KONTAKTE - Drei

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Aufschreiber

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Der nächste Morgen begann mit der Diskussion, wer von ihnen nun die Weckzeit des elektronischen Butlers gelöscht hätte.
"Ich war viel zu müde", verteidigte sich Nadine und streckte sich, bevor sie in der Hygienekabine verschwand. Kren trat an das Terminal heran, von dem aus die Hauptfunktionen der Wohneinheit kontrolliert werden konnten. Er betätigte verschiedene Schaltflächen. Auf dem Monitor erschien das Bild der Innenraum - Überwachung. Kren ließ das Video bis zu dem Moment zurück laufen, in dem sie beide zu Bett gegangen waren. Dann schaltete er auf Wiedergabe um. Was er sah, war ... seltsam.

Nadine hatte inzwischen ihre Morgentoilette beendet und kam, frisch duftend, in den Raum geschwebt. Sie trat zu Kren und schaute ihm über die Schulter.
"Was ist das?", wollte sie wissen.
"Das ist die Aufzeichnung der Innenraum - Cam von letzter Nacht."
"Quatsch! Glaubst du wirklich, ich sei die ganze Zeit ... ?" Nadine schüttelte heftig den Kopf.
Kren wandte sich um und nahm sie in die Arme.
"Tut mir ja leid, das sagen zu müssen, aber wenn nicht irgendwer oder irgendwas die Aufnahmen manipuliert hat, dann gibt es wohl keine andere Erklärung."
"Fahr noch einmal zum Anfang zurück!", bat Nadine. Kren tippte auf den Fortschrittsbalken, etwa an der Stelle, an der er vorhin gelandet war. Wieder startete er den Abspielvorgang. Man sah, wie Nadine sich aus ihrem Bett erhob, langsam durch die Räume ging und dabei verschiedene Dinge berührte, beroch, ja, sogar anleckte.
"Das ist ...", hauchte Nadine, "... gespenstisch." Sie verlangsamte das Video, stoppte, zoomte in das Bild hinein.
"Meine Augen!", rief sie überrascht.
"Was ist damit?" Kren war ein bisschen in Gedanken gewesen und lenkte seinen Blick nun wieder auf den Monitor. Er starrte auf das Bild, wandte sich wieder seiner Gefährtin zu und blickte in deren Augen.
"Das gibts doch nicht. Wie machst du das?" Er war ... von den Socken. Nadines Augen hatten einen goldbraunen Glanz angenommen. Die Pupillen schienen seltsam ... unrund zu sein.
"Wie mache ich was?"
"Geh bitte und schau noch einmal in den Spiegel!"
"Wie du willst." Sie kehrte in die Hygienezelle zurück. Nach wenigen Augenblicken kam sie wieder herein und zuckte die Schultern.
"Keine Ahnung, was du meinst."
Er fasste sie an den Schultern und studierte noch einmal ihr Gesicht.
"Es ist weg."

Nadine entwand sich seinem Griff und trat wieder an den Monitor heran.
"Sieht aus, als ... leuchteten meine Augen."
"Genau. Und das haben sie eben wieder getan. Sah eigenartig aus. Fast wie ... Katzenaugen."
"Du spinnst." Nadine tippte sich an die Stirn.
"Nein. Du siehst es doch selbst, hier ..." Kren zeigte auf das vergrößerte Standbild.
"Wer weiß, was das für ein Belichtungsfehler ist. Ich bin sowieso der Meinung, dass uns hier irgendwer einen Streich gespielt hat. Vielleicht Sandor, der ist doch so ein Bitschrauber?"
"Aber das wäre ja schrecklich. Stell dir vor, es hätte jemand einen Weg gefunden, die KI der Wohnung zu hacken!"
Nadine gab sich sorglos. Sie verschwand in der Küche und programmierte das Frühstück. Kren hingegen war fasziniert. Er ließ das Video weiter laufen. Der Spuk nahm kein Ende. Die Gestalt auf dem Bildschirm schien alles zu untersuchen. Schließlich wurde Kren die Zeit zu lang. Er ließ das Video im Queing Mode vorwärts rasen, bis zu dem Punkt, an dem sich Nadine zum Terminal begab. Dort stoppte er und tastete sich, Bild für Bild, weiter vor.
Da! Er zoomte hinein. Man sah ganz deutlich, dass die Gestalt im Video die Alarm - und Zeitplan - Funktion geöffnet hatte. Ein paar Bilder weiter wurde klar, dass Nadine tatsächlich nicht nur den Wecker abgeschaltet, sondern obendrein auch noch verschiedene Termine gelöscht hatte.

