbildung sofort in ihr Team. Wir haben viele Fälle gemeinsam gelöst. Viele Fälle haben wir gemeinsam gelöst.
Doch Roswitha Sie jedoch / allerdings hatte höhere Ziele, wollte mehr, als nur Dienststellenleiterin sein. Sie machte Daher besuchte sie regelmäßige Fortbildungen und erhielt schließlich das Angebot für einen Posten als Kriminalrätin. (Anmerkung: Mit ein paar Lehrgängen steigt sie nicht zur Kriminalrätin auf. Studienrat! Klickerst. Der höhere Dienst verlangt im Allgemeinen ein Studium - z.B. Jura)
Sie war nun die meine nächsthöhere Vorgesetzte. Mein väterlicher Freund Siegfried Becker wurde ernannte sie zum Dienststellenleiter. Und ich bekam einen neuen Teampartner: Manfred Kirchberg.

Auch wenn Roswitha mir nahegelegt hatte, ihn zu führen, zu formen, ihm als Vorbild zu dienen, bin ich nicht sicher, ob er davon wirklich viel irgendetwas angenommen hat. Er hatte immer seinen eigenen Kopf.
Unsere Dienststelle wurde im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut wuchs von Jahr zu Jahr. Wir erhielten mehr Personal. Damit waren wir zukünftig allerdings für alles zuständig. Von kleinen Kaufhausdieben bis zu Mördern fiel nun alles in unsere Zuständigkeit.
Eines Tages brach Manfred unerwartet zusammen. Wir fürchteten das Schlimmste. Diagnose: Burnout.
Doch (Das ‚doch‘ macht nur Sinn, wenn sich der Satz auf den Burnout-Manfred bezieht.) Roswitha reagierte schnell, schickte mir eine neue Kollegin, die ich in meine Obhut nehmen sollte, um mit ihr an Manfreds Stelle ein Gespann zu bilden. Vielleicht steckte dahinter auch die gut gemeinte Absicht, mich vom Unfalltod meiner Frau Lena abzulenken. Das war keine drei Monate her. Doch Nach den sechs Wochen Totalausfall kam ich nur mühsam wieder in Tritt, arbeitete zunächst nicht im Ermittlungsdienst.

- Fortsetzung folgt -

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

herzlichen Dank. Das waren alles wieder so Kleinigkeiten, die man selbst beim Lesen nicht unbedingt bemerkt. Und ich habe wieder etwas von Dir gelernt, denn dass ein Studium für den gehobenen Dienst erforderlich ist, wusste ich nicht. Danke.

So, jetzt muss ich leider zur Arbeit. Dein Fridolin kommt wahrscheinlich morgen dran.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

denn dass ein Studium für den gehobenen Dienst erforderlich ist, wusste ich nicht.
Nicht für den gehobenen Dienst, sondern für den höheren Dienst. ;) Wenngleich es Ländersache ist. Angebot und Nachfrage eben. Sicher kann auch ein lang gedienter, erfahrender Hauptkommissar aufsteigen, aber Juristen haben sicherlich eher eine Chance.

Aber jetzt wollte ich wieder raus. Raus, um für Recht und Ordnung zu sorgen.
Doch gleich am zweiten Tag wurde ich ausgebremst (Von wem ausgebremst? Warum passiv?). Ich war mit Manfred auf Streife unterwegs, als der Notruf kam.

Wir wurden zur Bundesstraße geschickt Die Leitstelle schickte uns zur Bundesstraße, weil sich dort zwei Raser ein Rennen lieferten ( Wurde Rainer zum Streifendienst degradiert?). Als wir in die Straße auf diese einbogen, waren die beiden gerade an uns vorbeigerast.

und Dann sahen wir die Bremslichter der beiden Rennfahrer. Sie waren kurz vor dieser scharfen Kurve. Da Manni nicht langsamer geworden war abbremst, kamen wir schnell näher.

ganz abrupt trat er auf die Bremse. „Oh, sorry“, meinte er lapidar.

Da sah ich schon die zwei ineinander verkeilten Fahrzeuge, die in die Leitplanke gekracht waren.
Wir orderten Abschleppfahrzeuge und schauten in strömendem Regen nach den Insassen der Unfallfahrzeuge.
Bitte nicht die Abschleppwagen. Sie kümmern sich um die Verletzten, rufen dann Notarzt und Streife. Die kümmern sich später darum.

Zwei junge Männer saßen in den Wagen und wagten sich nicht heraus. Der eine konnte gar nicht, denn der andere Wagen war ihm in die Seite gefahren, hatte genau das Vorderrad getroffen.
Wagten sich nicht heraus? Haben sie das gesagt? Er konnte nicht? Wie nun?

Wo bleibt der Rettungswagen? Eingeklemmt und die Polizisten schocken sie nach Hause?

