Dichter Erdling
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Welche Erfindung hat uns zuletzt wirklich entlastet, erleichtert, von Mühsal befreit?
Nach Strom und fließend Wasser in den beheizten Behausungen, Staubsaugern, Waschmaschinen... kam in den letzten Jahrzehnten erstaunlich wenig nach, das uns eine körperliche Arbeit effektiv abgenommen und uns stattdessen eine Freizeit, ein Labsal geschenkt hätte. Auch mit Staubsaug- und Rasenmährobotern haben wir althergebrachte Geräte bloß weiter optimiert; bahnbrechend neue Erfindungen waren das nicht.
Nur wer über die Produktionsmittel verfügt, konnte durch den maschinellen Fortschritt zunehmend profitieren, während die große Mehrheit vor allem mit Unterhaltungselektronik billig abgespeist wurde.
In der Tat hatten die wirklich neuen Erfindungen der letzten Zeit oft eher spielerischen Charakter und ermöglichen es uns etwa, Filme und Serien nach Belieben herbei zu streamen oder Informationen, Fotos… mit ein paar Klicks um die Welt zu schicken, mehr aber nicht. Das ganze große Internet ist ja doch vor allem eine theoretisierende Spielwiese, auf der gewiss immens viel Geld hin- und hergeschoben, aber an sich nichts Greifbares produziert wird.
Generell gilt:
Dort, wo es nötig ist, dass Menschen Hand anlegen, wird meist auch weiterhin die menschliche Hand gebraucht.
Wo Menschen betreut, gepflegt oder abgefüttert… werden sollen, gibt es keine große maschinelle Entlastung.
Der Pflegeroboter kam bisher höchstens als Kuschelrobbe* daher, die aber schon wieder nicht mehr als ein Spielzeug ist und noch nicht mal ein besonders originelles. Mit Tamagotchis** und Furbys*** fleuchte schon bedeutend ausgereiftere Technik durch die Kinderzimmer dieser Welt.
Auch schon wieder widersinnig, dass gerade der zwischenmenschliche Kontakt durch ein fellbeflocktes Metallskelett (durch etwas Nicht-Menschliches) ersetzt werden soll, während die Mühsal der Pflege erst recht wieder beim Menschen verbleibt.
Vor allem spielerische und geistige Aufgaben übernimmt die Maschine: So kann Fortschritt doch nicht gedacht sein.
Mit dem Vorantreiben der technischen Möglichkeiten schaffen wir somit auch einen neuen Wust an Zuständigkeiten, welche delegieren oder dokumentieren, während das Eigentliche im Schatten dieser Vorgänge weiterhin verkümmert.
Und doch ist viel mehr von der vermeintlich notwendigen „Digitalisierung des Gesundheitsbereichs“ die Rede als dort investiert wird, wo die Hände zupacken – was für ein Irrsinn.
Wir nennen es „modern“, wenn uns heute unterbezahlte Lohnsklaven auf dem Fahrrad die Pizza an die Tür liefern, weil die Bestellung nunmehr über eine App läuft, die aber ihrerseits die eigentliche Arbeit nicht übernimmt.
Bloß das Delegieren und Organisieren läuft nun anders und genau dies sind auch jene Schnittstellen, an denen großes Geld verdient wird; an der Arbeit selbst, also der Zubereitung der Speisen bis zu ihrer Auslieferung, hat sich nicht viel verändert. Das tun Menschenhände, keine Maschinen und kein Algorithmus, und meist können sich diese Menschenhände dafür noch nicht mal guten Lohn oder Lebenssicherheit erwarten.
Nach dem Organisieren soll die KI nun weitere Aufgaben geistiger Natur übernehmen, die ehemals von Menschenköpfen geleistet wurden.
Körperlose Apparaturen sollen nun sogar kreative Inhalte erstellen, Musik komponieren und Literatur schreiben, Rezepte, Restaurantbewertungen…?
Spätestens hier wird es grotesk.
Wie soll mir etwas, das nicht fühlen oder schmecken kann, kein Herz, keinen Magen, kein Empfinden hat, in dieser Hinsicht etwas erklären, näherbringen?
Besonders im kreativen Bereich ist die unmittelbare Mensch-Erfahrung unabdingbar, einfach nicht an ein Ding abtretbar.
