KONTAKTE - Dreiundzwanzig

Aufschreiber

Mitglied
R'Akso, der Botschafter der Pr'aksi, war zornig. Wieder einmal hatten sich diese Menschenverkäufer erwischen lassen. Reichte es nicht, dass das Imperium ein Auge zudrückte, was diese ... Geschäfte anging, solange sie sich auf das Reich selbst beschränkten? Nein, nun wurde auch noch die irdische Vertretung des Cäsarius damit behelligt. Das ging zu weit, er würde entsprechende Maßnahmen einleiten.
Das Besuchersignal riss ihn aus seinen Grübeleien. Jan Bechtler, der Intergalaktische Unterhändler, wartete im Vorraum. R'Akso drückte einige Knöpfe und aus der gemütlichen Grotte, in der er normalerweise arbeitete, wurde ein irdisches Büro. Diese Holo-Technik war eine der wenigen Besonderheiten, auf denen er bei seiner Versetzung bestanden hatte.
Er betätigte den Kontaktschalter und sagte: "Bitte schicken sie den Besucher herein!"

Bechtler war jung, sehr jung. Normalerweise hätte der Botschafter es abgelehnt, mit so einem ... einem ... Kind zu sprechen. Doch der Erdling hatte schon bei anderen Gelegenheiten gezeigt, dass das Äußere leicht zur Unterschätzung verleitete. Er war ein ausgesprochen angenehmer, aber gleichzeitig überraschend scharfsinniger Gesprächspartner.
Der Unterhändler trat ein und verbeugte sich auf die übliche Weise, die Respekt und Hochachtung ausdrücken sollte. Dann blieb er, in angemessener Entfernung von R'Aksos Schreibtisch, stehen.
"Ich grüße Sie, Herr Bechtler."
"Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Botschafter R'Akso."
"Bitte nehmen Sie doch Platz! Darf ich Ihnen etwas anbieten?"

Bechtler setzte sich bequem, aber nicht zu lässig, auf den Stuhl vor dem Arbeitstisch. "Ein Kaffee wäre willkommen", sagte er.
Sein Gastgeber kontaktierte die Assistentin, die im Vorraum genau solcher Anweisungen harrte. "Einen Kaffee, komplett. Und eine Karaffe T'Rogk, für mich."
"Bevor wir beginnen", erhob Bechtler seine Stimme, "möchte ich darauf hinweisen, dass die Umgestaltung ihres Arbeitsraumes für mich nicht notwendig ist. Sollten sie also lieber in der ihnen gewohnten Umgebung ..."
Der Botschafter ließ ein raues Lachen hören. "Da hat aber einer seine Hausaufgaben gemacht." Er wurde wieder ernst. "Nun, wenn es Ihnen egal ist, wäre es mir tatsächlich angenehmer, den Raum wieder umzugestalten."
Flink betätigte er einige Taster. Das Licht wurde dämmriger, die Wände formten sich zu gelblich-roten Felsen, von denen blaugrüne Lianen herab rankten. Es wehte ein warmer, leicht feuchter Luftzug, der den Duft frischer Erde mit sich brachte.

R'Akso betrachtete sein Gegenüber. Dem schien das neue Ambiente keine Probleme zu bereiten. Er nahm den Kaffee entgegen, den die Assistentin eben serviert hatte und trank einen kleinen Schluck. Dann richtete er seine grauen Augen auf das große Reptil, das ihm gegenüber saß.
"Wir wissen beide", hob er an, "dass der Handel mit menschlichen Frauen auf P'rak floriert."
"Das ist ein wenig übertrieben ausgedrückt. Tatsache ist, dass es eine steigende Anzahl irdischer Frauen gibt, die sich", er senkt die Stimme, " ... auch freiwillig ... bereit finden, auf unseren Planeten erotische Dienste anzubieten. - Was übrigens ein sehr gut bezahlter Job ist."
"Das ist uns bekannt. Dennoch wird ein beträchtlicher Prozentsatz der Personen einfach entführt und von Händlern illegal verkauft. - Ich habe hier ...", er entnahm seiner Jackentasche einen kleinen Speicherwürfel, "die aktuellen Berichte unserer Ermittler."
Er reichte den Quader über den Tisch.
Der Botschafter legte ihn auf die Lesefläche und überflog die Reports. Er gab sich erstaunt.
"Und das sind gesicherte Erkenntnisse? Nachgewiesene Fälle?"
"Leider ja", bedauerte Bechtler, "Und es ist klar, dass das bei weitem nicht der ganze Umfang der Verstöße ist."
"Glauben Sie mir bitte, dass mich diese Information zutiefst berührt. Ich selbst bin bisher von einer viel geringeren Schwere der Vergehen ausgegangen. Wenn ihre Daten stimmen, dann haben wir es hier mit einer interstellaren Mafia zu tun. Aber wie ist das ohne Hilfe irdischer Handlanger möglich? Die Erde hat ein perfektes Meldewesen. Niemand kann hier so einfach verschwinden. Könnte es nicht sein, dass auch ... Menschen in die Sache verwickelt sind?"