Jetzt kommt der Abschlepper. ;)

Als wir das Revier erreichten, rannte Manni sofort auf die Toilette.
Die Personalien der Unfallfahrer wurden aufgenommen. wer nahm die Personalien auf? Passivsatz!
Doch (Bezieht sich der Satz auf die Personalien?) dann wunderten wir uns, dass Manni auch nach einer dreiviertel Stunde noch nicht zurück war. Deshalb ging ich nachschauen.
Sofort kam ich wieder herausgestürmt.
Du schreibst aus Sichtweise eines Beobachters.
Der Satz kommt später. ;)

Manni war einfach lag zusammengebrochen auf dem Boden. Er hatte in letzter Zeit öfter kleine Aussetzer, wie ich mir jetzt vor Augen führte. Vorhin, als ich ihn zum Bremsen aufgefordert hatte, ebenfalls! Verdammt! Das hätte ins Auge gehen können. Er hatte verzögert reagiert, wie mir jetzt aufging.
Ich stürmte aus der Toilette, schrie: „...“, bevor ich mich wieder meinem bewusstlosen Kollegen zuwandte.

Und bleib morgen auch zu Hause, wenn du das Gefühl hast, es überfordert dich, okay?“, sagte mir fragte mich Sigi.
Zwei weitere Tage bin war ich zu Hause geblieben, um den Schreck zu überwinden. Am Freitagmorgen meldete ich mich zurück.
„Schön, dass du wieder da bist, Bernd. Roswitha hat sich bereits um Ersatz bemüht“, begrüßte mich mein Dienststellenleiter Siegfried Becker. „Kommt nächste Woche. Heute nimmst du dich deiner beiden Auszubildenden Anwärter (Beamter ist kein Ausbildungsberuf) ;) an, ja? Die haben nächste Woche Abschlussprüfung.“

Das konnte ich jetzt für mein Teil nicht unbedingt bestätigen. Er hatte seinen eigenen Kopf KEIN PUNKT und den hatte er , wenn wir unterwegs waren, (wenn-dann und nicht dann-wenn ;) oft genug ganz woanders, wenn wir unterwegs waren. Deshalb sagte ich nichts, sondern nickte. Dann ging ich ich ging in mein Büro.

...Gerichtsmediziner Dietrich Kranz dazu an (Oder waren sie zugegen?.

..., erklärte ich meinen Auszubildenden (Hatten wir bereits. auf der Fahrt.
„Hat gewiss viel mit Psychologie zu tun“, äußerte Nathalie eine ??Vermutung.

Nach fünfzehn Minuten erreichten wir das unser Ziel. Wir fanden drei schon recht alte Einfamilienhäuser vor.

- Fortsetzung folgt -

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Rainer,

das ist sauber und flüssig geschrieben.

Zunächst ein paar Kleinigkeiten:

Nach sechs Wochen Totalausfall kam ich nur mühsam wieder in Tritt, arbeitete zunächst nicht im Ermittlungsdienst.



Der liebe Nachbar

Mehr als zwei Wochen befasste ich mich auf Geheiß meines Chefs ausschließlich mit der grauen Theorie, um wieder ein Gefühl für die Arbeit zu bekommen.
Der Prolog endet mit 6 Wochen, das "erste Kapitel" mit 2 Wochen.
Das klingt wie die Fortsetzung des Prologs.

Der Prolog sollte aber in sich abgeschlossen sein, bzw. das 1. Kapitel nicht an den Prolog anschließen, denn dann wäre es ja kein Prolog, sondern ein vorheriges, normales Kapitel.

Manfred war ein komischer Kauz. Er redete kaum, machte oft Dinge, die vorher nicht abgesprochen waren, aber wir kamen trotzdem gut miteinander aus.
Das mit dem Kauz könnte man mehr ausbauen, gem. "Show, don't tell".

„Kleine Verfolgungsjagd gefällig?“, alberte Manfred und gähnte.
Herumalbern und gähnen passt m.E. nicht so gut zusammen.

Manni war einfach zusammengebrochen.
Ich finde das nicht mehr so spannend, wusste ich es doch schon vorher, da es im Prolog erwähnt wurde.

Also ich finde, dass da viel Potenzial im Text ist.
Der Großteil der Geschichte besteht aus Dialogen. Orts- und Personenbeschreibungen gibt es kaum.
Richtig detaillierte, ausgebaute Szenen auch nicht. Details im Allgemeinen auch nicht.

Du ziehst uns schnell durch die Handlung. Für meinen Geschmack viel zu schnell.
Für mich könntest du alles noch ausbauen. Was genau macht die SpuSi? Wie sieht es in der Wache aus?
Dann vermisse ich noch Gefühle. Was denken, fühlen die Personen? Das kommt mir alles zu kurz.

LG, Franklyn
 
Hallo Ahorn,

oh, verdammt. Ich sehe schon, da sind ein paar logische Fehler drin. Ich werde da ein bisschen umstricken müssen. Das habe ich jetzt beim Lesen - mit den Hinweisen von Dir und Franklyn im Hinterkopf - erkannt. Da passt nicht alles sauber zueinander.

