komponisten schmäh

G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
komponisten schmäh


es wär nicht orignell – wär nicht von mir
würd ich per fourier analysis
dir jede melodie zum sinus kur
venall entflechten – mir? du selbst beschiss:

ein echo fugen kanon synkopist
der xerox staub auf leere blätter glüht
und weil du nichts begreifst vom orignall
veralternierst du neuerdings mein lied?

ich fänd das witzig – doch du schüttelkopf
raunst: wer son totschlag argument verliert
wie ich die alten affen nach geäfft
klischee sieb drucke multi repliziert

wie sollte der (er meinte mich) sich neu
gebärn als horrusson orígenes?
wenns ewig weibliche mich zög hinan
wär ich kaum kind vergreist – schon tot – verwest
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
nur mal theoretisch betrachtet: zählt der leseeindruck eines lesers weniger als die intention des autors?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
nein, natürlich nicht. ich bin auch selbst nur leser hier, nicht mehr der autor des lieds. nach meinem eindruck geht es eher um eine logische struktur quer zu den kopien von kopien von vorlagen usw., texte unter metatexte gespannt, kissenbezüge über bettbezügen.
 

Soljanka

Mitglied
Also, wenigstens Strophe 2 ist großartig!

Ansonsten liest es sich für mich wie ein Text in einer Sprache, die ich nur unzureichend verstehe. Ich stolpere über Worte, die ich kenne oder zu kennen meine, falsche Freunde etc. Manchmal erahne ich einen Sinn aus dem Zusammenhang, aber manchmal muss ich Vokabeln nachschlagen und entdecke dabei wieder neue Zusammenhänge. Und manchmal zeigt sich auch, dass ich Zusammenhänge falsch konstruiert oder rekonstruiert habe. Ich finde das spannend, wenn auch sehr eigenwillig.

Gruß Soljanka
 

HerbertH

Mitglied
Aus Erfahrung mit vielen Gedichten von Dir, lieber Hansz, gehe ich davon aus, dass hinter diesem Klanggewitter wie so oft sehr Durchdachtes verborgen liegt. Ein wenig Lesehilfe braucht ich meistens auch ;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Zuerst einmal ein herzliches Dankeschön Etma, Soljanka und HerbertH -
dafür, wie Ihr hineinfahrt, reingreift und die Stücke untersucht, die Ihr auf diesem Schrottplatz findet.
"Falsche Freunde", so bezeichnet man unter anderem schräge Etymologien und Pseudoverwandtschaften bei Wörtern, die in Wirklichkeit andere Wurzeln haben. Ja, liebe ich. Polytonalitäten.
"sinus kur venall" - mit Fourier-Analyse trennt man die verschiedenen Sinuskurven voneinander, die in einem Akkord, ja in jedem einzelnen Ton aufeinanderliegen, so daß sich eine komplexe Synthese bildet, eine Kurve mit wildem Hin und Her der Hügel, Joche, Gipfel, Täler und Abstürze, wo erst die symmetrische Spiegelung an der X-Achse und die periodische Wiederholung zeigt, daß da eine Tonschwingung ihre Teiltöne vereinigt.
Darin lugt Tristans Assistent Kurvenal hervor wie ein "falscher Freund".

Oder, ein anderes Fundstück vom Schrottplatz: Origines, der vielleicht wichtigste griechische Kirchenvater, von dem die Interpretationsschichtung des "vierfachen Sinnes" heiliger Texte stammt, hat einen interessanten Namen: Ori-Genes = von Horus abstammend. Nordeuropäisch "Horusson". (Das ist übrigens ein "falscher Freund" der lateinischen "origo", Plural "origenes"; dieses Wort - "Ursprünge" - hat mit dem Horus-Sohn außer der Klangähnlichkeit nichts gemein.)

grusz, hansz
 

Soljanka

Mitglied
Danke für die Unterstützung beim Verstehen, lieber Mondnein. Ich verstehe zwar noch nicht im Detail, wie eine Fourier-Analyse funktioniert, aber immerhin weiß ich jetzt, dass da keine Furie am Werk ist.;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
würd ich per fourier analysis
dir jede melodie zum sinus kur
venall entflechten

Fourier-Analyse => Normalerweise überlagern Tonschwingungen einander, so daß sich eine gemeinsame Schwingung ergibt, die dann ganz anders aussieht als die Schwingungen der einzelnen Töne, wenn die isoliert genommen werden. Reine Sinustöne haben die Sinusschwingung; die Klänge der üblichen Instrumente haben schon Überlagerungen, die die Gleichförmigkeit der Sinusschwingung verformen. Akkorde sehen in einer Darstellung ihrer zusammengestoppelten Schwingungen ziemlich chaotisch aus, wie verzackte Gebirge.

Fourier zeigte auf, daß sich diese chaotischen Gebirge in die einzelnen Teilschwingungen auflösen lassen, bis die jeweiligen Sinusschwingungen voneinander isoliert sind. Und umgekehrt, wie sich die Sinusschwingungen zu den komplexen Gebirgen und Tälern der "natürlichen" Klänge synthetisieren lassen.

Entflechtung von "sinus kur venall" => Sinus Kurven; Kurvenal; Kurven-All

grusz, hansz
 



 
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