silverfisch
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Mit einem leisen Klick rastete der Karabinerhaken in die glühende Öse ein. Der Kontakt war hergestellt. In den nächsten zwei Stunden musste Melissa mit höchster Konzentration arbeiten. Beim Übertrag durfte nichts schief gehen. Sonst konnte sie aus dieser Feuerwand nicht mehr aussteigen. Aus den Augenwinkeln konnte Melissa sehen wie Klenze und "I love you" sich langsam auflösten. Sie waren drin.
Melissa lehnte diese extreme Methode. Sie war keine Freundin des Tiefschürfens, sie begnügte sich mit der Oberfläche. Das war zwar nicht ganz so packend, aber wesentlich sicherer. Niemand wusste, ob man nach einem Besuch im Berg in der richtigen Reihenfolge wieder zurückkehrte. Melissa hatte schon schreckliche Geschichten gehört. Von Feuerhackern, die nie wieder analog zusammengesetzt werden konnten. Sie verbrachten den Rest ihrer Laufzeit in verlorenen Sektoren, bis die Plateaus zu voll war und sie der nächsten Systemwartung zum Opfer fielen.
Der Rücktransport war die Schwachstelle des Verfahrens. Ein häufiger Fehler, der dabei auftrat, war der Geschlechtertausch. Unter den Feuerwand-Kletterern gab es viele Androgyne.
Melissa lauschte der Übertragung. Wie Farbe in ein Wasserglas tropften die Töne durch Melissas Brustgeschirr in ihren Bauchraum. Dort lösten sie Wellen aus, die ihr Gehirn mit leuchtend bunten Wasserwolken überschwemmten. Das war angenehm kühl. Sie geriet in Versuchung. Aber Melissa musste aufpassen. Verletzungen des Patentschutzes wurden mit dem virtuellen Tod bestraft. Wer den Übertrag nicht vollständig ablieferte, war das nächste Mal nicht mehr dabei. Dazu war das Verfahren zu teuer.
Melissa liebte ihren Job. Während ihrer letzten Himalaya-Expedition war sie in eine Gletscherspalte gefallen. Es hatte Stunden gedauert bis der Hubschrauber da war. Von ihrem halberfrorenen Körper war nicht mehr viel übrig geblieben. Dank den Erkenntnissen der mordenden Medizin überlebte sie, ja sie konnte sogar weiter arbeiten. Die Feuerwand-Kletterer hatten sie gerne aufgenommen. Sie waren die Eliteabteilung eines multinationalen Konzerns, dessen Mitarbeiter teilweise bis zu 95 % aus künstlich erzeugten Implantaten bestanden. Melissa war im sogenannten Übersetzungsdienst tätig. Ein schöner Name für einen äußerst gefährlichen Job.
Die Spionagetätigkeit im 23. Jahrtausend sah ein klein wenig anders aussah, als in den Zeiten des legendären James Bond. Dr. No war inzwischen virtualisiert Die kleinen grünen Männchen waren noch immer nicht gelandet und die Begegnung der dritten Art hatte anders als erwartet statt gefunden. Man traf sich in den elektrischen Strömen eines gigantischen intergalaktisches eMail-Systems.
Melissa stutzte, etwas war heute anders. Die Feuerwand fühlte sich seltsam weich an. Vielleicht hatten sie den Code gewechselt oder eine andere Rasse war im System. Sie modifizierte ihr Programm und hörte plötzlich ein ohrenbetäubendes Kreischen. Die Feuerwand teilte sich und sie digitalisierte vollständig. Sofort schaltete sie auf Rückkehrbetrieb. Aber es war zwecklos. Die Virenjäger hatten schon die Kontrolle übernommen. Melissa wurde in den Quarantänesektor verschoben. Offensichtlich waren ihre Implantate zu wertvoll, um sie gleich zu löschen.
Sie fühlte sich immer noch als Einzelne. Das war ungewöhnlich, denn jeder, der ihr bislang von seinen Übergangserlebnissen erzählt hatte, konnte sich nur an das Auftauchen der Virenjäger erinnern. Dann spürten sie einen prickelnden Strom fielen ins Koma und nur etwa bei der Hälfte von ihnen gelang gelang die menschlich Wiederbelebung. Von unfreiwilligen Übergängen oder baufälligen Feuerwänden hatte Melissa aber noch gehört.
"Ist sie drin?"
"Ja, die Programme melden jedenfalls das Auftauchen der Virenjäger und sie wurde in die Quarantäne verschoben."
"Und jetzt?"