Hallo Franklyn,

Deine Hinweise waren richtig und wichtig. Das habe ich jetzt erst bemerkt. Die Sache ist nicht stimmig. Da muss ich wohl nochmal dran ...

Ja, und das mit den Details ... Wie schon in den Staffeln 1 und 2 ist diese hier eine Episode, die konzentriert ist auf das Lösen des Falls. Ich gestehe, ich bin kein Detailfreak, konzentriere mich eher auf das Wesentliche. Aber ich werde natürlich darüber nachdenken.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Zuletzt bearbeitet:

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

dann mal weiter im Text.


..., schien schon sehnsüchtig auf uns zu warten.
Ich blieb ganz ruhigvollkommen gelassen.

„Kommen Sie, Herr Kommissar.“ Sie konnte sich kaum beruhigen.
Wie stellt sich das dar? Warum kommt er darauf?

Offenbar durch unsere Anwesenheit angelockt, näherte sich jenseits des Zaunes der Nachbar. „Was ist denn passiert?“ Kaum hatte er es ausgesprochen, fiel sein Blick auf den Toten.
Wenn sein Blick fällt, sollte er ihn wieder aufheben.
streckte er sich, reckte seinen Hals und wandte sich dem Toten zu.

„Oh, mein Gott. Gerlinde!“ Er schaute seine Nachbarin an. „Was hat denn der Heinrich?“ er sprach seine Nachbarin an. ;)
Nathalie traute sich vor.
Hat sie Angst, dass er beißt?

Die Frau wirkte auf mich etwas nervös, als sie das sagte :„Was ist denn jetzt mit meinem Mann passiert?“
„Das kann ich Ihnen noch nicht sagen“, antwortete Dietrich.

„Oh, ich …“ Er schmunzelte PUNKT ein Schmunzeln, welches mir aufgesetzt vorkam. aufgesetzt. „Ich habe keine Frau, Herr Kommissar. Ich lebe allein.“

..., sagte ich und zeigte in die Richtung des anderen Hauses zum Haus, das an dieses Grundstück grenzte.

Also konnten sie auch nichts gesehen haben.

Der Weg zur Gerichtsmedizin war nicht weit.
ABSATZ – Szenenwechsel
„Hallo, Dietrich. Kannst du uns schon etwas sagen?“

Dann griff er nach einem dem Tablett , dass auf dem Tisch lag und hielt es mir unter die Nase.

„Okay. Dann müssen wir mal sehen, aus welcher Richtung dieser Mordanschlag ausgeführt worden sein könnte. Danke, Dietrich.“
ABSATZ – Szenenwechsel
Der nächste Weg führte uns in die Spurensicherung zu Frank Martini in die Spurensicherung.
Auch er ist ein langjähriger Kollege und Freund.
Viel zu knapp. In welchem Verhältnis steht Martini zu Zufall, lass es ein wenig menscheln.

„Ja. Dietrich sagte, der Mann sei vergiftet worden. Mit einem Giftpfeil. Wir müssen uns die Örtlichkeit noch einmal ansehen. Außerdem müssen wir die Witwe informieren.“
ABSATZ – Szenenwechsel
Die drei Häuser hatten nach hinten heraus eine gemeinsame Grenze zu einem riesigen Grundstück mit Wiesen, Büschen und Bäumen. Dieses war umsäumt von einem zwei Meter hohen, stabilen Zaun.

Als wir im Wohnraum angekommen waren ankamen, sagte ich: „Frau Handmann, es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Ihr Mann ist vergiftet worden.“
„Was?“ Ihre Stimme überschlug sich. Sie musste sich räuspern, weil sie sich verschluckt hatte.
Unterstellung!

Sie ließ sich in einen Sessel fallen.
Sie fiel in einen Sessel.

„Gut. Sollte Ihnen doch etwas einfallen, melden Sie sich bitte sofort.“
ABSATZ – Szenenwechsel
Während ich mit meinen Auszubildenden (Anwärter – Namen!) bei ihr gewesen war, stöberte hatte Frank mit seinem Team im Umfeld des Fundortes gestöbert.

„Hast du was gefunden?“, erkundigte ich mich anschließend.
..., sagte er und zeigte auf das fremde (Welch Fremdes?) Grundstück.

Ich klingelte, aber es machte niemand auf.
ABSATZ – Szenenwechsel
Im Revier angekommen, ging ich sofort zu der Kollegin.

- Fortsetzung folgt – ;)

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

die Grunderneuerung läuft. Ich werde das hier dann alles in einem Abwasch machen. Es kommen allerdings zwei Kapitel davor, bevor der liebe böse Nachbar zuschlägt.