Das konterkariert den Sinn und die Bedeutung kreativer Arbeit nun völlig.
Phantasie oder Poesie wohnen der Maschine nicht inne, sie kennt nur Bits und Bytes.
Nicht einzusehen, dass wir das Allermenschlichste und das Lustbetonte an ein Ding auslagern, das weder menschlich ist noch Lust verspüren, nicht erleben und nicht wahrnehmen kann…
Noch dazu, wo auch gar kein Mangel an kreativen Inhalten besteht. Gibt genug brotlose Künstler da draußen (mich ev. eingeschlossen), die für ihr Leben gern ihre Kreativität, ihre Wahrnehmung und ihr Empfinden, original menschlich, mit der Welt teilen möchten.
Wirklich „kreativ“ ist die KI ja auch nicht.
Nichts Neues kann sie aus sich selbst schaffen, wo eine sogenannte „Intelligenz“ doch stets nur in Datensätzen wühlt, um diese neu zu kombinieren, bis am Ende ein Text oder vielleicht eine Melodie steht.
Wer sich mehr erwartet, als mit variierten Wort- oder Tonfolgen sattsam unterhalten zu werden, muss sich von der KI zwangsläufig enttäuscht zeigen.
Nachdem die verwendeten Datensätze auch immer erst von Menschen aus Fleisch und Blut eingespeist werden müssen, kann das Endergebnis immer nur ein Mosaik aus Plagiaten sein; professionell abgekupfert, aber niemals aber ein eigener Gedanke, eine Idee dem eigentlichen Sinn nach.
Die eigentliche Arbeit, das Entwickeln von Ideen und Impulsen, verbleibt damit auch einmal mehr bei den Menschen, die für diese Arbeit – das Einspeisen der Daten, aus denen die KI „schöpft“ – nur schlecht oder gar nicht entlohnt werden.
Einmal mehr soll der Mensch als eine Melkkuh für jedwedes Datenmaterial ausgebeutet werden. Vor allem das soll die Zukunft sein.
Alles was die moderne Technik heute neu hervorbringt, fußt ja doch vor allem auf der gewinnbringenden Sammlung und Auswertung von Datensätzen.
Dabei bleibt der Gewinn für die Allgemeinheit überschaubar – hingegen der Preis ist hoch; besonders, wenn man bedenkt, dass der Einzelne hier einen Kontrollverlust erleidet und zur Datenfreigabe (oft bis in sensible, private Bereiche hinein) verleitet oder fast schon gezwungen wird.
Das Menschliche und Zwischenmenschliche wird immer öfter durch eine kalte, maschinelle Kontaktstelle unterbrochen, das Mensch-Typischste, das Kreative nun auch noch wird dem Menschen genommen; übrig bleiben Lohnabhängige, die sich um immer weniger Erwerbsmöglichkeiten rangeln müssen und zwecks Datenhunger zunehmend gläserner werden; die körperliche Arbeit wird vielfach mühsamer, nicht leichter, weil zugunsten der Technik an den menschlichen Ecken gespart wird - aber die KI schreibt uns zum Ausgleich ein Gedicht über den Müßiggang an einem blauen Sommertag, den niemand mehr erlebt.
Ein auffallend schlechter Handel.
Die technische Entwicklung wird überdies meist als „unausweichlich“ (mal wieder „alternativlos“), quasi als automatisierter Selbstläufer beschrieben und wird so getan, als könnten wir uns nur darauf einstellen und uns anpassen – statt umgekehrt die technischen Umstände darauf abzustellen, wie eine Zukunft menschlich und sozial besser werden kann.
Ist doch kompletter Irrsinn.
An welchem Punkt dieses Prozesses etwas Gutes für die Menschheit herausspringen soll, erschließt sich mir partout nicht.
Viel eher hat es den Anschein, als würde das Nicht-Menschliche immer weiter überhandnehmen und immer finden sich genug Menschenhände, die dazu auch noch begeistert applaudieren.
Aber wirklich schon fehlt nicht mehr viel zu den dystopischen Büchern und Filmen, die wir bislang als warnendes Beispiel kannten.