"Ich weiss nicht, wir haben noch nie jemanden rübergelassen, der das nicht wollte. Wenn ihre Implantate halten, hat sie eine Chance. Vielleicht wird sie kämpfen.“
„Ich hoffe, sonst gibt es Schwierigkeiten mit dem Budget. Wir haben schon zu viele verbraten. Lange werden die Sponsoren nicht mehr zuschauen.“
„Nur nicht die Nerven verlieren. Unsere Theorie stimmt.“
Melissa wusste, dass sie nicht wie ein kleiner Käfer auf einer Computerfestplatte saß, aber genauso fühlte es sich an. Dagegen zeigte ihr Bildgenerator im Kopf eine Gefängniszelle. Offensichtlich eine Schutzvorrichtung, damit sie nicht verrückt wurde oder ein Scherz der Programmierer. Aber das war jetzt unwichtig. Sie musste schnell feststellen, wo sie war und sich zum email-Client durchschlagen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Analyse abgeschlossen war und der Löschmodus gestartet wurde.
Hoffentlich war der Zellenwächter eine humanoide Idee. Melissa berührte blitzschnell den groben Klotz und assimilierte seinen Schließmechanismus. Mit Unbehagen dachte sie daran, dass die Feuerwand ungewöhnlich weich gewesen war. Wenn sie Programmteile fremder Rassen assimilierte könnte das im Konverter schlimme Folgen haben. Der Wärter war kein großes Hindernis gewesen. Aber außerhalb des Quarantänesektors wurde es ungemütlicher. Je mehr Kontrollpunkte sie assimilierte, desto schlimmer wurde das elektrische Rauschen in ihrem Kopf. Wenn sie nicht bald einen konvertierenden email-Client fand, würde sie sich in elektrische Impulse auflösen.
„Sie hat es beinahe geschafft. Wir stehen kurz vor dem Ziel.“
„Ich rufe die Kollegen aus dem Datenschutz an. Wenn sie tatsächlich durchkommt, haben wir den ersten immunisierten Trojaner.“
Der Bildgenerator in Melissas Gehirn, zeigte ein Tor. Es sah aus, wie ein großes O und ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen. Sie schloss den Ausgangskorb auf und ließ sich hineinfallen. Erleichtert vernahm sie eine künstliche Stimme, die ihre Konvertierung ankündigte.
„Was haben wir denn da?“, staunte der Pförtner, “ Sieht aus wie ein kleiner Käfer“. Er nahm das metallisch glänzende Tierchen auf die Hand und betrachtete es genauer. „Erinnert mich an meine erste Frau oder die nette kleine aus unserer Spezialabteilung," dachte er verwundert. Dann trug er das Wesen ans Fenster und ließ es fliegen.
Melissa lehnte diese extreme Methode. Sie war keine Freundin des Tiefschürfens, sie begnügte sich mit der Oberfläche. Das war zwar nicht ganz so packend, aber wesentlich sicherer. Niemand wusste, ob man nach einem Besuch im Berg in der richtigen Reihenfolge wieder zurückkehrte. Melissa hatte schon schreckliche Geschichten gehört. Von Feuerhackern, die nie wieder analog zusammengesetzt werden konnten. Sie verbrachten den Rest ihrer Laufzeit in verlorenen Sektoren, bis die Plateaus zu voll war und sie der nächsten Systemwartung zum Opfer fielen.
Der Rücktransport war die Schwachstelle des Verfahrens. Ein häufiger Fehler, der dabei auftrat, war der Geschlechtertausch. Unter den Feuerwand-Kletterern gab es viele Androgyne.
Melissa lauschte der Übertragung. Wie Farbe in ein Wasserglas tropften die Töne durch Melissas Brustgeschirr in ihren Bauchraum. Dort lösten sie Wellen aus, die ihr Gehirn mit leuchtend bunten Wasserwolken überschwemmten. Das war angenehm kühl. Sie geriet in Versuchung. Aber Melissa musste aufpassen. Verletzungen des Patentschutzes wurden mit dem virtuellen Tod bestraft. Wer den Übertrag nicht vollständig ablieferte, war das nächste Mal nicht mehr dabei. Dazu war das Verfahren zu teuer.
Melissa liebte ihren Job. Während ihrer letzten Himalaya-Expedition war sie in eine Gletscherspalte gefallen. Es hatte Stunden gedauert bis der Hubschrauber da war. Von ihrem halberfrorenen Körper war nicht mehr viel übrig geblieben. Dank den Erkenntnissen der mordenden Medizin überlebte sie, ja sie konnte sogar weiter arbeiten. Die Feuerwand-Kletterer hatten sie gerne aufgenommen. Sie waren die Eliteabteilung eines multinationalen Konzerns, dessen Mitarbeiter teilweise bis zu 95 % aus künstlich erzeugten Implantaten bestanden. Melissa war im sogenannten Übersetzungsdienst tätig. Ein schöner Name für einen äußerst gefährlichen Job.