Zu ein paar Deiner Anmerkungen habe ich allerdings ebensolche.
Nathalie traut sich vor. Okay, klingt komisch. Sie ist halt noch jung und unerfahren. Chef hat ihr und dem Kollegen allerdings geraten, sich etwas zu trauen. Das tut sie da.
Der Weg zur Gerichtsmedizin war nicht weit. Du erbittest danach einen Absatz, weil Szenenwechsel. Davor ist allerdings bereits der Absatz. Dieser Satz sagt doch, dass sie in diesem Moment bei Dietrich aufschlagen.
... das fremde Grundstück. Es wurde zuvor beschrieben, die Eigentumsverhältnisse waren jedoch noch nicht geklärt. Dann ist es für die Ermittler doch fremd.
Ich klingelte, aber es machte niemand auf. Hier forderst Du ebenfalls einen Absatz wegen Szenenwechsel. Also in dem Text, den ich mir jetzt gerade ansehe, ist da ein Absatz ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

hupps, da haben sich in meiner Kopie irgendwie die Absätze verflüchtigt, hatte mich schon gewundert, kenne ich nicht von dir. :cool:

Okay, klingt komisch. Sie ist halt noch jung und unerfahren. Chef hat ihr und dem Kollegen allerdings geraten, sich etwas zu trauen. Das tut sie da.
Dann schreib es. ;)
Bringe Leben in die Bude. Schreibe, woher er Martini - vom dienstlichen abgesehen - kennt, vielleicht sind sie in derselben Makrameegruppe. :rolleyes:
Wenn Leute in einer Geschichte Namen haben, sollte man sie vorstellen, ansonsten: der Gerichtsmediziner, die Technikerin, der Bäcker, die Nachbarin. Die Funktion reicht aus. ;)
Denke daran, wie deine Geschichte heißt.

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

so die Runderneuerung und Erweiterung ist vollbracht. Jetzt hast Du allerdings noch eine Menge mehr zu lesen ... :cool:

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

fangen wir mit dem Vorspann an, dieses ist er, kein Prolog nicht einmal ein Kapitel.

Doch Roswitha hatte höhere Ziele, wollte mehr, als nur Dienststellenleiterin sein. Sie hatte nicht umsonst ein abgeschlossenes Jurastudium vorzuweisen. Sie machte regelmäßige Lehrgänge und erhielt schließlich das Angebot für einen Posten als Kriminalrätin.
Du verquickst Posten und Dienstrang. Posten: Dienststellenleiter, Revierleiter, Dezernatsleiter, Kommissariatsleiter. Dienstrang: Hauptkommissar, Kriminalrat)

..., ernannte sie zum Dienststellenleiter.
, empfahl sie zum Dienststellenleiter.
Ich glaube nicht, dass Roswitha die Kompetenz hat, jemanden zu ernennen. Dafür gibt es sicherlich andere. ;)

Du solltest dir die Strukturen von dem Bundesland ansehen, in dem die Geschichte spielt, umso näher du an der Wirklichkeit bist, desto eher kannst du diese gegebenenfalls ‚verbiegen‘.
Was ist eine Dienststelle? Die hat ein Finanzbeamter gleichfalls. In Niedersachsen gibt es zum Beispiel mehrere Polizeidirektionen, die ihre internen Strukturen selbst definieren. In denen gibt es Inspektionen, die wiederum untergliedert sind.

Liebe Grüße
Ahorn
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

neuer Text, neues Glück ;).

Drei Punkte fielen mir auf:

Anstatt Indizien zu sammeln, daraus eine Hypothese zu schmieden, gehst du im Text an manchen Stellen - was parse nicht verwerflich ist – den entgegengesetzten Weg.
Rainer Zufall ist aber kein Naturwissenschaftler, sondern Kriminalist. ;)

Du stellst dir selbst ein Bein.
Du berichtest, dass Manni sich in bestimmten Milieus auskennt, anstatt diese zu nutzen, verwirfst du diese und quälst dich später mit Hypothesen, Hellseherei ab.
“Hey Manni, kennst du die Drei?“
„Nee, nicht dass ich es wüsste.“
„Dann lass uns sie, genauer ansehen.“


Allerdings, was ich gravierender finde, ist – ich habe es dir bereits geschrieben -, dass der Zufall keinem eigenen Standpunkt hat. Egal, ob er für oder gegen Prostitution ist, oder es ihm scheißegal ist, da er nur seinem Dienst nachgeht, schreiben solltest du es. Wie soll sich sonst der Leser ein Bild machen? ;)


..., ob er davon wirklich irgendetwas angenommen hat annahm.

Das zog sich wie ein roter Faden durch die unsere gemeinsame Zeit. Trotzdem war ich immerstets um Nachsicht bemüht. Er war noch jung und spontan , sagte ich mir. Das legt sich mit der Zeit, dachte ich. PUNKT Ich sagte mir, dass sich das mit der Zeit legte.

Ich erinnere mich an einige Fälle, wo bei denen ich an seinem Verstand hätte zweifeln müssen – es aber nicht tat.
An einige Fälle erinnerte ich mich, bei denen ich an meinen Verstand hätte zweifeln müssen, es aber nicht tat.

Kaum achtzehn geworden, trieb er sichKOMMA wie er es mir erzählte KOMMA fast jeden Abend bis spät in die Nacht in den zwielichtigen Läden herum , wie er erzählte .
Meinst du, dass Manni ihm von seiner Jungen erzählte oder aus der Gegenwart, was mich wiederum wundern würde. Somit müsste es heißen: Er war kaum achtzehn, da trieb ...