* https://de.wikipedia.org/wiki/Paro_(Roboter)
** https://de.wikipedia.org/wiki/Tamagotchi
*** https://de.wikipedia.org/wiki/Furby
Nach Strom und fließend Wasser in den beheizten Behausungen, Staubsaugern, Waschmaschinen... kam in den letzten Jahrzehnten erstaunlich wenig nach, das uns eine körperliche Arbeit effektiv abgenommen und uns stattdessen eine Freizeit, ein Labsal geschenkt hätte. Auch mit Staubsaug- und Rasenmährobotern haben wir althergebrachte Geräte bloß weiter optimiert; bahnbrechend neue Erfindungen waren das nicht.
Nur wer über die Produktionsmittel verfügt, konnte durch den maschinellen Fortschritt zunehmend profitieren, während die große Mehrheit vor allem mit Unterhaltungselektronik billig abgespeist wurde.
In der Tat hatten die wirklich neuen Erfindungen der letzten Zeit oft eher spielerischen Charakter und ermöglichen es uns etwa, Filme und Serien nach Belieben herbei zu streamen oder Informationen, Fotos… mit ein paar Klicks um die Welt zu schicken, mehr aber nicht. Das ganze große Internet ist ja doch vor allem eine theoretisierende Spielwiese, auf der gewiss immens viel Geld hin- und hergeschoben, aber an sich nichts Greifbares produziert wird.
Generell gilt:
Dort, wo es nötig ist, dass Menschen Hand anlegen, wird meist auch weiterhin die menschliche Hand gebraucht.
Wo Menschen betreut, gepflegt oder abgefüttert… werden sollen, gibt es keine große maschinelle Entlastung.
Der Pflegeroboter kam bisher höchstens als Kuschelrobbe* daher, die aber schon wieder nicht mehr als ein Spielzeug ist und noch nicht mal ein besonders originelles. Mit Tamagotchis** und Furbys*** fleuchte schon bedeutend ausgereiftere Technik durch die Kinderzimmer dieser Welt.
Auch schon wieder widersinnig, dass gerade der zwischenmenschliche Kontakt durch ein fellbeflocktes Metallskelett (durch etwas Nicht-Menschliches) ersetzt werden soll, während die Mühsal der Pflege erst recht wieder beim Menschen verbleibt.
Vor allem spielerische und geistige Aufgaben übernimmt die Maschine: So kann Fortschritt doch nicht gedacht sein.
Mit dem Vorantreiben der technischen Möglichkeiten schaffen wir somit auch einen neuen Wust an Zuständigkeiten, welche delegieren oder dokumentieren, während das Eigentliche im Schatten dieser Vorgänge weiterhin verkümmert.
Und doch ist viel mehr von der vermeintlich notwendigen „Digitalisierung des Gesundheitsbereichs“ die Rede als dort investiert wird, wo die Hände zupacken – was für ein Irrsinn.
Wir nennen es „modern“, wenn uns heute unterbezahlte Lohnsklaven auf dem Fahrrad die Pizza an die Tür liefern, weil die Bestellung nunmehr über eine App läuft, die aber ihrerseits die eigentliche Arbeit nicht übernimmt.
Bloß das Delegieren und Organisieren läuft nun anders und genau dies sind auch jene Schnittstellen, an denen großes Geld verdient wird; an der Arbeit selbst, also der Zubereitung der Speisen bis zu ihrer Auslieferung, hat sich nicht viel verändert. Das tun Menschenhände, keine Maschinen und kein Algorithmus, und meist können sich diese Menschenhände dafür noch nicht mal guten Lohn oder Lebenssicherheit erwarten.
Nach dem Organisieren soll die KI nun weitere Aufgaben geistiger Natur übernehmen, die ehemals von Menschenköpfen geleistet wurden.
Körperlose Apparaturen sollen nun sogar kreative Inhalte erstellen, Musik komponieren und Literatur schreiben, Rezepte, Restaurantbewertungen…?
Spätestens hier wird es grotesk.
Wie soll mir etwas, das nicht fühlen oder schmecken kann, kein Herz, keinen Magen, kein Empfinden hat, in dieser Hinsicht etwas erklären, näherbringen?
Besonders im kreativen Bereich ist die unmittelbare Mensch-Erfahrung unabdingbar, einfach nicht an ein Ding abtretbar.