Die Spionagetätigkeit im 23. Jahrtausend sah ein klein wenig anders aussah, als in den Zeiten des legendären James Bond. Dr. No war inzwischen virtualisiert Die kleinen grünen Männchen waren noch immer nicht gelandet und die Begegnung der dritten Art hatte anders als erwartet statt gefunden. Man traf sich in den elektrischen Strömen eines gigantischen intergalaktisches eMail-Systems.
Melissa stutzte, etwas war heute anders. Die Feuerwand fühlte sich seltsam weich an. Vielleicht hatten sie den Code gewechselt oder eine andere Rasse war im System. Sie modifizierte ihr Programm und hörte plötzlich ein ohrenbetäubendes Kreischen. Die Feuerwand teilte sich und sie digitalisierte vollständig. Sofort schaltete sie auf Rückkehrbetrieb. Aber es war zwecklos. Die Virenjäger hatten schon die Kontrolle übernommen. Melissa wurde in den Quarantänesektor verschoben. Offensichtlich waren ihre Implantate zu wertvoll, um sie gleich zu löschen.
Sie fühlte sich immer noch als Einzelne. Das war ungewöhnlich, denn jeder, der ihr bislang von seinen Übergangserlebnissen erzählt hatte, konnte sich nur an das Auftauchen der Virenjäger erinnern. Dann spürten sie einen prickelnden Strom fielen ins Koma und nur etwa bei der Hälfte von ihnen gelang gelang die menschlich Wiederbelebung. Von unfreiwilligen Übergängen oder baufälligen Feuerwänden hatte Melissa aber noch gehört.
"Ist sie drin?"
"Ja, die Programme melden jedenfalls das Auftauchen der Virenjäger und sie wurde in die Quarantäne verschoben."
"Und jetzt?"
"Ich weiss nicht, wir haben noch nie jemanden rübergelassen, der das nicht wollte. Wenn ihre Implantate halten, hat sie eine Chance. Vielleicht wird sie kämpfen.“
„Ich hoffe, sonst gibt es Schwierigkeiten mit dem Budget. Wir haben schon zu viele verbraten. Lange werden die Sponsoren nicht mehr zuschauen.“
„Nur nicht die Nerven verlieren. Unsere Theorie stimmt.“
Melissa wusste, dass sie nicht wie ein kleiner Käfer auf einer Computerfestplatte saß, aber genauso fühlte es sich an. Dagegen zeigte ihr Bildgenerator im Kopf eine Gefängniszelle. Offensichtlich eine Schutzvorrichtung, damit sie nicht verrückt wurde oder ein Scherz der Programmierer. Aber das war jetzt unwichtig. Sie musste schnell feststellen, wo sie war und sich zum email-Client durchschlagen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Analyse abgeschlossen war und der Löschmodus gestartet wurde.
Hoffentlich war der Zellenwächter eine humanoide Idee. Melissa berührte blitzschnell den groben Klotz und assimilierte seinen Schließmechanismus. Mit Unbehagen dachte sie daran, dass die Feuerwand ungewöhnlich weich gewesen war. Wenn sie Programmteile fremder Rassen assimilierte könnte das im Konverter schlimme Folgen haben. Der Wärter war kein großes Hindernis gewesen. Aber außerhalb des Quarantänesektors wurde es ungemütlicher. Je mehr Kontrollpunkte sie assimilierte, desto schlimmer wurde das elektrische Rauschen in ihrem Kopf. Wenn sie nicht bald einen konvertierenden email-Client fand, würde sie sich in elektrische Impulse auflösen.
„Sie hat es beinahe geschafft. Wir stehen kurz vor dem Ziel.“
„Ich rufe die Kollegen aus dem Datenschutz an. Wenn sie tatsächlich durchkommt, haben wir den ersten immunisierten Trojaner.“
Der Bildgenerator in Melissas Gehirn, zeigte ein Tor. Es sah aus, wie ein großes O und ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen. Sie schloss den Ausgangskorb auf und ließ sich hineinfallen. Erleichtert vernahm sie eine künstliche Stimme, die ihre Konvertierung ankündigte.
„Was haben wir denn da?“, staunte der Pförtner, “ Sieht aus wie ein kleiner Käfer“. Er nahm das metallisch glänzende Tierchen auf die Hand und betrachtete es genauer. „Erinnert mich an meine erste Frau oder die nette kleine aus unserer Spezialabteilung," dachte er verwundert. Dann trug er das Wesen ans Fenster und ließ es fliegen.