In den seitdem vergangenen fünf Jahren hatte er jedes Etablissement von innen gesehen, kannte die Leute, die dort verkehrten.
’Seitdem‘ kommt mir deplatziert vor. ‚Seitdem‘ bezieht sich eher auf einen Zeitpunkt in der Vergangenheit, dass er ‚kaum achtzehn war‘ ist ein Zeitraum.
In den folgenden Jahren – fünf waren vergangen - hatte ...

Ich sah darin durchaus einen Vorteil, wennimmerhin hatte er Insiderwissen hatte. Hätte es hätte bei Ermittlungen von Vorteil sein können KEIN PUNKT wenn KOMMA wenn er damit nicht lautstark hausieren gegangen wäre …
Hätte-Wenn-Satz

Freudenberg hieß ein relativ neues Stadtviertel auf der einen Seite des Hügels , wo in dem in den letzten Jahren auf der einen Seite des Hügels viele Gewerbebetriebe [s angesiedelt wurden][/s] siedelten , weil die Stadt es den Investoren mit großzügigen Förderungen schmackhaft gemacht hatte. Auf der anderen Seite war neues Bauland für Einfamilienhäuser erschlossen worden. Da wurde schon so manche Villa erbaut sah / erblickte man manch eine Villa..
Zu den Örtlichkeiten: ‚Auf der anderen Seite des Hügels‘. Welcher Hügel? ‚Auf der anderen Seite‘. Auf dem Hügel?

Das würden wir vermutlich recht schnell erkennen, denn wir waren in Zivil unterwegs, wurden also nicht als Polizisten erkannt.
Die Logik des Satzes erschließt sich mir nicht? Erstens ging ich bis jetzt davon aus das Kommissar Zufall, wie der Name bereits aussagt, bei der Kripo ist. Zweitens: Was hat das Erkennen als solches mit der Kleidung zu schaffen?

Und tatsächlich konnten Tatsächlich machten wir drei Frauen aus machen, die von der Bushaltestelle kommend, laut lachend und grölend über die Lustmeile flanierten.
Das Grölen zeigt bereits die Lautstärke auf.

Eine hatte recht schnell zügig Beute gemacht und verschwand im dunklen (Rotkäppchen :). Dichtem Wald, bevor die angemeldeten Prostituierten eingreifen konnten.
Rainer sollte sich als Hellseher arbeiten. Oder kennt er vielleicht alle Prostituierte, die ihrem Gewerbe nachgehen. Woher weiß er, dass die andere nicht angemeldet ist? Woher will er wissen, dass sie nicht einen Bekannten, einen Freund getroffen hat und im Wald Pilze sammeln will.

„Komm, die anderen beiden schnappen wir uns, Bernd.“
„Hol schon mal die Handschellen raus. Ich ruf den Bully.“
Handschellen? Ist er ein Freund von SM? Sind die Damen Verbrecher?

Ich instruierte die Kollegen, mit dem VW T4 zu uns zu kommen, damit wir Platz für alle zu verhaftenden Personen hatten.
Instruierte? Kollegen oder Untergebene? Er rief! Verhaften? Weshalb? Reicht es zuerst nicht aus, die Identität festzustellen, ob die Damen eine Gewerbeanmeldung hatten. Wenn er überhaupt davon ausgehen kann, dass sie illegal der Prostitution nachgehen. Flanieren für sich ist kein Vergehen, keine Ordnungswidrigkeit.

Die beiden Frauen sprangen sofort darauf an.
Ha, da haben wir es ;). Dieser Text muss jedoch vor der Alarmierung stehen, wenn diese überhaupt stattfinden muss. Identitätsfeststellung ;).

Kaum waren wir ein paar Schritte in die Dunkelheit gegangen den Wald gegangen, ließen wir die Handschellen zuschnappen.
„Hey, was soll das? Solche Spielchen machen wir nicht“, jammerte meine Gefangene.
Also doch :) SM
den Wald gegangen, da gaben wir uns zu erkennen und verlangten von ihnen ihre Papiere.

Von der Freundin hörte man ich leises Stöhnen. Sie war bereits, dies vermutete ich, mit dem erbeuteten Herrn in Aktion, war demnach im Augenblick vermutlich wehrlos daher bestimmt wehrlos..
Welch Spiele treiben die da, dass sie wehrlos ist? SM? ;)

Da sah ich den Lichtkegel des Bullys.
Woher weiß er, dass es der Bully ist und von wem weiß der Fahrer, an welchem Ort Zufall steckt?

Ich holte meine Taschenlampe hervor und leuchtete damit in den Wald.
Gut, okay, Taschenlampe. Wenn es aber derart dunkel ist, dass er eine benötigt, warum nicht zuvor. Weshalb gehen die Prostituierten an einen Ort, an den man diese braucht?

Manni hatte offenbar schon zugelangt.