Das konterkariert den Sinn und die Bedeutung kreativer Arbeit nun völlig.
Phantasie oder Poesie wohnen der Maschine nicht inne, sie kennt nur Bits und Bytes.
Nicht einzusehen, dass wir das Allermenschlichste und das Lustbetonte an ein Ding auslagern, das weder menschlich ist noch Lust verspüren, nicht erleben und nicht wahrnehmen kann…
Noch dazu, wo auch gar kein Mangel an kreativen Inhalten besteht. Gibt genug brotlose Künstler da draußen (mich ev. eingeschlossen), die für ihr Leben gern ihre Kreativität, ihre Wahrnehmung und ihr Empfinden, original menschlich, mit der Welt teilen möchten.
Wirklich „kreativ“ ist die KI ja auch nicht.
Nichts Neues kann sie aus sich selbst schaffen, wo eine sogenannte „Intelligenz“ doch stets nur in Datensätzen wühlt, um diese neu zu kombinieren, bis am Ende ein Text oder vielleicht eine Melodie steht.
Wer sich mehr erwartet, als mit variierten Wort- oder Tonfolgen sattsam unterhalten zu werden, muss sich von der KI zwangsläufig enttäuscht zeigen.
Nachdem die verwendeten Datensätze auch immer erst von Menschen aus Fleisch und Blut eingespeist werden müssen, kann das Endergebnis immer nur ein Mosaik aus Plagiaten sein; professionell abgekupfert, aber niemals aber ein eigener Gedanke, eine Idee dem eigentlichen Sinn nach.
Die eigentliche Arbeit, das Entwickeln von Ideen und Impulsen, verbleibt damit auch einmal mehr bei den Menschen, die für diese Arbeit – das Einspeisen der Daten, aus denen die KI „schöpft“ – nur schlecht oder gar nicht entlohnt werden.
Einmal mehr soll der Mensch als eine Melkkuh für jedwedes Datenmaterial ausgebeutet werden. Vor allem das soll die Zukunft sein.
Alles was die moderne Technik heute neu hervorbringt, fußt ja doch vor allem auf der gewinnbringenden Sammlung und Auswertung von Datensätzen.
Dabei bleibt der Gewinn für die Allgemeinheit überschaubar – hingegen der Preis ist hoch; besonders, wenn man bedenkt, dass der Einzelne hier einen Kontrollverlust erleidet und zur Datenfreigabe (oft bis in sensible, private Bereiche hinein) verleitet oder fast schon gezwungen wird.
Das Menschliche und Zwischenmenschliche wird immer öfter durch eine kalte, maschinelle Kontaktstelle unterbrochen, das Mensch-Typischste, das Kreative nun auch noch wird dem Menschen genommen; übrig bleiben Lohnabhängige, die sich um immer weniger Erwerbsmöglichkeiten rangeln müssen und zwecks Datenhunger zunehmend gläserner werden; die körperliche Arbeit wird vielfach mühsamer, nicht leichter, weil zugunsten der Technik an den menschlichen Ecken gespart wird - aber die KI schreibt uns zum Ausgleich ein Gedicht über den Müßiggang an einem blauen Sommertag, den niemand mehr erlebt.
Ein auffallend schlechter Handel.
Die technische Entwicklung wird überdies meist als „unausweichlich“ (mal wieder „alternativlos“), quasi als automatisierter Selbstläufer beschrieben und wird so getan, als könnten wir uns nur darauf einstellen und uns anpassen – statt umgekehrt die technischen Umstände darauf abzustellen, wie eine Zukunft menschlich und sozial besser werden kann.
Ist doch kompletter Irrsinn.
An welchem Punkt dieses Prozesses etwas Gutes für die Menschheit herausspringen soll, erschließt sich mir partout nicht.
Viel eher hat es den Anschein, als würde das Nicht-Menschliche immer weiter überhandnehmen und immer finden sich genug Menschenhände, die dazu auch noch begeistert applaudieren.
Aber wirklich schon fehlt nicht mehr viel zu den dystopischen Büchern und Filmen, die wir bislang als warnendes Beispiel kannten.
* https://de.wikipedia.org/wiki/Paro_(Roboter)
** https://de.wikipedia.org/wiki/Tamagotchi
*** https://de.wikipedia.org/wiki/Furby