Jan Bechtler lächelte. Er hatte die Finte wohl erkannt. Wieder trank er von seinem Kaffee und lehnte sich dann bequem in seinem Sitz zurück. "Es ist durchaus möglich, dass es einzelne ... Komplizen ... der Menschenhändler gibt. Doch deren Anzahl dürfte sich im zweistelligen Bereich bewegen. Wie das Ganze leicht zu bewerkstelligen ist, haben wir ja am vorliegenden Fall gesehen. Nach dem Check-In am Raumhafen werden praktisch keine weiteren Kontrollen durchgeführt. Erst bei der Ankunft der Passagiere gibt es wieder Informationen über deren Aufenthalt. Und die, muss man leider sagen, lassen sich relativ problemlos manipulieren."
"Was schlagen Sie also vor?", wollte der Botschafter wissen.
Er fühlte sich ertappt, was den Ton der Frage ein wenig schärfer machte, als er es hätte sein sollen.
Das Lächeln auf dem Gesicht des Unterhändlers blieb unverändert.
"Meine Regierung schlägt folgendes Prozedere vor. Es werden für diese Vergehen empfindliche Strafen ausgesetzt. Die irdischen Sicherheitskräfte erhalten Vollmacht, erwischte Täter selbst zu behandeln, statt sie nach P'rak zu expedieren und dort der einheimischen Justiz zu überstellen. Die Pr'aksi sichern zu, dass sie ihrerseits alle bekannten Händlerringe ausheben werden und die Verantwortlichen, ohne Ansehen ihrer gesellschaftlichen Stellung, bestrafen."

"Das heißt, dass Sie fordern, unsere Bürger der irdischen Jurisdiktion zu unterwerfen?" Diese Frage klang nun doch deutlich ungehalten.
"Nein, ich fürchte, Sie interpretieren das nicht ganz richtig. Es geht uns darum, dass das Pr'aksische Rechtswesen diese Taten mit der nötigen Härte verfolgt. Die irdischen Behörden werden dann nur die von Ihrem Imperator festgelegten Maßnahmen umsetzen. Was wir wollen, ist, dass der ganze Aufwand entfällt, der aktuell an der Festnahme dieser ... Individuen ... hängt. Kein Transport mehr, sondern Verurteilung auf der Erde, natürlich ausschließlich im Sinne der Pr'aksischen Gesetzgebung."
R'Akso beruhigte sich wieder. "Und was geschieht menschlichen Helfershelfern?"
"Die unterliegen der gleichen Bestrafung. Das heißt, dass wir eine Strafe finden müssen, die entweder für beide Spezies gleich schlimm ist oder zwei gleichwertige Maßnahmen, für die entsprechenden Gegebenheiten der Spezies."

Der Botschafter schwieg einige Augenblicke lang. Dann sagte er: "Gut. Ich unterstütze die Vorschläge der Erdregierung. Ich werde sie meinem Imperator unterbreiten. In spätestens vierzehn Tagen treffen wir uns hier wieder. Sie sollten aber wissen, dass diese Vergehen bei uns bereits sehr empfindlich geahndet werden. Es ist fraglich, ob Sie den ... Menschen etwas Äquivalentes wirklich antun würden."
Bechtler erhob sich und trat hinter den Stuhl, wo er die gleiche Verbeugung zeigte wie bei seinem Eintreten.
"Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören." Damit wandte er sich um und verließ den Raum, ohne noch einmal zurück zu schauen.