Ich ermahnte ihn. „Schluss damit!“

Die gehörnten Herren ergriffen eilig die Flucht. Da wir ohnehin nur die Damen dingfest machen wollten, war uns das egal.
Welch gehörnte Herren? Waren ihre Gatten angewiesen? Außerdem typisch, die Prostituierten verhaften und die Kerle, die es verlangen laufen lassen.

Nach der Aufnahme der Personalien und einer ausgesprochenen Anzeige wegen grobem Unfugs, denn mehr war es letztendlich nicht, ließen wir sie wieder gehen.
Na endlich! Die Personalien hätten sie aber gleichfalls Vorort aufnehmen können. Worin bestand der Unfug?

Anschließend sprach ich Manni noch einmal (Hatte er ihn bereits angesprochen?) an, da erfür mich offenbar ein wenig zu sehr auf die Dame eingegangen war.
Wann war er auf sie eingegangen? Habe ich es verpasst? Tranken sie Tee?

„Du warst im Dienst. Da hast du nicht an der Dame herumzufummeln, klar ? AUSRUFEZEICHEN
„Ja, ja. Schon gut. Sie hat angefangen“, meinte er, grinste.
Zu seinem Glück kam da nachträglichspäter keine Anzeige der Dame.


- Fortsetzung folgt -

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

ich danke Dir wie immer für Deine Mühe.
So ganz glücklich bin ich mit diesem Teil, den Du jetzt bearbeitet hast, nicht. Diese Szene mit den falschen Nutten, die aus einer Laune heraus entstanden war, habe ich wieder rausgeschmissen. Sie war nicht wirklich gelungen. Da gebe ich Dir recht. Tut mir leid, wenn Deine Arbeit mich in meiner Unsicherheit bestärkt hat.:oops: Du hast was gut bei mir.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

schade, dass du die Szene am Freudenhügel streichen willst, denn ich finde sie wichtig und irgendwie witzig..
Warum? Der Leser lernt Manni und Zufall besser kennen. Der Leser erfährt etwas vom Ort des Geschehens. Gut. Das mit dem Großaufgebot ist übertrieben.
Idee:
Zufall geht strikt nach Vorschrift vor, lässt von einer der Damen anquatschen, verlang ihre Papiere. Manni geht weiter, geht mit ihr gen Wald (Animierung zu einer Straftat?).
Zufall bemerkt es, rettet ihn, faltet ihn zusammen.

Was mir generell fehlt, ist, dass der Leser nicht weiß, wo die Geschichte spielt. Als Leser kann ich nur vermuten, dass es sich um eine Kleinstadt handelt. Warum? Das Tätigkeitsfeld von Zufall. Der macht alles. In Großstädten ist Arbeitsteilung üblich, alles andere wäre Blödsinn.
Was weiß der Leser von seiner Dienststellen? Bis auf ein paar Personen nichts. Nur, dass sie sehr klein sein muss. Meine Begründung folgt im Text.

Die Texte in deinen Staffeln waren passgenau. Kurzgeschichten eines Polizeibeamten, wie dieser sie am Standtisch preisgibt. Hier sieht es anders aus. ‚Wie alles begann‘ ist eher ein Anfang eines Romans und da erwartet der Leser mehr Informationen.


Es war lange Zeit, ja, mehrere Monate erstaunlich ruhig Doch dann kam dieser., bis zu diesem Freitag, ein dreizehnter. Wie konnte es anders sein?

Wir hatten einen Tipp bekommen, dass in der Dachstraße ein schon lange gesuchter Drogendealer wohnen sollte.
Leider hatte verriet die Anruferin uns nicht ihren Namen genannt , weil sie, wie sie sagte, Angst vor Racheakten hätte. Wir ließen uns darauf ein.
Ich glaube nicht, dass eine Anruferin direkt zu einem bestimmten Beamten durchgestellt wird. ;)

Seit Einbruch der Dunkelheit standen wir an diesem Oktoberabend in Bereitschaftharrten wir aus, ohne dass auch nur irgendetwas passierte. Keine Menschenseele erblickten wir / ich auf der von schmucklosen Mehrfamilienhäusern gebildeten / umsäumten / begrenzten Straße PUNKT , die von schmucklosen Mehrfamilienhäusern beherrscht wurde . es war Oktober und ich fror. ;)
Passiv vermeiden.

meine Begründung, dass seine sogenannte Dienststelle sehr lüüt is.
Welch polizeiliche Tätigkeit führt er aus? Im Groben: Fahndung.
Die Dienstelle ist derart klein, dass sie nicht einmal eine Streife hat, die einfach zu dem Haus fährt, feststellt, ob derjenige dort sich befindet und ihn gegebenenfalls festnimmt. Okay, verdeckt kommt besser. Zivilstreife ;). Ach nee. Die haben Feierabend und ein Kriminalbeamter (gehobener Dienst A9, A10) übernimmt die Arbeit von einem Schutzpolizisten (mittlerer Dienst A7, A8). Dies kann nur in einem lüüten Revier sein. ;)
Erkläre dem Leser weshalb, warum?
Fiktion ist wunderschön, bleibe trotzdem nahe an der Realität. ;)



„Das reicht ja wohl zum Pinkeln“, zischte ich.
Da wir vor genau diesem Haus parkten, musste er nicht weit gehen.
Er stieg aus, ging nicht weit, da wir vor diesem Haus parkte.