"Nadine!", rief er, "Komm doch bitte einmal her!" Nichts geschah.
"Nadine!" Keine Antwort.
"Butler!"
"Wie kann ich behilflich sein?"
"Wo ist Nadine?"
"Nadine befindet sich im Essbereich der Wohneinheit." Der Monitor belebte sich und Kren erkannte seine Liebste, die regungslos im Raum verharrte.
Er stürzte hinüber und erstarrte im Durchgang. Nadine stand, seitlich zu ihm, inmitten des Essbereiches. Sie wandte sich ihm zu und sah ihn an. Ihre Augen waren goldbraun und die Pupille nun eindeutig geschlitzt.
"Frgllikh, kligghanss Asshnaprijikosll."
"Was?", presste Kren hervor.
"Möchtest du ein Ei?" Nadine blinzelte ein paarmal. Anschließend waren ihre Augen wie immer.
"Was?" Kren brauchte einen Moment, um sich der Situation anzupassen. "Ja, bitte."
"Was starrst du mich denn so an?" Nadine hantierte am Synthesizer, stellte die Speisen und Getränke auf ein Tablett und trug alles zum Tisch hinüber.

Kren löste sich aus seiner Erstarrung und setzte sich zu ihr. Sie aßen schweigend. Als das Frühstück beendet war, erhob er seine Stimme:
"Hier passiert etwas ... sehr Seltsames. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht das Flottenkommando informieren sollten. Glaubst du, du bist fit, für eine Raumreise, die mehrere Jahrzehnte dauern wird?"
"Ach! Komm schon!", Nadine grinste. "Vielleicht sind es nur Nachwirkungen aus dem Illusor."
Kren ließ nicht locker. "Was ist, wenn es nicht so ist? Was ist mit deinen Augen? Was ist das für ein Zeug, das du immer von dir gibst? - 'Schnappkriosl' oder so?"
"Was weiß ich? Ich fühle mich nicht anders. Kann es nicht sein, dass du...?"
Er sprang auf, ergriff Nadines Hand und zog sie mit sich, vor den Monitor, auf dem nun wieder das letzte Standbild des Videos zu sehen war.
"Ich, also? Sieh einmal genau hin! Du löschst hier den Wecker und fast alle Termine für den heutigen Tag."

Nadine verfolgte gespannt die Vorgänge im Video. Immer wieder schüttelte sie den Kopf. Das Geschehen, das ihr gezeigt wurde, war einfach nur ... abstrakt, ja, ... verrückt. Sie spulte zurück, schaute andere Passagen an, sprang vorwärts, stoppte.
"Das, ... das ... das ist unmöglich. Ich habe tief und fest geschlafen. Ich habe ... " Sie verstummte.
"Du hast was?", hakte Kren nach.
Nadine wirkte verstört. Sie wischte sich über die Augenlider.
"Ich habe ... von diesem Katzenwesen geträumt. Es heißt ... Zrrgll. Es ..."
"Es ...?", Kren bewahrte mit Mühe die Geduld.
"Frgllikh!"

Kren wich zurück.
"Butler! Notr ...!"

Nadine oder was auch immer das war, sah ihn katzenäugig an.
"Sshnaphrutijikosll, gllishknaprijik!"
Er spürte, wie sich eine große Ruhe in seinem Kopf ausbreitete.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Aufschreiber,

Nadine ist Zrrgll? o_O Nein, wahrscheinlich nicht, aber sie mutiert offenbar tatsächlich. Höchst unterhaltsam.

"Was weiß ich? Ich fühle mich nicht anders. Dieser Zeilenumbruch ist gewiss nicht gewollt.
Kann es nicht sein, dass du...?"

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

freut mich, dass die Geschichte Dich beschäftigt. Es ist noch anders, das wird sich herausstellen ;o)
und ja, der Umbruch ist Unfug... Entferne ich gleich.

Beste Grüße,

Steffen
 



 
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