* * *

Veam'In, die Präsidentin der Planeten von Yemn'In, war sehr zufrieden. Endlich fanden sich die Teloni und auch diese eingebildeten Pr'aksi bereit, ihr Volk als gleichberechtigt anzuerkennen. Was diese ... Erdlinge ... anging, so wollte der Herrscherin ohnehin nicht einleuchten, was die in den Reihen der "Interstellaren Elite", wie sie die lose Vereinigung der drei fortgeschrittensten Zivilisationen gern nannte, zu suchen hatten.
Andererseits konnte es ja nur von Vorteil sein, den Handel mit diesen ... Cretins ... zu forcieren. Die waren sicher auch noch für die Brotkrumen Yemn'ianischer Hochtechnologie dankbar, was soviel hieß, wie: Man konnte denen sicher allen Schrott verhökern. - Und das war die Stärke der Yemn'In.

Viel unangenehmer war allerdings die Kunde von einer - oder gar zwei - neuen intelligenten Spezies, die die Teloni und diese Menschen entdeckt haben wollten. Nun gut, am Auffinden der Ersteren waren ja auch ihre eigenen Wissenschaftler beteiligt. Schon allein dafür hätte ihnen etwas mehr Aufmerksamkeit zugestanden, fand Veam'In.
Mit welchem Recht galt ihr Volk als minderwertig, selbst wenn sie die meisten Technologien nur von den anderen Rassen ... übernommen hatten. Einige der größten Verbesserungen dieser Erfindungen stammten von den Yemn'In. Und die Vermarktung derselben war ... einträglich.

Die Präsidentin ringelte sich auf ihrem Kissen zusammen und ließ die Schlummerhaut über ihre geschlitzten Augen gleiten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das erste gemeinsame Abenteuer begann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Steffen,

sind die Yemn'In mit den Ferengi verwandt? ;)

"Ein Kaffee wäre willkommen", sagte er. Zeilenumbruch Sein Gastgeber kontaktierte die Assistentin, die im Vorraum genau solcher Anweisungen harrte. "Einen Kaffee, komplett. Und eine Karaffe T'Rogk, für mich."

... Anzahl irdischer ... Frauen ... gibt, die sich" Komma er senkte die Stimme, "(auch) um Himmels Willen keine Klammern in wörtlicher Rede. Ich würde es, Deinem Stil in dieser Geschichte entsprechend, so fortführen: ... auch freiwillig ... bereit finden, auf unseren Planeten erotische Dienste anzubieten.

Er reichte den Quader über den Tisch. Zeilenumbruch Der Botschafter legte ihn auf die Lesefläche und überflog die Reports. Er gab sich erstaunt. "Und das sind gesicherte Erkenntnisse? Nachgewiesene Fälle?" Zeilenumbruch "Leider ja", bedauerte Bechtler, "und es ist klar, dass das bei weitem nicht der ganze Umfang der Verstöße ist."

"Was schlagen Sie also vor?", wollte der Botschafter wissen. evtl. Zeilenumbruch Er fühlte sich ertappt, was den Ton der Frage ein wenig schärfer machte, als er es hätte sein sollen. Zeilenumbruch Das Lächeln auf dem Gesicht des Unterhändlers blieb unverändert.

Es werden empfindliche Strafen ausgesetzt kein Komma für diese Vergehen ausgesetzt.

"Nein, ich fürchte Komma Sie interpretieren das nicht ganz richtig.

"Und was geschieht menschlichen Helfershelfern?" Zeilenumbruch "Die unterliegen der gleichen Bestrafung.

Bechtler erhob sich und trat hinter den Stuhl, wo er die gleiche Verbeugung zeigte, ich glaube, hier kommt kein Komma hin wie bei seinem Eintreten.


Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

ich denke, es gibt diese "Geschäftemacher" überall, Leute, die weniger eigene Leistungen vorzuweisen haben, aber ihre Bedeutung durch Bauernschläue und Geschäftstüchtigkeit erlangen, was sie dann - aufgrund der daraus resultierenden finanziellen Macht - in diejenigen Kreise katapultiert, die sie ohne diese "Begabung" nie erreichen würden.
Also: Ja, ich denke, das Ferengi-Gen haben auch die Yemn'In.

Und wie immer vielen lieben Dank für Deine Hinweise!

Beste Grüße,
Steffen
 



 
Oben Unten