Ich beobachtete weiter das Haus mit der Nummer achtunddreißig, denn dort sollte der Gesuchte wohnen. Ich sah jedoch nirgendwo Licht. Das gesamte Haus war dunkel. alle Fenster waren dunkel. ;)

Doch dann Dann bemerkte ich einen Schatten im Eingangsbereich. Diese Person setzte sich offenbar in ein Auto, blieb jedoch darin sitzen, ohne zu starten.
offenbar? Zweifelt Zufall an seinen Sinnen? :)

Verdammt, wo bleibt Manfred ?, dachte ich.

Dann kam er endlich – nach zwanzig Minuten!
Nach zwanzig Minuten kam er.
Nach für mich endlos erscheinenden zwanzig Minuten kam er endlich.


„Mensch, Manni“, fauchte ich. „Da ist einer raus gekommen und hat sich in ein Auto gesetzt. Hoffentlich hat der dich jetzt nicht gesehen. Wo warst du so lange?“

Arschloch !, dachte ich.

Nun Es war wieder Ruhe. Der Typ schien noch immerweiterhin in seinem Wagen zu sitzen, aber nicht fahren zu wollen.
Da kam eine Frau aus der Nummer dreizehn ( Der dreizehn oder aus dem Haus mit der Nummer dreizehn!). Sie war offensichtlich (Er hat scheinbar etwas mit seinen Sinnen ;) ) kleinwüchsig, kaum einsdreißig groß/wenn schon lang ;) ), schätzte ich, dazuund etwas pummelig.
„Das ist die Birgit“, sagte Manfred.

Die Frau trat direkt vor uns auf die Straße, schaute in unsere Richtung und winkte grinsend KOMMA grinste..
Grinsendes winken? Außerdem betritt sie die Straße und dieses nicht einmal. Zufall ist Beamter. Was gehört zu einer Straße? Die Fahrbahn, der Gehweg und die anliegenden Grundstücke. Was betritt sie somit? Genau ;) ! Den Gehweg.

Da wir beide in diesem Augenblick auf diese Frau fixiert waren, bemerkten wir nicht, dass sich der Wagen vor der Nummer achtunddreißig in Bewegung setzteabfuhr / losfuhr. Zudem fuhr er ohne Licht , PUNKT er beschleunigte plötzlich, wie ich viel zu spät erkannte. Noch bevor die Frau auf der Straße die Gefahr erkennen konnte, wurde sie von dem /s]die andere Seite erreichte PUNKT das Fahrzeug , das nun verdammt schnell geworden war, erfassterfasste sie und durch die Luft gewirbeltschleuderte sie durch die Luft.
Ein paar Logikbrüche gibt es. Woher wusste Zufall, dass sie auf den roten Wagen zusteuerte, wenn sie diesen nicht erreichte? Wie schnell war der andere, damit sie wirbeln konnte? Mal rechnen! Zufall parkt vor der dreizehn, kann beobachten, ob die Fenster in der 38 dunkel sind. Ich gehe von einem Wohngebiet aus. Fahrbahnbreite etwa 6 Meter. Die 38 ist auf der anderen Straßenseite. Zufall kann die Person in dem Wagen beobachten. Ausparken musste er. Sehr schnell kann das Fahrzeug somit nicht gewesen sein. Das Fahrzeug trifft die Frau an den Beinen. Was passiert? Sie knallt auf die Motorhaube, rutscht von dieser und bleibt liegen. Kein wirbeln, kein schleudern ;) .



Im Rückspiegel sah ich, dass der Wagen kurz stoppte, dann wieder beschleunigte.
im Rückspiegel sah ich seine Bremsleuchten aufflacken, dann verlor ich ihn aus meinem Blick.

Im nächsten Augenblick sprang Manni aus dem Wagen, schaute zu Birgit eilte auf Birgit zu / zu Birgit hinüber, die , nachdem sie hart aufgeschlagen war, reglos auf der Straße lag , PUNKT Er drehte sich in die andere Richtung, zog seine Waffe undKOMMA feuerte dem flüchtenden Wagen hinterher, folgte ihm dabei mit strammem Schritt. und rannte ihm hinterher.
Rainer Zufall fertige dir eine Zeichnung von den Örtlichkeiten an ;). Die Straße ist eine Wohnstraße, dort Leben Menschen, diese haben in der Regel Autos, um zur Arbeit zu kommen. Wo stehen diese Wagen? Am Straßenrand. Somit können wir davon aus gehen, dass dort welche stehen. Überall auch vor und hinter Zufalls Karre. Birgit betrat den Fahrweg vor Zufalls Wagen, damit war sie nicht weit von diesem entfernt, es sei den, sie wäre über die anderen Autos geklettert. Sie quert die Fahrbahn. Wie? Senkrecht, diagonal, wenn diagonal in welche Richtung? Gehen wir einmal von diagonal aus, dann steht ihr Wagen nicht weit weg. Ansonsten wäre sie senkrecht zum gegenüberliegenden Gehweg gegangen. Also diagonal in Fahrtrichtung von Zufall – die andere Richtung wäre noch doofer. Das Fahrzeug erwischt sie auf höhe Fahrbahnmitte. Wo? Wenn man von der durchschnittlichen Breite des Fahrwegs ausgeht, etwa eine Fahrzeuglänge von Zufall. Wie lange dauert der Aufprall? Ein bis zwei Sekunden, denn sie rutscht von der Karre. Wie weit hat der Schuft sie – nennen wir es – befördert? Ein bis zwei Fahrzeuglängen. Wo liegt so damit? Neben oder hinter Zufalls Auto. Jetzt kommen wir zu Manni. Er steigt aus, schaut, rennt in die entgegengesetzte Richtung. Wohin rennt er? Hubs! Falscher Weg. Er steigt aus, eilt zu ihr – meine sprachliche Variante, wohin rennt er? Wieder falscher Weg. Die Sache mit seiner Knarre. Dass er sie zückt okay, aber abfeuern. Bis Manni realisiert hatte, dass sie angefahren wurde – er sitz auf dem Beifahrersitz -, ausgestiegen ist, ist der Typ bereits Weg. Lass ihn einfach mit gezückter Waffe hinterherrennen.


„Manni! Lass den Scheiß!“, rief ich, sprang aus dem Wagen.
Wem schreit Zufall das zu? Der Windschutzscheibe. Erst aussteigen, dann schreien. Ich würde ihn sogar ihm nacheilen lassen. Macht irgendwie Sinn. Jedoch wer kümmert sich um Birgit. Ist Zufall ein Fiesling ;).

Doch es war natürlich zu spät.
Doch? Warum natürlich?

Sein ganzer Hass auf diesen Fahrer hatte sich entladen.
der Manni verballert sein ganzes Magazin? Sind die in Chicago oder Sao Paulo?

Zeitgleich mit dem letzten Schuss gab es einen mächtigen weiteren Knall.

Der Wagen war gegen den einen Ampelmast der nahen Kreuzung zur Hauptstraße gekracht.

- Fortsetzung folgt -

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

so meinte ich das aber nicht mit dem 'Du hast einen gut bei mir' :D. Du machst meine Geschichte zur Großbaustelle. Aber ich erkenne auch, dass Du es gut mit mir meinst, gibst mir sehr wertvolle Denkanstöße. Ich werde da wohl nochmal von A bis Z durch müssen. Ich habe nur ein schlechtes Gewissen, dass Du Dir jetzt die ganze Arbeit machst, und wenn ich die Sache dann neugestrickt habe, noch einmal. Obwohl, ich hoffe ja, dass ich dank Deiner Hinweise eine ganz tolle neue Story hinlegen werde ;).
Ich bin Dir sehr dankbar.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

bevor ich es vergesse.
Doch dann bemerkte ich einen Schatten im Eingangsbereich.
Dann sah ich / entdeckte ich eine Silhouette im Eingangsbereich.

Du machst meine Geschichte zur Großbaustelle
Aber nicht, dass du eine Umleitung einrichtest. :cool:

Aber ich erkenne auch, dass Du es gut mit mir meinst,
Treffer ;).
Bestimmt lesen 80 % deiner Leser den Text, ohne dass ihnen etwas auffällt. Die anderen, die ganz Genauen, werden ihn zerfleischen und dafür ist er mir zu gut.
Mache dir erst einmal Gedanken darüber, was du schreiben willst? Eine Sammlung von 'Kneipengeschichten' oder einen Roman mit einer Story.
Beim Ersten können Pferde am Kirchturm baumeln, wie bei den Geschichten vom Freiherr von ... - o-Schreck wieder ein Ostfale ;) bin eben Lokalpatriot. Niemand würde es dir verübeln.
Dazu passen jedoch nicht deine einleitenden Worte.
Beim Zweiten solltest du genauer werden, und - wie ich bereits schrieb - den Leser mit mehr Informationen füttern. Oder ...
 

Aerdna

Mitglied
Hallo, Rainer Zufall,

mir gefällt, wie Du schreibst. Es beginnt spannend und man möchte gerne weiterlesen.
Fehler entstehen, wenn man fröhlich drauf los schreibt, das ist ganz klar, aber das kann man ja noch mal überarbeiten.
Habe mich selbst an einen Roman gewagt und überarbeite ihn immer noch.
Zu viel Kritik, auch wenn sie gut gemeint ist, zerstört nur das eigene Selbstbewusstsein und davon haben wir eh nicht genug.
Also bleib dabei. Ich lese gerne Krimis und mir hat es gefallen.

Aerdna
 



 
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